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Höchststufen-Auswahlorchester Nordbayerns begeisterte in den Mainfrankensälen mit sinfonischen Leckerbissen

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

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Bundesdirigent Ernst Oestreicher und Gastdozentin Isabelle Ruf-Weber führten das Höchststufen-Auswahlorchester des Nordbayerischen Musikbundes beim Konzert in den Veitshöchheimer Mainfrankensälen zu Spitzenleistungen.

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Mit enormer Spielfreude und außergewöhnlicher Präzision und Harmonie bereiteten die 61 jungen Ausnahmemusiker aus ganz Nordbayern den rund 250 Zuhörern einen einmalig schönen, vielseitigen und höchst anspruchsvollen sinfonischen Konzertabend. 

Die vierzehn bis  27 Jahre alten musikalischen Spitzen aus 28 Mitgliedsvereinen der Regierungsbezirke Ober-, Unter-, Mittelfranken, sowie der Oberpfalz hatten sich eine Woche lang in der Bayerischen Musikakademie Hammelburg in 45 Übungsstunden unter der Leitung des Bundesdirigenten Ernst Oestreicher sehr intensiv auf dieses Konzert vorbereitet und Werke der internationalen Blasorchesterliteratur einstudiert. Aus dem Landkreis Würzburg dabei waren der Eibelstädter B-Klarinettist Fabian Engert vom Musikverein Unterpleichfeld, der Trompeter Oliver Hummel vom Musikverein Gelchsheim und der Tuba-Spieler Fabian Neckermann vom Musikverein Baldersheim-Burgerroth. Sie hatten es nach einem Probespiel geschafft, Mitglied im renommierten Nordbayerischen Jugendblasorchester (NBJBO)  zu werden, das heuer sein 20jähriges Bestehen feiert.

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Zur diesjährigen Arbeitsphase in Hammelburg hatte Oestreicher sich mit der Schweizerin Isabelle Ruf-Weber prominente Unterstützung geholt.  Diese ist  seit September 2010 Lehrbeauftragte für Blasorchesterdirektion an der Hochschule Luzern und hat sich auch als Jurymitglied in internationalen Dirigier- und Musikwettbewerben sowie als Gastdirigentin bei verschiedenen Orchesterprojekten einen Namen gemacht hat . In diese Rolle schlüpfte sie nun auch in Hammelburg und beim Konzert. In den Registerproben unterstützte sie Oestreicher und die sieben namhaften Instrumental- Dozenten dabei, mit den jungen Musikern in Satz- und Registerproben technisch knifflige Stellen zu erarbeiten, an der Intonation zu feilen, das Rhythmusgefühl zu schulen oder dynamische Feinheiten heraus zu arbeiten. 

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Am Dirigentenpult stehend, holte sie dann auch beim Konzert, sich mit Oestreicher abwechselnd, das Beste aus den festlich in schwarz gekleideten Musikern heraus.

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Bei der jubilierenden Einleitung mit der vom Engländer  Philip Sparke 1984 für sinfonisches Blasorchester komponierten Jubilee-Overture brillierten festliche Blechbläserfanfaren, virtuose rhythmische Wendungen und  eine kontrastreiche, von vielen Taktwechseln geprägte Instrumentierung. Oestreicher hatte hier als excellenter Könner am Dirigentenpult die von ihm zu einem homogenen Klangkörper geformten Jungmusiker voll im Griff, wie dann in Folge auch Ruf-Weber.

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Sie dirigierte als erstes  "Hymn to the Sun with the Beat of Mother Earth",  der neuesten Komposition aus der Feder des erst 37jährigen japanischen Komponisten Satoshi Yagisawa, die die Natur und das Leben mit Leid, Freud und Kampf musikalisch zum Ausdruck bringt. Bei diesem  klangvollen Wechselspiel der Register bildete  die gesangliche Beschreibung eines Sonnenaufgangs und wie Phönix aus der Asche des Feuers entsteigt,  den emotionalen Höhepunkt. 

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Riesenapplaus und Bravorufe gab es dann auch für die phantastisch interpretierten armenischen Volksweisen „Armenian Dances Part I“ des nordamerikanischen Altmeisters Alfred Reed aus dem Jahr 1972 mit zarten, sentimentalen bis hin zu lebhaften und majestätisch klingenden Melodien.

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Keine Frage, dass Ruf-Weber auch das Rekruten-Spiel „Sacri Monti“ des mit ihr bekannten erst 34jährigen Schweizer  Musikschulleiters Mario Bürki dirigierte. Im Wallis verläuft von Visperterminen ins Valle Anzasca in Italien  einer der bedeutendsten "Sacri Monti" (Kapellenwege), der Bürki zu  dem gleichnamigen, grandiosen Tongemälde inspirierte. Als thematische Grundlage diente ihm dabei das mittelalterliche Gedicht "Stabat mater", das die Gottesmutter beschreibt,  welche ihren Schmerz um den Gekreuzigten besingt. Es ist  in den Anfangstakten von Sacri Monti hörbar: "Quando corpus morietur,  Fac ut animae donetur,  Paradisi gloria"  (Wenn unser Leib sterben wird, mach, dass der Seele gegeben werde, des Paradieses Herrlichkeit).

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Nach der Pause demonstrierte das Orchester mit den flotten amerikanischen Tönen von Stephen Melillos „Godspeed“, was übersetzt soviel wie „Mach’s gut“ bedeutet, eine imposante und gleichzeitig gefühlvolle Klangvielfalt.

Neueren Datums ist auch das von dem laut Oestreicher jungen amerikanischen Wilden  Steven Bryant im Jahr 2006 komponierte  "Radiant Joy", das in der Sprache von Funk/Jazz/Fusion das sinfonische Repertoire bereichert und strahlende Freude und  "good vibes" zum Ausdruck bringt. 

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Aus dem Jahr 2008 ist  das mit tollen, schweren Percussions-Effekten energiegeladene "Undertow" des ebenfalls noch jungen Amerikaners John Mackey.  Hier geht die energetische Anfangsmelodie nach mehreren Wiederholungen in einen sanften Strom von perkussiven Achtelnoten und dann in eine Gegenmelodie über, die langsam die Energie wieder auf das ursprüngliche Niveau lenkt bis hin zum explosiven Schluss.

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Konträr dazu stand der Schlusspunkt mit den imaginären Zeichentrickfilm-Melodien " Cartoon“ des 1945 geborenen Paul Hart, der zu den führenden zeitgenössischen Film-, Funk- und Fernsehkomponisten Europas gehört  Das Orchester verstand es grandios, die packenden und phantasievollen Trickfilmszenen vom Katz- und Mausspiel bis zum rasanten Finale musikalisch mitreißend zu interpretieren. 

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Bei allen gespielten Meisterwerken sinfonischer Blasmusik setzten sich immer wieder auch die Solisten exzellent in Szene. Das Konzert war so ganz nach dem Geschmack der Liebhaber der klassischen Blasmusik, unter denen allerdings nur ganz wenige aus Veitshöchheim waren.

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Nach Zugaben wie „Gum-Suckers-March“ von Percey Grainger zeigten sich sichtich auch die  Ehrengäste MdL Manfred Ländner, Bürgermeister Rainer Kinzkofer und stellvertretender Landrat Stefan Wolfshörndl  von der Leistung der Nachwuchsmusiker beeindruckt. 

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Für das NBJBO war das Konzert gleichzeitig „Generalprobe“ für den wichtigsten Auftritt des Jahres: Am Festwochenende zum Doppeljubiläum 60 Jahre Nordbayerischer Musikbund und 20 Jahre Nordbayerische Bläserjugend am 27./28. Oktober in der Konzert- und Kongresshalle in Bamberg gestalten die jungen Musiker das Galakonzert mit.

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