Gelungene Völkerverständigung - Gemeinde Veitshöchheim richtet schon zum elften Mal Internationales Workcamp der ijgd aus
Die Veitshöchheimer ijgd-Teilnehmer 2014 v.l.n.r. hinten Campleiterin Nastassia Tapunova (22, Weißrussland), Elisabeth Görtler (16, Landsberg - Deutschland) Kirke-Stina Kippel (18, Estland), Johanna Janser (18, Leutkirch - Deutschland), Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz, Zakariae Traimes (18, Belgien), Mark Gersdorf (16, Niederlande), vorne Oguz Ceyhan (18, Türkei), Markéta Fialová (17, Tschechien), Campleiterin Virginia Pozzi (19, Italien), Carme Vidal Quintáns (20, Spanien), Philippine Froidbise (20, Belgien) und Rieke Kuhlmann (16, Berlin - Deutschland)- es fehlt Lucas Benet (22, Spanien).
Ein gelungenes Beispiel für die internationale Völkerverständigung
Nicht alltägliche Gäste beherbergt seit dem 2. noch bis zum 17. August die Gemeinde Veitshöchheim im Naturfreundehaus. In dieser Zeit verbringen hier 13 junge Leute im Alter von 16 bis 22 Jahren aus Weißrussland, Deutschland, Türkei, Italien, Tschechien, Spanien, Belgien, Estland und Niederlande, um täglich fünf Stunden für etwas Sinnvolles zu arbeiten, Spaß zu haben und ohne hohe Kosten gemeinsam ihre Freizeit zu gestalten. Sie sind Teilnehmer eines internationalen "Work-Camps", das die Gemeinde in Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Bundesverein "Internationale Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd) bereits zum elften Mal ausrichtet. Auch drei Deutsche sind dabei, so Johanna Janser aus Leutkirch im Allgäu, Rieke Kuhlmann aus Berlin und Elisabeth Görtler aus Landsberg am Lech.
Tradition
Bereits von 1987 bis 1993 veranstaltete die Gemeinde alljährlich einen solchen Gemeinschaftsdienst. Diese wurden dann ab 1995 bis 2002 und 2005 durch Jugendfreizeiten mit Teilnehmern aus den Veitshöchheimer Partnerstädten abgelöst. Da jedoch in den Partnerstädten kaum noch Jugendliche Interesse für diesen für sie nahezu kostenlosen Jugendaustausch zeigten, entschloss sich die Gemeinde 2010, 2011, 2013 und auch heuer wieder, eines von bundesweit rund 100 Workcamps der ijgd zu ermöglichen.
Der Gemeinde kostet ihr vorbildlicher Beitrag zur internationalen Völkerverständigung rund 5.000 Euro. Bürgermeister Jürgen Götz: "Wir betreiben diesen Aufwand gerne, auch in der Hoffnung, dass hiesige Jugendliche die Möglichkeit nutzen, an Camps der Partnerorganisationen der ijgd im Ausland teilzunehmen." Diese seien nicht nur billige Ferien. Sie eröffnen nach seinen Worten interkulturelle Erfahrungsfelder und biete Jugendlichen einen Rahmen, in dem sie sich aktiv und selbstverantwortlich mit sich, mit Menschen aus anderen Kulturen und mit den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen können.
Leitung
Workshop Pizzabacken: m Hintergrund von links ASP-Leiterin Valentina Stele, Praktikantin Maria Weiß, Bürgermeister Jürgen Götz, die ijgd-Leiterinnen Virginia Pozzi und Nastassia Tapunova sowie ASP-Co-Leiter Julian Flittner.
Das ijgd-Camp leiten die 22jährige Weißrussin Nastassia Tapunova, eine studierte Dolmetscherin aus Minsk (rechts neben dem Bürgermeister) und die vier Sprachen beherrschende 19jährige Italienerin Virginia Pozzi aus Mailand (3.v.r.). Letzterer hat es als Workcamp-Teilnehmerin letztes Jahr hier in Veitshöchheim so gut gefallen, dass sie im März ein einwöchiges Leitungsseminar der ijgd absolvierte und wieder unbedingt nach hier wollte.
Aufgabe des Duos ist es, Gruppen- und Freizeitaktivitäten zu initiieren, die Eigeninitiative der Teilnehmer zu fördern und nach Möglichkeit die ganze Gruppe in Diskussionen und Entscheidungen einzubeziehen.
Täglich fünf Stunden im Einsatz auf dem Abenteuerspielplatz Holznagelhausen (Link auf Online-Bericht )
Die Ijgdler (linkes Foto ganz links: Lucas Benet (22, Spanien) - fehlt oben) helfen jeweils am Vormittag den Kindern bei den Workshops, beim Hüttenbau, wie in Bildmitte die 18jährige Estin Kirke-Stina Kippel aus Tallin oder der 16jährige Niederländer Mark Gersdorf aus Utrecht, der im Bild rechts gerade das Fußballspiel-Angebot am Mainsteg beaufsichtigt. Beide noch zur Schule gehenden Jugendlichen arbeiten gerne, wie sie sagen, mit Kindern zusammen. Aber nur die Estin will dementsprechend einmal Kinderärztin oder Sozialpädagogin werden während der Arien Robben-Fan das Jura-Studium anstrebt. Die Jjgdler helfen auch bei der Mittagsbetreuung, für die sich in der ersten Woche 123 Kinder angemeldet haben und geben hier das von Christiane Schuberts Firma "Vertouras" gelieferte Mittagessen aus.
Die internationalen Gäste erhalten für ihren Einsatz in Holznagelhausen zwar keinen Lohn. Unterkunft und Verpflegung im Naturfreundehaus ist für sie jedoch frei. Sie müssen somit nur ihre Reisekosten und eine Anmeldegebühr von 80 Euro entrichten.
Der Einsatz auf dem Abenteuerspielplatz ist von 8.30 bis 14.00 Uhr für alle Pflicht, ebenso als Höhepunkt eine Hüttenübernachtung mit Nachtwanderung. Auf dem ASP können alle ihre Ideen und Fertigkeiten einbringen, lernen wie ein Jugendprojekt durchgeführt wird, Arbeit in einem großen Team erleben, die deutsche Sprache im Alltag erlernen und viele neue Bekanntschaften knüpfen.
Ganz neue Erfahrungen
Für fast alle ist das Zusammenleben mit Menschen aus anderen Ländern, mit anderen Ansichten und anderer Mentalität eine ganz neue Erfahrung. Der Einsatz auf dem ASP ermöglicht es ihnen darüber hinaus, auch das etwa gleichaltrige 23köpfige ASP-Team näher kennen und den Umgang mit Nagel und Hammer zu lernen.
Alle fühlen sich hier wohl, nicht zuletzt ein Verdienst des aufgeschlossenen ASP-Teams, das eine super Zusammenarbeit ermögliche. So waren hier die ijgdler gleich am ersten Abend zu einer gemeinsame Grillfete eingeladen.
Das Naturfreundehaus - die ideale Unterkunft mit internationaler Küche
Wie die Mannschaft, so präsentiert sich auch die Küche international im Naturfreundehaus, das mit seinen Räumlichkeiten und dem grünen Umfeld ein ideales Quartier darstellt. Hier fühlen sich alle wohl und genießen die Abende im Garten nach den selbst zubereiteten Abendessen. Hier werden Sprachbarrieren überwunden. Das gemeinsame Kochen und Einkaufen gehört zum Gruppenleben des Workcamps. Hierfür und um in ihrer Freizeit mobil zu sein, stellt ihnen die Gemeinde den Gemeindebus für die Dauer des Aufenthalts zur Verfügung. Täglich übernehmen zwei andere den Küchendienst. Die jungen Leute entscheiden selbst, was auf den Speiseplan kommt und können so auch den anderen Teilnehmern Gerichte aus ihren Heimatländern vorstellen. Für die beiden Gruppenleiterinen heißt es haushalten, denn die ijgd stellt ihnen für das Essen nur vier Euro pro Tag und Teilnehmer zur Verfügung.
Ihnen steht es ansonsten frei, das Programm nach dem Arbeitseinsatz selbst zu gestalten und ob sie die von der Gemeinde angebotenen Ausflugsmöglichkeiten in die nähere Umgebung nutzen. So waren die jungen Leute schon zum Shoppen in Würzburg und haben eine Hofgartenführung mit der gemeindlichen Kulturreferentin hinter sich.. Begeistert sind die internationalen Gäste besonders vom Freibad, in das sie an allen Tagen freien Eintritt haben.
"Alle sind sehr froh und dankbar über die tolle Atmosphäre und die neuen Erfahrungen, die ihnen die ijgd und die Gemeinde Veitshöchheim ermöglichen." so lautete nach fünf Tagen Aufenthalt in Mainfranken beim 30jährigen Jubiläumsfest des Abenteuerspielplatzes das Zwischenfazit der Leiterinnen.
Am letzten Abend nach der großen Abschiedsfete werden in Holznagelhausen sicherlich die Tränen fließen.