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„So oder so ist das Leben“ - Ein bewegender Sommerabend mit dem Chor „Mit Herz und Stimme“ und dem Trio Clarino" in der Christuskirche

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Es gibt Konzerte, die klingen noch lange nach – nicht nur in den Ohren, sondern auch im Herzen. Das Sommerkonzert des Chors „Mit Herz und Stimme“, das am Sonntag gegen Abend im Rahmen der Reihe „Veitshöchheim macht Musik & Appetit“ in der evangelischen Christuskirche stattfand, war ein solcher Abend. Es war ein musikalischer Streifzug durch Stimmungen und Seelenlandschaften, durch Leichtigkeit und Ernst, durch Licht und Schatten – ganz im Sinne jenes Liedes, das dem Abend sein Motto gab:

„So oder so ist das Leben – so oder so ist es gut.
So wie das Meer ist das Leben – ewige Ebbe und Flut…“

Die Verse von Theo Mackeben hätten als poetische Klammer für das ganze Programm gelten können. Tatsächlich aber stand über allem der Aufruf: „Sing together!“ – ein schwungvoller Chorsatz des US-amerikanischen Komponisten Dave Perry, der den Auftakt bildete und zugleich eine Haltung ausdrückte: Musik als gemeinschaftliches Tun, als Verbindung über Grenzen hinweg.

Der Chor – stimmlich sicher, ausdrucksstark und fein geführt – ließ in seinem Programm unterschiedliche Klangfarben und Emotionen aufscheinen. Ein besonderes Leuchten lag über dem schwedischen „Sommerpsalm“ von Waldemar Åhlén. Sein ruhiger Fluss, die lichtdurchfluteten Harmonien und die poetische Naturbetrachtung ließen die Wärme der Jahreszeit musikalisch aufblühen. Ganz anders das temperamentvolle „Un poquito Cantas“ aus Spanien: Hier wurde das Leben besungen, wie es im Alltag Freude stiftet – mit Wein, Tanz, Musik und einem Hauch von Leichtigkeit.

Stärker ins Innere zielte die Auswahl an Gospels und spirituellen Liedern: Das weltbekannte „Amazing Grace“, in seiner schlichten Kraft und bewegenden Melodie, ließ einen Moment der Andacht entstehen. In „Everytime I feel the spirit“ wurde die rhythmische Energie der afroamerikanischen Tradition spürbar. Und mit „Way over yonder“, jener sehnsuchtsvollen Komposition von Carole King, zog ein Moment stiller Hoffnung durch die Kirche – die Vorstellung eines besseren Ortes, irgendwo jenseits der Sorgen. Christiane Matzewitzki und Andrea Huber stachen hier solistisch hervor.

Einen reizvollen musikalischen Kontrast setzte das Trio Clarino, dessen Mitglieder auf besondere Weise miteinander harmonierten: Matthias Ernst an der Klarinette, Claudia von der Goltz mit warmem, nuancenreichem Gesang und Bernhard von der Goltz, diesmal an der Gitarre. Gemeinsam entfalteten sie den Klangkosmos der Swing-Ära – mit Titeln wie Cole Porters „From this moment on“, Paul Kuhns „London by night“ oder dem beschwingten „It’s wonderful“. Die Leichtigkeit des Jazz, kombiniert mit feiner Klangkultur und sichtbarer Spielfreude, verlieh dem Konzert eine zweite, ganz eigene Farbe.

Dass hier ein musikalischer Geist am Werk war, der Brücken schlagen kann – zwischen Stilen, zwischen Ensembles, zwischen Ernst und Unterhaltung –, zeigte sich besonders im Wechselspiel zwischen Chor und Trio. Beide Klangkörper verband mehr als nur ein gemeinsamer Konzertabend: Es war die spürbare Freude am Musizieren, das offene Ohr füreinander und das gemeinsame Gespür für Atmosphäre.

Zum Finale erklang das traditionelle jiddische Lied „A bissl sun“ – vom Trio augenzwinkernd als Zugabe serviert, heiter und federleicht. Der Chor verabschiedete sich mit dem eindringlichen „He will listen to you“ von Mark Heard – ein ruhiger, berührender Schlusspunkt über das Vertrauen, gehört zu werden, selbst im Stillen.


Es war ein leiser Ausklang nach einem Konzert, das nicht nur unterhalten, sondern berührt hatte.

Das Publikum in der gut besetzten Christuskirche zeigte sich begeistert und griff zum Ausklang gerne zum bereitstehenden kühlen Getränk – ein kleines Extra an diesem musikalisch erfüllten Sommerabend.

Fotos Dieter Gürz

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