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Am Europatag, 9. Mai empfing die Gemeinde Veitshöchheim 21 Gäste aus der französischen Partnerstadt Pont-l’Évêque (Calvados)

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Pont-l’Évêque

Gruppenbild auf der Schlosstreppe mit den 21 französischen Gästen und ihren Veitshöchheimer  Gastgebern nach der Ankunft am Donnerstagabend  [in der vorderen Reihe 3. Bürgermeister Steffen Mucha, die Partnerschaftsbeauftragten Richard Landfried (Veitshöchheim), Eric Legoux (Pont L-Évêque) und Susanne Holzheimer (Bezirk Unterfranken) und 2. Bürgermeister Elmar Knorz]

Beeindruckt von der Gastfreundschaft der französischen Gastgeber vom 18. – 21. Mai 2023 war eine 20köpfige Veitshöchheimer Delegation von ihrer Bürgerreise in die französische Partnergemeinde Pont L-Évêque in der  Normandie zurückgekehrt, nicht ohne dass 3. Bürgermeister Steffen Mucha und Richard Landfried vom hiesigen französischen Partnerschaftskomitee eine Gegeneinladung aussprachen. Davon Gebrauch machte nun die französische Seite.  Vom 9. bis 12. Mai 2024 kam erstmals nach 2019 wieder eine Delegation aus Pont-L'Évêque zu Besuch nach Veitshöchheim.

Im Rathaussitzzungssaal hießen am Donnerstagabend um 18.30 Uhr (hinten an der Tafel stehend v.l.n.r.) Partnerschaftsbeauftragter Richard Landfried,  2. Bürgermeister Elmar Knorz und 3. Bürgermeister Steffen Mucha (der 1. Bürgermeister fuhr am gleichen Tag in die italienische Partnerstadt)  die  französischen Gäste bei einem Umtrunk und Häppchen herzlich willkommen, in einer Gemeinde, die von sich sagt, dass man hier gut leben kann, wie dann der mit französischen Untertiteln versehene Veitshöchheimer Imagefilm offenbarte.

902 Kilometer liegen zwischen Pont l‘Évêque und Veitshöchheim, wie auf dem vor kurzem auf der Wiese an den Mainfrankensälen aufgestellten Wegweiser zu lesen ist:

Zwei Gemeinden, eine aus der Region Calvados, eine aus Unterfranken, haben sich 1995 zusammengetan, so sagte Richard Landfried bei der Begrüßung der Gäste, um Gemeinsamkeiten zu entdecken, Unterschiede zu verstehen und um sich schätzen zu lernen.

Dafür hätten sich nun schon zum wiederholten Mal Bürger in einen Bus gesetzt und viele Stunden Fahrt auf sich genommen, um diesen noch immer wichtigen Zielen gerecht zu werden. Landfried "Wir wünschen euch und uns einen Aufenthalt, der viele Bedürfnisse und Wünsche abdeckt, einen Aufenthalt, der euch und uns in guter Erinnerung bleiben wird."

Veitshöchheims Partnerschafts-Komitee hatte für die französischen Gäste ein touristisch ansprechendes Programm zusammengestellt, das gleichzeitig auch viele gesellige Momente ermöglicht. Es stellt Franken in den Mittelpunkt, mit seinem Essen, seinen Weinen seinen Künstlern und, natürlich, mit seinen wunderbaren Familien.

So verbringen die Gäste die ersten beiden Abende  in den Gastfamilien. Bis auf zwei Neulinge unter den Gästen kennen sich alle schon seit vielen Jahren, manche schon seit dem Abschluss der Partnerschaft im Jahr 1995. Es ist bereits die 24. Begegnung. Elf Veitshöchheimer Familien kümmern sich um die 21 Gäste.

Am Freitag führt ein Tagesausflug nach Creglingen mit Stadtführung und Besuch der Kirche mit Riemenschneideraltar, Mittagessen in der "Alten Posthalterei", trifft man sich nach der Rückkehr um 17 Uhr zum Boulespiel am Minigolfplatz in Veitshöchheim und verbringt wieder den Abend in den Gastfamilien.

Am Samstag steht dann vormittags eine Schifffahrt nach Würzburg an mit Führung durch Stadt zur Residenz und der Nachmittag zur freien Verfügung bis zum Abschiedsabend um 19 Uhr im Bacchuskeller mit Essen und Weinprobe mit Claudia Schönmüller,  musikalischer Unterhaltung durch Rainer Schwander und Bernhard von der Goltz sowie der Siegerehrung im Boule-Spiel.

Am Sonntagmorgen heißt es dann um 8.00 Uhr das Gepäck zum Bus bringen und um 9.00 steht dann die Teilnahme am Gottesdienst in der Vituskirche und anschließend beim Florianstag an, bevor es dann um 12.30 Uhr wieder zurück nach Frankreich geht.

Partnerschaftsbeauftragter Eric Legoux (Pont L-Évêque) brachte seine Freude zum Ausdruck, wie schon bei der Altortweihnacht im Dezember 2023 wieder in Veitshöchheim zu sein. Legoux erinnerte daran, dass just an diesem Tag, am 9. Mai der Europatag alljährlich als Tag für Frieden und Einheit in Europa begangen wird. 

Anmerkung: Vor 74 Jahren, am 9. Mai 1950, machte der damalige französische Außenminister Robert Schumann einen Vorschlag, aus dem später die Europäische Union entstehen sollte: Seine Idee war eine enge politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit, die zukünftige Kriege in Europa undenkbar machen sollte – die Schaffung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Bis heute sind zu den Gründungsmitgliedern Frankreich, Deutschland, Italien, Niederlande, Belgien und Luxemburg noch 22 weitere Länder hinzugekommen. Die EU zählt heute 27 Mitgliedsstaaten.

Genau einen Monat vor der Europa-Wahl am 9. Juni, so Legoux, sei der Europatag eine gute Gelegenheit, um uns bewusst zu machen, wie angesichts des Ukrainekrieges die EU unser Leben einfacherer, sicherer und friedlicher macht. Gemeinsam seien wir stärker gegen Angriffe von außen, wirtschaftliche Schwierigkeiten oder im Kampf gegen die Klimakrise.

Susanne Holzheimer, Beauftragte des Bezirk Unterfrankens für dessen Partnerschaft mit dem Departement Calvados, in dem auch Pont L-Évêque liegt, bedankte sich im Namen des Bezirkstagspräsidenten Stefan Funk für das Engagement des Veitshöchheimer Partnerschaftskomitees nun schon seit 29 Jahren. Mit den Worten "Es lebe die Kommunalpartnerschaft zwischen Veitshöchheim und Pont L-Èvêque, die Deutsch-Französische Freundschaft, es lebe Europa" betonte sie, wie wichtig solche  Kontakte von Mensch zu Mensch sind, das gegenseitige Kennenlernen der Sprache und Kultur, der Verhältnisse und Denkweisen, was  zum Abbau von Vorurteilen und Erweiterung des eigenen Horizontes beitrage.

Fotos Dieter Gürz

Rückblick auf die Partnerschaft

 

Bereits seit 1991 strebten die  Veitshöchheimer mit dem im Departement Calvados unweit der berühmten Hafen- und Badestädte Deauville und Honfleur liegenden Ort Pont-l'Evêque eine Partnerschaft an. Die durch ihren Käse und ihren Apfelschnaps berühmte, auf halber Strecke zwischen Rouen und Caen liegende Stadt zählt zwar nur 3.700 Einwohner. Sie hat aber für 15 umliegende Gemeinden eine Mittelpunktfunktion. In die Partnerschaft wurden deshalb auch diese Gemeinden einbezogen.

Wie dieser Zeitungsartikel  zeigt, begab sich dann im Mai 1993 eine neunköpfige Veitshöchheimer Delegation auf "Verlobungsreise" in Frankreich, bei der der damalige Bürgermeister Rainer Kinzkofer zum Ritter einer Käsebruderschaft geschlagen wurde.

Im Mai 1994 kam dann eine 43-köpfige Delegation aus Pont-l'Evêque mit Departementsrat Gérard Pruvost an der Spitze nach Veitshöchheim.

Am 25. Februar 1995 war es dann soweit, dass die Bürgermeister Michel Touchard für Pont-I'Eveque und Rainer Kinzkofer für Veitshöchheim mit ihrer Unterschrift den Vertrag besiegelten, worin als Ziel dieser Partnerschaft formuliert ist, im Geiste der Freiheit und Freundschaft gegenseitige, ständige Bande zu knüpfen, den Austausch der Einwohner, insbesondere der Jugend, zu unterstützen, ein besseres gegenseitiges Verständnis zu fördern, zur Sicherung einer glücklichen Zukunft in einem geeinten Europa beizutragen.

"Hier haben Käse und Wein zusammengefunden", hatte damals Bezirkstagspräsident Raimund Schmitt befunden. Ein Zeichen dafür, dass im künftigen gemeinsamen Leben der Genuss eine Rolle spielen wird“,  so hatte er damals mit launigen Worten bemerkt, was sich dann im Nachhinein bis heute auch voll bestätigte.

Wie der neuerliche Besuch der Franzosen zeigte, wurden die damals vereinbarten Ziele bisher während der vierundzwanzig Jahre von beiden Seiten nicht aus den Augen verloren. Jedes Jahr fanden wechselseitig Bürgerreisen mit stets abwechslungsreichem Programm und persönlichen Begegnungen statt.

Bei Jugendcamps kamen Jugendliche aus Veitshöchheim und Pont-I'Eveque zusammen. Musiker und Musikgruppen vermittelten die Musik von Land und Regionen bei zahlreichen öffentlichen Konzerten. Das Orchestre l'Harmonie Municipale pflegt seit 2008 intensive Kontakte mit der Veitshöchheimer B27 Bigband.

Sportlich erfolgte im Basketball ein Austausch, war der damals noch in Veitshöchheim in der Jugend der TGV spielende Maxi Kleber in Frankreich dabei, inzwischen ein Basketball-Weltstar bei den Dallas Mavericks,

ln Ausstellungen, Vorträgen und Kochkursen brachte man sich gegenseitig die Besonderheiten von Natur, Kultur und Kulinarik nahe.

Sogar zu Rittern von Pont-I'Eveque wurden einige Veitshöchheimer von der Bruderschaft Confrérie Chevaliers du Pont-L'Evêque geschlagen.

Beim jährlichen traditionellen Käsemarkt in Pont-I'Evêque präsentieren Veitshöchheimer Wein, Bier und Wurst, im Gegenzug können Käse- und Calvados-Produkte aus der Partnerstadt auf dem Veitshöchheimer Weihnachtsmarkt verkostet und gekauft werden.

Durch all diese Begegnungen ist weit mehr entstanden als 1963, zum Zeitpunkt des Elysee-Vertrags zwischen Charles de Gaulle und Konrad Adenauer, für möglich gehalten wurde. Man darf nicht vergessen, dass Europa noch bis vor acht Jahrzehnten geteilt war zwischen Nationen, die sich nicht nur feindlich gegenüberstanden, sondern sich sogar in Kriegen gegenseitig zerstörten.

Motor der Partnerschaft war auf deutscher Seite von Beginn an Christel Teroerde, die ihr Amt als Partnerschaftsbeauftragte nach 20 Jahren unermüdlichen Wirkens voller Engagement im Mai 2015  mit Eva Trampe, der Tochter des Altbürgermeisters Rainer Kinzkofer, an eine junge adäquate Nachfolgerin mit Affinität zu Frankreich übergab. Diese war bei vielen Bürgerreisen in die Partnergemeinde dabei und auch während ihres Studiums zu einem Austausch in Caen gewesen. Im letzten Quartal 2023 wurde Trampe von Richard Landfried abgelöst, der mit seiner Frau Elisabeth seit zehn Jahren an der Jumelage beteiligt ist.

In den 29 Jahren des Bestehens der  Partnerschaft von Veitshöchheim mit dem Pays de Pont-l‘Evêque wurden viele neue Freundschaften  geschlossen und die Verbundenheit der beiden Gemeinden vertieft.

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