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7,8 Mio. Euro kostender Ausbau der 920 Meter langen Lindentalstraße in Veitshöchheim beginnt Ende Juni 2024 - 119 Anlieger informierten sich in den Mainfrankensälen über die zwölf über dreieinhalb Jahre gehenden Bauphasen

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Von Juli 2024 bis Ende 2027 müssen sich die Anwohner der 920 Meter langen Lindentalstraße und ihrer vielen Stichstraßen dreieinhalb Jahre lang auf vollgesperrte Teilabschnitte einstellen. Bei der Anliegerversammlung in den Mainfrankensälen am Montag, 22. April 2024 informierten  Bürgermeister Jürgen Götz (am Pult), links von ihm  Planer Hans-Ulrich Hossfeld mit seinen Technikern Dominik Schmitt und Jan Kowalczuk sowie rechts vom Bürgermeister von außen von der Energieversorgung Lohr-Karstadt und Umgebung Franz Ort (Leiter Gasnetz) Felix Gold (Leiter Stromnetz) und 2. Bürgermeister Elmar Knorz (Wassernetz) sowie von der Gemeindeverwaltung Klaus Kaiser (Bauamtsleiter), Marco Sauer (Tiefbautechniker) und Jürgen Hardecker (Leiter Tiefbau) über den Straßenausbau und die umfangreichen Kanalbaumaßnahmen und Leitungsverlegungen für das Wasser-, Gas-, Strom- und Kabelnetz.

Neben 6,1 Mio. Euro Baukosten verschlingt 1,3 Mio. Euro die Entsorgung von Bodenmaterial, da ab 1. August 2023 die neue Ersatzbaustoffverordnung (EBV) mit verschärften Regelungen in Kraft getreten ist, um mehr Recycling am Bau zu ermöglichen. Hinzukommen noch 0,4 Mio. Euro Planungskosten, sodass die Baumaßnahme den Gemeindehaushalt mit Gesamtkosten von 7,8 Millionen Euro belastet.

Die Gemeinde hat dazu Fördermittel beantragt. Nachdem die Regierung die Zustimmung zum vorzeitigen Baubeginn in der letzten Woche erteilt hat, hofft der Bürgermeister auf staatliche Zuwendungen für den Straßenbau von 1,2 Mio. Euro und für den Kanalbau von 250.000 Euro.

Die Gemeinde hatte zur Infoveranstaltung in den Mainfranken alle 280 Grundstückseigentümer und alle Mieter  eingeladen, um sie über den Umfang und Bauablauf des Projektes zu informieren und Verständnis und Transparenz zu erzeugen. Von den 153 laut Zählliste anwesenden Personen hatten sich 119 als Betroffene in die Unterschriftenliste eingetragen.  Nach den Worten des Bürgermeisters ist das Ganze aufgrund der Ausführung in zwölf Bauphasen und der vollgesperrten Teilabschnitte kein leichtes Unterfangen und wie die Fragerunde nach Vorstellung des Projektes durch Planer Hoßfeld zeigte, gibt es unterschiedliche Sichtweisen.

Laut Bürgermeister ist unstrittig, dass die von 1963 bis 1972 auf einer Länge von 920 Meter ausgebaute Lindenstraße  erhebliche Fahrbahn- und Gehwegschäden aufgrund der geringen Asphalt- und Schottertragschichten aufweist und aufgrund der Verkehrssicherungspflicht der Gemeinde ein Handlungsbedarf besteht. Als notwendig erwies sich auch die Erneuerung sämtlicher Leitungen, die zur Nutzung von Synergieeffekten in Zusammenarbeit mit der Energieversorgung hinsichtlich der Strom- und Gasleitung und mit den Versorgungsbetrieben der Gemeinde hinsichtlich des Kanalbaus und der Wasserleitungen erfolgt.

Rückblickend erfolgten 2015 eine Bestandsaufnahme durch Vermessung und 2016 Baugrunduntersuchungen und eine Notsanierung bzw. Schadstellenausbesserung. Im Februar 2017 hatte dann der Gemeinderat den Baubeschluss für den Ausbau der Lindentalstraße  mit umfangreichen Kanalbaumaßnahmen und Wasserleitungsauswechslungen gefasst. Ein Trost für die Anlieger: Sie müssen sich nicht wie damals noch angekündigt an den Straßenbaukosten beteiligen, jedoch wie alle Bürger im Ort die Kosten für den Kanal- und Wasserleitungsbau über die Gebühren und Beiträge mitfinanzieren.

Am 21. März 2017 hatte der Gemeinderat bei der Verabschiedung des Veitshöchheimer Radroutenkonzepts  festgelegt, dass in der Lindentalstraße die Radroute 5 verläuft.

Im Oktober 2023 hatte dann das Gremium die vom Planer Dipl.-Ing. (Univ.) Hans-Ulrich Hoßfeld aus Bad Kissingen vorgestellte Entwurfsplanung gebilligt.

Nicht zuletzt aus Finanzierungsgründen soll nun die Baumaßnahme in zwölf Bauabschnitten ab Juli 2024 bis Ende 2027 von der  Firma Grümbel Holding GmbH & Co. KG in Gössenheim ausgeführt werden, die der Gemeinderat am 9. April 2024 in nichtöffentlicher Sitzung beauftragte (Darstellung der zwölf Bauphasen nachstehend).

Planer Hossfeld erläuterte anhand von Folien ausführlich das Projekt und insbesondere auch, was für die Anlieger wichtig ist:

Alle Anlieger können bei auftauchenden Problemen wie Möbellieferungen während der Vollsperrung die im Infoschreiben aufgeführten Bauverantwortlichen kontaktieren bzw. diese bei den wöchentlichen Jour-Fix-Terminen persönlich ansprechen. Der Bürgermeister erklärte zur Nachfrage von Anliegern, wie lange die Vollsperrungen der einzelnen Bauphasen jeweils dauern, dass diese rechtzeitig im Mitteilungsblatt bekannt gegeben werden und auch in der Veitshöchheim-App (siehe nachstehender Link) eingesehen werden können.

Als problematisch wurde von einer Anliegerin der Schillerstraße die Vollsperrung dieser einzigen Sackstraße nördlich der Lindentalstraße während der Bauphasen 4 bis 6 angesehen. Eine Antwort, wie lange sie damit rechnen muss, konnte ihr keiner der Bauverantwortlichen im Saal beantworten. Anmerkung: Den nachstehenden Bauphasen-Folien nach zu schließen ist die Schillerstraße vom 4. Quartal 2024 bis einschließlich dem 3. Quartal 2025 tangiert.

Vorgesehen ist generell eine Fahrbahnbreite von 6,0 Meter in Asphalt und beidseits ein 1,5 Meter breiter gepflasterter Gehweg, was jedoch aufgrund der unterschiedlichen Verkehrsraumbreiten von 8,0 bis 10,0 Meter nicht überall möglich ist.

Zur  Verbesserung des Radverkehrs wird bergwärts auf der Südseite der Fahrbahn ein Schutzstreifen von 1,50 Meter markiert, der allerdings von der Schönstraße bis zum Setzweg wegen des beengten Straßenraums nur 1,25 Meter breit ist. Durch den Radfahrerschutzstreifen erhalten die bergwärts fahrenden Radfahrer eine verbesserte Sicherheitssituation. Unter drei möglichen Varianten hatte der Gemeinderat am 10. Oktober 2023 den Schutzstreifen auf der Südseite wegen des beschränkten Verkehrsraums mit starkem Gefälle als die beste Kompromisslösung festgelegt. Da in der 30er-Zone der Lindentalstraße die Rechts-vor-Links-Regelung gilt, werden die Radfahrer beim Bergabwärtsfahren abgebremst. Auto- und Radfahrer wurden hier laut Bürgermeister bewusst als gleichberechtigt eingestuft. Um die Verkehrssicherheit in der Lindentalstraße zu erhöhen, werden nach dem Ausbau Längsparkplätze aufmarkiert und in den nördlichen Einmündungsbereichen eine Zick-Zack-Markierung aufgebracht.

Von einer Anliegerin der Lindentalstraße wurde die Notwendigkeit der Markierung eines Schutzstreifens für Radfahrer stark bezweifelt, da nach ihren Feststellungen hier kaum Fahrradfahrer diese Straße nutzen, zumal oben an der Geithainer Allee nur wenige Meter weiter die Günterslebener ist und die Radfahrer aus der Gartensiedlung hier den Berg am Schulzentrum vorbei herunterfahren.  Der Bürgermeister verwies darauf, dass der in der Lindentalstraße vorgesehene Schutzstreifen der Beschlusslage des Gemeinderates entspricht, nachdem entlang der WÜ 3 kein Fahrradweg möglich sei.

Park-Probleme

Aufgrund des Schutzstreifens für Radfahrer können so Fahrzeuge nach Ausbau auf der gesamten Länge der Lindentalstraße nicht mehr auf der Südseite, sondern nur noch in den markierten Flächen auf der Nordseite ihr Auto abstellen. Das sind dann nur noch 38 statt bisher 52 Fahrzeuge. Der Stellplatzplan wurde laut Bürgermeister grob erstellt und ist noch flexibel. Zur geäußerten Kritik wegen der Reduzierung der Parkmöglichkeiten durch den Fahrradschutzstreifen erklärte der Bürgermeister, es sei nicht Aufgabe der Gemeinde Parkplätze auf öffentlichem Grund zu schaffen. Sofern, wie von einem Anlieger beabsichtigt, auf dem eigenen Grundstück noch Stellplätze auszubauen, was die Gemeinde laut Bürgermeister sehr begrüßt, können natürlich die Bordsteine nach Abstimmung beim Jourfix abgesenkt werden. Er appellierte zugleich an die Anlieger, die Garagen auch für ihre Autos zu nutzen und diese nicht wie vielfach beobachtet, auf der Straße abzustellen

Während der Bauzeit werden Ersatzparkplätze und am oberen Ende in der Sackstraße weitere Parkflächen für die Anlieger ausgewiesen.

Der Aufbau von Fahrbahn und Gehweg hat eine Höhe von 85 Zentimeter.

Die Gehwege erhalten wie in der Günterslebener Straße ein Betonpflaster.

 Aus hydraulischen Gründen müssen die Kanalrohre in der Lindentalstraße ausgetauscht und auf einen Durchmesser von 1200 Millimeter verstärkt sowie auch das Wasserleitungsnetz erneuert werden. Die Kanaldimensionierung unter erfolgte unter Berücksichtigung der Gebiete Sandäcker und Geisberg. Die Abflusssicherheit wurde erhöht durch Überrechnung mit verschärftem Regenereignis. 

Die Kanäle Günterslebener Straße und Schönstraße  werden über einen Bypass in der Heinestraße entlastet.

Für die Neuverlegung der Gas- und Stromleitungen der Energie wurden die erforderlichen Erdarbeiten mit der Maßnahme ebenfalls mit ausgeschrieben. Auch die Mikrorohrverbunde sind beinhaltet.

Für Glasfaser lässt die Gemeinde Leerrohre in der Straße verlegen, aber noch nicht ins Grundstück. Da die Gehwege gepflastert sind, könnten dort, so erklärte der Bürgermeister auf Nachfrage, bei einem Hausanschluss problemlos die Kopflöcher erstellt werden. Für den Anschluss von Gadheim und das Gewerbegebiet an das Glasfasernetz komme die Gemeinde in den Genuss der staatlichen Förderung, so dass sie nur zehn Prozent der Leitungsverlegungskosten zahlen müsse. Eine Anfrage bei der Telekom ergab, so  der gemeindliche Tiefbauingenieur Jürgen Hardecker, dass diese die Lindentalstraße nicht priorisiert. Die Gemeinde sei noch dabei, so ergänzte der Bürgermeister,  für das restliche Ortsgebiet ein Konzept zu erstellen und evtl. auch einen eigenwirtschaftlichen Ausbau in Erwägung ziehen. Das werde aber noch dauern.

Ergänzend führte der Bürgermeister aus, dass die Energieversorgung zurzeit eine kommunale Wärmeplanung für Veitshöchheim untersucht und dabei alle Szenarien beleuchtet. Falls eine Wasserstoff-Lösung kommen sollte, werden im Zuge des Ausbaus der Lindentalstraße die Gasleitungen bei der Erneuerung so dimensioniert, dass die Voraussetzungen für die Durchleitung von Wasserstoff erfüllt sind.

Zur Frage, inwieweit Reihengaragen einen Stromanschluss erhalten können, erklärte Felix Gold (Die Energie), dass geprüft werden müsste, ob ggf. ein Anschluss im Verbund mit Messeinrichtung vor Ort möglich ist.

 

 

 

 

 Fotos Dieter Gürz - Ausschnitte aus Folien des Ingenieurbüros Hossfeld-Fischer

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K
Fahrradschutzstreifen mit 1,25 Meter sind laut den aktuellen Regelwerken (ERA 2023, Novelle der RASt) gar nicht mehr zulässig. Dass ein Planungsbüro so etwas vorschlägt ohne Beachtung der aktuellen Gesetzeslage ist schon erstaunlich.
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B
Parkprobleme? In der Lindentalstraße parkt doch jeder wie er will, kurz gesagt es herrscht Narrenfreiheit! Ordnungswidrigkeiten durch eine Vielzahl von Falschparkern stehen hier auf der Tagesordnung. Sowohl die Polizeiinspektion Würzburg-Land als auch die Gemeindeverwaltung schauen hierbei tatenlos zu!
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