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Voller Sitzungssaal – geballte Information: Grünen-Vortrag "Warum eine Wärmepumpe auch im Altbau funktioniert" stieß auf reges Interesse - Bericht über Vortrag mit eigenen Recherchen ergänzt

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

An die 60 Gäste konnte der Vorsitzende Günter Thein des Grünen-Ortsverbandes Veitshöchheim am Donnerstagabend im Sitzungssaal des Rathauses zum Vortrag des Anlagenbauers Christian Störlein (im Vordergrund)  zum Thema „Warum Wärmepumpen auch im Altbau funktionieren“ begrüßen.

Nach dem Gesetz für Erneuerbares Heizen ist seit Januar 2024 der Umstieg zu mindenstens 65 Proent auf Erneuerbare Energien beim Einbau von Heizungen in Neubaugebieten verpflichtend, in kleineren Städten  für Neubauten außerhalb und für bestehende Gebäude beim Heizungswechsel spätestens nach dem 30. Juni 2028.

Mehr als ein Drittel des gesamten Energiebedarfs in Deutschland wird zum Heizen unserer Gebäude und zur Versorgung mit Warmwasser verbraucht. Dabei sind fossile Energien in den rund 41 Millionen Haushalten derzeit die Hauptwärmequelle: Knapp jeder Zweite heizt mit Erdgas, ein Viertel der Haushalte mit Heizöl.

Möglichkeiten des Umsteigens auf Erneuerbares Heizen (Screenshot BMWK)

 

Die Wärmepumpenbranche erlebte 2023 so in Deutschland mit 356.000 verkauften Anlagen ein Rekordjahr (2022 waren es noch 236.000 Stück). Andererseits bedeuten die 2023 verkauften 790.500 Gas-Kessel (davon 696.500 mit Brennwerttechnik) einen neuen Rekordwert und ein Plus von 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr (Quelle BMWK).

Um die Bürger über  Funktion, Betriebsweise und Vorteile der Wärmepumpentechnik auch in Altbauten aufzuklären, hatten die Grünen mit Christian Störlein einen kompetenten Anlagenbauer mit langjähriger Erfahrung eingeladen.

Störlein führte den Anwesenden drei Stunden lang die Einsatzgrenzen, optimalen Bedingungen sowie Vor- und Nachteile der Wärmepumpentechnik vor Augen und dass diese auch für viele Altgebäude geeignet ist, aber nicht für jeden Betreiber.

Die von seinem Großvater Otto Habermann 1961 in Kürnach gegründete Firma hatte nach der zweiten Ölkrise Ende der 70er Jahre im eigenen Firmengebäude erstmals eine Grundwasser-Wärmepumpe und eine Solaranlage installiert, die bis heute noch in Betrieb ist. Christian Störlein hatte nach seiner Meisterprüfung 2007 den Bereich der erneuerbaren Energien und alternativen Heizungstechniken wie die Wärmepumpe von der Planung, Installation, Inspektion bis zur Analyse ausgebaut und im Unternehmen etabliert, dessen Geschäftsführer er in dritter Generation seit 2018 ist.

Störlein verstand es, den Zuhörern zu vermitteln, wie eine Wärmepumpe funktioniert, was die Einsatzbedingungen sind, wie man sie betreiben sollte, wie wichtig die Regelung ist und man wissen sollte, was sie kann.

Er empfahl erst mal auszuloten, ob das eigene Haus dazu taugt (siehe auch nachstehender Link auf eine Eignungsanalyse).

Statement Günter Thein am Ende der Veranstaltung:

"Nach fast drei Stunden Vortrag vom Praktiker Christian Störlein und vielen beantworteten Fragen ging die Veranstaltung „Warum Wärmepumpen auch im Altbau funktionieren“ zu Ende. Nicht nur mir schwirrte der Kopf bei so vielen Zahlen und Fakten, doch trotz der anspruchsvollen Veranstaltung war das Interesse bei den 60 Besuchern deutlich zu spüren. Viele Besucher hielten bis zum Schluss durch und über weite Strecken wäre eine fallende Stecknadel zu hören gewesen. Viele Gespräche am Ende der Veranstaltung bestätigten meinen Eindruck, dass diese fundierte Veranstaltung gelungen ist. Ich bin deshalb sehr zufrieden, und denke, dass ein gutes Stück Sicherheit im wichtigen Bereich Heizung bei den Zuhörern erreicht werden konnte."

 Wie funktioniert eine Wärmepumpe? 

Wärmepumpen funktionieren, genau wie Kühlschränke, mithilfe eines Kältemittelkreislaufs. Das Kältemittel wird erwärmt, bis es verdampft. Der Dampf wird anschließend in einem Kompressor verdichtet, wodurch sich die Temperatur des Kältemittels erhöht. Nun wird die Wärmeenergie mithilfe eines Wärmetauschers an den Heizkreislauf abgegeben, um damit Wasser für die Heizung oder die Dusche zu erwärmen. Nach der Wärmeabgabe liegt das Kältemittel wieder in flüssigem Zustand vor und der Kreislauf beginnt erneut. 

Der Vorteil von Wärmepumpen ist, dass die Wärme prinzipiell aus Umweltwärme (Luft, Wasser oder Erdreich) gewonnen wird. Es ist zwar Strom für den Betrieb erforderlich, allerdings wird dieser nicht direkt zum Aufheizen genutzt. Dadurch kann mehr Wärmeenergie freigegeben werden, als elektrische Energie aufgewendet wurde. 

Für Neubauten sind Wärmepumpen inzwischen Standard. Aber auch viele bestehende Gebäude können ohne aufwendige Sanierung auf Wärmepumpen umgerüstet werden. Auch eine Fußbodenheizung ist keine zwingende Voraussetzung. Häufig können sogar die alten Heizkörper weiter genutzt werden (dann entfällt allerdings die Kühlmöglichkeit im Sommer), in anderen Fällen reicht es ggf. größere Heizkörper einzubauen.

In schlechter gedämmten Gebäuden kann auch auf hybrid betriebene Wärmepumpen zurückgegriffen werden. Dort wird die Wärmepumpe an besonders kalten Tagen durch einen fossil betriebenen Kessel unterstützt. Nach einer späteren Sanierung der Gebäudehülle kann dann dieser Kessel stillgelegt werden.

Grundsätzlich gilt, wer viel Energie verbraucht kann auch viel sparen. So lohnt es im Altbau immer, über den Einsatz erneuerbarer Energien nachzudenken. Mit ein paar Veränderungen an der Anlagentechnik können hohe Einsparungen und ein großer Teil zur Unabhängigkeit geschaffen werden. Das Alter und die Art des Gebäudes spielen hierbei lediglich eine untergeordnete Rolle.

Kosten und Förderung

Laut Störlein muss man bei einem Einfamilienhaus-Altbau für den Einbau einer Wärmepumpe mit Kosten zwischen 40.000 und 60.000 Euro rechnen.

Wer ab 2024 eine klimafreundliche Heizung einbaut, kann dafür eine Förderung erhalten. Vorgesehen ist eine Grundförderung von 30 Prozent der Kosten. Für den Austausch einer alten fossilen Heizung gibt es bis Ende 2028 zusätzlich einen Geschwindigkeitsbonus von 20 Prozent. Einkommensabhängig erhalten Haushalte mit einem zu versteuerndem Einkommen von bis zu 40.000 Euro jährlich noch einmal einen Bonus in Höhe von 30 Prozent. Die Boni können miteinander kombiniert werden. Die Förderung darf aber 70 Prozent der Kosten nicht übersteigen.

Allerdings betragen die maximal förderfähigen Ausgaben für den Heizungstausch  30.000 Euro für
ein Einfamilienhaus bzw. die erste Wohneinheit in einem Mehrparteienhaus. Der maximal
erhältliche Investitionskostenzuschuss für den Heizungstausch beträgt hier für
selbstnutzende Eigentümer – bei einem Fördersatz von 70 Prozent - also maximal 21.000 Euro.

Für viele Gebäudeeigentümer kann es attraktiv sein, die Wärmepumpe mit einer Photovoltaik Anlage auf dem Dach zu kombinieren. Vor allem im Frühjahr, Sommer und Herbst liefert sie grünen Strom für Warmwasserbereitung und wenn es draußen nicht ganz so warm ist auch für die Heizung. Aber auch die attraktive Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetzes und vermiedene Strombezugskosten machen die Kombination aus PV und Wärmepumpe interessant.

Je mehr Strom vom Dach für den eigenen Haushalt verbraucht wird, desto mehr lohnt sich die PV-Anlage. Bei der Planung der Anlagengröße sollte bedacht werden, ob zukünftig beispielsweise ein Elektroauto angeschafft oder ein Stromspeicher nachgerüstet werden soll.

Wird über die PV-Anlage mehr Sonnenstrom erzeugt als gerade benötigt, fließen diese Überschüsse in das öffentliche Stromnetz und werden vergütet. Überschüsse können auch in einem Batteriespeicher gesammelt werden und nachts oder an sonnenarmen Tagen den Strom für die Wärmepumpe und andere Verbraucher im Haus liefern.

Link auf Förderbestimmungen BMWK

Wichtige Ratschläge des Anlagenbauers für Wärmepumpen:

  1. 1. Die Anlage so einfach wie möglich halten (zu viele Bauteile und Komponenten führen zu Energieverlusten.
  2. 2. Die Wärmepumpe durchlaufen lassen  - im September einschalten und im Mai/Juni abschalten (auch keine Nacht- oder Teilabsenkung) - wichtig zur Stabilisierung des Kältekreises
  3. 3. Einstellungen nicht pauschal, sondern von der Außentemperatur und der Jahreszeit abhängig vornehmen.
  4. 4. Vorlauf so niedrig wie möglich einstellen. Die Wärmepumpe arbeitet nach der Heizkurve. Je höher die ist, desto mehr Strom braucht sie. 1° mehr Vorlauftemperatur = bis 2,5 % mehr Stromkosten.
  5. Die Anlage sollte das Haus bei minus 10 ° warm kriegen, denn wenn der Heizstab (= Direktstromverbraucher 6 kW) notwendig wird, führt dies zu einem Stromnetzproblem.
  6. 5. Die Energie muss abgenommen werden: So viel offene Heizkreise wie möglich.

 

Bei der Wärmepumpe ist auf viel zu achten.

Die Jahresarbeitszahl (JAZ) sagt etwas über die Effizienz der Wärmepumpe aus.

Das von Störlein empfohlene Kältemittel R 290 ist absolut ungiftiges, geruchsneutrale Propangas mit deutlichen Vorteilen.

 

 

Folien: alle Störlein - Fotos im Sitzungssaal: Dieter Gürz

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