Veitshöchheim feierte beim traditionellen Kirchgang der Vereine das Kirchweihfest als Tag der Ortsgemeinschaft
Es war ein imposanter Zug, der sich am frühen Sonntagmorgen von den Mainfrankensälen am Main durch die Obere Maingasse und der Kirchstraße zur Kirche und nach dem Gottesdienst auf dem gleichen Weg wieder zurück bewegte, vom Musikverein in Marsch gehalten.
Am Kirchweihsonntag hatte der Veitshöchheimer Bürgermeister Jürgen Götz die Veitshöchheimer Vereine und Gruppierungen zum gemeinsamen Kirchgang in die Vituskirche mit anschließender geselliger Zusammenkunft in die Mainfrankensäle eingeladen. Vor allem für die großen Ortsvereine war es trotz des frühen Treffpunktes um 8.30 Uhr keine Frage, dieser Einladung mit ihren Fahnenabordnungen und zahlreichen Mitgliedern Folge zu leisten. Der Kirchgang ist nach der Einführung zu Beginn der Amtszeit des Altbürgermeisters und heutigen Ehrenbürgers Rainer Kinzkofer vor 36 Jahren zur Tradition und ein fester Bestandteil im Veitshöchheimer Jahreskreislauf geworden.
Beim Festgottesdienst in der barocken Vituskirche freute sich Veitshöchheims neuer Pfarrer Christian Nowak, dass er nach der pandemiebedingten Pause bzw. der eingeschränkten Feier im vergangenen Jahr, er den Kirchweihsonntag als Tag der Ortsgemeinschaft erstmals mit den Vereinen und ihren Fahnenordnungen im Altarraum begehen könne.
Das Ortsbild von Veitshöchheim sei geprägt von so vielen wunderschönen Gebäuden und Orten, von denen die Vituskirche besonders hervorrage. Kirchweih erinnere daran, so der Pfarrer, dass die Kirche ein Haus aus lebendigen Steinen ist, eine Gemeinde, die hier ihr Zuhause bei Gott habe.
In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte Nowak denn auch die vitale Gemeinschaft, die wir als Fundament unseres Lebens, des Miteinander in unserem Alltag brauchen. Und genau dafür gebe es die Vereine, die kostbar, wichtig und bereichernd für unser Leben seien.
Der Priester verkannte jedoch nicht, dass sich für Viele durch die fortschreitende Digitalisierung ihre Interessenslage über die Vereine und Ortsgrenzen hinaus verändert habe und damit auch ihr ehrenamtliches Engagement. Doch brauche es auch weiterhin dieses Miteinander und Füreinander als Fundament jeder Gemeinschaft. So sei auch die Kirche kein Museum, sondern ein Gemeinschaftsort, wo das Wort Gottes Mut und Orientierung im Alltag gebe.
Die Kirchgänger kamen in den Genuss toller konzertanter Musik des Musikvereins unter der Leitung von Stefan Wagner. Die Musizierenden hatten nicht nur die üblichen Kirchenlieder einstudiert. Sie bereicherten den Gottesdienst mit ins Ohr gehenden und inhaltlich aussagekräftigen Musikstücken. "Klasse Leistung", war danach reihum zu hören.
So spielte das Blasorchester zum Einzug stimmungsvoll "Ich bete an die Macht der Liebe" des in St. Petersburg wirkenden ukrainischen Komponisten Dmitri Stepanowitsch Bortnjanski (1751–1825).
Nach der Lesung ließ das Orchester das von Friedrich Fietz komponierte Lied "Von Guten Mächten wunderbar geborgen" erklingen, dessen Text Dietrich Bonhoeffer kurz vor seiner Ermordung durch die Nazis in der aussichtslosen Situation der Haft als Weihnachtsgruß an seine Familie geschrieben hatte und das zum Ausdruck beispielloser Hoffnung und Kraft für viele Menschen wurde.
"Friends for Life (Freunde fürs Leben)", diesen positiven Gedanken drückt das in phantasievollen Melodielinien von Dizzy Stratford alias Jacob de Haan komponierte optimistische Stück aus, das der Musikverein nach den Fürbitten zu Gehör brachte.
Passend zur Kommunion erklang "Gott lädt uns ein zu seinem Fest" von Manfred Siebald, dem bekanntesten christlichen Liedermacher in Deutschland.
Und seine Darbietungen krönte das Orchester zum Auszug mit der klangvollen Dudelsackmelodie "Highland Cathedral", die von den Deutschen Ulrich Roever und Michael Korb 1982 anlässlich der Highland Games in Deutschland komponiert wurde.
Viel Spaß und Vergnügen hatten dann die rund 150 Mitglieder örtlicher Vereine, die nach der Kirche mit Bürgermeistern, dem Pfarrer und einigen Gemeinderatsmitgliedern wieder zurück zu den Mainfrankensälen zum Frühschoppen mit Weißwurstessen marschiert waren. Während der Musikverein mit volkstümlichen Weisen unterhielt, nutzten viele die Gelegenheit zum Gespräch miteinander und auch um mit dem Bürgermeister und den anwesenden Gemeinderäten auf dem so genannten „kleinen Dienstweg“ das eine oder andere Problem anzusprechen.
"Zusammen feiern, liebe Vereinsvertreter ist ja das Sahnehäubchen auf dem Alltag, Schließlich geht es in einem Verein nicht nur um die satzungsmäßigen Ziele, sondern auch um das Miteinander und die Geselligkeit." Mit diesen Worten bat Bürgermeister Jürgen Götz alle, mit ihrer wichtigen und wertvollen Arbeit für das Gemeinwohl hier in Veitshöchheim nicht nachzulassen und nachhaltig weiterzumachen. Als kleines symbolisches Dankeschön für ihr Engagement lud er alle im Namen der Gemeinde auf ein Getränk und zum Weißwurstessen ein.
Zuvor rief der Bürgermeister in Erinnerung, dass die Vereine ein breites Spektrum unterschiedlichster Angebote für jüngere wie reifere Menschen von Sport über Kultur bis zu sozialem Engagement repräsentieren und so unsere Gegenwart und Zukunft mitgestalten. Fast jeder, der eine sinnvolle und ausgleichende Freizeitbetätigung suche, könne in Veitshöchheim bestimmt ein passendes Vereinsangebot finden.
Die vom ehrenamtlichen Engagement seiner Mitglieder lebende Vereinsarbeit ist für den Bürgermeister ein wichtiger Bestandteil unserer Demokratie. Nur wenn viele Verantwortung übernehmen, könne die Gemeinschaft auf Dauer Bestand haben. So könnten auch Jugendliche erfahren, dass es sich lohnt, sich für eine gemeinsame Sache einzusetzen. Sie müssten ernst genommen werden in ihren Anschauungen und die Möglichkeit erhalten, ihre Vorstellungen umzusetzen.
Nicht zu unterschätzen sei die Integrationsaufgabe, die Vereine übernehmen, damit sich Neubürger möglichst bald hier am neuen Wohnort heimisch fühlen.
Erfreulich ist für Götz, dass auch heimische Betriebe in der Erkenntnis, dass ein attraktives der Vereine ein wichtiger Standortfaktor für die Unternehmen ist, diese durch Sponsoring unterstützen.
Beifall im Saal brande auf, als der Bürgermeister sagte: "Unsere Vereine haben im Gemeinderat und bei mir als Bürgermeister eine starke Lobby, und das soll auch in Zukunft so bleiben." In der Erkenntnis, dass die örtlichen Vereine mit ihren Angeboten zur hohen Wohn- und Lebensqualität von Veitshöchheim beitragen, leiste der Gemeindehaushalt durch nicht unerhebliche Zuschüsse seinen Beitrag. Die Gemeinde halte auch Sportstätten und Veranstaltungs- sowie Proberäume zu günstigen Konditionen vor.
Impressionen Festzug und Frühschoppen
Ein farbenprächtiges Bild bot sich am frühen Sonntagmorgen im Ortszentrum, als die Veitshöchheimer Vereine mit ihren Fahnenabordnungen und die von Bürgermeister Jürgen Götz mit Amtskette angeführte Minigruppe der Gemeinderatsmitglieder unter den Klängen des Musikvereins zur Vituskirche und nach dem Gottesdienst und der Fahrzeugweihe zu den Mainfrankensälen marschierten.