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Gemeinde Veitshöchheim feierte heute nach zweieinhalb Jahre Bauzeit mit Anwohnern die Fertigstellung der Kirchstraße

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

"Ich wünsche mir, dass mit Öffnung der Kirchstraße am Montag (14.11.) der Verkehr wieder unfallfrei fließen möge und dass das, was mit der Planung eigentlich beabsichtigt war, nämlich einen Verkehrsraum zu schaffen der geprägt ist von gegenseitiger Rücksichtnahme, in Erfüllung gehen möge."  Dies wünschte sich heute Nachmittag Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz am Ende seiner Ansprache, ehe er dann  symbolhaft ein Absperrband durchschnitt.

Vertreten waren auf dem Erinnerungsfoto an die Eröffnung v.l.n.r. Joachim Kessler (Tiefbautechniker Gemeinde), Marlene Goßmann und Ute Schnapp (Gemeinderat), Thomas Wieden (Planer), Oswald Bamberger (Verkehrsreferent Gemeinderat), Jürgen Arntz (Gemeinderat), Christian Nowak (Pfarrer), Daniel Scheiner (Polier Würzburger Pflasterbau  - WPB), Jürgen Götz (1. Bürgermeister), Elmar Knorz (2. Bürgermeister), Judith Faltl (Geschäftsführerin BFW), Michael Spies (Bauleiter WPB), Ernst Joßberger (Behindertenbeauftragter Landkreis), Ulrich Schätzlein (Geschäftsführer WPB), Günter Thein und Christina Feiler (Gemeinderat), Jürgen Hardecker (Tiefbauingenieur Gemeinde).

Seit Mai 2020 erfolgte der Ausbau des 225 Meter langen Abschnittes der Kirchstraße von der Oberen bis zur Unteren Maingasse als Verkehrsberuhigter Bereich. Von der Auftragssumme an die Würzburger Pflasterbau von 3,8 Mio. Euro entfielen 2,7 Mio. Euro auf den Straßenbau und 1,1 Mio. Euro auf die Infrastruktur im Untergrund. Nach zweieinhalbjähriger Bauzeit, elf Monate länger als ursprünglich geplant, konnte nun Ende Oktober 2022 der Ausbau der Kirchstraße abgeschlossen werden. Der Bürgermeister hatte deshalb heute um 16 Uhr die Anwohner im gepflasterten Bereich des Altortes zur Eröffnung auf den Kirchplatz vor der Vituskirche eingeladen. Das Wetter meinte es gut, so dass etwa 180 Leute nach den Reden von Bürgermeister, Planer Thomas Wieden und WPB-Chef Ulrich Schätzlein sowie der Segnung durch Pfarrer Christian Nowak sich gemütlich zusammensitzen und mit von Gemeindebediensteten servierten Bratwurst- und Leberkäs-Brötchen, Wein, Bier und sonstigen Getränken sowie am Stand der WPB mit Glühwein  die Fertigstellung feiern konnten.

Ein neues Podest hat der Eingang zur Vituskirche erhalten, auf dem der neue Pfarrer Christian Nowak den Segen für die nach seinen Worten neugestaltete "Lebensader Veitshöchheims" erteilte, die vor allem der Begegnung von Menschen diene, sei es, dass diese hier flanieren, in die Gastronomie einkehren, Ärzte,  Apotheke und sonstige Geschäfte aufsuchen oder in die Kirche gehen.
Wie Planer Thomas Wieden (links unten) erläuterte, wurde durch die Neugestaltung eine neue Aufenthaltsqualität geschaffen, die der Bedeutung des Altortes gerecht werde. So wurde die Fläche des Kirchplatzes selbst durch eine Reduzierung des Kirchenpodestes und von Einbauten vergrößert, was den Nutzen für Veranstaltungen und Feste deutlich erhöhe und den Kirchplatz somit als Zentrum der Gemeinde stärke.

In der räumlichen Folge wurden auch die Randbereiche an den Gebäuden bis zur Bahnhofstraße hin verbreitert, um mehr Aufstellfläche für die für den Ort so wichtige Außengastronomie und die Geschäftsauslagen zu erhalten.

Fußläufiger Verkehr hat nun Vorrang - Parken nicht zulässig

Bis auf die beiden Bushaltepunkte, die einen sogenannten Kasseler Hochbord erhalten haben, erfolgte der Ausbau der Kirchstraße niveaugleich ohne Kanten und Borde. Hierdurch ergibt sich eine nahezu ebenflächige und damit barrierefreie Ausbildung des Verkehrsraumes. Der Verkehr und insbesondere der Bus fahren zwar weiterhin durch den Altort. Durch die Einrichtung eines richtigen verkehrsberuhigten Bereiches wurde jedoch, so Wieden, den fußläufigen vor den fahrenden Verkehrsteilnehmern der Vorrang eingeräumt. Da hier auch das Parken mangels ausgewiesener Parkflächen verboten ist, hofft der Planer, dass sich Fußgänger nun gegenüber dem fahrenden Verkehr besser behaupten können.

Ein wesentlicher Punkt der Neugestaltung ist laut Wieden weiter, dass die Fahrspur am Altorteingang im Bereich des Fasanentores zum Hofgarten gegenüber der Einmündung der Oberen Maingasse auf eine Spur verengt wurde, nicht nur um dies als Auftakt des Altortes für den Verkehrsteilnehmer erkennbar zu machen, sondern auch um diesen wichtigen Hofgartenzugang, vom Main herkommend, nochmals zu betonen.

Der hier noch abgesperrte Bereich links muss noch durch Metallpfosten gesichert werden. Hier gibt es dann mehr Platz für Hofgartenbesucher, um sich auch in größeren Gruppen vor dem Tor zu versammeln, um dann einen Spaziergang durch den Hofgarten genießen zu können.

Die Randbereiche rechts der einspurigen Fahrbahn sind vorübergehend durch drei Pflanzkübel aus Beton gesichert. Sie werden durch von der LWG für Versuchszwecke geplante mobile Grüncontainer ersetzt.

Die blinde BFW-Geschäftsführerin Judith Faltl testete im Beisein von Bürgermeister Jürgen Götz und den Behindertenbeauftragten des Landkreises Ernst Joßberger (links) und des Veitshöchheimer Gemeinderates Christina Feiler (rechts) das auf beiden Seiten der Straßen links und rechts der Bushaltestellen installierte Blindenleitsystem. Dieses besteht aus Edelstahlindikatoren, die auf die fertige Platzfläche aufgebohrt wurden. Es kann bei Bedarf jederzeit ergänzt werden. Während das Leitsystem vor allem in den skandinavischen Ländern weit verbreitet ist, kommt Veitshöchheim hier in der Region eine Vorreiterrolle zu.

Die durchgehend aus verschiedenfarbigen Granitsteinen erfolgte Pflasterung ist im Sinne der Barrierefreiheit durch die ebenflächige Bearbeitung und Verlegung nicht nur besonders gehfreundlich, sondern weist laut Planer Wieden durch die gebundene Verlegeweise mit Betonunterbau eine wesentlich höhere Stabilität auf, als es in der Vergangenheit der Fall war.

Der Firma Würzburger Pflasterbau attestierte der Planer, mit viel Engagement, Ausdauer, Eifer, Erfahrung und Sachverstand eine hervorragende Arbeit abgeliefert zu haben. Es sei ein großes Glück gewesen, bei der deutschlandweiten öffentlichen Ausschreibung mit der Würzburger Pflasterbau eine ortsansässige Fachfirma für die Tiefbau- und Pflasterarbeiten erhalten zu haben. Sein Dank galt auch dem örtlichen Energieversorger, der die infrastrukturelle Versorgung im Altort wieder auf den neuesten Stand der Technik gebracht und auch die Beleuchtung erneuert habe.

"Einiges ist leider nicht so gelaufen, wie wir alle, die wir am Projekt beteiligt waren, es uns gewünscht hätten," bedauerte Bürgermeister Jürgen Götz. Ursprünglich sollte die Baumaßnahme bis Ende 2021 fertig sein. Etliche nicht vorhersehbare Behinderungen und zusätzliche Arbeiten hätten jedoch einen erhöhten Aufwand verursacht. So wurden  die Kanalhausanschlussleitungen einbetoniert vorgefunden, mussten Gasleitungen aufgrund zu geringer Tiefenlage ausgetauscht und neu verlegt werden, ebenso auch die Wasserleitungen mit den Hausanschlüssen aufgrund des schlechten Bauzustands sowie Stromleitungen aufgrund schadhafter Muffen.

Weiter waren zu Baubeginn Sicherungsmaßnahmen an der Hofgartenmauer sowie am Torbogen zum Betriebshof notwendig. Archäologische Funde von 20 Skeletten und Mauerfundamenten im Bereich des Kirchplatzes führten zu weiteren Verzögerungen, ebenso auch die durch die Coronapandemie mit den Störungen im Welthandel verursachten Lieferschwierigkeiten von Rohrmaterialien und Natursteinen sowie auch Quarantäneausfälle von Pflasterkolonnen.  Als Anfang Mai 2021 mit den Pflasterarbeiten begonnen werden sollte, traf die erste Teillieferung des Granitpflasters aus China  aufgrund des Rückstaus im Suezkanal erst Mitte Juli in Veitshöchheim ein.

Götz: "Für die Verzögerungen und die Einschränkungen, den Lärm und den Schmutz möchte ich mich persönlich und namens aller Beteiligten bei den Anwohnern und allen Betroffenen entschuldigen." Beim wöchentlichen Jour Fix hätten viele Probleme dort direkt angesprochen und behoben werden können.

Zu den umfangreichen Funden aus der Geschichte Veitshöchheims führte der Bürgermeister aus, dass der Bereich um die Kirche seit 7./8. Jahrhundert als Friedhof bis 1803 genutzt wurde, der heutige Kirchplatz früher bebaut war, die Häuser 1691  für den Kirchenneubau abgerissen wurden.  Die geborgenen Skelette würden in München in der Prähistorischen Staatssammlung archiviert und über die Funde hier am Kirchplatz noch eine Informationstafel installiert.

Für WPB-Chef Ulrich Schätzlein war die Baumaßnahme eine "Operation am offenen Herzen", die erfreulicherweise ohne größeren Unfall abgewickelt werden konnte, mit Widrigkeiten im Untergrund im Zuge des Bauablaufes, der nach sehr schwierigen, aber auch konstruktiven Diskussionen im Frühsommer 2021 angepasst werden konnte. Dessen Umsetzung konnte dann an der Oberfläche bis hin zum Umbau der Kreuzung an der Bahnhofstraße eingehalten werden, auch wenn so mancher Mitarbeiter seinen Sommer-Urlaub erst später antreten konnte.

Sein Dank galt insbesondere auch den Anwohnern für ihre Geduld und Rücksicht. Schätzlein: "Wenn immer wieder neue Gräben aufgemacht werden, die Laufwege geändert werden, sei es nicht immer leicht gewesen, Verständnis aufzubringen. Aber wir haben versucht mitzuhelfen, haben Einkäufe reingetragen und im wahrsten Sinne des Wortes Brücken gebaut."

Großes Lob zollte der WPB-Chef seinen Mitarbeitern für die schwere Arbeit, die sehr anstrengend war und körperlich bis an die Grenzen der Belastbarkeit gegangen sei. So waren weit über 100.000 Pflastersteine zu versetzen, Tausende Tonnen Beton und Schotter einzubauen.

Der Einbau des letzten Pflastersteins in Höhe des Hofgarteneingangs blieb am 21.10.2022 Bürgermeister Jürgen Götz vorbehalten, dem stehend v.l.n.r. Verkehrsreferent Oswald Bamberger, Tiefbautechniker Joachim Kessler, Planer Thomas Wieden, Tiefbauingenieur Jürgen Hardecker, WPB-Bauleiter Michael Spies und WPB-Chef Ulrich Schätzlein assistierten.

Foto Dr. Martina Edelmann

Bei der Eröffnung wurden an einer Schautafel historische Bilder rundum den Kirchplatz ausgestellt:

Fotos Dieter Gürz
Fotos Dieter Gürz
Fotos Dieter Gürz
Fotos Dieter Gürz
Fotos Dieter Gürz

Fotos Dieter Gürz

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