Erfolgreiche Werbeaktion der Freiwilligen Feuerwehr Veitshöchheim: Sie freut sich über 15 Teilnehmende am Basiskurs der Modularen Truppmann-Ausbildung (MTA)
Erfolgreich verlief die Werbeaktion der Freiwilligen Feuerwehr Veitshöchheim, neue Aktive zu gewinnen. Neun Quereinsteiger im Alter von 25 bis 47 Jahren und sechs 15-16jährige aus der Feuerwehrjugend (im Vordergrund) haben sich gemeldet, um am neuen Basiskurs der Modularen Truppmann-Ausbildung (MTA) teilzunehmen. Daneben ist auch aus Rieden ein Feuerwehrkamerad dabei. Unter der Leitung des Ausbilders Christian Mager (hinten links) werden sie nun in den nächsten drei Monaten im Feuerwehrhaus in 110 Übungseinheiten a 45 Minuten fit gemacht für den Feuerwehreinsatz. Der Kurs schließt mit einer Zwischenprüfung gegen Ende des ersten Quartals 2023 ab.
Zum Auftakt des MTA-Basiskurses war auch Bürgermeister Jürgen Götz (hinten 3.v.r.) ins Feuerwehrhaus gekommen, um als oberster Dienstherr der Feuerwehr den beiden Kommandanten Robert Robert (2.v.r.) und Florian Fischer (2.v.l.) sowie den Ausbildern [anwesend neben Mager Zugführer Michael Birk (2.v.l.) und Gruppenführer Gerd Backmund (re.)] für die Durchführung des Kurses zu danken. Wie er sagte, freue er sich sehr, in so viele Gesichter zu sehen, darunter auch von zwei Damen und so vielen Quereinsteigern, die "Gemeinsinn vor Eigensinn" stellen, um aktiven Dienst in der Feuerwehr zu leisten. Er fand es auch Klasse, dass aus der Feuerwehrjugend nun so viele den Lehrgang machen.
Die Feuerwehr sei hier in Veitshöchheim zwar gut aufgestellt, so Götz. Entsprechend der Ortsgröße und der Gefährdungslage, die sich aus dem großen Industriegebiet, den Kindergärten, Schulen, dem Altenheim und dem Reha-Werk, der Bundesstraße, der Bahn und der Schifffahrtsstraße ergibt, unterhält sie entsprechend einen Löschzug, der aus 22 Feuerwehrleuten besteht. Da es nicht möglich ist, dass jeder Feuerwehrdienstleistende rund um die Uhr verfügbar ist, schreibt das bayerische Feuerwehrgesetz vor, dass die Aktivenzahl mindestens das Dreifache betragen soll – dies wären im Fall von Veitshöchheim 66 aktive Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner. Zuletzt waren es aber nur 53 Aktive über 18.
Der Gemeinderat von Veitshöchheim sei zwar immer bestrebt, so der Bürgermeister, die Feuerwehr bestmöglich auszustatten, aber "Geld allein mache noch keinen Feuerwehrdienst aus". Ohne Aktive fahre kein Fahrzeug, bewege sich kein Schlauch und keine Rettungsschere. Deswegen sei es wichtig, genügend Aktive zu haben. Der Bürgermeister dankte deshalb allen, die gekommen waren, um sich für den Feuerwehrdienst ausbilden zu lassen. Er ist guter Hoffnung, dass nun bei der nächsten Hauptversammlung der Feuerwehr die Kurve der Aktiven wieder nach oben geht.
Unter den Kursteilnehmern ist auch Nadine Krämer, die sich nun im Alter von 33 Jahren als alleinerziehende Mutter eines viereinhalbjährigen Jungen ihren Kindheitstraum erfüllt hat, in der Feuerwehr Dienst zu leisten. Zweite weibliche Teilnehmerin ist die 16jährige Amelie Ludwig, die derzeit die Q 11 des Deutschhaus-Gymnasiums besucht und sich dort bereits im Schulsanitätsdienst engagiert hatte. Sie hatte bislang weder familiär noch im Bekanntenkreis eine Bezugsperson zur Feuerwehr. Ältester Kursteilnehmer ist der 47jährige Rachid Essamadi, der seit drei Jahren in Veitshöchhein wohnt, früher schon einmal als Helfer beim BRK tätig war und beim Blindeninstitut in Würzburg als Physiotherpeut beschäftigt ist.
Das Einsatzspektrum der Freiwilligen Feuerwehren ist den letzten Jahrzehnten immer vielfältiger geworden. Von der klassischen Brandbekämpfung bis hin zur immer vielfältiger werdenden technischen Hilfeleistung gibt es nahezu keinen Bereich mehr, in dem die Feuerwehren nicht tätig werden müssen. Sie bekämpfen Brände aller Art, sei es ein Mülltonnenbrand, ein PKW-Brand, ein Wohnhausbrand oder der Brand eines Reifenlagers in einem Industriebetrieb. Feuerwehren retten Menschen bei Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen, aber auch aus den oberen Stockwerken eines Hauses, wenn das Treppenhaus zu eng ist und sind zur Stelle wenn ein Hausbewohner sich nicht mehr meldet oder vermisst wird. Freiwillige Feuerwehren kümmern sich außerdem um auslaufendes Öl oder Gefahrstoffen, wie Säuren und Laugen. Genauso sind sie aber auch bei Tierrettungen zur Stelle. Feuerwehren sind bei Zug-, Schiffs- oder Flugzeugunfällen ebenso zum Helfen vor Ort, wie bei Schnee-, Sturm- und Hochwasserschäden.
Ziel der einsatzbezogenen und praxisnahen MTA-Basis-Ausbildung ist die Befähigung zur Übernahme von grundlegenden Tätigkeiten im Lösch- und Hilfeleistungseinsatz in Truppmannfunktion unter Anleitung, also das Erwerben von Kompetenzen, nicht das „Absitzen” von Stunden.
Sie beinhaltet alle Grundtätigkeiten und Kompetenzen, die ein Feuerwehr-Dienstleistender beherrschen muss. Dabei wird strikt auf eine gemeinsame Aufgabenerledigung innerhalb eines Trupps geachtet. Im theoretischen Teil werden Kennnisse über Rechtsgrundlagen der Feuerwehr und Organisationen, Brandklassen und Verwendung von Löschmitteln, Fahrzeug- und Gerätekunde, Schutzausrüstung, Schläuche und Armaturen, Beleuchtungs- und Warngeräte und vieles mehr vermittelt. In der Praxis lernen die Anwärter die Verwendung und den Umgang mit tragbaren Leitern, das Kuppeln einer Saugleitung, das Anlegen von Seilknoten und -stichen. Themen für die neuen Feuerwehrangehörigen sind auch physische und psychische Belastungen im Einsatz, welche Unterstützung sie im Fall eines Unfalls erhalten, sowie Wchtiges zu den Themen Einsatzhygiene, Verhalten im Einsatz (vor, während und nach dem Einsatz), Verhalten in der Öffentlichkeit und lebensrettende Sofortmaßnahmen.
Das Basismodul mit bestandener Zwischenprüfung berechtigt dann, je nach Alter, an Einsätzen mitzuwirken. Nach dem Basismodul nehmen die Absolventen im zweiten Baustein am Modul „Ausbildungs- und Übungsdienst“ teil. Dies erfolgt ganz bewusst nicht als eigener „Lehrgang“, sondern durch Teilnahme am regelmäßigen Übungsbetrieb der Feuerwehr über mindestens zwei Jahre. Hier bleiben die Auszubildenden nicht unter sich, sondern lernen die Abläufe, die Besonderheiten und die Einsatzkräfte ihrer eigenen Feuerwehr kennen. Die erworbenen Kenntnisse werden z.B. in den Einsatzübungen vertieft und gefestigt, dabei lernt der Auszubildende auch die Zusammenarbeit mit z.B. Atemschutztrupps.
Darüber hinaus ist aber der erfolgreich abgelegte Basismodul-Ausbildungsabschnitt Voraussetzung für weiterführende Fachlehrgänge und Leistungsprüfungen. So kann sich an den Basis-Baustein ein Funkmodul anschließen, bei dem den Floriansjüngern Kenntnisse über Funktechnik und –verkehr des neuen Digitalfunks näher gebracht werden. Dritter Baustein ist die Truppführerausbildung.
Foto und Text: Dieter Gürz