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Bei der Veitshöchheimer Gedenkfeier am Volkstrauertag gedachte Brigadegeneral Michael Podzus im Besonderen der Toten des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine.

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

 Kranzniederlegung

Der Volkstrauertag wird in  Deutschland als staatlicher Gedenktag für die Kriegstoten und Opfer von Gewaltherrschaft und Terror auf der ganzen Welt seit 1952 zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag begangen. Traditionsgemäß wurden so heute morgen auch in Veitshöchheim um 11 Uhr auf dem Ehrenmalplatz an der Vituskirche Kränze zum Gedenken niedergelegt. Dies taten v.l.n.r. für die  Bundeswehr Brigadegeneral Michael Podzus,  für die Gemeinde Bürgermeister Jürgen Götz, für die Sudetendeutsche Landsmannschaft Ortsobmann Karl Nausch und für den Sozialverband VdK Ortsvorsitzender Bernd Welti.

 

Die Heeresmusiker spielten unter Leitung von Oberstabsfeldwebel Michael Heinlein eingangs den Choral "Alles meinem Gott zu Ehren", zur Kranzniederlegung "Gute Kameraden", dann den Choral "Wir sind nur Gast auf Erden" und zum Schluss die Nationalhymne.

Die 3. Kompanie des Fernmeldebataillons 10 stellte den Ehrenzug der Bundeswehr

 

 

Zur Umrahmung der Gedenkfeier trug auch der Gemischte Chor des Männergesangvereins unter der Leitung von Stefan Schneider mit dem Lied "Die Rose" bei, einem Popsong aus dem Jahr 1979, der von Amanda McBroom für den Film "The Rose" geschrieben und von Bette Midler interpretiert wurde (deutscher Text Michael Kunze, Chorbearbeitung Pasquale Thibaut).

Am Ende des Liedes vom Guten Kameraden gaben die Böllerschützen der Sportschützengesellschaft vor dem Mittelbau des Rathaushofes mit drei Schüssen ein Ehrensalut.

Stand die Veitshöchheimer Gedenkfeier am Ehrenmalplatz an der Vituskirche 2015 neben dem Gedenken an die Opfer beider Weltkriege ganz im Zeichen der Pariser Anschläge und gedachte im gleichen Jahr der damalige Bundespräsident Joachim Gauck erstmals explizit der in den Auslandseinsätzen verstorbenen Bundeswehrangehörigen, so kam der diesjährigen Gedenkfeier angesichts des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine eine besondere Bedeutung zu.  So stellte der Standortälteste der Balthasar-Neumann-Kaserne Brigadegeneral Michael Podzus, der heuer turnusgemäß die Ansprache hielt, diesen Krieg  im 21. Jahrhundert, der nun bereits über acht Monate andauert, in den Mittelpunkt seiner Ausführungen.

Podzus: "Wir sehen aktuell Bilder, von denen wir gehofft hatten, dass sie sich gerade auf unserem Kontinent nicht wiederholen: Menschen, die vor Bomben in U-Bahnschächte fliehen, die sich an der Grenze von ihren Familien trennen oder gar für immer Abschied nehmen müssen an langen, frisch ausgehobenen Grabreihen. Wir sehen zerbombte und geplünderte Städte, grausame Massaker und wir trauern um die vielen gefallenen Soldaten und Zivilisten. Wir erleben, dass der Krieg als Mittel der Politik auch in Europa nicht ausgedient zu haben scheint und spüren, wie unser Glaube an ein
friedliches Miteinander erschüttert ist."

Russland führe einen Krieg, der ohne Legitimation und mit einer menschenverachtenden Brutalität unterschiedslos gegen Soldaten, Zivilbevölkerung und Infrastruktur geführt wird, der mithin auf die Vernichtung eines souveränen Volkes ausgerichtet ist. Russland habe mit dem Angriff auf die Ukraine erneut das Völkerrecht und alle Regeln der Nachkriegsordnung in Europa gebrochen.

Wie der stellvertretende Kommandeur der 10. Panzerdivision weiter sagte, richte sich die fürchterliche Aggression Russlands  aber nicht nur gegen die Ukraine. Vielmehr müssten wir erkennen, gar befürchten, dass es hier um die Verteidigung unserer westlichen Werte, insbesondere unsere Demokratie und die Menschenrechte geht.

Podzus: "Dieser Krieg betrifft damit uns alle. Das ukrainische Volk verteidigt mit unbeschreiblicher Tapferkeit und Entschlossenheit sein Land und damit auch die westliche, freie Welt! Wir sind gut beraten, die Ukraine in diesem Krieg zu unterstützen und unsere Bundeswehr wieder so aufzustellen, dass wir einem derartigen Aggressor etwas entgegenzusetzen haben. Wir alle – besonders auch die 10. Panzerdivision – werden uns auf manche Veränderungen und Herausforderungen einstellen müssen."

Der heutige Tag mahne uns vor dem Hintergrund der Aktualität erneut, unseren Frieden und unsere Freiheit nicht als selbstverständlich anzusehen sondern aktiv dafür einzustehen, auch wenn derzeit andere Themen die Politik oder den persönlichen Fokus beherrschen. Das gemeinsame Gedenken ist für den General auch ein Zeichen der Hoffnung für eine gemeinsame, friedliche Zukunft und die Verpflichtung, verantwortungsvoll mit dem Frieden und unserem Wohlstand umzugehen.

Totengedenken (vorgetragen von General Podzus)

Wir gedenken heute

an die Opfer von Gewalt und Krieg an Kinder,
Frauen und Männer aller Völker.

Wir gedenken

der Soldaten, die in beiden Weltkriegen starben,

der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.

Wir gedenken derer,

die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder das Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.

Wir gedenken derer,

die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern,

um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundes-wehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

Wir gedenken heute auch derer,

die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind.

Wir gedenken,

der Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in unserem Land.

Wir trauern mit allen,

die Leid tragen um die Toten und teilen ihren Schmerz.

Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.

Das Sprechen des Totengedenkens durch den Bundespräsidenten wurde 1952 von Theodor Heuss eingeführt. Der Text wurde im Laufe der Zeit mehrfach angepasst. Zuletzt änderte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier 2020 den Text in Reaktion auf die terroristischen, antisemitischen und rassistischen Gewaltakte der jüngeren Zeit, um an deren Opfer explizit zu erinnern.

2021 wurde diese neue Fassung bei allen größeren oder kleineren Gedenkveranstaltungen übernommen.

 Ehrenzug, Heeresmusiker, Chor und zehn Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine bildeten eine imposante Kulisse.

Ansonsten hielt sich das Interesse an der von der gemeindlichen Kulturreferentin Karen Heußner organisierten und moderierten Gedenkfeier in Grenzen.

Fotos Dieter Gürz

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