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Hoch- und Tiefgefühle aus Franken – »Dasdn und Dexde« in der Bücherei im Bahnhof Veitshöchheim

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Fränkisch und frei – Helmut Haberkamm

Nachdem Rafik Schami die Bücherei bzw. das Publikum mit seiner Fabulierkunst verwöhnt hatte, ging es am Donnerstag, 13.10., lyrisch zur Sache. Dass »Frankn nedd am Meer lichd«, war eine der ersten Erkentnisse des vielfach preisgekrönten, mittelfränkischen Dialektpoeten Helmut Haberkamm. Hier, am »Mee« immerhin, sorgte er mit mal forsch, mal heiter, mal nachdenklich und stets tiefsinnig Vorgetragenem für eine tolle Atmosphäre.

Haberkamm hat sich nicht nur als Lyriker, sondern auch als Dramatiker (zum Beispiel mit dem Musical »No Woman, No Cry – Ka Weiber, ka Gschrei«) oder als Initiator des fränkischen MundArt-Festivals »Ezerdla« einen Namen gemacht. Zusammen mit den geladenen Musikern »bejazzte« er schon so manche Bühne, etwa die des Fürther Stadttheaters.

Souverän und einfühlsam – das Trio Landscape

Etwas mehr als 30 Zuhörer lauschten den baritonalen Klängen von Haberkamms Stimme und den Rhythmen des Trios Landscape, bestehend aus Jens Magdeburg am Klavier, Gunther Rissmann am Kontrabass und Jens Liebau an den Drums.

Zu hören waren ausschließlich Eigenkompositionen des Pianisten. Gemeinsam führte das Quartett durch die Weiten und durchaus auch die Abgründe der fränkischen (Seelen-)Landschaften. Ein Blick über den Zaun, oder in die Corona-Ödnis, der verlorene Schulweg, das typisch fränkische Murren über kalten Kaffee – in vielen Gedichten konnte man etwas wiedererkennen, zeitweise sogar sich selbst.

Es wurde jedenfalls viel applaudiert, fast noch mehr gelacht und eine Zugabe nicht verwehrt. Schön, dass die Bücherei einmal wieder auf diese Weise zum Klingen gebracht werden konnte.

Applaus, Applaus – das Quartett bedankt sich

Wie wichtig kulturelle Veranstaltungen jeder Art sind, dürfte die Pandemie-Erfahrung auf verschiedenen Ebenen gezeigt haben. Leider drohen gerade Kleinkunstdarbietungen nun der nächsten Krise zum Opfer zu fallen, was auch das anwesende Quartett beklagte.

Mit seinem reichhaltigen Angebot zeigt Veitshöchheim Erachtens eine beispielhaft unterstützende Haltung, die Bücherei im Bahnhof schließt sich dem gerne an.

Text und Fotos: Astrida Wallat

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