Veitshöchheimer Theater am Hofgarten stieg im Gadheimer Kauppert-Hof bei seiner zweiten Freiluft-Premiere mit den Göttern auf den Olymp
Über eine tolle Premiere der Kömodie "Götter allein zu Hause" von Andreas Bernard freut sich das Ensemble des Veitshöchheimer Theaters am Hofgarten e.V. v.l. vorne sitzend die Musen Marina Bertignoll (Terpsichore), Birgit Wolf-Kroll (Thalia) und Anina Hornung (Euterpe,die Muse des Flötenspiels) sowie Markus Füller (Mars), dahinter stehend Anna Behr (Hermes), Kostümbildnerin Birgit Leimkötter, Carina Wohlfahrt (Athene), Manuel Seemann (Apollo), Petra Schwitkowski (Souffleuse), Autor Andreas Bernard, Conny Lyding (Hera), Sabine Werner (Aphrodite), 1. Vorsitzender, Regisseur und Schauspieler Bernd Schäfer (Hades), Charmaine Brunzel (Persephone) und 2. Vorsitzender Alexander Götz.
Der zweite Vorsitzende Alexander Götz bedankte sich zu Beginn bei der Landwirts- und Winzerfamilie Kauppert, die für die fünf Aufführungstermine ihren Hof und die Heckenwirtschaftsküche zur Bewirtung der jeweils 100 Gäste zur Verfügung stellt und kooperativ unterstützt.
Die begeisterten Besucher konnten so bei der Premiere nicht nur ein höchst vergnügliches Theaterspiel, sondern auch die frühere Heckenwirtschaftsatmosphäre der Kaupperts bei Wein und leckeren Köstlichkeiten genießen. Und die von Michael Lightbeer von Radio WürzburgTV und Michael Oppmann bereitgestellte Technik war so gut, dass der Straßenverkehrslärm vor dem Hoftor auf der mit täglich knapp 7.000 Fahrzeugen befahrenen WÜ 3 nicht weiter störte. Unter den Gästen war auch der Autor Andreas Bernard (am Tisch links vorne rechts), der das Stück 2016 in Musicalform als komplette Eigenproduktion der Theaterbühne Unterreit im Landkreis Mühldorf am Inn auf die Bühne brachte. Es handelt von griechischen Göttern, die sich in einem Machtkampf auf dem Olymp befinden und sich auch mit neuzeitlichen Problemen befassen
Bernard war nun sehr angetan von den schauspielerischen Leistungen des Veitshöchheimer Ensembles und der Art der Darstellung und Umsetzung seines Musicals ausschließlich in Sprechform auf der knapp bemessenen, von Peter Kern wieder zum Thema passend gestalteten Scheunenbühne.
Besonders imponierte dem oberbayerischen Autor, dass vor allem durch die als Ratschweiber herzerfrischend zwischen einzelnen Szenen agierenden drei Musen, im Bild dargestellt v.l. Marina Bertignoll (Terpsichore), Birgit Wolf-Kroll (Thalia) und Anina Hornung (Euterpe, die Muse des Flötenspiels), immer wieder auch ein örtlicher Bezug zur Sprache kam, so der Bau einer Mauer mit Burg in den Sandäckern oder der Brexit, der den Gadheimern den EU-Mittelpunkt bescherte.
Martina Bertignoll ist die Rolle von Terpsichore als stets fröhliche Muse, die es nicht leiden kann, wenn andere sich streiten oder unzufrieden sind, wie auf dem Leib geschrieben. Birgit Wolf-Kroll gibt sich als Thalia so, dass sie wie im Leben, auch bei den Musen gerne eine Führungsrolle innehat. Ensemble-Neuling Anina Hornung meistert die Rolle der meist sehr ausgeglichenen Flöte spielenden Euterpe.
Regie führt erstmals Vereinsvorsitzender Bernd Schäfer der zugleich als Hades eine der Hauptrollen verkörpert, der versucht, die Abwesenheit von Zeus zu nutzen, der wegen Burnout eine Reha in Lohr macht, um seinen Machthunger zu stillen und die Führung am Olymp zu übernehmen. Für seine Revolution konnte er den von Ensemble-Neuling Markus Füller exzellent gespielten Mars auf seine Seite ziehen, der gekommen war, um bei Zeus die Kriegskunst zu erlernen.
Doch Hades Frau Persephone, von Charmaine Brunzel voller Temperament perfekt gespielt, die anders als in der griechischen Mythologie, in der sie schon als Göttin zur Welt kam, vom Autor Bernard zu einem Menschen gemacht wurde, der seit seiner Entführung durch Hades in dessen Unterwelt lebt, ist von einer Anbetung der Götter und von einer Unterwürfigkeit weit entfernt.
Die ehemalige Sängerin schreckt nicht davor zurück, ihn mit Nudelholz, Teppichklopfer oder Peitsche bewaffnet, in die Schranken zu weisen und ihm auch die Ohren langzuziehen.
Besonders erbost ist sie, als der Götterbote Hermes (Bühnenneuling Anna Behr) an Hades per Nachname ein Paket von Beate Uhse bringt. Mars fragt sich denn, was für einen herrschsüchtigen "Besen" sich da der Hades in die Unterwelt geholt hat, während Persophones wiederum Mars mit der Bundesverteidigungsministerin verglich, die so wie er in Rom als Kriegsgott in Berlin keine Ahnung von der Bundeswehr habe.
Eine Hauptrolle spielt auch Conny Lyding als Göttermutter Hera als liebevolle Mutter, die ihren Mann Zeus lieber im Hintergrund unterstützt als sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Hades glaubt deshalb mit seiner Schwägerin leichtes Spiel beim Erlangen der Macht zu haben.
Hera zur Seite stehen ihre beiden Töchter bei ihrer Aufgabe, in der Abwesenheit ihres Mannes "Ordnung in den Sauhaufen" zu bringen. Die von Sabine Werner gespielte Aphrodite (links) ist die einzige Vernünftige in der Welt der Götter, die den Überblick behaltend in der Lage ist, ihre Mutter zu unterstützen.
Carina Wohlfahrt verkörpert voller Temperament ihre Schwester Athene (rechts).
Im Bild hält Athene die mächtigste Waffe des Olymps in der Hand, den Götterblitz von Zeus, den Hades zur Erlangung der Macht sich unbedingt aneignen will.
Carina Wohlfahrt versetzt sich toll in ihre Rolle, die freche, noch sehr junge Göttin Athene zu spielen, die Gummibärchen liebt und sich sehr gut an die heutige Zeit angepasst hat, jedoch in der Götterwelt immer noch als Kind angesehen wird.
Hades und Mars sind ständig auf der Suche nach dem Glücksbringer der Macht, aber vergeblich, da ihn Hera, Athene und Aphrodite ständig woanders verstecken.
Als Göttin der Liebe bleibt es nicht aus, dass Aphrodite Gefallen an Mars, dem Neuankömmling auf dem Olymp findet. Der jedoch findet sich nur auf spiritueller Ebene zu ihr hingezogen.
Für Belebung und Erheiterung am laufenden Band im weiten Rund sorgte der für schwierige Rollen geradezu prädestinierte Manuel Seemann in der Rolle als extravaganter Apollo. Er outet sich als jemand, der sich nicht wohl in seinem Körper als Mann fühlt. Als Apollolinaris sorgte er so zunächst für Ungläubigkeit und Chaos in der Familie des Zeus.
Aber gerade wegen seiner besonderen Art wird er in seiner weiblichen Rolle von Aphrodite bei der vom Götterboten Hermes gelieferten Neueinkleidung unterstützt.
Sofort macht Apollolinaris sich an den "schnuggeligen Typen" Mars mit einem Schlag von dessen Hand auf ihren Hintern ran, um ihn zu verführen.
Doch dieser läuft nach einem Kuss bedröppelt weg.
In einer folgenden Szene bringt Hermes ein weiteres im Internet bestelltes Paket mit einem aufreizenden Kleid für Apollolinaris, in dem sich diese sichtlich wohl fühlt.
Manuel Seemann war bereits geübt für einen solchen Auftritt in High Heels, sexy Netzstrumpfhose und schulterfreiem Cocktailkleid, moderierte er doch 2019 genau in dieser Verkleidung als blondmähnige Manuela den Weiberfasching des VCC.
Schließlich waren dem Götterboten Hermes die ständigen Paketlieferungen aus dem Internet an die Götterwelt auf dem Olymp in Rom zu anstrengend, so dass er für bessere Arbeitsbedingungen streikte.
Die drei Musen feiern schließlich mit Bier und Chips aus der "Tanke", über die Götter lästernd.
So als ob es Hades gehört hat, lenkt er, nachdem er gerade den Götterblitz des Zeus erhaschen konnte, auf Zuraten von Mars, der seinen Kriegshelm mit einem Peace-Kopfband getauscht hatte, plötzlich geläutert ein
und übergab den Götterblitz an die ob dieser unerwarteten Wendung völlig überraschte Hera.
Diese konnte nun mit dem Götterblitz endlich als Chefin den Olymp besteigen, was sofort von allen mit einem Tanz gefeiert wurde.
Großzügig schickte Hera als erste Amtshandlung Apoll auf die Erde zum VCC für seinen nächsten Auftritt bei dessen Weiberfasching.
Fotos Dieter Gürz