Der Ukraine-Krieg war ein wichtiges Thema beim Festakt zum 30jährigen Bestehen des Traditionsverbandes der 12. Panzerdivision in der Veitshöchheimer Kaserne mit Festansprache des Kommandeurs der 10. Panzerdivision
Die Festansprache von Generalmajor Ruprecht von Butler war ohne Zweifel der Höhepunkt des Festaktes, mit dem der 240 Mitglieder zählende Traditionsverband der 12. Panzerdivision im Casino der Balthasar-Neumann-Kaserne sein 30jähriges Bestehen feierte.
Die in Veitshöchheim stationierte und als "Fränkische Zwölfte" bekannt gewordene 12. Panzerdivision war nach 33 Jahren ihres Bestehens als Folge der allgemeinen Truppenreduzierung nach dem Ende des Ostblocks zum 31. März 1994 aufgelöst worden.
Nach dem bereits 1992 feststehenden Ende der Zwölften hatten zur Bewahrung vor allem der ideellen und geistigen Tradition sowie der Kameradschaft am 6. Mai 1992 in Veitshöchheim 71 Mitglieder den Traditionsverband mit dem „Fränkischen Rechen“ und der Würzburger Sturmfahne als Verbandsabzeichen gegründet.
Der 55jährige Ruprecht von Butler führt seit März 2021 die 18.000 Soldaten der 10. Panzerdivision in Veitshöchheim, die in 29 Verbänden auf fünf Bundesländer verteilt sind. Wie er sagte, wurde auch er am 1. Oktober 1986 in der damals von General Gert Verstl geführten 12. Panzerdivision Soldat im Panzeraufklärungsbataillon 12 in Ebern. Der Divisionskommandeur rief nochmals in Erinnerung, wie am 10. April 1965 in einer feierlichen Zeremonie auf dem Residenzplatz in Würzburg durch den damaligen Verteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel die 12. Panzerdivision der NATO unterstellt wurde und dann am 1. Oktober 1965 die ersten Einheiten in die Balthasar-Neumann-Kaserne (BNK) kamen und am 10.1. 1967 sein Onkel Peter von Butler mit dem Divisionsstab einzog.
Altbürgermeister Rainer Kinzkofer und seinem Nachfolger Jürgen Götz machte von Butler das Kompliment, dass damals etwas begann, was bis heute in besonderer Art und Weise anhält, nämlich die ganz besondere tief verbundene Beziehung eines Divisionsstandortes zu seiner Garnisonsgemeinde. "Die Art und Weise, wie wir uns hier seit 55 Jahren angenommen und akzeptiert fühlen, das ist schon etwas ganz Besonderes", so der General.
Am 25 März 1994 war es dann Rainer Kinzkofer, der als damaliger Bürgermeister die damals von Generalmajor Manfred Eisele geführte 12. Panzerdivision aus der Gemeinde verabschiedete. Die BNK blieb aber erhalten, wurde fortan zur Heimat der Panzerbrigade 36, von 2002 bis 2014 der neu aufgestellten Division Luftbewegliche Operationen (DLO) und seit 2015 der 10. Panzerdivision.
So schade auch die Auflösung der "Zwölften" für die Angehörigen der Division war, so war es laut von Butler doch auch nach Abzug der letzten sowjetischen Soldaten aus der wiedervereinten BRD ein Zeichen eines Zeitalters des Friedens und der Verständigung anstelle von einer Blockkonfrontation.
Um so bitterer würden doch die Bilder wirken, die wir heute sehen, wo nach 77 Jahren des Friedens in Europa ein Staat einen anderen angreift, ihm mit seinen 40 Millionen Einwohnern die Existenz aberkennt, Städte in Schutt und Asche legt, jeden tötet, der sich ihm in den Weg stellt, unterschiedslos zwischen Militär und Zivilisten, raubt, mordet, vergewaltigt.
Wir würden nun gut daran tun, so der Divisionskommandeur, die Ukraine in diesem Krieg zu unterstützen und unsere Bundeswehr wieder so aufzustellen, das wir einem derartigen Aggressor etwas entgegenzusetzen haben.
So spanne sich der Bogen von der 12. Panzerdivision, die für Frieden und Freiheit gerade hier in Franken in besonderer Art und Weise nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Zeit nach der Wiedervereinigung einstand, bis zur ihm heute anvertrauten 10. Panzerdivison, die in 2025 wieder die erste voll einsatzbereite Division für die NATO seine werde, wie es die Zwölfte damals 1965 bis 1994 wurde.
Ruprecht von Butler: "Ich bin sehr dankbar, dass wir den Traditionsverband 12. Panzerdivision haben, weil ich an ihm jungen Soldatinnen und Soldaten deutlich machen kann, wofür wir in der Bundeswehr stehen, wie sich unsere Geschichte entwickelt hat und was wir uns als Tradition bewahren wollen. Wir sind heimatverbunden, wir stehen für unsere Kameradinnen und Kameraden ein, wir verteidigen die BRD und ihre Verbündeten, wir verteidigen Werte."
Viele Ehemalige und auch einige Ehrengäste waren der Einladung des Verbandspräsidenten Oberstleutnant a.D. Wolfgang Hagedorn zur Jubiläumsveranstaltung gefolgt, um im Casino der Balthasar-Neumann-Kaserne gemeinsam auf 30 Jahre erfolgreiches Verbandsgeschehen zurückzublicken und einen Ausblick in die Zukunft zu wagen.
Nach der Begrüßung und dem Rückblick durch Präsident Hagedorn sprachen der stellvertretende Landrat Waldemar Brohm und Altbürgermeister Rainer Kinzkofer, anstelle des kurzfristig an Corona erkrankten Garnisonsbürgermeisters Jürgen Götz Grußworte, bevor dann der Divisionskommandeur, wie vorstehend aufgeführt, seine Festansprache hielt.
In all den Jahren seines Bestehens ist es nach den Worten des Präsidenten Oberstleutnant a.D. Wolfgang Hagedorn dem Verband gelungen, durch viele Veranstaltungen und Aktivitäten allen aktiven und ehemaligen Soldaten und Zivilbediensteten, die in aufgelösten und noch bestehenden Verbänden und Einheiten der „Zwölften“ ihren Verdienst versahen, die Erhaltung, Pflege und Weiterentwicklung der entstandenen persönlichen Beziehungen und Kontakte zu ermöglichen.
Mit Auflösung der Panzerbrigade 36 "Mainfranken" im Jahre 2002 haben sich auch deren Ehemalige dem Traditionsverband der 12. Panzerdivision angeschlossen. Wie Hagedorn sagte, werde die Traditionspflege der 12. Panzerdivision heute unter der Verantwortung der 10. Panzerdivision wahrgenommen. Seit August 2007 seien die Traditionsräume der 12. Panzerdivision und der Panzerbrigade 36 als Teil der Militärgeschichtlichen Sammlung offiziell anerkannt und genehmigt. Damit habe der Verband einen festen Platz in der Balthasar-Neumann-Kaserne. Er habe sich nicht nur in der Kaserne zu einer wichtigen Säule der soldatischen Gemeinschaft entwickelt, sondern sei auch aktiv in das Vereinsleben der Gemeinde eingebunden.
Als zentrale Aufgabe für die Zukunft sieht der Verbandspräsident aufgrund der sehr hohen Altersstruktur zur Bestandssicherung die Mitgliedergewinnung an. Nach einer Satzungsänderung können nun alle Interessierten Mitglieder im Verband werden. Es bestünden auch Überlegungen, die militärgeschichtliche Sammlung der "Zwölften" auf alle Großverbände am Standort zu erweitern. Überführt werden müssten in nächster Zeit alle Exponate in das neue Nachweisverfahren Museumswesen der Bundeswehr (Museum plus).
Das Blechbläserensemble Heeresmusikkorps Veitshöchheim unter der Leitung von Hauptfeldwebel Mathias Müller eröffnete den Festakt feierlich mit dem "Coburger Marsch", dem Marsch der 12. Panzerdivison. Die Musiker sorgten auch zwischen den Ansprachen mit Musikstücken wie "Mister Jums" und dem klangvollen "Games of Thrones" sowie zum Abschluss mit der Nationalhymne für stimmungsvolle Abwechslung.
Der stellvertretende Landrat und Margetshöchheimer Bürgermeister Waldemar Brohm outete sich in seinem Grußwort als ehemaliger Angehöriger der 12. Panzerdivision, bei der er von 1979 bis 1987 der PzPiKp 360 in Bad Mergentheim angehörte. Auch er brachte zum Ausdruck, dass sich seit dem Einmarsch der Russen in die Ukraine vor allem auch der Blick auf die Bundeswehr ein anderer geworden ist. Er sei zum einen allen unseren Soldaten dankbar, die unsere Menschenrechte und unsere demokratischen, freiheitlichen Werte verteidigen und zum anderen auch den 240 Mitgliedern, die den Traditionsverband der 12. Panzerdivision nach wie vor mit Leben erfüllen, an die Tradition und Geschichte der Bundeswehr erinnern und dazu beitragen, die Bedeutung der Bundeswehr für ein demokratisches und friedliches Miteinander zu vermitteln.
In die Bresche für das Grußwort des Garnisionsbürgermeisters sprang nach dessen kurzfristiger Verhinderung der 78jährige Altbürgermeister und Ehrenbürger Rainer Kinzkofer.
Wie er spontan sagte, haben die Veitshöchheimer die Bundeswehr nie nur als Wirtschaftsfaktor gesehen, sondern als erfreulicher, fester Bestandteil des öffentlichen Lebens in der Gemeinde. Ihre fachliche Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft, Kompetenz, Professionalität und ihr Friedensdienst sei in der aktuellen Lage wichtiger denn je.
Der Traditionsverband habe sich die Pflege der Kameradschaft auf die Fahne geheftet und er falle durch sein kreatives, auffälliges Engagement auch im Ort und darüber hinaus auf, ebenso auch durch seine ethischen Ziele und seine rechtsstaatlichen und freiheitlichen Werte. Dies trage zur notwendigen Akzeptanz der Bundeswehr bei. Kinzkofer wünschte dem Verband noch viele zufriedene und glückliche Jahre.
Auf eine gute Zukunft stießen denn auch die Festteilnehmer beim anschließenden Empfang im Innenhof der Casinogesellschaft an. Sie hatten dann nach dem gemeinsamen Mittagessen, es gab eine leckere Erbensuppe mit Kartoffeln und Wiener Würstchen, die Auswahl unter drei Führungen. Militärgeschichtliche Sammlungen stellten vor in Station 1 Oberstleutnant a.D. Gerald Dörfel der 12. Panzerdivision und in Station 2 Oberstleutnant Carsten Dyba der 10. Panzerdivision. Ein Bild über die neue Infrastruktur in der Kaserne vermittelte in Station 3 der Infrastrukturmanager Hauptmann Torben Vedder.
Bei der Kaffeetafel mit selbstgebackenen Kuchen klang dann beim kameradschaftlichen Zusammensein die Jubiläumsfeier aus.
Erinnerungsfoto Festakt 30 Jahre Traditionsverband 12. Panzerdivision v.l.n.r. stellvertretender Landrat Waldemar Brohm, Kommandeure der in der Balthasar-Neumann-Kaserne beheimateten Divisionen (auch links abgebildet) der 71jährige Generalleutnant a.D. Carl-Hubertus von Butler (kommandierte von 2005 bis 2009 die Division Luftbewegliche Operationen, Ehrenmitglied des Verbandes), dessen Bruder Generalmajor Ruprecht von Butler (seit März 2021 an der Spitze der 10. Panzerdivision, 55 Jahre alt), der 87jährige Generalleutnant a.D.Gert Ferstl (führte von 1986 bis 1989 die 12. Panzerdivision), Gründungsmitglied Helga Weigand, Brigadegeneral a. D. Ernst-Otto Berk (zuletzt bis 2014 stellvertretender Kommandeur der 10. Panzerdivision), Gründungsmitgied Oberstleutnant a.D. Horst Patron, Veitshöchheims Altbürgermeister Rainer Kinzkofer (trat vier Tage nach der Gründung dem Traditionsverband bei), Oberstleutnant a.D. Wilhelm Bohlen (von 2007 bis 2019 Verbandspräsident), Willi Witt (mit 93 Jahren ältestes Mitglied), ?, Verbandspräsident Oberstleutnant a.D. Wolfgang Hagedorn (seit 2019), Bernd Welti (VdK-Vorsitzender in Veitshöcheim), ?, Brigadegeneral Michael Podzus ( Standortältester und stv. Kommandeur 10. Panzerdivision).
Foto mit den drei Kommandeuren vorne (wie vor) und hinten Verbandspräsident Wolfgang Hagedorn, Altbürgermeister Rainer Kinzkofer und stv. Landrat Waldemar Brohm
Fotos Dieter Gürz
Der Traditionsverband 12. Panzerdivision verteilte an alle Anwesenden eine 43seitige Festschrift
Jahresprogramm 2022