Team der 10. Panzerdivision siegt beim ersten Crosssfit-Wettkampf der Bundeswehr
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Melanie und Andreas haben’s geschafft: Für die 10. Panzerdivision haben die Stabsärztin und der Hauptmann aus Veitshöchheim den ersten Crossfit-Wettkampf der Bundeswehr in Potsdam gewonnen. Den Throwdown-Pokal in der höchsten Kategorie „Elite“ wollen sie nun verteidigen – und trainieren schon fleißig für die zweite Auflage des „Bundeswehr Throwdown“.
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Hoch auf die Box, runter von der Box, und das auch noch synchron: Melanie und Andreas beim Synchro Burpee-Box Jump over, bei dem es darum geht, im Team so schnell und so oft wie möglich synchron nach einem Burpee über eine Box zu springen.
„Das war so ziemlich das anstrengendste, was ich in den vergangenen zwei Jahren gemacht hab‘“, sagt Andreas über den Wettkampf in Potsdam. Der 39-jährige angehende Familienvater ist Hauptmann im Stab der 10. Panzerdivision in Veitshöchheim. Zwei Tage lang mühte er sich in Potsdam mit seiner Team-Partnerin Melanie mit Deadlifts, Burpees, Kettlebell-Swings, Squats und Pullups – Begriffe, die der gewöhnliche Breitensportler kaum kennt und die mal exotisch, mal sehr anstrengend klingen.
Es sind einzelne Disziplinen, sogenannte „Workouts“, einer Sportart, die in Deutschland zunehmend beliebter wird: Crossfit. „Genau das, was wir Soldaten für unseren Dienst eigentlich brauchen“, ist Andreas überzeugt – ein funktionales Gesamtkörpertraining, das Kraftsport und Ausdauersport miteinander verbindet.
„Das Schöne daran ist, dass es sich auf den Dienst in der Bundeswehr voll übertragen lässt.“ Denn ein Panzergrenadier, der unter Gefechtsbedingungen von seinem Schützenpanzer absitzt, sollte eigentlich über eine solche Beweglichkeit verfügen. Vor allem deshalb seien in vielen Feldlagern in den Einsätzen der Bundeswehr bereits sogenannte Crossfit-Container aufgebaut worden, mit deren Ausstattung die Soldatinnen und Soldaten in ihren freien Minuten trainieren können.
„Kraftsport war mir zu monoton“
„Ich war immer schon sportlich aktiv“, sagt Andreas, für den FC Saarbrücken und den UVS Rheintal spielte er hochklassig Handball – ein Sport, beim dem Schnelligkeit und Kraft ebenfalls eine Rolle spielen. „Kraftsport war mir aber zu monoton, da begeisterte ich mich für Crossfit.“
Die Trendsportart kam um 2014 nach Würzburg, die Community wächst auch in der Bundeswehr Jahr für Jahr. Seither stählt er sich in der Würzburger Crossfit-Box, einer Art Fitness-Center, mit Übungen, den sogenannten Workouts, die die olympischen Sportarten Gewichtheben, Turnen und Leichtathletik miteinander verbinden.
Dabei kommt es auf die eine möglichst hohe Anzahl von Wiederholungen und Schnelligkeit an – und ja, synchron sollte das im Team auch noch sein. Mehrere Workouts von unterschiedlicher Dauer sind vorgesehen.
„Es können mal nur drei Minuten sein oder gar 40“, erklärt Andreas. „Manchmal hebt man das doppelte des eigenen Körpergewichts, fährt dann 2000 Meter Rad, und muss synchron auf eine Box und wieder herunterspringen.“
Die Kettlebell, ein kugelförmiges Gewicht mit Henkel, das aus der Hüfte geschwungen wird, Stand für das Logo des Wettkampfs Pate. Pullups (Klimmzüge), Deadlifts (Kreuzheben), Squats (Kniebeugen), Burpees (Liegestützen mit Strecksprüngen) sind dagegen eher bekanntere Fitness-Übungen.
„Wir waren alle ein großes Team“
„Wir waren recht gut vorbereitet“, erklärt Melanie ihren Sieg beim Throwdown. Es habe sich schon während der einzelnen Workouts abgezeichnet, dass sich ihr monatelanges Training gelohnt hat. „Man merkt während des Wettkampfs, ob’s gut läuft oder nicht.“ Dabei entstanden bei diesem Wettbewerb noch nicht einmal Konkurrenzkämpfe: „Das war der erste Wettkampf, bei dem es keinen Erfolgsneid gab. Jeder hat den anderen angefeuert, die Stimmung war sehr gut. Wir waren alle ein großes Team.“
Melanie hat schon einige Wettkämpfe bestritten, zuletzt als „fitteste Frau der Bundeswehr“ den Military Fitness Cup gewonnen. Zum Crossfit gekommen ist sie ganz ähnlich wie ihr Team-Partner: „Ich wollte mehr machen als nur Kraftsport.“ Als Offizieranwärterin im Sanitätsdienst studierte die gebürtige Nürnbergerin an der Universität Würzburg Medizin, stieß auf eine Crossfit-Box, die man sich als eine Art Fitness-Studio vorstellen kann. Melanie begann zwei, dreimal die Woche zu trainieren, „und dann hat mich das nie wieder losgelassen“. In kleinen Gruppen trainierte sie zusammen mit anderen Soldaten, Polizisten, Ärzten, meisterte eine 24-Stunden-Challenge und landete bei ersten Wettkämpfen. So stieß Melanie auf Andreas, der sie für den Bundeswehr Throwdown begeisterte. Er war in Sozialen Medien darauf aufmerksam geworden. „Primär ging es uns einfach um den Spaß an der Sache“, sagt Melanie – und dann kehrten sie auch noch als Sieger heim.
Angemeldet haben sich die beiden als Mixed-Team „EK? Na klar!“ – eine Anspielung auf den Einzelkämpferlehrgang, den beide erfolgreich absolviert haben. Und natürlich sei es wichtig gewesen, den Sieg in der Kategorie „Elite“ als Team im Namen der 10. Panzerdivision zu erringen, denn die hat mit dem schwarzen Löwen auf goldenem Grund ein Wappentier, das zum Crossfit passt: löwenstark und katzenschnell.
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Toe to Bar bis zum Sieg: Stabsarzt Melanie zieht sich am Reck hoch, dabei müssen die Füße die Klimmzugstange berühren.
Die Sportschule der Bundeswehr macht’s möglich
Die Idee für den Bundeswehr Throwdown – übersetzt heißt das etwa: „runterschmeißen“ – entstand 2019, wobei das planende Projektteam an der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf Wert darauf legte, dass der Bundeswehr Throwdown in das System der körperlichen Leistungsfähigkeit (KLF) eingebunden wird.
Zweimal war der Wettkampf wegen der Corona-Pandemie verschoben worden, letztlich hat es doch geklappt: 54 Athleten traten in unterschiedlichen Teams in Potsdam an. Weil Crossfit als Trendsportart gerade unter Soldatinnen und Soldaten so beliebt geworden ist, organisierte die Sportschule der Bundeswehr in Warendorf unter der Schirmherrschaft der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (EAS) erstmal ein solches Event.
Dass wegen der Pandemie keine Zuschauer dabei waren – es hätten nach ursprünglichen Planungen rund 800 sein können – tat der Stimmung keinen Abbruch. Die Wettkämpfer reisten aus Bundeswehr-Standorten in ganz Deutschland an, einer sogar aus den Niederlanden. Auch die „Judges“, die Kampfrichter, waren Sportsoldaten.
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Teamwork beim Deadlift (Kreuzheben): Andreas & Melanie stemmen die Langhantel mit den Gewichten, Melanie stemmt 70 Kilogramm, Andreas 100 Kilogramm.
Jetzt gilt es, den Titel zu verteidigen
Für den nächsten Wettkampf können Melanie und Andreas leider nicht mehr so oft gemeinsam trainieren. Melanie wurde inzwischen versetzt, sie ist nun Fliegerärztin, hat dafür aber geregeltere Arbeitszeiten als zuvor im Schichtdienst im Bundeswehrkrankenhaus Ulm, was ihr wiederum das Training erleichtert.
Beide wollen sich aber wieder in Würzburg treffen, um sich auf den Wettkampf vorzubereiten. „Klar, unseren Titel wollen wir schon verteidigen“, sagt Melanie. Die Chancen für einen erneuten Sieg für die 10. Panzerdivision stehen gut. Ein wenig Werbung machen für ihre Sportart, das ist natürlich auch ein Anliegen. Gerade, weil er Soldaten so gut auf ihre Belastungen in Übung und Einsatz vorbereitet, betont Melanie. Und das Tolle daran ist: „Man kann überall trainieren.“
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Crossfit mit militärischem Touch: Hauptmann Andreas bei einem Workout, bestehend aus Burpees, Hand Release Pushups und Lunges mit einem Gewehr G36. Diese Abwandlung des Workouts „Good Friday Battle“ ist eine Reminiszenz an die 2010 im Karfreitagsgefecht in Afghanistan gefallenen Kameraden.
Info: https://www.bundeswehr-throwdown.de
Text: Karsten Dyba - Fotos: Eric Wittkopf