Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Veitshöchheimer Gemeinderatsmitglied Winfried Knötgen fordert von Landrat und den KU-Vorständen beim neuen Betriebssitz von Team Orange im Gewerbegebiet die Umsetzung von Klimaschutz und Energiesparmaßnahmen

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

In der Sitzung am 12. Oktober 2021 erteilte der Gemeinderat das gemeindliche Einvernehmen zum Antrag des Kommunalunternehmens (KU)/Team Orange auf Baugenehmigung für die Nutzungsänderung der auf dem Gelände bestehenden Gebäude (früher ISODÄMM) mit Neubau eines Waschplatzes und einer Betriebstankstelle mit 14 Ja- bei drei Neinstimmen.

Mit dem Bauvorhaben hatte sich der Hauptausschuss bereits in seiner Sitzung am 22. Juni 2021 befasst und hierzu sein Einvernehmen erteilt (siehe nachstehender Link). Dieser Bauantrag wurde vom KU am 15. September 2021 formal zurückgenommen und nun neu eingereicht, da zuvor für  die im Außenbereich liegenden  Halle 2 (im vorstehenden Bild rechts) noch keine Nutzungsänderung beantragt war.

Das Baugrundstück liegt hinsichtlich der Montagehalle 1 im Geltungsbereich des seit 1980 (blau) rechtskräftigen 2. Bauabschnitts des Veitshöchheimer Gewerbegebiets und hinsichtlich der Montagehalle 2 im Außenbereich.

Wie Bürgermeister Jürgen Götz in seinem Sachvortrag erläuterte, plant das team orange  im Veitshöchheimer Gewerbegebiet „Am Spitalholz“ in der Raiffeisenstraße 25 im Rahmen einer Nutzungsänderung die Indienstnahme eines neuen Betriebssitzes.

An die freitragende Montage-Stahlhalle 1  ist ein zweigeschossiges Verwaltungsgebäude  angebaut mit Büro-, Pausen-, Schulungs-, Umkleide- und Sanitärräume für acht Büromitarbeiter und 62 Fahrer, das mit der bereits vorhandenen Erdgasheizung beheizt wird.

Die beiden nicht beheizten Multifunktionshallen mit einer Nutzfläche von 1750 bzw. 1910 Quadratmeter dienen zum Lagern von Verbrauchsgütern (Abfallbehälter, Verschleißteile) sowie zum Abstellen der betriebseigenen 35 LKWs sowie diverser Kleintransporter und drei Dienst-PKWs. Durch den Betrieb ist mit Fahrzeugbewegungen von durchschnittlich 200 pro Werktag zwischen 5 und 20 Uhr zu rechnen.

Die Entwässerung erfolgt über ein eigenes Rohrsystem in das Abwassersystem der Gemeinde Veitshöchheim.

In der nordwestlichen Grundstücksecke wird eine flüssigkeitsdichte Fläche als Waschplatz für den betriebseigenen Fuhrpark errichtet. Der Waschplatz wird über einen Schlammfangschacht und einen Koaleszenzabscheider an das Schmutzwassersystem angeschlossen.

Als Reinigungswasser soll, soweit wie möglich, gesammeltes Niederschlagswasser eingesetzt werden. Für die Sammlung des Niederschlagwassers auf der Dachfläche der Halle 1 und des Betriebsgebäudes wird im Bereich der westlichen Umfahrung ein Speichersystem eingebaut.

Im Bereich der westlichen Gebäudeumfahrung wird neben dem Hallentor eine Betriebstankstelle errichtet. Die Bevorratung mit Dieselkraftstoff und AdBlue erfolgt unterirdisch in einem dafür zugelassenen Tank. Dieser beinhaltet 40.000 Liter Dieselkraftstoff und 10.000 Liter AdBlue-Harnstoff. Die Tankanlage wird ausschließlich zur Betankung von betriebseigenen Nutzfahrzeugen und PKW genutzt.

Eine der Neinstimmen in der Sitzung am 12. Oktober kam von Winfried Knötgen (UWG).

Knötgen bemängelte die fehlende ökologische Ausrichtung der Maßnahme wie die Nutzung von regenerativen Energien und die Zukunftsperspektive, was CO²-Einsparung und Einhaltung der Klimaschutzziele betrifft. Er verwies darauf, dass Veitshöchheim sich in der in gleicher Sitzung verabschiedeten Fortschreibung des integrierten Klimaschutzkonzeptes sich schon 2011 zum Ziel gesetzt  hatte, bis 2040 die Treibhausemissionen im Ort um 80 Prozent zu reduzieren.

Knötgen, der im Ort selbst  ein Leuchtturm in Sachen Energieeffizienz und Klimaschutz ist (siehe Link unten), kritisiert im Einzelnen:

"Der vorgelegte Bauantrag (Baubeschreibung nachstehend) sieht keine Photovoltaikanlage zur Eigenstromerzeugung auf den Dächern vor. Die Erdgasheizung ist ohne Solarthermie zur Warmwassererzeugung und Heizungsunterstützung geplant. Eine Wärmepumpe als Alternative zur Erdgasheizung könnte mit Strom aus der Photovoltaikanlage betrieben werden. Geplant ist eine  Dieseltankstelle mit Tanklager. Auf absehbare Zeit sollen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren aus dem Verkehr gezogen werden. Warum ist nicht zusätzlich eine Wasserstofftankstelle vorgeshen, da in Zukunft der Antrieb für LKWs  Elektromotoren mit Brennstoffzelle, gespeist von Wasserstoff als besonders umweltfreundlich und gut umsetzbar gilt? Das hätte doch Zukunftsperspektive. Es ist keine Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge (PKW, Sprinter u.ä,) vorgesehen."

Den Vorschlag von Bernhard von der Goltz (Grüne), im Beschluss anzuregen, dass der neue Betriebssitz von Team Orange nach dem neuesten Stand der Umwelttechnik ausgerüstet wird, wies Bürgermeister Jürgen Götz entschieden zurück. Es stehe dem Gemeinderat nicht zu, über den Bauherrn den Stab zu brechen und Forderungen an ihn zu stellen. Er könne rein sachlich nur das beurteilen, was im Bauantrag auf dem Tisch liegt und nichts anderes, andernfalls setze er sich über Gesetze hinweg.

Im übrigen sei Team Orange, so der Bürgermeister, bei seiner Planung von den Beschlüssen des Kreistages und des Verwaltungsrates des KU abhängig und könne nur das vollziehen, was dort beschlossen werde. Er empfahl Knötgen, auf die Kreistagskollegen der UWG zuzugehen, damit diese dies in den entsprechenden Gremien vorbringen.

Brief an Landrat und KU-Vorstand

Dies tat denn auch Knötgen, der bis Ende April 2020 noch als zweiter Bürgermeister fungierte. Gleich am Tag nach der Sitzung sandte er am 13. Oktober ein entsprechendes Schreiben an Landrat Thomas Eberth und die beiden KU-Vorstände Prof. Dr. Alexander Schraml und Eva von Viettinghoff, in dem er beklagte, dass deren Baumaßnahme ohne jegliche Klima schützende Ausrichtung ist.

Knötgen bedauerte, dass die große Mehrheit des Gemeinderates der Planung mehrheitlich zugestimmt habe, weil man der Ansicht war, dass der (41 Jahre alte) Bebauungsplan keine Vorgaben hinsichtlich energieeffizienter Maßnahmen enthalte. Es seien sich indes aber alle mit dem Bürgermeister einig gewesen, dass alle Bürger, Betriebe, die Gemeinde und Institutionen vor Ort ihren Beitrag zum selbst gesetzten Klimaschutzziel einer CO2-Reduzierung um 80 Prozent bis 2040 zu leisten.

An der Baumaßnahme des Landkreisunternehmens sehe man, so der UWG-Gemeinderat, dass Freiwilligkeit bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen wenig bringe. Dabei sollte nach seinen Worten gerade eine Landkreiseinrichtung eine Vorbildfunktion für die Bürger bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen haben, vor allem wenn es um Baumaßnahmen und den laufenden Betrieb ihrer Einrichtung geht.

Sicher würden solche Maßnahmen, so schreibt Knötgen, erhöhte Kosten verursachen. Dass Klimaschutz zum Nulltarif zu bekommen ist, erwarte niemand. Eine Gebührenerhöhung wäre bei der Anzahl der Kunden marginal und könnte gut vermittelt werden. Bei Klimaschutzmaßnahmen könnten darüber hinaus Fördermöglichkeiten des Bundes oder Landes in Anspruch genommen werden..

Knötgens Schlusssatz: "Leider werden bei Ihrer Baumaßnahme keine der erwähnten Möglichkeiten zur Energieeinsparung genutzt. Das ist nicht nur verwunderlich, sondern steht konträr zu unseren Bemühungen um die Einhaltung unseres Klimaschutzzieles. Auf Ihre Antwort bin ich gespannt."

Darauf wartet er bislang seit 18 Tagen vergeblich.

Kommentiere diesen Post