Aktualisiert: Veitshöchheim ist weiter Vorreiter im Klimaschutz - Gemeinderat beschließt die vom Klimaschutzmanager erstellte 1. Fortschreibung des gemeindlichen Klimaschutzkonzeptes aus dem Jahr 2011 gegen die Stimmen der Grünen-Fraktion
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Veitshöchheim will weiter Vorreiter im Klimaschutz sein
Unter dem Slogan 'Veitshöchheim schützt Klima' startete nach der Fertigstellung des Integrierten Klimaschutzkonzeptes im März 2011 in Veitshöchheim der kommunale Klimaschutz. Mit dem ...
Der Klimaschutz war laut Umfragen das mit knappem Abstand wichtigste Thema im letzten Bundestagswahlkampf, waren Klima und Nachhaltigkeit den meisten jungen Wählerinnen und Wählern besonders wichtig.
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In der Region um Würzburg nimmt Veitshöchheim bei diesem Thema schon seit über einem Jahrzehnt eine Vorreiterrolle ein. So verfolgt das von dem Veitshöchheimer Projektplaner Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Biol. Holger Keß ausgearbeitete, vom Gemeinderat bereits im Februar 2009 in Auftrag gegebene und im März 2011 fertiggestellte Klimaschutzkonzept als Energieleitplan für das gesamte Gemeindegebiet einen ganzheitlichen Ansatz – von der Straßenbeleuchtung über die Trinkwasserversorgung und Abwasseraufbereitung, Wohnquartiere, Einzelgebäude und den gemeindlichen Liegenschaften bis hin zu den Bereichen Gewerbe, Verkehr und Energiegewinnung. Konkret formuliert wurde das Ziel, die Treibhausgasemissionen in Veitshöchheim bis in das Jahr 2040 um 80 Prozent zu reduzieren.
Die Gemeinde beschäftigt zu dessen Umsetzung seit 2015 Jan Speth als Klimaschutzmanager als Nachfolger von Jochen Spieß, der zuvor zweieinhalb Jahre als Klimaschutzmanager der Gemeinde viele Weichen gestellt hatte.
Am Dienstagabend verabschiedete nun der Gemeinderat mit 14 Ja- bei vier Neinstimmen die von Speth ausgearbeitete, 43 Seiten plus Anhänge umfassende 1. Fortschreibung dieses Integrierten Klimaschutzkonzeptes vom März 2011 und damit die verbindliche Umsetzung der darin definierten Maßnahmen und Zielsetzungen. Wie Bürgermeister Jürgen Götz zu Beginn der Beratung ausführte, war es nach zehn Jahren an der Zeit für ein Zwischenfazit.
Diskussionsbeiträge:
Winfried Knötgen (UWG) fand es ganz toll, einen Überblick zu bekommen, was geleistet wurde in Veitshöchheim und was noch ansteht. Er regte an, zu überprüfen, ob bei der Kläranlage, in der der Stromverbrauch in den letzten Jahren bereits mehr als halbiert wurde, die aber immer noch der größte Stromverbraucher der Gemeinde ist, noch weiteres Einsparpotential durch die Nachrüstung der wegen Einbindungs-Problemen 2015 nicht realisierten Photovoltaikanlage nun mit der neuesten Technik besteht. Der Bürgermeister sagte zu, dies nicht aus den Augen zu verlieren.
Für Christina Feiler (Grüne) ist es vorbildlich, was in der Gemeinde bisher in Sachen Klimaschutz geleistet wurde. Sie bemängelte jedoch, dass es bisher nicht perfekt gelaufen ist für Bauvorhaben im Gewerbegebiet oder auch im neuen Baugebiet Sandäcker, wo seitens der Gemeinde keine Vorgaben zum umweltfreundlichen Bauen, auch hinsichtlich Photovoltaik-Anlagen gemacht wurden. Sie forderte, wie bereits oben ausgeführt, aufgrund der neuen gesetzlichen Bestimmungen bei der Zielsetzung der CO2-Einsparung bis 2040 ambitionierter ranzugehen.
Für Bürgermeister Jürgen Götz ist schon die Treibhausgas-Reduzierung um 80 Prozent im Gemeindegebiet ein sehr ambitioniertes Ziel, das nur erreichbar sei, wenn nach dem Motto "Veitshöchheim schützt Klima" hier die Bürgerschaft und die Betriebe in einem Gemeinschaftswerk mitziehen. Alleine könne die Gemeinde das nie und nimmer schaffen. Die Gemeinde müsse deshalb auch weiterhin auf die Bürgerschaft und die Betriebe zu gehen, so wie jetzt auch der Vortrag zum Thema "Grüne Gärten, Dächer und Fassaden" am 22. Oktober in den Mainfrankensälen. Im Sinne der Nachhaltigkeit und der Generationgerechtigkeit müsse die Gemeinde aber auch das ganze im wirtschaftlichen Kontext der Bewältigung aller Pflichtaufgaben der Gemeinde sehen. Es nütze nichts, wenn die Gemeinde zwar klimagerecht, aber pleite werde. Götz: "Wir alleine retten in Veitshöchheim nicht die Welt." Die Gemeinde werde aber dazu ihren Beitrag, wie im Konzept vorgesehen, auch weiter leisten. Der Gemeinderat habe zu dem die Möglichkeit, bei den jährlichen Haushaltsberatungen einzuschreiten und neue Ziele vorzugeben.
Bernd Müßig (Grüne) widersprach dem Bürgermeister: "Die Welt zu retten ist das höhere Ziel, als dass die Gemeinde nicht pleite geht." Im Hinblick auf das Pariser Klimaschutz-Abkommen ergebe sich Stand heute, dass wir bis 2040 klimanegativ sein müssen, um wie dort vorgegeben, den Temperaturanstieg auf 1,5°C begrenzen zu können. Er ist der Hoffnung, dass sich dies durch neue Technologien realisieren lässt. So hätte vor Jahren auch niemand gedacht, dass man durch LED 90 Prozent Strom einsparen kann.
Marc Zenner (CSU) war voll des Lobes, dass Jan Speth ein Pragmatiker und Praktiker sei, der dem Gemeinderat eine Handreichung vorgelegt hat, die komprimiert vor Augen führt, wo Baustellen sind, was geschafft wurde und wo man an einzelnen Rädern drehen kann. Ihm sei im Gemeinderat wichtiger, an einzelnen Projekten Klimaziele festzumachen, wo man was bewirken kann und wie man Bürger begeistern kann, als im Papier festzuschreiben, im Jahr 2040 klimanegativ zu sein.
Ute Schnapp (SPD) bedankte sich ebenso recht herzlich beim Klimaschutzmanager, vor allem, dass er mit seiner persönlichen Art in der Schule und bei Vorträgen die Leute mitnehmen und für den Klimaschutz begeistern könne.
Günter Thein (Grüne) widersprach Zenner und sagte, es müsse ein Ziel geben, das an die Notwendigkeiten heranreiche. Dies sei bei 80 Prozent nicht der Fall.
Abstimmungen
Feiler stellte deshalb den Antrag, dass der Klimaschutzmanager in seiner Fortschreibung ein ambitionierteres Ziel als die dort enthaltenen 80 Prozent neu festsetzt. Dieser Antrag wurde mit 14 zu 4 Stimmen abgelehnt.
Bei der darauf folgenden Beschlussfassung der Fortschreibung lehnten deshalb die Grünen Christina Feiler, Günter Thein, Bernhard von der Goltz und Bernd Müßig das vom Klimaschutzmanager erstelte Papier aufgrund des darin nachwievor enthaltenen Ziels der Einsparung von 80 Prozent CO2 im Gemeindegebiet bis 2040 völlig.
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Klimaschutzmanager Jan Speth (rechts im Bild) hatte vor der Abstimmung den Ratsmitgliedern ausführlich erläutert, welche Maßnahmen umgesetzt, was gut und vielleicht auch nicht so gut umgesetzt wurde, wo ein starker Handlungsbedarf besteht und was für die Zukunft geplant ist.
Zwischenfazit von Jan Speth
Rückblickend zeigt sich, so Speth, dass Veitshöchheim in vielen Bereichen auf einem sehr guten Weg ist und seit Erstellung des Klimaschutzkonzeptes eine Vielzahl an Maßnahmen umgesetzt wurde. Die Zwischenbilanz zeige jedoch auch, dass bei verschiedenen Themengebieten noch Handlungsbedarf besteht, wenn man die gesteckten Ziele bis 2040 erreichen möchte.
Zu nennen ist stellvertretend das Thema Energiewende, wo der Gemeinde noch Herausforderungen bevorstehen, um die Abhängigkeit vom Erdgas in der Wärmeerzeugung (1,5 Mio. kWh Gasverbrauch = schlechte Bilanz) zu reduzieren. Gerade auch die Sanierung der Eichendorffschule wird ein wichtiger Beitrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen werden, der wiederum der Gemeinde in vielerlei Hinsicht so einiges abverlangen wird.
Auch im Verkehrssektor besteht im Hinblick auf dem Radverkehr und ÖPNV noch Optimierungspotential. Bei den Bürgern muss das Bewusstsein für den Klimaschutz weiterentwickelt werden. Die Arbeit wird also nicht ausgehen und „Veitshöchheim schützt Klima“ weitergehen.
Das Zwischenfazit offenbar aber auch, wie vielfältig die Akteure in den letzten Jahren für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen waren: Bürgerinnen und Bürger, Gemeinderat, Bürgermeister, Verwaltung, Hausmeister, Agenda 21, Betriebsleiter, Lehrerinnen und Lehrer – somit ein echtes Veitshöchheimer Gemeinschaftsprojekt! In dieser Form müssten die Bestrebungen weitergehen, wenn das gesetzte Ziel, die Treibhausgasemissionen in Veitshöchheim bis in das Jahr 2040 um 80 Prozent zu reduzieren, erreicht werden soll.
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So offenbart der Veitshöchheimer Energieleitplan aus dem Jahr 2011, dass der weitaus überwiegende Teil der Wohngebäude im Gemeindegebiet einen mangelhaften energetischen Gebäudezustand haben und allein schon der Anteil der privaten Wohngebäude an der CO2-Emission in Veitshöchheim - ohne Gewerbegebiet und Kaserne - mit etwa 45 Prozent sehr groß ist.
Auf Nachfrage erklärte Jan Speth nach der Sitzung, dass die Gesamtemissionen CO2 für Veitshöchheim 2009 bei der Antragstellung für das Klimaschutzkonzept mit 69.800 Tonnen pro Jahr angegeben wurden. Es ist weder dokumentiert, wie diese Zahl errechnet wurde, noch in welchem Umfang die verschiedenen Sektoren (Wohnen, Gewerbe, Verkehr etc.) berücksichtigt wurden.
Im Integrierten Klimaschutzkonzept 2011 wurden keine Gesamtemissionen für Veitshöchheim errechnet. Eine derartige Berechnung für einen Ort seriös aufzustellen hält der Klimaschutzmanager für äußerst schwierig, weil man für die Bereiche „Wohnen“ und „Gewerbe“ die Werte, wenn überhaupt, nur überschlägig abbilden bzw. modellieren kann. Im Sektor „Verkehr“ sei es etwas einfacher (Erhebungsdaten aus dem Verkehrskonzept).
Der nachstehende Anhang 1 in der Fortschreibung zeige andererseits auch, wie schwierig es ist, die CO2-Einsparung zu errechnen. Speth: "Bei vielen Maßnahmen ist es schlichtweg nicht berechenbar. Bei anderen Maßnahmen wäre es sinnfrei, wie beispielsweise die Mainfrankensäle oder der Ratskeller zeigen. Wie soll ich also seriös erfassen, wie viele Tonnen CO2 tatsächlich eingespart wurden? Wie viele Tonnen haben die Haushalte eingespart? Wieviel das Gewerbe?"
Vorstellung der Fortschreibung durch Jan Speth
Umgesetzte Maßnahmen
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Schon jetzt leistet die Gemeinde laut Speth mit einer jährlichen Einsparung von rechnerisch mehr als 270 Tonnen CO2 im Jahr (siehe vorstehende Spalte 3) einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur CO2-Reduktion in Deutschland. Zahlenmäßig belegbar hat die Gemeinde insbesondere beim Strom nicht nur erhebliche Einsparungen erzielt, sondern zählt mit den eigenen PV-Anlagen auch zu den regenerativen Energieerzeugern.
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Im März 2017 hatte das Bundesumweltministerium (BMU) Veitshöchheim mit seinen vielen Leuchtturmprojekten zum Projekt des Monats unter der Überschrift "Veitshöchheim - Vorreiter im Klimaschutz in Unterfranken" gekürt.
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Die 2013/2014 sanierten und erweiterten Mainfrankensäle wurden im Juli 2020 von der Bayerischen Staatsregierung als Demonstrativ-Vorhaben und wichtigen Beitrag für den Klimaschutz aufgeführt. Laut Bürgermeister entfiel ein erheblicher Teil der 15,5 Millionen Euro Baukosten auf energetische Maßnahmen wie Photovoltaik, Blockheizkraftwerk, Verglasung, Dämmung und Klimatiiserung.
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Die der Gemeinde gehörende Bundeswehrwohnanlage Heidenfelder/Wolfstalstraße mit 42 Drei-Zimmer-Wohnungen und je sechs Zwei- und Vierzimmerwohnungen ist nach den Mainfrankensälen, Ratskeller und Mittelbau im Rathaushof eine weitere Immobilie der Gemeinde, die sie seit zwei Jahren sehr aufwändig für 4,8 Mio. Euro im Vollzug des 2011 verabschiedeten Klimaschutzkonzeptes (Energieleitplan) quasi als Leuchtturmprojekt als KfW-Effizienzhaus 85 saniert wird.
Die Baumaßnahme umfasst die Fassade durch vorgesetzte Dämmziegeln neu zu dämmen, die Dächer zu sanieren und in diesem Zusammenhang auch die oberste Geschoßdecke und die Kellerdecken zu dämmen, die ungenützten Kamine und die alten Balkone abzubrechen und gegen vor die Fassade gestellte Stahlkonstruktionen zu ersetzen (keine Kältebrücken mehr), die Terrassen und die alten Eingangstüren zu erneuern, sowie die zentrale Heizanlage auszutauschen gegen effiziente Gasthermen mit Erneuerung der Warmwasserversorgung, Installation von Solarthermie auf den Dächern zur Warmwasserbereitung, Einbau eines dezentralen Trinkwasserspeichers pro Gebäudekomplex und eines dezentralen Lüftungssystems (pro Raum ein Lüfter). In der Außenanlage wurden noch zwei hochwertige, ADFC-konforme Fahrradgaragen für ca. 40 Fahrräder montiert, damit die Mieter ihre Räder geschützt abstellen können.
Der Klimaschutzmanager kann keine Angaben machen, zu welcher CO2-Reduzierung diese Maßnahmen führen, denn aus Datenschutzgründen ist die Energieversorgung nicht bereit, die Verbrauchsdaten der Mieter vor und nach der Sanierung zur Verfügung zu stellen.
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Die vorstehend aufgeführten Maßnahmen belegen, dass die Gemeinde bei ihren Liegenschaften voll ihrer Vorbildfunktion nachkommt.
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Diese Aufstellung zeigt, dass die Gemeinde auch in den kommenden Jahren riesige Hochbau-Projekte unter Beachtung des Klimaschutzes in Angriff nehmen will.
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Energieberatung
Die seit 2012 laufenden Vor-Ort-Beratungen in Veitshöchheim sind auch gegenwärtig im Landkreis Würzburg noch einmalig, es gibt keine andere Kommune, die diesen Bürgerservice bieten kann. Seit 2017 werden die im halbjährlichen Rhythmus mit sehr guter Resonanz angebotenen Energieberatungen eigenständig durch Jan Speth kostenlos durchgeführt, der sich zum „kommunalen Energiewirt“ ausbilden ließ und eine Thermografie-Kamera anschafftte.
Es sind darüber hinaus Beratungen per E-Mail und Telefon möglich. Möglicherweise in Zukunft auch per Videokonferenz.
Zusätzlich zu den Energieberatungen gab es 2016 erstmals auch einen „Beleuchtungs-Check“ für Haushalte und örtliche Betriebe, um hinsichtlich der Umstellung auf LED-Beleuchtung vor Ort zu beraten. Dieses Angebot soll 2022 nochmal wiederholt werden.
Im Rathaus und der Bücherei können Bürgerinnen und Bürger kostenlos Strommessgeräte ausleihen, um ihre eigenen Stromverbraucher anhand einer Anleitung zu überprüfen.
Veranstaltungen
Unter dem Motto „Kosten sparen – Klima schützen“ wurde vom Klimaschutzmanager 2012 eine Vortragsreihe ins Leben gerufen, die bis 2017 in regelmäßigen Abständen fortgeführt wurde. Die Vortragsreihe umfasste folgende Themen (eine Auswahl):
- Licht/LED-Beleuchtung
- Energetische Sanierungsmöglichkeiten, Energieausweispflicht, Förderprogramme
- Urban Gardening /naturnahe Gärten
- Solarthermie
- Photovoltaik
- Wärmedämmung
- Heizen mit erneuerbaren Energien
- Smart Home
- Elektromobilität
- Bienen
- Veitshöchheims Klima-Zukunft (Prof. Dr. Heiko Paeth) (mit Agenda 21)
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Fest etabliert hat sich die Selbsthilfe-Reparaturwerkstatt Repair Café in jeder Hinsicht: Bei den halbjährlichen Terminen kommen nach wie vor viele reparaturbedürftige Gegenstände auf die Werkbänke der Eichendorffschule.
Wettbewerbe und Förderprogramme
- „Veitshöchheims klimafreundlichster Haushalt“ wurde 2013 mit Preisgeldern von bis zu 1.000 Euro ausgezeichnet.
- 2015 wurde zeitlich begrenzt eine Abwrackprämie für alte Kühlschränke und Gefriertruhen ausgezahlt, was letztlich zum Austausch von 35 alten Kühlschränken in Veitshöchheim führte
- Die Neuauflage eines mit 5.000 Euro dotierten Klima- und Umweltschutzwettbewerbs wird es ab 2021 alle zwei Jahre geben.
- Die Erarbeitung von Förderprogrammen für Privathaushalte wurde vom Gemeinderat im Frühjahr 2021 mehrheitlich beschlossen. Folgende Programme sind vorgesehen und werden ausgearbeitet:
- Förderung von Fassaden- und Dachbegrünung (bereits beschlossen)
- Förderung von Regenwasserversickerung
- Förderung von Zisternen
- Darüber hinaus gibt es vom Landkreis Würzburg Förderprogramme für die Aktivierung von Leerstand und Baulücken, für Erstbauberatungen durch einen Architekten sowie für Abriss-, Teilabriss- und Entkernungsmaßnahmen beispielsweise in Kombination mit Recycling von Baustoffen.
Nachhaltige Bauleitplanung für Baugebiete
Im Klimaschutzkonzept von 2011 wurde eine „Vision für die Zukunft“ formuliert: „Für die Ausweisung von Neubaugebieten sollte schon heute ein zukunftsweisender Standard vorgeschrieben werden“ heißt es dort.
Betrachtet man das neue Wohngebiet Sandäcker, so kann man laut Speth zu dem Ergebnis kommen, dass ein zukunftsweisendes Bauen dort im Grunde genommen vollständig den Bauherren überlassen wurde. Auf die Aufnahme nachhaltiger Aspekte wie z.B. die verpflichtende Nutzung erneuerbarer Energien (Stichwörter: Energiewende, Wärmewende) in die Bauleitplanung wurde vollständig verzichtet. Bei zukünftigen Neubaugebieten sollte die Chance neue Quartiere klimafreundlicher und innovativer zu gestalten in der Bauleitplanung berücksichtigt werden.
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Der Verkehr ist mit einem Anteil von 24 Prozent im Gemeindegebiet nach den Wohngebäuden einer der größten CO2-Verursacher. Mit der B 27 und Kreisstraße WÜ 3 spielt insbesondere auch der Durchgangsverkehr mit all seinen negativen Auswirkungen (Lärm, Abgase, Feinstaub…) eine große Rolle.
Radverkehr
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Einen richtungsweisenden Beschluss hat der Gemeinderat im März 2017 mit der Verabschiedung des von der Agenda 21 initiierten Radroutenkonzepts für Veitshöchheim gefasst. Noch nicht umgesetzt wurde bislang Radroute 4, während Route 6 entlang der WÜ 3 nicht umsetzbar ist bzw. nur im Bereich des Baugebietes Sandäcker bereits realisiert wurde.
Umgesetzte Maßnahmen der Radverkehrsförderung (Auswahl):
- 🚴 Stadtradeln Veitshöchheim mit Auftaktradtouren
- 🚴 Öffentliche E-Bike-Ladestation am Erwin-Vornberger-Platz sowie in der Bücherei im Bahnhof (Eingangsbereich)
- 🚴 ADFC-konforme neue Fahrradabstellanlagen u.a.
- 🚴 Fahrradschutzstreifen in der Günterslebener Straße,
- 🚴 Geh- und Radweg rund ums Wohngebiet Sandäcker,
- 🚴 Markierung diverser Überwege mit Piktogrammen.
- 🚴 Realisierung der Radachse Oberdürrbach – Veitshöchheim
- 🚴 Touristischer Radrundweg „Zwischen Himmel und Erde“ mit Tourist-Info/Zwei Ufer Land
Geplante Maßnahmen
- 🚴 Weitere Umsetzung des Radroutenkonzeptes
- 🚴 Realisierung einer Radachse durch den Neuen Hafen
- 🚴 E-Bike-Ladestation im/am Geisbergbad (analog Rathausinnenhof)
- 🚴 Öffentlich ausleihbares E-Lastenfahrrad in der Bücherei im Bahnhof
- 🚴 Einweihung des Radrundwegs „Zwischen Himmel und Erde“ mit dem Zwei Ufer Land
- 🚴 Montage weiterer ADFC-konformer Fahrradabstellanlagen, auch in Wohngebieten
- 🚴 Imagekampagne „pro Fahrrad“
ÖPNV
Richtungsweisend für den ÖPNV ist in Zukunft vor allem die Neuausschreibung der Linienkonzessionen im Korridor 6 Nord. Diese laufen bis zum 31. Dezember 2023. Veitshöchheim muss diesbezüglich frühzeitig Einfluss nehmen. Dringend zu prüfen wäre im Zusammenhang mit dem Citybus-Konzept, wie die Verknüpfung mit dem Bahnverkehr aussehen könnte und wie realistisch eine Umsetzung ist.
Im übrigen wurde im Konzept eine Stärken- und Schwächenanalyse des ÖPNV im Ort erstellt. Die Barrieriefreiheit der Haltestellen im Ort von 60 Prozent ist einmalig in Stadt und Landkreis.
Elektromobilität
Mit den Ladestationen Bahnhof, Sendelbachstraße, Gadheim, Sandäcker und Gartensiedlung kann die Gemeinde Veitshöchheim schon jetzt fünf Stromtankstellen vorweisen, an denen 100 Prozent Ökostrom gezapft werden kann und ist damit hinsichtlich der Elektromobilität Vorreiter im Landkreis Würzburg. Seit 2020 befinden sich darüber hinaus zwei reinelektrische Fahrzeuge (Hyundai Kona, Nissan Leaf) im Fuhrpark der Gemeinde. Im Parkdeck Bilhildisstraße wurde dafür eine Wallbox installiert.
Im Oktober 2018 hat der Klimaschutzmanager in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Energieversorger „Die Energie“ ein Elektromobilitätskonzept entwickelt, das unter anderem eine ausführliche Standortanalyse für Ladestationen umfasst.
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Vorstehend sind die bei der Analyse untersuchten potentiellen Standorte nach Priorität geordnet. Demnach waren die 2019 und 2020 installierten Ladestationen Bahnhof und Sandäcker in der Priorität am höchsten eingestuft.
Es folgen in der Priorität die Ladestationen im Schenkenfeld (sehr hoher Anteil an Miet- und Eigentumswohnungen) und Gewerbegebiet (viele potentielle Nutzer durch die Betriebe/Unternehmen). Abhängig von den Fördertöpfen und der Haushaltslage könnten diese beiden Ladestationen möglicherweise bis 2025 realisiert werden.
In der Priorität eher nachrangig angeordnet sind Ladestationen im Birkental (aufgrund der Ladestation Sendelbachstraße) und Gartensiedlung (aufgrund der Ladestation Sandäcker). Die Realisierung ist somit mehr als langfristiges Ziel zu sehen.
Die Ladestation Gartensiedlung wurde jedoch aufgrund eines Gemeinderatsbeschlusses 2021 schon umgesetzt: Die Ladestation entstand an der TGV-Halle in der Wolfstalstraße. Denkbar sind langfristig sicher auch Ladestationen an den Mainfrankensälen (Hochwasser?!) und am Schul- und Sportzentrum.
Die Kosten pro Ladestation liegen derzeit bei ca. 10.000 Euro brutto abzüglich Förderung.
Carsharing
Alle Versuche ein Carsharing-Auto dauerhaft in Veitshöchheim vorzuhalten scheiterten, da die Nachfrage zu gering und Veitshöchheim für viele Carsharing-Anbieter im Vergleich zu Würzburg wirtschaftlich zu unattraktiv ist.
Mitfahrgelegenheiten
Hier wird in Zusammenarbeit mit dem Landkreis mit der App "To Go" was aufgebaut.
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Kläranlage
Der Stromverbrauch von 2011 bis 2020 konnte von 677.729 kWh auf 334.263 kWh reduziert und damit halbiert werden. Die Kläranlage des Abwasserzweckverbands weist aber nach wie vor den größten Stromverbrauch unter den kommunalen Liegenschaften auf. Die Stromkosten konnten ebenfalls gesenkt werden auf zuletzt 75.000 Euro. Im Umkehrschluss werden durch das Klärgas-BHKW jährlich etwa 180.000 kWh Strom erzeugt, von denen wiederum 97% in der Kläranlage selbst verbraucht werden. Die Wärme wird zu 100% in der Kläranlage für den Faulturm und die Heizung verwendet.
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Die Entwicklung bei der Veitshöchheimer Straßenbeleuchtung kann man als Erfolgsgeschichte bezeichnen:
Dank der konsequenten Umstellung auf energieeffiziente LED-Beleuchtung konnte der Stromverbrauch der Straßenbeleuchtung trotz neuem Wohngebiet Sandäcker und der Erweiterung des Gewerbegebiets mehr als halbiert werden: Lag der Stromverbrauch 2008 noch bei 692.330 kWh, so sind es heute lediglich noch 271.750 kWh. Somit im Jahr 2020 rund 420.580 kWh weniger gegenüber 2008.
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Ein konsequentes Monitoring des Klimaschutzmanagers für alle Schaltstellen seit 2007 belegt eindrucksvoll, dass mit der Sanierung der Straßenbeleuchtung steigende Energiekosten nicht nur aufgefangen werden, sondern die jährlichen Stromkosten sogar halbiert werden konnten: Lagen diese im Referenzjahr 2008 noch bei 104.475 Euro, so liegen sie Stand 2020 bei 59.225 Euro trotz steigender Energiekosten und Umstellung auf zertifizierten Ökostrom. Kumuliert man die jährliche Einsparung seit dem Referenzjahr 2008, so ergibt sich eine Einsparung von 585.630 Euro.
Die Amortisationszeiten der Investitionen sind im Bereich der Straßenbeleuchtung verhältnismäßig kurz, bei der Umstellung von ineffizienten Quecksilberdampflampen auf LED-Technik liegt sie nachweislich bei maximal 6-7 Jahren.
Geplante Maßnahmen
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Nachdem die Umstellung der Quecksilberdampflampen (Anteil noch 2%) auf LED-Technik (Anteil jetzt 62%) weitestgehend abgeschlossen ist, erfolgt jetzt Zug um Zug die Umrüstung der Natriumdampfhochdrucklampen („Gelblicht“ - Anteil noch 35%) auf LED. Die Tiefbau-Abteilung priorisiert zunächst die Umrüstung der Leuchten am Geisberg und in den Folgejahren im Birkental und entlang der Sendelbachstraße. Langfristiges Ziel ist es, die Straßenbeleuchtung komplett auf LED-Technik umzustellen und so den Verbrauch weiter zu senken.
Neben der Energieeinsparung ist auch die Reduzierung der Lichtverschmutzung und Insektenfreundlichkeit eine wichtige Zielsetzung. Ineffiziente Kugelleuchten werden derzeit vor allem noch im Umfeld der Mainfrankensäle und der Eichendorffschule eingesetzt. Die Kugelleuchten an den Mainfrankensälen sollen im Zuge der Umgestaltung des Mainsteg-Umfeldes und die der Schule bei der anstehenden Sanierung angegangen werden.
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Link auf 1. Fortschreibung des Integrierten Klimaschutzkonzeptes der Gemeinde Veitshöchheim vom Gemeinderat am 12.10.2021 beschlossen
Literatur
Das Deutsche Institut für Urbanistik (difu) hat zum kommunalen Klimaschutz einen Praxisleitfaden (siehe nachstehende Links) herausgegben, der Grundlagenwissen sowie eine Vielzahl von sinnvollen Handlungsmöglichkeiten in unterschiedlichen Teilbereichen bietet.
Kommune als Verbraucherin und Vorbild
Städte und Gemeinden erfüllen eine wichtige Vorbildfunktion, wenn sie den Energieverbrauch in ihren kommunalen Gebäuden reduzieren, selbst Ökostrom beziehen oder eigene Wälder nachhaltig bewirtschaften Die Einflussmöglichkeiten sind hier am größten, weil das eigene Handeln im Mittelpunkt steht
Kommune als Planerin und Reguliererin
Durch die Planung von klimafreundlichen Wohn- und Gewerbegebieten und einer klimafreundlichen Verkehrsplanung haben Städte und Gemeinden viele Möglichkeiten, das Verhalten der Wirtschaft oder der Verbraucher im Sinne des Klimaschutzes zu beeinflussen
Kommune als Versorgerin und Anbieterin
Im Energie- und Verkehrssektor, bei der Wasserver- und Entsorgung oder im kommunalen Wohnungsbau bieten Städte und Gemeinden Dienstleistungen an Diese sollten klimafreundlich gestaltet werden
Kommune als Beraterin und Promoterin
Kommunen als bürgernächste Verwaltungsebene können durch Bewusstseinsbildung oder die finanzielle Förderung von Klimaschutzmaßnahmen Bürgerinnen für den Klimaschutz motivieren Ohne privates Engagement der Mehrzahl der Bürger wird kein ehrgeiziges THG-Minderungsziel umzusetzen sein
Link auf Difu-Praxisleitfaden Teil C Handlungsfelder kommunaler Klimaschutz in den Bereichen Energie, Verkehr, Abfall, Abwasser, Nachhaltigkeiten, Suffizienz und Ernährung (pdf.Datei)
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Klimaschutz in Kommunen. Praxisleitfaden. 3. aktual. u. erw. Aufl. | Difu-Datenbanken
Der Praxisleitfaden wurde im Zeitraum 2016-2017 inhaltlich und strukturell überarbeitet und um aktuelle Schwerpunkte und Handlungsfelder ergänzt. Teil A stellt die Rahmenbedingungen und relevante...
Link auf Praxisleitfaden im Internet
Link auf Broschüre KOMMUNALE KLIMAWANDELANPASSUNG der Hochschule München, Fakultät für Tourismus, München 2017 (pdf.Datei)