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In der sanierten Aussegnungshalle im Waldfriedhof schuf Professor Fischer in natürlicher Schönheit eine gute Atmosphäre zum Abschiednehmen - Einsegnung erfolgt an Allerheiligen

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Zum Abschluss der Sanierung der 50 Jahre alten Aussegnungshalle im Waldfriedhof schenkte Professor Wolfgang Fischer, der sich neben der Architektur auch mit der Malerei beschäftigt, der Gemeinde dieses übergroße, von ihm extra für diesen Ort gemalte abstrakte Bild an der Seitenwand, als weiteres Kunst am Bau-Objekt. In dezenten, erdig wirkenden Farben, von unten nach oben schwächer werdend, hat es Struktur und symbolisiert, so der Künstler, den "Übergang vom Diesseits ins Jenseits". Den Metallrahmen erstellte die Firma Flammersberger, für Fischer ein gutes Zeichen für das gute Miteinander von Planer und Handwerk. Nicht nur über dieses Gemälde, sondern auch über die laut Bürgermeister überaus gelungene Sanierung der Aussegnungshalle im Waldfriedhof freuten sich Anfang dieser Woche v.l.n.r. die gemeindliche Hochbauarchitektin Sabine Hartmann, Architekt Professor Wolfgang Fischer, Altbürgermeister Rainer Kinzkofer, Bürgermeister Jürgen Götz und ganz rechts der Metallbaufirmenchef Matthias Flammersberger mit Sohn Karl.

Eingeladen zur Übergabefeier der sanierten Aussegnungshalle hatte Bürgermeister Jürgen Götz alle am Bau beteiligten Planer, Fraktionssprecher, Handwerksfirmen, Geistlichkeit und Bestatter. Im Zuge der Gräbersegnung an Allerheiligen soll dann das Gebäude offiziell für die Bevölkerung übergeben und eingesegnet werden.

Der mit der Sanierung beauftragte Architekt Professor Wolfgang Fischer war hocherfreut, dass die Sanierung termingerecht und voll im Kostenrahmen von 850.000 Euro noch vor Allerheiligen fertiggestellt werden konnte. Er sprach von einer außerordentlich guten Zusammenarbeit mit Sabine Hartmann und Jan Speth vom Hochbaureferat der Gemeinde, vor allem auch, als es darum ging, was will man mit dem Gebäude, was kann man besser machen. Bei seiner Planung, so philosophierte Fischer, haben ihn drei Dinge geleitet:

Zum ersten der Respekt vor dem, was da ist, vor dem Kollegen Walter Schilling, was der vor 50 Jahren gemacht hat, vor dem Gebäude, das als Haltung dasteht und auch Kraft hat. Da sei für ihn wichtig gewesen, dass man zwar notwendige Eingriffe macht, das Gebäude zu verbessern in seinen Wärmedämmeigenschaften etc., aber auch etwas im Geiste dessen zu tun, was da ist und dies fortzuschreiben.

So ließ der Architekt als Reminiszenz an Schilling dessen Originalzeichnungen stilisiert als Durchlaufschutz an den Fensterfronten aufkleben, die genau die Linien aufzeigen, die unverändert da sind.

Zum zweiten ging es Fischer um das Schaffen einer guten Atmosphäre, damit das Abschiednehmen von einem lieben Menschen leichter fällt und man sich geborgener fühlt, dass der Aussegnungsraum durch Beleuchtung und Materialien eine Freundlichkeit hat und Ruhe ausströmt.

Zum dritten sollte durch die Gestaltung alles natürlich schön sein, aber nicht geschönt, dass man pure Materialien hat, die Bodenfliesen nicht geschliffen sind. Die Holzdecke werde sich noch gelblicher färben. Es gibt so auch keine Gebäudeflächen, die gestrichen sind.

Der wichtigste Part, um seine Vorstellungen zu realisieren, seien, so der Architekt, die Handwerker gewesen, mit denen er wirklich toll zusammenarbeiten konnte.

Besondere Aufmerksamkeit zollte Professor Fischer dem  Aufbahrungsraum, der durch Eichenholz an den Wänden, dezenter Beleuchtung und ein Oberlicht  Wärme ausstrahlt und so das Abschiednehmen würdiger ermöglichen soll und einen halte.

Bürgermeister Jürgen Götz rief in Erinnerung, dass bis 1803 der Bereich um die Vituskirche alleiniger Bestattungsort, anschließend dann der Friedhof an der Martinskapelle. Dort wurde 1930 ein Leichenhaus errichtet und 1995 für 500.000 Euro durch eine neue Aussegnungshalle ersetzt. 1970 wurde dann der Waldfriedhof seiner Bestimmung übergeben mit Aussegnungshalle nach den Plänen von Walter Schilling als Sichtbetonbau mit einem Flachdach (Holztragwerk). 1980 wurde dann der Innenraum innerhalb des Vordaches erweitert.

Im Laufe der Zeit wurden Fenster undicht, hatte sich das Dachtragwerk aufgrund eines fehlenden Notüberlaufs bei Starkregen durchgebogen, waren die Toilettenräume nicht mehr auf dem Stand der Zeit, verschlang das eingeschossige Bauwerk mit 31.500 kWh weit mehr als doppelt so viel Strom wie die gesamte Vitusschule.

Da der Friedhof die Visitenkarte eines Ortes darstellt, sprach sich der Gemeinderat  dafür aus, das architektonisch hochwertige Gebäude behutsam zu sanieren, ohne dass es seine eigene Formensprache verliert.

Neben der Sanierung der Oberflächen, Erneuerung der technischen Gebäudeausrüstung wie Heizung, Beleuchtung und Installation barrierefreier Toiletten wurde als wesentliche Änderung die vordere Fensterfront so gestaltet, dass sie bei größeren Beerdigungen und gutem Wetter so wie hier bei der Übergabefeier aufgeschoben werden kann.

Ein Teil der Trauernden ist so nicht mehr abgetrennt und muss nicht mehr durch Lautsprecher beschallt werden.

Durch eine Umgestaltung des Eingangs (links hinten) ist innen eine größere Menge an Sitzplätzen möglich und ist das Harmonium (rechts hinten) besser platziert.

Die Raumakustik wurde durch die Innenausbau-Firma Seitz GmbH aus Waldbüttelbrunn durch neuzeitliche Deckenelemente verbessert. Eine neue Beleuchtung in LED ermöglicht verschiedene Lichtsituationen.

Die Firma Rüthlein in Bergtheim baute eine Fußbodenheizung in Form von Heizschleifen im Fliesenkleber unter den zwölf Millimeter dicken Fliesen ein, die die örtliche Firma Wießmann verlegte. Durch eine intelligente Steuerung wird eine schnelle und behagliche Wärmeübertragung sichergestellt, die wesentlich energiesparender ist.

Aus dem Rahmen fällt auch die Erneuerung der rückwärtigen Fassade mit Nebenräumen, die wie die Attika in Metall durch die Firma Flammersberger ausgeführt wurde, die sich laut Architekt noch rostbraun verändern  und eine schöne Farbigkeit kriegen werde.

Recht angetan von der Sanierung waren auch Pfarrer Robert Borawski und Diakonin Claudia Grunwald, die im Bild gerade den Raum für die Geistlichkeit inspizieren.

Dies ist der neugestaltete Aufenthaltsraum für die Bestatter.

Barrierefrei sind nun die beiden Toiletten.

Ein Bärenanteil der Kosten fiel auf die Erneuerung des undichten Flachdaches. Die gesamte Abdichtung musste mit Dampfsperre, Sicherstellung der Wasserabläufe, zweilagiger Bitumenabdichtung durch die Firma Gebrüder Schneller und neuer Alublechverkleidung der Attika durch die Firma Flammersberger komplett erneuert werden. Ertüchtigt wurde auch die Betonfassade durch die Firma Brückl in Würzburg. Nach Abstrahlen erfolgte eine zusätzliche Hydrophobierung. Das Läutwerk im Glockenturm (links) wurde durch die Firma Hörtz in Biberach neu gemacht.

Während der Bauzeit mussten die Bestattungen und Aussegnungen für einige Monate in einem 75 Quadratmeter großen Interimszelt abgehalten werden Auch die Umkleidemöglichkeiten für die Geistlichkeit und die Bestatter waren in Containern untergebracht.

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