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Bei der LWG Veitshöchheim wurden im Scharlachsgrund die ersten Trüffel geerntet - Weinbaupräsident Steinmann gerät ins Schwärmen

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Seit 2014 untersucht die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) den Anbau des Trüffel-Edelpilzes auf aufgelassenen Weinbergsflächen wie im Thüngersheimer Scharlachsgrund. Dafür wurden hier, wie im Hintergrund zu sehen, auf einer Fläche von einem halben Hektar 240 mit Trüffelsporen versehene Haselnuss- und Eichensträucher gepflanzt.

Nach sieben Jahren des Wartens konnte nun die zehn Jahre alte Mischlingshündin  "Elli", den die Veitshöchheimerin Sabine Will zum Trüffelspürhund ausgebildet hat, hier bislang fünf Burgundertrüffel zu Tage gefördert, vor wenigen Tagen einen auch in Anwesenheit der Bayerischen Landwirtschaftsministerin Michael Kaniber (Foto Judith Schmiduber).

Doch wieviel von diesem Schwarzen Gold liegt noch gut versteckt im Boden – und wie geht es mit dem Franken-Trüffel jetzt weiter? Die LWG hatte deshalb am letzten Dienstag Medienvertreter zur Jagd nach dem Schwarzen Gold mit der Hündin Elli in ihre eingezäunte Trüffelanlage am Scharlachberg in Thüngersheim eingeladen. Aber wie in solchen Situationen sehr oft der Fall, stellte sich der Vorführeffekt ein, hatte die sehr aufgeweckte Elli angesichts der vielen Fotografen und Kameraleute, die sich mit ihr auf den Weg durch die Baumreihen machten, alles andere in der Nase und im Sinn, nur nicht die Trüffel.

Dafür standen LWG-Trüffelexperte Dr. Michael Zänglein (Bildmitte) vom LWG-Institut Analytik und links von ihm der Obst- und Baumschul-Betriebsleiter Roman Döppler für Fragen und Hintergründe zur Verfügung. Gekommen war auch der Fränkische Weinbaupräsident Artur Steinmann mit der Erlenbacher Weinprinzessin Lisa Rüppel und Gourmet Koch Marc Wiederer (links). Dieser hatte in seinem Restaurant  Kings&Queens in Schweinfurt einen der von Elli in der Vorwoche gefundenen Trüffel auf einem Nudelgericht serviert, so dass er nun von den Sinneseindrucken seiner Gäste berichten konnte. Da Elli nichts fand, wurde es am Ende auch nichts mit einer Verkostung "geernteter" Trüffel mit den Medienvertretern.

Damit so mancher einmal einen Fränkischen Burgundertrüffel in natura sehen und riechen konnte, holte Zänglein dieses in der Vorwoche gefundenes Exemplar aus der Kühlung.

Ein solches 100 Gramm schweres Exemplar hat auch Gourmet-Koch Wiederer erhalten und den Trüffel sofort am nächsten Tag als Hauptakteur hauchdünn auf den Teller gebracht und ihn über ein warmes Nudelgericht gehobelt. Wiederer: "Die Qualität war super und die Aromen sehr vielversprechend. Man merkte sofort die Frische, die man bei Bezug aus Italien oder Frankreich nicht so hat."

Weinbaupräsident Steinmann sagte, er sei glücklich, dass die LWG das Thema "Trüffelanbau" aufgenommen habe und hier angewandte Forschung betreibe. Es gebe im Fränkischen Weinland viele Muschelkalk-Steillagen, die nicht unbedingt für Weinreben genutzt werden müssen. Kultivierte Trüffelplantagen würden wie hier am Scharlachsgrund zu einem abwechslungsreichen Landschaftsbild beitragen, die Vielfalt der Natur auch in die Weinberge bringen.

Ihm  gehe es aber auch darum, dass der Trüffelanbau kleineren Weinbaubetrieben eine zusätzliche Einnahmequelle erschließt. Wie von den LWG-Experten zu hören war, stellt sich allerdings der volle Ertrag erst nach 13 bis 14 Jahren ein. In Deutschland gebe es schon 400 Hektar Flächen für Trüffel im Anbau. Erfahrungswerte würden zeigen, dass man pro Hektar mit einem Ertrag von 20 bis 40 Kilogramm Trüffel im Jahr rechnen könne, Bei 700 Euro pro Kilogramm, seien das um  die 14.000 Euro bis 28.000 Euro pro Hektar und Jahr. Da die Haupterntezeit für Trüffel Oktober bis Januar sei, würde der Trüffelanbau saisonal neben dem Spargel und dem Obst eine weitere Attraktion in unseren Landen sein und Touristen anziehen. Davon könnte vor allem auch die Gastronomie profitieren, könnten sie eine Trüffelwoche in ihren Angeboten machen. Vielleicht gebe es dann auch Trüffelmärkte, wie wir sie in Frankreich und Italien kennen, wo die Trüffel vor allem in freier Wildbahn geerntet werden können.

Gerade in fränkischen Wäldern, die auf Kalkböden stehen, fühlt sich der Trüffel besonders wohl. Genau hier bilden sie eine sogenannte Mykorrhiza und wachsen in der charakteristischen Knollenform unterirdisch heran.

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts, möglicherweise auch in Folge der Weltkriege, waren die einheimischen Trüffeln aus der Küche und dem Bewusstsein der deutschen Bevölkerung verschwunden. Die Trüffeln galten in der Folgezeit gemeinhin als nicht existent und waren selbst dem Blickwinkel der allermeisten Pilzexperten entschwunden, wurden unter Artenschutz gestellt. Seitdem ist das Sammeln von Trüffeln, auch kleinen Mengen, in Deutschland untersagt. Steinmann bedauert sehr, dass so jedes Jahr angeblich 20 Millionen Trüffel verrotten. Für ihn stellt sich schon die Frage, wenn sie in solchen Mengen vorhanden sind, ob das noch schützenswert sei.

Wie zu hören war, würden hier in der Plantage wie auch in freier Wildbahn, die Myzele der Trüffel im Boden bleiben und im nächsten Jahr neue Trüffel hervorbringen, wie dies auch bei den überirdischen Pilzen der Fall sei, solange man den Boden nicht umgräbt.

In der Anlage im Scharlachsgrund wurden laut Roman Döppler zu 70 Prozent Haselnusspflanzen und zu 30 Prozent Eichenjünglinge gepflanzt, deren Wurzeln zuvor im Labor künstlich mit den Sporen von Trüffelpilzen infiziert wurden. Solche würde in Deutschland einzig eine Trüffelbaumschule Radolfszell  am Bodensee vertreiben. In der Anlage der LWG wurde, so sagte Roman Döppler,  Muschelkalk-Schotter vom Benkert reingelegt, um den Kalkgehalt  und PH-Wert zu erhöhen. Es gibt auch eine Variante mit Laub und eine mit Stroh, jeweils mit und ohne Tropfbewässerung. Welche Variante am besten sei, darüber könne die LWG noch keine Aussage machen. Geachtet wurde auf einen Abstand von vier Meter zwischen den einzelnen Baumarten, um eine Lichtdurchflutung und nicht zu starke Beschattung sicherzustellen. Es habe sich gezeigt, dass die Eichen ein deutlich langsameres Wachstum als die Haselnusssträucher haben.

Fotos Dieter Gürz (bis auf Foto von der Staatsministerin)

 

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