Übung Schneller Degen der 10. Panzerdivision in Litauen: Ein Portrait vom Camp Sergeant in Pabrade - Hauptkräfte kommen am Wochenende wieder zurück
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Immer unterwegs, ständig erreichbar: Der Camp Sergeant zwischen zwei Reihen von Containern. Im Hintergrund weht die Fahne des Freistaats Sachsens – denn auch der Stab der gleichnamigen Panzergrenadierbrigade 37 ist bei der Übung Schneller Degen 21 der 10. Panzerdivision in Litauen mit dabei.
Der Camp Sergeant von Taurus – ohne ihn wäre alles schwierig
Um die Ecke knattern Stromerzeuger friedlich vor sich hin. Ansonsten ist es eher ruhig im Camp Taurus. Kein Wunder, denn die Soldatinnen und Soldaten der Stäbe der 10. Panzerdivision und ihrer Brigaden üben fleißig in ihren Gefechtsständen in der Übung Schneller Degen 21. Ach so: Richtig heiß ist es auch. Das Containerdorf liegt völlig ungeschützt im Sand des Übungsplatzes Pabradė in Litauen - und die Sonne scheint auf Grillfunktion zu stehen.
Dies hier ist das Reich von Hauptfeldwebel Rainer V. Der 38jährige ist der sogenannte Camp Sergeant. Und damit verantwortlich für das Funktionieren weiter Teile der Infrastruktur des Containerdorfes. Ein „Drehbuch“ mit einer Beschreibung seiner Aufgaben habe er nicht bekommen, sagt er, als er mit weiteren acht Kameraden als Vorkommando Wochen vor den Hauptkräften von Veitshöchheim nach Litauen verlegte. „Im Grunde war das hier wie bei einem komplett neuen Einsatz. Man fängt fast bei null an.“
Aber eben nur fast. Denn die rund 280 Unterkunftscontainer - aufgrund der Corona-Auflagen dürfen nur zwei Soldaten einen davon nutzen - stellte eine zivile Firma aus Litauen in das Gelände. Allein dieser Bereich umfasst somit rund 10.000 Quadratmeter. Dazu kommen nochmal gut 50 Container und Zelte für Verpflegung, Ausbildung und Betreuung.
Mehr als 1.000 Schlüssel
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Der Hauptfeldwebel sagt, er sei in den fordernden Job mehr aus Zufall „reingerutscht", da andere Kandidaten ausfielen. Möglicherweise habe er anfangs auch die kommenden Herausforderungen unterschätzt. Denn zunächst galt es, das Lager von der litauischen Firma zu übernehmen
. „Wir mussten jede Steckdose prüfen“, sagt er schmunzelnd - gezählt hat er sie nicht. An anderer Stelle wohl: Für jeden Container sollte es nämlich drei Schlüssel geben. Diese mussten nachgezählt, oft nachbestellt und mit Anhängern versehen werden. Insgesamt kamen so mehr als 1.000 davon an sein Schlüsselbrett. Für die Übersichtlichkeit teilte Rainer V. das Camp in sechs Zonen auf. „Das ist einfacher als eins bis 274."
Und was war noch zu tun, bevor das Divisions- und Brigadepersonal anrückte? Aufteilungen des Camps, Pläne zur Reinigung, Kontakte zu Ansprechpartnern, Bestückung inklusive Vollzähligkeit des Inventars jedes Containers und vieles mehr musste sichergestellt werden. Evakuierungen und Feuerwehrübungen wurden geplant und durchgeführt. Der Hauptfeldwebel: „In meinem Team weiß jeder, was er zu tun hat.“ Dass Sicherheitstraining nicht ganz unwichtig ist, zeigte sich kürzlich nach einem Sturzregen. Schwupp - und Teile des Camps standen unter Wasser. Ein altersschwacher, aber funktionierender Feuerwehrwagen sowjetischer Bauart aus Pabradė eilte mit einer großen Pumpe herbei.
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Auch teils ernste, teils kuriose Ereignisse passieren in einem Truppenlager: Hier hilft die Feuerwehr von Pabradė mit einem altersschwachen, aber funktionierenden Fahrzeug, eine kleinere Überschwemmung im Camp Taurus abzupumpen.
Es gibt immer etwas zu tun – auch Ungewöhnliches
Der Dienst des 38jährigen ist also fordernd. Man kann vermuten, dass seine ruhige, zielführende Art ihm dabei hilft. Dass es viel zu regeln gibt für den Camp Sergeant, zeigt sich auch darin, dass er an manchen Tagen sein Diensthandy zweimal laden muss. Auch wenn es um nicht gerade alltägliche Wünsche - wie eine Angel für den See um die Ecke oder einen Volleyball geht - Rainer V. hat für fast alles eine Lösung: „Ich kann schlecht Nein sagen“, sagt er lächelnd.
Text: OTL Wenning - Fotos Schneider und Baumgartl