Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog

Tourneewürdig: Neugegründetes Veitshöchheimer Vokalensemble "EinKlang" begeisterte 50 Zuhörer bei der Premiere in der Lengfelder KunstScheune

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Restlos begeisterte das siebenköpfige Veitshöchheimer Vokalensemble "EinKlang" ohne jegliches Lampenfieber  locker, stimmungsvoll, ausdrucksstark und gesanglich hervorragend unter der Leitung von Dorothea Völker und von Daniel Delgado am Klavier begleitet bei seiner Konzertpremiere in der KunstScheune in der Herrnhofstraße 7, wo Kultur und Kunst seit September 2020 eine neue Adresse im Altort von Würzburg-Lengfeld in der Nähe des Ökumenischen Zentrums gefunden hat.
Den Programmtitel des Konzerts nach dem Lied „Let the sunshine in“ aus dem Musical "Hair", das sie im Bild gerade singen, hätten die Vokalisten nach dem Coronabedingten Lockdown nicht besser wählen können.
.

Alle strahlten nach der gelungenen Premiere des Ensembles EinKlang, begleitet von frenetischem Jubel des Publikums v.l.n.r.  Corinna Vogg, Daniel Delgado, Eva Hausmayer, Josefine Feiler, Ricarda Kollera, Dorothea Völker, Julie Lehner, Jakob Lehner und Xincheng.

Wie das Ensemble EinKlang und das Konzert entstand
Viele Jahre haben Josefine Feiler, Corinna Vogg, Eva Hausmayer, Ricarda Kollera, Julie Lehner und Jakob Lehner im Kinder- und Jugendchor der Sing- und Musikschule gesungen und waren dabei auch bei vielen Inszenierungen des Projektchors unter der Leitung von Dorothea Völker dabei. Unvergessen sind die Aufführungen der Musicals "Hair" und "Ali Baba".
 
Ein paar Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Auftritt hatten sich alle an Weihnachten 2019 zufällig wieder getroffen, als sie zu Besuch bei ihren Eltern waren. Wie die Musikstudentin Ricarda Kollera berichtet, saßen sie bei einem Tee zusammen und stimmten ein paar Lieder an und waren überrascht, wie gut sich ihre Stimmen, Jahre nachdem sie nicht mehr zusammen gesungen hatten, wieder zusammenfanden. Sie merkten, dass sie diese gerne nochmal auf die Bühne bringen würden.
 
Ricarda : "Wir waren im Einklang und es entstand ein gemeinsamer Klang." Einer spontanen Idee folgend entstand so das Ensemble „EinKlang“. Sofort war Dorothea Völker bereit, musikalisch zu helfen und so entstand dieses Projekt. Dazu gesellte sich noch als Bass Xincheng Miao. 
 
Die Lieder und Songs suchten die jungen Leute selbst aus. Dies sind alles Stücke, die sie in ihrer Jugendchorzeit, auch gemeinsam mit dem Projektchor, gesungen haben. Im April 2020 sollte dann das Programm in der Deutschhauskirche am Schottenanger in Würzburg auf die Bühne gebracht werden, ehe es von Corona gestoppt wurde.

Dass dann mit viel Energie, Eigeninitiative und Kreativität der jungen Leute dieses Konzert doch noch realisiert werden konnte, war durch die Unterstützung des Musiklehrers Daniel Delgado und der KunstScheune e. V. möglich.

Ricarda hat, wie sie erzählt, schon zu Schulzeiten von einem eigenen Ensemble geträumt. Als sie diese Idee jedoch dann im Studium umsetzen wollte, habe sie feststellen müssen, dass es gar nicht so einfach ist, gleich eine Handvoll Leute zu finden, mit denen man menschlich und musikalisch harmoniert. Beim Treffen an Weihnachten 2019 sei  es ihr wie Schuppen von den Augen gefallen, dass sie die richtigen Leute gefunden hat, um diesen gemeinsamen Traum zu verwirklichen. Ihre Vorstellungen waren wohl sehr ähnlich, denn sie hätten sich erstaunlich schnell auf ihre Lieblingslieder einigen können, die sie auf die Bühne bringen wollten.
 
So entstand ein buntes Programm quer durch fünf Jahrhunderte, das Madrigale, romantische Chormusik, Spirituals, Musicals und Songs umfasste, von John Dowland über Brahms bis hin zu "Money, Money"  von ABBA, "Radio" von Wise Guys und Hits aus dem Musical "HAIR" mit dem Schlusspunkt "Let the sunshine", das zum Titel des Konzerts auserkoren wurde. Die Vorfreude auf ihr erstes Konzert nach langer Zeit ohne gemeinsames Singen sei riesig gewesen, so Ricarda.
Das Ensemble war überglücklich, in der KunstScheune in Lengfeld einen perfekten und dazu noch kostenlosen Aufführungsort für ihr Konzert gefunden zu haben. Denn diese hat laut Ricarda eine wundervolle Akustik, wodurch sie ohne Mikrofon singen konnten und alle Stimmen ebenmäßig verteilt zu hören waren. Zudem hatten die Betreiber der KunstScheune zuvor viel im Hintergrund organisiert, sodass sogar die Gruppe selbst von einer perfekt auf ihre Lieder abgestimmten Lightshow während des Konzerts überrascht wurden, was dem Ganzen einen weiteren professionellen Anstrich gegeben habe.

Für die tatsächliche Umsetzung waren Dorothea Völker, die von der ersten Sekunde an Feuer und Flamme war, die Gruppe musikalisch anzuleiten und Daniel Delgado, der sie mit seinen herausragenden Fähigkeiten am Flügel unterstützte und begleitete, laut Ricarda unabdingbar. Als das Ensemble dieses Jahr wieder mit den Proben begann (nachdem sie letztes Jahr unterbrochen wurden), war es aufgrund der Auflagen nur draußen erlaubt zu singen. Kurzerhand lud Dorothea Völker alle dazu ein, mit E-Piano bei ihr im Garten zu proben. Sie habe es ermöglicht, das Konzert auf professionelle Füße zu stellen und die Ideen des Ensembles auch in die Tat umzusetzen.

So konnte das Konzert nun nach ein paar wenigen Probenwochenenden stattfinden. Ricarda: "Da wir nur sieben Sängerinnen und Sänger sind, brachte uns dieses Projekt nicht nur in der Harmoniearbeit, sondern auch auf solistischer Ebene weiter, was für uns die perfekte Mischung war."

Die musikalische Leiterin wiederum sagte, für sie sei es unglaublich schön gewesen, hier in dieser trostlosen Zeit der Corona-Pandemie diese Freude und das Engagement der jungen Leute unterstützen zu können.

 Das Programm

Im mit Pause fast zweistündigem Programm wechselten sich Madrigale, romantische Chormusik, Spirituals, Musicals und Songs aus fünf Jahrhunderten. Diese tolle Mischung zog das Publikum sofort in ihren Bann.

Die nur fünf Frauen- und zwei Männerstimmen bestachen durch unglaubliches Klangvolumen, Intonationssicherheit, Flexibilität und Ausdrucksfähigkeit.
Passend zum alten Gemäuer erklang gleich zu Beginn vielstimmig das mittelalterliche französische Tanzlied "Tourdion" von Pierre Attaingnant (1494 - 1552).

Volkstümlich wurde es dann mit dem alten Lied "Feinslieb, du hast mich gefangen" von Hans Leo Häßler (1564 - 1612).

Das von Thomas Morley 1595 veröffentlichte doppeldeutige Lied "Now ist the month of Maying" ist eines der bekanntesten der englischen Balletts.

In den Spirituals und Songs zeigten sich die solistischen Fähigkeiten der Sängerinnen und Sänger.

Das Negro-Spiritual "Wade In The Water" aus dem 19. Jahrhundert erinnert an flüchtende Sklaven, die im Wasser von Bächen  liefen, damit die Suchhunde der Sklavenhalter ihre Spur verloren.

Eine stille, ergreifende, traurige Würde drückte sich aus im afro-amerikanischen Spiritual "He never said a mumblin word".

Sehr rhythmisch mit Fingerschnalzen wurde es dann beim tradtionellen Gospelsong "Give me that old-time religion" aus dem Jahr 1873.

In ungeahnte Sopranhöhen ging es bei den Zigeunerliedern von Johannes Brahms "Horch der Wind", "Hochgetürmte Rimaflut" und "Liebe Schwalbe, kleine Schwalbe".

Nach der Pause ein besonderer Hörgenuss war auch das langsame Gospel "Soon I will be home" mit , das später auch nochmals als Zugabe erklang.

Die Madrigale "Come again" und "Fine knacks for ladies" von John Dowland (1562 -1625) sowie vierstimmig "Weep, o mine eyes von John Bennet (1575 - 1614) erklangen in zarter Reinheit.
 

 

Bei "Vois sur ton chemin" des Filmkomponisten Bruno Coulais (geb. 1954) setzten sich nur die weiblichen Stimmen in voller Hingabe in Szene.

Mit mitreißendem Gesang führte der Ohrwurm "Money, Money, Money" von ABBA in die 70er Jahre.

Relativ neu aus dem Jahr 2006 ist "Radio", aus dem gleichnamigen Album der beliebtesten deutschen A-Cappella Gruppe Wise Guys (2006), mit dem das Ensemble mit Soloeinlagen von Jakob Lehner für klangvolle Abwechslung sorgte.

Zu wahren Begeisterungsstürmen rissen die "pretty Girls" das Publikum mit Leonard Bernsteins (1918 bis 1990) "I feel pretty" hin, einer der unvergänglichen Evergreens aus dem 1957 am Broadway uraufgeführten Musical "West Side Story".

Krönender Abschluss des Konzerts war dann die mitreißend und berührend dargebotene Interpretation des Grammy-prämierten Soundtracks und der Hits „Aquarius“ und „Let the Sunshine", mit dem im Musical Hair vor dem politischen Hintergrund der späten 60er Jahre das Leben und die Liebe gefeiert wurden.

Drei  Sängerinnen aus dem Ensemble waren schon vor neun Jahren dabei, als Völker das Musical "Hair" in der Orangerie der Residenz Würzburg im Rahmen des Mozartsommers der Bayerischen Kammeroper Veitshöchheim aufführte.

Eva Hausmayer mit Daniel Delgado am Klavier.

Die Vokalisten boten so  unter Völkers Leitung und dem anspruchsvollen Klavierspiel Delgados ein hochkarätiges und sehr abwechslungsreiches Konzert, das einen Zuhörer lautstark zu der Frage veranlasste: "Wann geht ihr denn auf Tournee?"

Dazu Ricarda: "Es steht in der Diskussion, dasselbe Programm im Herbst dieses Jahres zu wiederholen, allerdings gibt es noch keine konkreten Pläne. Das Ensemble EinKlang wird sich aber keinesfalls auflösen, da uns nicht nur das Konzert, sondern die Freundesgruppe an sich zusammengeschweißt hat und die Reaktionen des Publikums uns auch bestärkt haben und gezeigt haben, dass dieses Projekt auf Anklang stößt. Da wir alle an unterschiedlichen Orten entweder studieren oder arbeiten, werden wir zeitnah leider kein neues Projekt in Angriff nehmen können. Bisher steht eine Planung für weitere Konzerte daher noch in den Sternen, wir blicken aber alle einem gemeinsamen Weg nach diesem gelungenen Auftakt in der KunstScheune freudig entgegen."

 Die KunstScheune

Der große Hof vor der Kunstscheune lud beim Konzert  zum Entspannen mit Getränken in der Pause  ein.

Es handelt sich dabei um eine der ehemaligen Zehntscheunen des Ritterstifts St. Burkard, zu dem Lengfeld ab etwa 1408 gehörte. Seit nun mehr acht Jahren befindet sich die Gebäude im Besitz von Michaela Metz und Peter Range, die beim aufwendigen Umbau ihre Vision von einem Kunst- und Kulturraum im alten Bruchstein-Gemäuer der historischen Scheune unterhalb der Alten St. Laurentius-Kirche umzusetzten.

Neben einem komplett neuen Dach wurde ein Zwischenboden als Empore eingezogen und neue Treppe errichtet. Die alte Holzleiter vor der Bühne erinnert an die frühere Funktion als Speicher.

Moderne Technik projetzierte das Bühnengeschehen beim Konzert auf eine groß dimensionierte Leinwand und ermöglichte so die visuelle Wahrnehmung auch auf den hinteren Plätzen auf der Galerie.

Fotos (c) Dieter Gürz

Stimmen von Mitgliedern des Projektchors Veitshöchheim

Die KunstScheune war so voll, wie es mit den Corona-Bestimmungen zulässig war. Die begrenzten Plätze waren schnell vergeben, was zeigt wie groß die Freude über kulturelle und musikalische Veranstaltungen nach der langen Coronapause ist. Unter den  Zuhörern  befanden sich viele Mitglieder des von Dorothea Völker geleiteten Projektchors der Sing- und Musikschule Veitshöchheim. Sie hatten einige Lieder des  Programms selbst schon einmal im Chor gesungen, wodurch Erinnerungen und Emotionen geweckt wurden, was sie den Mitwirkenden mit ihrem Applaus und ihrer Mitgerissenheit entgegenbrachten.

Hier einige der geäußerten Lobes-Hymnen:

  • 😀 "Es geht einem das Herz auf, endlich wieder Live-Musik, endlich wieder ein kleines Lebenszeichen der wunderschönen Chormusik, die in Veitshöchheim so gute Tradition gefunden hat."
  • 😀 "Es ist einfach nur schön, wenn man diese jungen Menschen singen hört, die wir alle schon so lange vom Kinderchor bis Jugend- und Projektchor begleiten durften."
  • 😀 "Es sind alles Lieder, die wir können und die wir sehr gerne mitgesungen hätten."
  • 😀 „Ihr zaubert mit euren Stimmen.“ 
  • 😀 Das war wirklich eine Sternstunde! Großes Kompliment, Hochachtung, Chapeau!
Zu der Freude über dieses tolle Live-Konzert mischt sich aber auch große Betrübnis bei vielen Projektchor-Mitgliedern, dass sie selbst alle schon so lange nicht mehr singen dürfen. Viele sprechen auch von Unverständnis darüber, dass auch nach Sinken der Inzidenzzahlen auf Niedrigstand und allgemeinen Lockerungen, der Projektchor noch nicht wieder anfangen darf zu proben und sie von der Gemeinde zunächst auf September vertröstet wurden.
 
Projektchorsängerin Christina Feiler fragt: "Wird da mit zweierlei Maß gemessen? Auch dieses Freiheitsrecht, das Singen als Hobby auszuüben, sollte jetzt bei niedrigen Inzidenzzahlen wieder möglich sein."  So wird es nach ihren Worten ja auch schon praktiziert, würden in Würzburg bereits alle Konzertchöre wieder proben und auch der Veitshöchheimer Männergesangsverein habe bereits wieder mit den Proben begonnen.
 
Von daher ist es für Feiler und ihre Mitsängerinnen und Mitsänger schwer nachvollziehbar, dass es trotz Hygienekonzept für den Projektchor seitens der Gemeinde Veitshöchheim noch kein Grünes Licht gibt, obwohl die Bayerische Staatsregierung schon am 07. Juni 2021 das Okay zum Chor-Singen unter Hygieneauflagen gegeben habe.
Kommentiere diesen Post