Tourneewürdig: Neugegründetes Veitshöchheimer Vokalensemble "EinKlang" begeisterte 50 Zuhörer bei der Premiere in der Lengfelder KunstScheune
Alle strahlten nach der gelungenen Premiere des Ensembles EinKlang, begleitet von frenetischem Jubel des Publikums v.l.n.r. Corinna Vogg, Daniel Delgado, Eva Hausmayer, Josefine Feiler, Ricarda Kollera, Dorothea Völker, Julie Lehner, Jakob Lehner und Xincheng.
Dass dann mit viel Energie, Eigeninitiative und Kreativität der jungen Leute dieses Konzert doch noch realisiert werden konnte, war durch die Unterstützung des Musiklehrers Daniel Delgado und der KunstScheune e. V. möglich.
Für die tatsächliche Umsetzung waren Dorothea Völker, die von der ersten Sekunde an Feuer und Flamme war, die Gruppe musikalisch anzuleiten und Daniel Delgado, der sie mit seinen herausragenden Fähigkeiten am Flügel unterstützte und begleitete, laut Ricarda unabdingbar. Als das Ensemble dieses Jahr wieder mit den Proben begann (nachdem sie letztes Jahr unterbrochen wurden), war es aufgrund der Auflagen nur draußen erlaubt zu singen. Kurzerhand lud Dorothea Völker alle dazu ein, mit E-Piano bei ihr im Garten zu proben. Sie habe es ermöglicht, das Konzert auf professionelle Füße zu stellen und die Ideen des Ensembles auch in die Tat umzusetzen.
So konnte das Konzert nun nach ein paar wenigen Probenwochenenden stattfinden. Ricarda: "Da wir nur sieben Sängerinnen und Sänger sind, brachte uns dieses Projekt nicht nur in der Harmoniearbeit, sondern auch auf solistischer Ebene weiter, was für uns die perfekte Mischung war."
Die musikalische Leiterin wiederum sagte, für sie sei es unglaublich schön gewesen, hier in dieser trostlosen Zeit der Corona-Pandemie diese Freude und das Engagement der jungen Leute unterstützen zu können.
Das Programm
Im mit Pause fast zweistündigem Programm wechselten sich Madrigale, romantische Chormusik, Spirituals, Musicals und Songs aus fünf Jahrhunderten. Diese tolle Mischung zog das Publikum sofort in ihren Bann.
Die nur fünf Frauen- und zwei Männerstimmen bestachen durch unglaubliches Klangvolumen, Intonationssicherheit, Flexibilität und Ausdrucksfähigkeit.
Passend zum alten Gemäuer erklang gleich zu Beginn vielstimmig das mittelalterliche französische Tanzlied "Tourdion" von Pierre Attaingnant (1494 - 1552).
Volkstümlich wurde es dann mit dem alten Lied "Feinslieb, du hast mich gefangen" von Hans Leo Häßler (1564 - 1612).
Das von Thomas Morley 1595 veröffentlichte doppeldeutige Lied "Now ist the month of Maying" ist eines der bekanntesten der englischen Balletts.
In den Spirituals und Songs zeigten sich die solistischen Fähigkeiten der Sängerinnen und Sänger.
Das Negro-Spiritual "Wade In The Water" aus dem 19. Jahrhundert erinnert an flüchtende Sklaven, die im Wasser von Bächen liefen, damit die Suchhunde der Sklavenhalter ihre Spur verloren.
Eine stille, ergreifende, traurige Würde drückte sich aus im afro-amerikanischen Spiritual "He never said a mumblin word".
Sehr rhythmisch mit Fingerschnalzen wurde es dann beim tradtionellen Gospelsong "Give me that old-time religion" aus dem Jahr 1873.
In ungeahnte Sopranhöhen ging es bei den Zigeunerliedern von Johannes Brahms "Horch der Wind", "Hochgetürmte Rimaflut" und "Liebe Schwalbe, kleine Schwalbe".
Nach der Pause ein besonderer Hörgenuss war auch das langsame Gospel "Soon I will be home" mit , das später auch nochmals als Zugabe erklang.
Die Madrigale "Come again" und "Fine knacks for ladies" von John Dowland (1562 -1625) sowie vierstimmig "Weep, o mine eyes von John Bennet (1575 - 1614) erklangen in zarter Reinheit.
Bei "Vois sur ton chemin" des Filmkomponisten Bruno Coulais (geb. 1954) setzten sich nur die weiblichen Stimmen in voller Hingabe in Szene.
Mit mitreißendem Gesang führte der Ohrwurm "Money, Money, Money" von ABBA in die 70er Jahre.
Relativ neu aus dem Jahr 2006 ist "Radio", aus dem gleichnamigen Album der beliebtesten deutschen A-Cappella Gruppe Wise Guys (2006), mit dem das Ensemble mit Soloeinlagen von Jakob Lehner für klangvolle Abwechslung sorgte.
Zu wahren Begeisterungsstürmen rissen die "pretty Girls" das Publikum mit Leonard Bernsteins (1918 bis 1990) "I feel pretty" hin, einer der unvergänglichen Evergreens aus dem 1957 am Broadway uraufgeführten Musical "West Side Story".
Krönender Abschluss des Konzerts war dann die mitreißend und berührend dargebotene Interpretation des Grammy-prämierten Soundtracks und der Hits „Aquarius“ und „Let the Sunshine", mit dem im Musical Hair vor dem politischen Hintergrund der späten 60er Jahre das Leben und die Liebe gefeiert wurden.
Drei Sängerinnen aus dem Ensemble waren schon vor neun Jahren dabei, als Völker das Musical "Hair" in der Orangerie der Residenz Würzburg im Rahmen des Mozartsommers der Bayerischen Kammeroper Veitshöchheim aufführte.
Eva Hausmayer mit Daniel Delgado am Klavier.
Die Vokalisten boten so unter Völkers Leitung und dem anspruchsvollen Klavierspiel Delgados ein hochkarätiges und sehr abwechslungsreiches Konzert, das einen Zuhörer lautstark zu der Frage veranlasste: "Wann geht ihr denn auf Tournee?"
Dazu Ricarda: "Es steht in der Diskussion, dasselbe Programm im Herbst dieses Jahres zu wiederholen, allerdings gibt es noch keine konkreten Pläne. Das Ensemble EinKlang wird sich aber keinesfalls auflösen, da uns nicht nur das Konzert, sondern die Freundesgruppe an sich zusammengeschweißt hat und die Reaktionen des Publikums uns auch bestärkt haben und gezeigt haben, dass dieses Projekt auf Anklang stößt. Da wir alle an unterschiedlichen Orten entweder studieren oder arbeiten, werden wir zeitnah leider kein neues Projekt in Angriff nehmen können. Bisher steht eine Planung für weitere Konzerte daher noch in den Sternen, wir blicken aber alle einem gemeinsamen Weg nach diesem gelungenen Auftakt in der KunstScheune freudig entgegen."
Die KunstScheune
Der große Hof vor der Kunstscheune lud beim Konzert zum Entspannen mit Getränken in der Pause ein.
Es handelt sich dabei um eine der ehemaligen Zehntscheunen des Ritterstifts St. Burkard, zu dem Lengfeld ab etwa 1408 gehörte. Seit nun mehr acht Jahren befindet sich die Gebäude im Besitz von Michaela Metz und Peter Range, die beim aufwendigen Umbau ihre Vision von einem Kunst- und Kulturraum im alten Bruchstein-Gemäuer der historischen Scheune unterhalb der Alten St. Laurentius-Kirche umzusetzten.
Neben einem komplett neuen Dach wurde ein Zwischenboden als Empore eingezogen und neue Treppe errichtet. Die alte Holzleiter vor der Bühne erinnert an die frühere Funktion als Speicher.
Moderne Technik projetzierte das Bühnengeschehen beim Konzert auf eine groß dimensionierte Leinwand und ermöglichte so die visuelle Wahrnehmung auch auf den hinteren Plätzen auf der Galerie.
Fotos (c) Dieter Gürz
Stimmen von Mitgliedern des Projektchors Veitshöchheim
Die KunstScheune war so voll, wie es mit den Corona-Bestimmungen zulässig war. Die begrenzten Plätze waren schnell vergeben, was zeigt wie groß die Freude über kulturelle und musikalische Veranstaltungen nach der langen Coronapause ist. Unter den Zuhörern befanden sich viele Mitglieder des von Dorothea Völker geleiteten Projektchors der Sing- und Musikschule Veitshöchheim. Sie hatten einige Lieder des Programms selbst schon einmal im Chor gesungen, wodurch Erinnerungen und Emotionen geweckt wurden, was sie den Mitwirkenden mit ihrem Applaus und ihrer Mitgerissenheit entgegenbrachten.
Hier einige der geäußerten Lobes-Hymnen:
- 😀 "Es geht einem das Herz auf, endlich wieder Live-Musik, endlich wieder ein kleines Lebenszeichen der wunderschönen Chormusik, die in Veitshöchheim so gute Tradition gefunden hat."
- 😀 "Es ist einfach nur schön, wenn man diese jungen Menschen singen hört, die wir alle schon so lange vom Kinderchor bis Jugend- und Projektchor begleiten durften."
- 😀 "Es sind alles Lieder, die wir können und die wir sehr gerne mitgesungen hätten."
- 😀 „Ihr zaubert mit euren Stimmen.“
- 😀 Das war wirklich eine Sternstunde! Großes Kompliment, Hochachtung, Chapeau!