Holzernte besteht erneut ausschließlich aus Totholz - Gemeinderat genehmigte Jahresbetriebsplan 2021 für den Veitshöchheimer Gemeindewald
In seiner letzten Sitzung in diesem Jahr hat der Gemeinderat am 15. Dezember den Jahresbetriebsplan für den Gemeindewald für das Jahr 2021 gebilligt. Es wurde festgestellt, dass der Pflegezustand des Waldes weiterhin gut ist, obwohl viele Bäume aufgrund des trockenen Klimas stark geschädigt sind. Der Plan geht von einer Holzernte von 1.104 Festmeter aus. Die Hiebe bestehen vor allem aus der Entnahme von abgestorbenen und gefährlichen Bäumen. Im Einzelnen sind dies Verjüngungsnutzung 256 fm, Altdurchforstung 786 fm, Jungdurchforstung 60 fm und Jungwuchspflege 2 fm. Die Gesamtkosten für den Unterhalt des Forstbetriebes ohne die Lohnkosten für die Waldarbeiter werden auf 16.290 Euro beziffert.
Grundlage für die Bewirtschaftung des 230 Hektar großen Veitshöchheimer Gemeindewaldes ist dieser vom AELF erstellte und vom Gemeinderat im Februar 2014 gebilligte Forstwirtschaftsplan, in dem Nachhaltigkeit oberstes Gebot ist. Seine Laufzeit beträgt 20 Jahre. Er gilt also bis Ende des Jahres 2033, wobei nach zehn Jahren, d.h. 2023/2024 eine Zwischenrevision zur Überprüfung der Planungsziele vorgesehen ist.
Der Plan garantiert, dass auch weiterhin eine baumartenreiche Waldgeneration mit hohem Entwicklungspotential heranwächst. Die Nutzung ist sehr nachhaltig, da mit 1.360 Festmeter mehr zuwächst als geschlagen wird. Der Plan geht von jährlich von einem Gesamthiebsatz von 1.030 Festmeter aus. Im Jahresbetriebsplan 2020 waren 901 Festmeter enthalten, im Jahr 2021 sind, wie vorstehend ausgeführt 1.104 Festmeter eingeplant. Kennzeichen der Bewirtschaftung ist eine sehr üppige Naturverjüngung. Es sollen laut Plan jährlich zwei Hektar Wald verjüngt werden, davon nur 0,1 durch Pflanzung.
Gemeindewald-Situationsbeurteilung der Revierförsterin Annette Fricker zum Jahresende 2020
Die beiden Extremsommer 2018 und 2019 haben die Situation im Wald verändert. Es gibt an vielen Stellen im Wald große abgestorbene Altbäume, die nur zum Teil geerntet wurden, zum größeren Teil stehengeblieben sind. Die Bäume sind damit weiter Lebensraum für Tiere und Insekten und verbessern die Wasserhaltefähigkeit des Waldes, und sie werden - in begrenztem Umfang - nach dem Vertragsnaturschutzprogramm gefördert.
Für den Wald ist dies gut und dieses Vorgehen wird sicher auch von der Mehrheit der Bevölkerung angesichts der Arten-/ Insektenschutzdiskussion befürwortet.
Es muss das noch vorhandene Zeitfenster für die Borkenkäferaufarbeitung in den Fichtenbeständen genutzt werden. Im kommenden Frühjahr wird die Pflege der kleinen Bäumchen auf den entstandenen Lichtungen im Vordergrund stehen.
Bezogen auf die waldtypischen Gefahren, mit denen ein Waldbesucher zu rechnen hat und die er in Kauf nimmt, wenn er sich nicht auf Forstwegen bewegt, ergibt sich durch das vermehrte Totholz im Wald eine neue Situation. Auf diese Situation wird mit Hinweisschildern an vielbesuchten Waldeingängen reagiert..
Aufgrund der beiden Extremtrockenjahre - mit der Folge einer überdurchschnittlich hohen Anzahl abgestorbener Bäume - war ein deutlich erhöhter Aufwand an Verkehrssicherungsmaßnahmen zu verzeichnen. Der Bauhof und seine Mitarbeiter hat hier in Zusammenarbeit mit der Revierförsterin viel geleistet und die Verkehrssicherheit entlang öffentlicher Straßen und an Forstwegen wiederhergestellt.
Leider muss so auch das ganze Jahr über und noch weiter der für Wanderer sehr attraktive Dorlesweg am Waldrand oberhalb der Weinberge, der Bestandteil des überregionalen Mainwanderweges ist, das ganze Jahr über wegen der Lebensgefahr durch Trockenastbruch gesperrt und großräumig auf einer Länge von über zwei Kilometer umgeleitet werden.
Die Forstleute freuen sich über jeden Niederschlag, der die Situation des Wassermangels ein bisschen entschärft, so wie zuletzt im Februar 2020.
Durch die ganzjährige Tätigkeit der zwei gut ausgebildeten gemeindlichen Forstwirte Jürgen Taupp und Sebastian Kräml erfährt der Wald eine selten gewordene ökologische Aufwertung und Sicherung in allen seinen Funktionen. Der Gemeindewald ist eine hervorragende „Solarfabrik“, der neben seiner Funktion als Sauerstoffspender, Wasserreservoir und Erholungsraum auch von wirtschaftlicher Bedeutung ist. Es wird aber in Sinne der Nachhaltigkeit weniger geerntet als nachwächst.
Es bleiben auch Flächen der natürlichen Entwicklung überlassen. Hier bieten umgestürzte Bäume als Totholz einer Vielzahl von Vögeln, Insekten, Pilzen und Mikroorganismen artspezifische Lebensräume. Er bietet insbesondere den seltensten Arten wie Mittelspecht, Halsbandschnäpper, Mops- und Bechsteinfledermaus, Hirschkäfer, Eremit oder Eichenbock passende Lebensbedingungen.
Der muschelkalkhaltige Boden im Gemeindewald ermöglicht einen Mischwald mit großer Artenvielfalt. 17 Laub- und 6 untergeordnete Nadelholzbaumarten sind hier in ausgezeichneter Qualität und hoher ökologischer Wirksamkeit anzutreffen. Der Gemeindewald ist deshalb als FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat) eingestuft und als Bannwald geschützt. Durch den Verlust zahlreicher Buchen verlichtet zwar der Wald, aber nach wie vor hilft der gemischte und gestufte Aufbau, dass bislang der Gemeindewald bisher von der Kahlflächenproblematik verschont blieb.
Durch die zumeist eher verteilt auftretenden Buchenschäden gibt es zwar hohe Totholzanfälle von in etwa einem Jahreshiebssatz. Jedoch entsteht durch die Verteilung vorerst kein Handlungsbedarf bezüglich Nachpflanzungen.
Allerdings muss die vorhandene Naturverjüngung jetzt in die Lücken wachsen können, möglichst ungebremst, da nicht mehr so viel Zeit ist, auf spätere Individuen zu setzen, d.h. insbesondere die Jagd muss jetzt verstärkt werden, da nicht auf der ganzen Fläche Zäune errichtet werden können.
Zum Glück hat uns die Natur mit reichhaltigem Angebot an Eichen- und Hainbuchenkeimlingen beschenkt, die Klimabaumarten, die bei einer weiteren Verschiebung zu Trockenheit im Sommer bei uns noch wichtiger werden.
Fotos (c) Dieter Gürz