Die Gemeinde Veitshöchheim trauert um Paolo Saturnini, dem Mitbegründer der Partnerschaft mit Greve in Chianti
Am Abend des 2. Juli 2020 verstarb gegen 22 Uhr im Alter von 70 Jahren Paolo Saturnini, von 1990 bis 2004 Bürgermeister von Greve in Chianti, mit dem im April 1994 in Greve mit Gegenunterzeichnung im Oktober 1994 in Veitshöchheim im Hofgartenschloss - siehe Foto links - die Städte-Partnerschaft zwischen beiden Kommunen begründet wurde (siehe nachstehender Link auf Rückblick im Bericht von 26.1.2014 zum 20jährigen Jubiläum).
Saturni weilte letztmals im Oktober 2014 in Veitshöchheim zur Feier des 20jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft als Mitglied einer 14köpfigen Delegation aus Greve in Chianti. Damals trug er seine Eindrücke von der Partnerschaft wie folgt vor (Fotos oben und unten):
Keine politische Verantwortung mehr in Greve tragend, könne er diese Dinge aus vollem Herzen sagen. Auch er habe gute Erinnerungen an besondere Momente in dieser Partnerschaft.
All die Begegnungen hier oder in Greve, seien sehr wichtig und bewegend gewesen. Allein schon äußerlich sehe man, dass man gut zusammenpasse. Als er am Ende der Reise in diese liebliche Weingegend kam, habe er sich praktisch wie zu Hause gefühlt. Hinter diesen wunderbaren Weinbergen stecke eine alte Kultur, die beide Kommunen verbinde. Er regte deshalb einen Erfahrungsaustausch der Winzer an.
Die Deutschen seien für die Italiener das, was sie gerne so wären, wie hier die Dinge funktionieren. Umgekehrt würden wir Deutsche aber auch ihre Qualitäten schätzen. Saturnini: "Wir alle haben dasselbe Alter, sind gleich jung und erste Generation, die in Frieden und Freiheit gelebt hat. Wir genießen die Freizügigkeit, dass wir keinen Schlagbaum mehr haben, wenn wir von einem Land ins andere reisen, mit einer einzigen Währung dem Euro. Was wir noch nicht geschafft haben, ist dieselbe Sprache. Es liegt nicht nur an Politikern, in Frieden und Freiheit zu leben, sondern auch an uns und unserer Partnerschaft."
Auf diesem Foto in der hinteren Reihe waren bei der Vertragsunterzeichnung 1994 maßgebend dabei v.l. Ilse Feser (Veitshöchheimer Partnerschaftsbeauftragte von Beginn an), Paolo Saturnini, Hiltrud Müller (damals Greves Partnerschaftsbeauftragte ) und Rainer Kinzkofer, rechts Flavia Affortunati (seit Mai Greves Partnerschaftsbeauftragte), im Vordergrund Greves aktueller Sindaco Paolo Sattoni und Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz beim Eintrag ins Goldene Buch.
Nach seinen drei Amtszeiten als Bürgermeister hatte sich Saturnini seiner Tätigkeit als Immobilienmakler gewidmet, eine Aufgabe, die er zuletzt immer noch ausübte. In den letzten Jahren war er aber auch der aktiven Politik näher gekommen und hatte auch die Rolle des Sekretärs der Demokratischen Partei von Greve im Chianti inne.
Fotos Dieter Gürz
20 Jahre Veitshöchheimer Partnerschaft mit Greve in Chianti - Wie alles begann - Veitshöchheim News
Erste Kontaktaufnahme im Mai 1993 - Sindaco Paolo Saturnini (3.v.l.) begrüßt vor dem Rathaus die Veitshöchheimer Delegation mit dem zweiten Bürgermeister Bernhard Schlereth (2. v.l.) an der Spi...
Der Tod ereilte Paolo Saturni wohl völlig überraschend, denn am Nachmittag hatte er um 13:24 Uhr auf seiner Facebookseite noch diesen Aufruf gepostet.
Heute wurde dann in den Nachrufen auf seiner Facebookseite (mit meiner verlinkt) deutlich, wie beliebt der Verstorbene war und welche Verdienste er sich erwarb. Er war unter anderem die Seele und der Gründer der nationalen Cittaslow-Bewegung und hatte einen großen Beitrag zu deren Verbreitung in mehr als 30 Ländern geleistet (siehe nachstehender Link auf Artikel).
Sebastiano Pedani: "Mit dir geht ein Stück Geschichte von Greve in Chianti weg: die Jahre der Wiedergeburt des Chianti, der Suche nach einem ′′ Slow ′′ Lebensstil und der Achtung des Territoriums, der Traditionen und der biologischen Vielfalt!"
SCOMPARE PAOLO SATURNINI, L'IDEATORE DI CITTASLOW
Questa notte è mancato per un malore improvviso Paolo Saturnini, già Sindaco di Greve in Chianti e primo ispiratore dell'idea di Cittaslow nel 1998. Il Presidente Stefano Pisani c on i 275 Sindac...
https://www.cittaslow.it/notizia/it-greve-chianti-scompare-paolo-saturnini-lideatore-di-cittaslow
Nachruf der Gemeinde Veitshöchheim
Liebe Freunde in Greve,
mit tiefer Trauer hat uns heute die traurige Nachricht über den plötzlichen Tod von Altbürgermeister Paolo Saturnini erreicht. War er doch sozusagen als "Gründungsbürgermeister" vor 26 Jahren maßgeblich auf italienischer Seite beteiligt, dass es überhaupt zur Partnerschaft unserer beiden Kommunen gekommen ist.
Aus dieser Partnerschaft, die unsere beiden Kommunen im Jahr 1994 gemeinsam geschlossen haben, ist nicht nur eine tiefgehende Partnerschaft zwischen zwei Kommunen geworden. Sie hat sich längst zu einer Freundschaft zwischen unseren Gemeinwesen entwickelt, in die viele Bürgerinnen und Bürger einbezogen sind.
Gerne denken wir an die Begegnungen und gegenseitigen Besuche, an unzählige Gespräche und Erlebnisse mit Paolo Saturnini zurück. Im Namen aller Veitshöchheimerinnen und Veitshöchheimer, und im Besonderen auch im Namen unseres Altbürgermeisters Rainer Kinzkofer und im Namen von Ilse Feser und Sieglinde Winter- Denk möchten wir unsere aufrichtige Anteilnahme ausdrücken.
Unsere Gedanken sind dabei vor allem auch bei seiner Familie. Seine stete Bereitschaft sich für unsere Partnerschaft zu einzusetzen und zu engagieren prägte nicht nur unsere Freundschaft, sondern eben auch unsere Zusammenarbeit.
Er wird eine große Lücke hinterlassen, sowohl als Freund, wie auch als Kollege.
Wir werden Paolo Saturnini stets ein ehrendes Andenken bewahren.
In tief empfundener Anteilnahme
Jürgen Götz
1. Bürgermeister
Gemeinde Veitshöchheim
Dieses Foto machte Karl-Heinz Feser bei der Bürgerreise 2015 in Greve. Es war für die langjährige Partnerschaftsbeauftragte Ilse Feser die letzte persönliche Begegnung mit Paolo Saturni.
Zum Tod von Paolo Saturnini - von Ilse Feser
Es war ein Schock, als ich am Freitagmorgen die Mitteilung bekam, dass Paolo Saturnini gestorben sei. Er war unser „Gründungsbürgermeister“ und ich hatte mehr als 26 Jahre lang eine freundschaftliche Beziehung zu ihm und ich habe ihn als eine absolut integre Persönlichkeit kennen- und schätzen gelernt, dem seine Gemeinde und das Chiantigebiet, aber auch und vor allem die Qualität der dort erzeugten Produkte am Herzen lag.
In dieser Zeit habe ich viel gelernt, vor allem zu unterscheiden, wie die typischen Produkte als echt und authentisch zu erkennen sind und mit welchen Fälschungen man konfrontiert wird. Dies habe ich in all den Jahren bei meinem Engagement auf dem Weihnachtsmarkt umgesetzt und es wohl auch geschafft, bei den Veitshöchheimer Bürgerinnen und Bürgern ebenfalls ein Gespür dafür zu entwickeln.
Paolo Saturnini stand voll hinter unserer Partnerschaft und gemeinsam konnten wir so einige oft recht unkonventionelle Ideen umsetzen, als Beispiel ein Bierfest auf der berühmten Piazza von Greve in Chianti. Bei den Partnerschaftswochen, die 1996 in der Bücherei im Bahnhof stattfanden, war er zusammen mit Umberto Ademollo und einem Mitarbeiter der Gemeinde mit Wein und Speisen beladen nach Veitshöchheim gekommen, um seinen Beitrag zum Festabend zu leisten, und alle waren dann wieder noch am gleichen Abend zurückgefahren – zweimal tausend Kilometer... Dass er bei den Feierlichkeiten zur 900Jahr-Feier Veitshöchheims anwesend war und mit dem damaligen Bürgermeister Rainer Kinzkofer in der Kutsche durch den Ort fuhr, war Ehrensache.
Er kam sehr gerne nach Veitshöchheim, denn er hielt sehr viel von Deutschland und hatte sogar einmal geäußert, dass es gut wäre, wenn Deutschland für eine gewisse Zeit Italien „übernehmen“ würde. Dazu passt, dass er immer deutsche Autos fuhr. Er war ein überzeugter Europäer und war immer sehr daran interessiert, neue Partnergemeinden zu finden. Diese nicht unbedingt nur in Europa, sondern auch in Übersee.
Bei unseren Kunst-Workshops, die im kleinen Ortsteil Lucolena stattfanden, ließ er es sich nicht nehmen, zu den jeweils am Ende der Woche stattfindenden Ausstellungen zu kommen und sich mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auszutauschen. Dass er das auch medial bekannt machte, war wiederum zur großen Freude der Bewohner Lucolenas.
Schon immer war er aktiv in der Slow-food-Bewegung und initiierte den inzwischen weltweiten Verbund „Cittàslow“. Nach seiner Zeit als Bürgermeister von Greve in Chianti war er einige Jahre lang der Präsident von Slow-food-Italien und das Thema „Cittàslow“ war der Grund, dass er wie der Botschafter des guten Lebens in der ganzen Welt herum reiste. Er war ein gefragter Interviewpartner, hielt viele Vorträge und schrieb eine ganze Reihe Bücher – auch Kochbücher.
Paolo Saturnini war eine starke Persönlichkeit, sehr engagiert auf vielen Ebenen und interessiert an seinen Mitmenschen. Er war ein Freund, auf den man sich verlassen konnte, und er war prägend für unsere Partnerschaft mit seiner Gemeinde. Er wird uns fehlen!
Abschied von Paolo Saturnini, Altbürgermeister von Greve
Die Nachricht vom plötzlichen Tod Paolo Saturninis, Altbürgermeister von Greve, im Alter von nur 70 Jahren, hat Bestürzung und Trauer in unserer Partnergemeinde Greve ausgelöst. Als Sohn eines Landwirts bewahrte Paolo sich den Bezug zur Natur und zu seinen Wurzeln.
Er liebte die Menschen, aber noch mehr liebte er „Das Chianti“. In seiner Zeit als Bürgermeister von Greve (1990 bis 2004) gelang es ihm, aus einem ländlich geprägten Ort eine aufstrebende, weltoffene Tourismusgemeinde zu machen, für die er viele Visionen hatte. „Ich möchte, dass Greve der Welt den Eindruck eines regen, intelligenten, verantwortungsbewussten Ortes vermittelt, der sich seiner Vergangenheit, seiner Geschichte und seines Ambientes bewusst ist. Denn nur wenn man weiß, woher man kommt, weiß man, wohin der Weg in die Zukunft geht”, sagte er.
Er war u.a. auch der Impulsgeber und Gründer von Cittàslow im Jahr 1999, einer Bewegung bzw. ein internationales Netzwerk, das sich der Nachhaltigkeit, der Entschleunigung des Lebenstempos, der Förderung regionaler Produkte, der Lebensqualität, der Pflege von überlieferten Traditionen verschrieben hat und gleichzeitig offen für Neues ist, und in deren
Mittelpunkt der Mensch steht. Sitz der Bewegung ist Orvieto in Umbrien, das neben Greve, Positano (Kampanien) und Bra im Piemont zu den ersten vier Mitgliedsstädten zählte, denen noch viele in und außerhalb Italiens folgen sollten.
Er hatte vielseitige Interessen außerhalb der Politik und war als Botschafter seiner Vorstellungen eines nachhaltigen Lebens in der ganzen Welt unterwegs. Bis zuletzt arbeitete er als Immobilienmakler; die Politik ließ ihn nie so ganz los, denn er übte in der lokalen Fraktion der Partito Democratico die Funktion des Sekretärs aus.
Auch zum Leben nach Covid-19 machte er sich viele Gedanken und war der Meinung, dass wir Menschen die Erde wie einen Garten pflegen sollten.
Er wird wegen seines vielfältigen Engagements für Greve und seine Heimat, seiner Integrität und Offenheit sehr vermisst werden. Was bleibt, sind die vielen Dinge, die er bewirkt hat, und dazu zählt auch sein großer Beitrag zur gelebten Partnerschaft zwischen Veitshöchheim und Greve.
Sieglinde Winter-Denk, Partnerschaftsbeauftragte