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Bayerns Landwirtschaftsministerin bei den 62. Veitshöchheimer Weinbautagen: Ehrung LWG-Präsident Kolesch mit Staatsmedaille in Silber - Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Heimat - wir haben nur diese "EINE"! Lasst sie uns gemeinsam gestalten, vor allem aber bewahren! Mit diesen Zeilen verewigte sich die bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Michaela Kaniber nach ihrer Rede bei den 62. Veitshöchheimer Weinbautagen in den Mainfrankensälen in das Goldene Buch der Gemeinde Veitshöchheim. Dabei assistierten ihr stehend v.l.n.r. MdL Manfred Ländner, die Fränkische Weinkönigin Carolin Meyer, MdL Barbara Becker, Bürgermeister Jürgen Götz und LWG-Präsident Dr. Hermann Kolesch.

Zuvor verlieh die Staatsministerin an den im Mai 2020 in den Ruhestand gehenden  LWG-Präsidenten Dr. Hermann Kolesch am Ende seines äußerst vielseitigen und erfüllten Berufslebens in Anerkennung seiner herausragenden Leistungen Weinbau und Gartenbau für den Freistaat Bayern und seinen großartigen Einsatz für Franken die Staatsmedaille in Silber.

Kanibers Laudatio an Kolesch: "Sie haben die fränkische Weinwirtschaft geprägt wie kaum ein anderer. Heute sind wir stolz auf einen attraktiven, modernen und lebendigen Weintourismus in Franken, der deutschlandweit seinesgleichen sucht." Es sei nicht zuletzt der ansteckenden Begeisterung von Hermann Kolesch, seinem Einsatz und fundierten Fach- und Sachverstand zu verdanken, dass die fränkischen Winzer Großes gewagt und Franken zu dem gemacht haben, was es heute ist. Ein besonderes Anliegen war ihm die Ausbildung, so die Staatsministerin. Denn eine Branche könne langfristig nur dann erfolgreich sein, wenn sie in die Köpfe und Herzen der nächsten Generation investiere. In diesem Geist habe Kolesch im Laufe seiner Tätigkeit hunderte Studierende unterrichtet und ihnen das Feuer der Begeisterung und die Leidenschaft für den Weinbau geweckt.

Ihr persönlich sei Kolesch seit ihrem Dienstantritt als Landwirtschaftsministerin im März 2018 eine ihrer größten und stärksten tragenden Säulen, nicht nur wegen seiner geballten Kompetenz, sondern auch weil sie sich bei ihm sofort verstanden und wahnsinnig loyal aufgefangen gefühlt habe. Dies zeichne einen Menschen aus, nicht nur was er könne, sondern auch wie er sich charakterlich anderen gegenüber gibt und vor allem auch öffnet.

Der so sehr gerührte Geehrte erklärte, dass er sich immer als Staatsdiener im wahrsten Sinne des Wortes nach dem Motto "Beib immer bei der Leut" gefühlt habe. Im demokratischen System der Bundesrepublik lebend, sei die "Sache des Volkes" (res publika) für ihn stets die Landwirtschaft, die Weinwirtschaft, die Gärtnerei, die Imkerei gewesen. Er habe diese Arbeit gerne getan und er sei immer stolz gewesen, nicht nur Beamter, sondern ein Teil dieser Verwaltung zu sein.

Dr. Hermann Kolesch (* in Iphofen) studierte und promovierte in den Agrarwissenschaften in Gießen. Seit 1985 steht er in den Diensten des Freistaates Bayern. Zunächst war er im Landwirtschaftsamt Uffenheim, dann am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg tätig. Ab 1990 war er Sachgebietsleiter an der Regierung von Unterfranken, zunächst für Weinrecht und Qualitätsweinprüfung und später für Weinbauberatung. Im Zuge der Verwaltungsreform kam sein Sachgebiet 2006 als Abteilung Beratung und Strukturentwicklung im Weinbau zur Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, wo er zunächst als stellvertretender Präsident wirkte. Nach dem Wechsel seines Amtsvorgängers Prof. Sebastian Peisl an die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, wurde Kolesch durch das Bayerische Kabinett am 7. August 2014 offiziell zum Präsidenten der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim bestellt.

 

Die Landwirtschaftsministerin in der Bayerischen Staatsregierung nutzte die Gelegenheit den anwesenden Winzern im Weinland Franken als ihre Weinbauministerin ein dickes Lob dafür auszusprechen, dass der Frankenwein heute weltweit eine Spitzenposition einnehme. Die fränkischen Winzer würden immer wieder beweisen, Qualität sei kein Zufall, sondern müsse geschaffen werden. So hätten sie in moderne Bewirtschaftungs- und Kellertechnik, in  viefältige Dienstleistungsangebote rund um den Weintourismus und die Weinvermarktung investiert. Ein Kompliment machte sie auch den Jungwinzern, die sich als Wine-Maker verstehen und mutig gewohnte Pfade verlassen. Der frische Wind, der durch die Weinberge und Keller der Winzer wehe, zeige sich auch daran, dass auf Frankens 6.270 Hektar nicht mehr nur die traditionellen Leitsorten Silvaner und Müller-Thurgau angebauten werden. Bayerns Weinbau profitiere auch von der neuen Begeisterung für das Regionale. Reisen zum Wein in Verbindung mit kulturellen Angeboten würden weiter im Trend liegen.

Dem Dreiklang von Spitzenposition, ambitioniertem Berufsnachwuchs und boomendem Weintourismus setzte die Ministerin einen Dreiklang aus handfesten Herausforderungen entgegen: den Klimawandel, die notwendigen Investitionen in moderne Infrastruktur und den Erhalt der Bioversität.

Die Anpassung an den Klimwandel ist nach ihren Worten der wichtigste Arbeits- und Forschungsschwerpunkt an allen drei Landesanstalten ihres Ressorts, in den über 40 Prozent der Forschungsmittel fließen würden. So wurde auch der Aktionsplan Bewässerung erarbeitet und werden in Pilotstudien Lösungen zur Wasserbeschaffung in unterschiedlichsten Regionen Bayerns entwickelt. Vorbildcharakter komme dabei den am weitesten fortgeschrittenen Bewässerungsprojekten im Weinbau zu.

Ihr Ministerium fördere weiter mit jährlich einer Million Euro die Infrastruktur in den Weinbergen, die in großen Teilen, vor allem bei Wegen und Stützmauern nicht mehr zeitgemäß sei. Dabei habe man auch die Belange von Naturschutz, Bioversität und Bewässerung im Blick.

Im Bereich der Bioversität komme strukturreichen Weingärten eine wichtige Rolle als vielvältige Lebensräume für Flora und Fauna zu. Als Beispiele nannte sie die Begrünung von Rebgassen und die Einsaat von Blühmischungen

Der Amtschef ihres Ministeriums Hubert Bittlmayer, stellt bereits am  ersten Kongresstag das „Versöhnungsgesetz“ = Zweites Gesetz zugunsten der Artenvielfalt und Naturschönheit in Bayern (Gesamtgesellschaftliches Artenschutzgesetz – Versöhnungsgesetz) vom 24. Juli 2019 und seine Auswirkung auf die Agrarpolitik vor (Erläuterungen siehe nachstehender Link).

Einen Status-quo-Bericht zur Biodiversität stellte Richard Mergner, 1. Vorsitzender des BUND in Bayern, vor. Er brachte zum Ausdruck, dass dringender Handlungsbedarf besteht, um das dramatische Arten- und Insektensterben, verursacht durch den Verlust an Lebensräumen und die Intensivierung der Landwirtschaft, zu bekämpfen. Ein Teil der Lösung ist nach seinen Worten eine Erhöhung des Ökolandbaus (laut Versöhnungsgesetz Anteil von 25 Prozent bis 2025 und von 30 Prozent bis 2030).

Die Ökoweinbaufläche habe sich seit 2008 nahezu verdoppelt. Der BUND Naturschutz freue sich, dass unter den Winzern das Bewusstsein für Biodiversitat gewachsen ist.

Chancen und Ansatzpunkte aus Sicht des Einkaufsverhaltens deutscher Weinkonsumenten beleuchtete Wilhelmer Lerner von Wine Intelligence (weltweit führender Anbieter von Consumer und Marketing Insights für die Weinbranche).

nter dem Motto „Nicht Ihr müsst“, sondern „so schaffen wir das“ zeigte  auch Prof. Harald Welzer, Direktor der FuturZwei Stiftung, Lösungswege für mehr Nachhaltigkeit und Artenschutz auf.

Abgerundet wurden die weinbaulichen Themen mit aktuellsten Forschungsergebnissen zur Nachhaltigkeit im Weinbau und zum Klimawandel. Der Fokus lag dabei auf effizienten Bewässerungsstrategien, Unterstockbearbeitung und wasserschonender Bodenpflege, Reife und Zuckerproduktion sowie Rebsorten-Umstellung durch Chipveredelung.

Aufgrund der kontinuierlich steigenden Nachfrage nach Schaumwein gewinnt die Sektproduktion für die fränkischen Winzer zunehmend an Bedeutung. Mit der Farbe Rosé zeichnet sich dabei vor allem im hochwertigen Preissegment eine deutliche Trendfarbe ab.

Schwerpunkt der diesjährigen Lehrweinprobe war daher das Schaumwein-Potpourri von fränkischen und deutschen Sekten bis hin zu Franciacorda und Champagner.

Das Kommen der Landwirtschaftsministerin nutzten nach dem Motto "Zukunft braucht Bauern - Bauern brauchen Zukunft"  Landwirte aus der Region, die mit ihren Schleppern und einem Pferd sich am Treppeneingang der Mainfrankensälen demonstrativ aufgestellt hatten, um auf die Belange der am 01. Oktober 2019 gegründeten Facebook-Gruppe „Land schafft Verbindung“ aufmerksam zu machen, die einen Funke zündete, der innerhalb kürzester Zeit zu einem Flächenbrand wurde und derzeit etwa 15.000 Menschen bei Facebook und ca. 100.000 bei WhatsApp zusammenbrachte.

"Uns reichts! 8 Monate im Jahr sind wir die Gitspritzer der Nation aber 4 Monate im Jahr der Selbstbedienungsladen der Republik" stand auf einem Plakat.

Während der Weinbautage fand auch eine Fach- und Technikausstellung im Foyer sowie im Außenbereich der Mainfrankensäle statt. Dort konnten sich die Besucher über Produktneuheiten und Angebote verschiedenster Hersteller und Lieferanten informieren.

 Fotos (c) Dieter Gürz

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