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Das Bauwesen steht vor einem radikalen Wandel: Bezahlbares Wohnen durch serielles, modulares und Roboter unterstütztes Bauen (Vortrag UWG Veitshöchheim: Zukunft Wohnen - Wohnen im Alter)

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Zum Thema "Zukunft Wohnen - Wohnen im Alter" hatte die U.W.G. Veitshöchheim in der letzten Woche zu einem Seminar des Bildungswerkes für Kommunalpolitik (BKB) mit dem Architekten  Albrecht G. Walther aus Bad Neustadt in den Rathaus-Sitzungssaal eingeladen (auf dem Foto v.l.n.r. Robert Gremling (BKB-Bildungsbeauftragter für Unterfranken), UWG-Vorsitzender Martin Issing, Albrecht G. Walther und 2. Bürgermeister Wolfgang Knötgen (UWG).

Hintergrund: "Wohnen betrifft alle Generationen. Die Gesellschaft verändert sich und dementsprechend auch die Wünsche und Anforderungen an das Wohnen."  Der Referent beschrieb Trends und Möglichkeiten, die auch für das Wohnen im Alter, mit zusätzlichen Anforderungen für Betreuung und Pflege, zutreffen. Er stellte das Wohnen zu Hause sowie Alternativen zum Pflegeheim an Hand von Beispielen vor.

Da der Architekt schon im bereits gesetzteren Alter ist, verfügt er über einen riesigen Erfahrungsreichtum und konnte so in der Diskussion die Fragen umfangreich beantworten.

Der Referent beleuchtete Wohnkonzepte für die Zukunft und zeigte Trends für zukünftiges Wohnen unter Berücksichtigung von Flächenverbrauch, Klimawandel und bezahlbarem Wohnraum auf.

Nach einer Studie des GdB-Bundesverbandes deutscher Wohnungs-und Immobilienunternehmen e.V. möchten die nachfolgenden Generationen im Alter eher gemeinschaftsorientiert leben und wohnen sowie im Bedarfsfall optimal versorgt sein. Die Architektur müsse darauf mit gemeinschaftsfördernden Wohnanlagen reagieren (hatten wir schon einmal in Veitshöchheim Mitte der 80er Jahre mit der "Blauen Traube" - einer Mustersiedlung im Sozialen Wohnungsbau der Frauenlandgenossenschaft eG im Baugebiet "Speckert").

 

Walther sprach von einem revolutionären Wandel im Wohnungsbau, weg von der  konventionellen Bauweise hin zu bezahlbarem Wohnen durch serielles, moulares und Roboter unterstütztes Bauen mit Holzbauteilen nach dem Motto "Privat im Appartement - Gemeinschaft im Zwischenraum - Nicht nur für junge Leute, auch für Senioren geeignet" unter Herunterbrechen der Ausstattung auf ein vernünftiges Maß ( siehe nachstehende Links auf Beispiele).

 

Der Wohnungsbau der Zukunft müsse sozial, klimagerecht, wirtschaftlich und bezahlbar sein:

Soziale Ausrichtung

•Bezug zum Quartier
•Gemeinschaftseinrichtungen
•Bewohnergerechte und variable Grundrisse
•Serviceleistungen
•Bezahlbar

Klimatische Effizienz

•Grundstück –Lage -Größe -Bepflanzung
•Bauprozess
•Baumaterialien und –Systeme
•Passivhaus Standard
•Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energie

➢Wirtschaftlichkeit

•Grundstückskosten
•Baukosten
•Betriebskosten
•Erhaltungskosten
•Qualitätsmanagement

Unter Bezugnahme auf den Demographie-Bericht für Veitshöchheim (Grafiken entnommen aus Jahreschronik Veitshöchheim 2019) veranschaulichte der Referent, wo die Entwicklung bei uns wohl hinführt.

Sind zur Zeit 31% der Bürger Veitshöchheims bereits aus dem Erwerbsleben ausgeschieden, d. h. über 65 Jahre alt, so nehme bei gleichbleibender Einwohnerzahl von zur Zeit 9.600 die Zahl der über 65jährigen von derzeit 2.500 in zehn Jahren um 400 und in 17 Jahren um 500 zu.

Walther: "Wir brauchen neue Altersbilder". Wichtig sei außer der Gesundheit besonders auch die Inklusion und bürgerschaftliche Engagement der „Älteren“, auch untereinander. Natürlich dürfe hier die ärztliche Versorgung, mobile medizinische Assistenz, Telemedizin, nicht außer Acht gelassen werden.
 

Als Vorbild führte der Architekt das Alten-Service-Zentrum Eching vor Augen, seit 1995 mehr als ein Mehrgenerationenhaus mit Begegnungs-und Aktivierungsprogramm, Beratung und Vermittlung von Dienstleistungen,  Mobile Soziale Hilfsdienste, Sozialstation (häusliche Krankenpflege, Wohngemeinschaft für acht Demenzkranke und 34 barrierefreie Seniorenwohnungen ab 11,50 €/qm Kaltmiete + Nebenkosten (siehe nachstehender Link).

Die vielfältigen Möglichkeiten für ein Wohnen im Alter, auch bei
zunehmendem Hilfebedarf, bringen viele Fragen mit sich. Ansprechpartnerin für Kommunen, Investoren sowie Bürgerinnen und Bürger in Bayern ist die Koordinierungsstelle "Wohnen im Alter- Konzepte, Initiativen und Visionen" (siehe nachstehender Link)

Im Detail stellte Walther dann vor:

  • Pflegeheim mit Hausgemeinschaften (im eigenen Zimmer wohnen – mit 7 -15 Bewohner in Gemeinschaft leben und wirtschaften)
  • Quartiershäuser (im eigenen Appertement wohnen, in Gemeinschaft leben und wirtschaften mit Teilhabe am Gesellschaftsleben)
  • Betreutes Wohnen zu Hause (Idealfall): Wen Kinder aus dem Haus, Haus und Garten zu groß, nicht altersgerecht und pflegeleicht:  Verkaufen und dennoch im vertrauten Haus wohnen bleiben - Beispiel Immobilienverrentung der Stiftung Liebenau (siehe nachstehender Link)

 

  • Altenteilbungalow für Senioren (ab 48 m2): modualr vorgefertigte Holzbauweise, barrierefrei, ökologisch, voll ausgestattet (siehe nachstehender Link) -
    • ebenso ein Link zur Beratung Barrierefreies Bauen der Bayerischen Architektenkammer - auch Tipps zuHauswirtschaft alters- und körpergerecht, technische Assistenz-Systeme (Telemedizin, Hausnotruf, Kommunikation wie Social Media und Skype)
  • Häusertausch (Groß gegen klein - Betreutes Wohnen individuell)


 

Der Architekt informierte auch über Finanzierungsmöglichkeiten wie "KfW-Standard ALTENGERECHTES HAUS mit günstigen Zinsen und Zuschüssen für das barrierereduzierte Haus - Foto KfW (siehe nachstehende Links)

 

Für die ältere Generation ist von Bedeutung auch die Pflege, durch Angehörige oder Ambulant, Tagespflege (in jedem Quartier: Hol- und Bringdienst, Hauswirtchaft, Gärtnern, Ruhen), Kurzzeitpflege (Entlastung für pflegende Angehörige)

 

Als Vorbild für Alltagshilfen im Rahmen der Nachbarschaftshilfe oder Bürgerorganisation nannte er das Beispiel der Seniorengemeinschaft Kronach (siehe nachstehender Link).

 

 

 

Als Tipp gab Walther noch die Hinweise auf Vorsorge- und Notfallset (Rettungsdose des Landrkreises) mit Ausführungen Patienten- und Betreuungsverfügung, Testament sowie Vorsorgevollmacht (siehe auch nachstehender Link).

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