Ausbau der Kirchstraße im Veitshöchheimer Altort: Gemeinderat spricht sich gegen Einbau von absenkbaren Pollern aus
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Hier vor dem Eingang zum Hofgarten und der Einmündung der Oberen Maingasse wäre es nach dem Vorabzug der Stadtplaner HWP möglich, absenkbare Poller einzubauen (Foto Dieter Gürz)
Wie Bürgermeister Jürgen Götz bereits in der Bürgerversammlung am 21. November informierte, soll die Ausschreibung für den 220 Meter langen zweiten Bauabschnitt der Kirchstraße, zwischen Oberer und Unterer Maingasse einschließlich Kirchplatz über den Winter und dann der Ausbau ab Frühjahr 2020 über die Bühne gehen. Hier sei ein Vollausbau vorgesehen. Die Straße werde dazu 70 Zentimeter tief ausgekoffert. Auch der Kanal und zahlreiche Hausanschlüsse werde teilweise erneuert.
In diesem zweiten Bauabschnitt erfolge im Gegensatz zur Würzburger Straße die neue Pflasterung niveaugleich auf der gesamten Fläche, es falle also die bisherige Aufkantung im Gehwegbereich weg. Die vorliegende Planung ist laut Bürgermeister auch in Sachen Barrierefreiheit entsprechend abgestimmt.
Die Baukosten betragen nach der Kostenberechnung rund 1,2 Millionen Euro. Die Bauzeit werde sich bis ins Jahr 2021 erstrecken. Neben der Erneuerung des Pflasters würden die Haltestellen barrierefrei umgebaut, sowie die Straßenbeleuchtung erneuert.
In der Gemeinderatssitzung am letzten Dienstag traf das Gremium für die Ausschreibung noch einige Festlegungen, so für die Art des Pflaster-Verlegebandes und der Straßenbeleuchtung, die Gestaltung der Grünflächen am Ehrenmalplatz, den Verzicht auf den Einbau von absenkbaren Pollern und eine neue Lösung für die Weihnachtsbeleuchtung (siehe nachstehender Link auf gesonderten Bericht).
Bei der Billigung der Planung im Mai 2018 ließ der Gemeinderat die Entscheidung offen, für den Fall einer zeitweisen Sperrung der Kirchstraße am Wochenende ab Samstagmittag versenkbare Poller einzubauen. Hier sollten vor einer Entscheidung noch Detailfragen zur Machbarkeit geklärt und die Erfahrungen anderer Kommunen eingeholt werden.
In der letzten Gemeinderatssitzung war es nun soweit.
Verzicht auf Poller
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Ergänzend zur Vorentwurfsplanung Straßenbau sollte geprüft werden, ob am Beginn und am Ende des verkehrsberuhigten Bereichs absenkbare Poller eingebaut werden können, wie hier im Bild in der Stadt Rothenburg ob der Tauber zu sehen.
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Aus baulicher Sicht wäre es nach den Feststellungen der Stadtplaner HWP möglich, unter Berücksichtigung der Bestandsleitungen und des Grundwasserstands im Bereich der Oberen Maingasse und vor der Einmündung in die Bahnhofstraße
absenkbare Poller einzubauen.
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Gegebenenfalls müssten im Zuge der Fundamentarbeiten jedoch einzelne Leitungen umverlegt werden. Die genaue Lage der beiden möglichen Pollerreihen ist den beiden vorstehend abgebildeten Vorabzügen zu entnehmen. Die Baukosten schätzten die Planer auf 110.000 Euro, die Wartungskosten beider Polleranlagen auf 3.500 Euro pro Jahr (nicht enthalten Unfallschäden, Vandalismus oder höhere Gewalt).
Die Verwaltung hatte in ihrer Sitzungsvorlage dem Gremium vorgeschlagen, von einem Einbau von absenkbaren Pollern, auch wenn diese „nur“ am Wochenende hochgefahren werden sollten, aufgrund der vielen notwendigen Sonderdurchfahrtsberechtigungen abzusehen.
Nach der Sitzungsunterlage wären dies im Einzelnen die Busse (ca. 70 am Samstag), der Lieferverkehr für die Geschäfte, die Gastronomie mit den Hotelgästen, die Anlieger, die Rettungsdienste und der Schwerverkehr über 7,5 Tonnen mit einer Fahrzeughöhe über 3,80 Meter.
Ein Problem beim technischen Betrieb der Poller hätten die erforderlichen „spontanen“ Durchfahrten des Schwerverkehrs dargestellt, da diese dann nur über eine Leitstelle ermöglicht werden könnten. Die örtlichen Versorger wie die WVV oder die Energie konnten laut Vorlage eine solche Leitstelle nicht anbieten. Die Stadtwerke Bamberg könnten ihre Leitstelle für diesen Zweck zur Verfügung stellen, allerdings würde dann die Polleranlage in Veitshöchheim wie auch alle anderen Parkhäuser von der Reaktionszeit her „nachrangig“ bedient werden (z. B. im Notfall Gas/Wasser/Strom).
Die Möglichkeit eines Einbaus von Pollern wurde auch bereits im Verkehrskonzept vom September 2016 im Zusammenhang mit der Variante „Fußgängerzone“ untersucht. Eine zusätzliche Zufahrtbeschränkung durch Poller oder Schranke wurde hier nicht als sinnvoll angesehen, da dies zu aufwändig, zu kostenintensiv und als zu restriktiv bewertet wird. Zudem würde eine Wende- oder Abbiegemöglichkeit im Bereich der oberen Maingasse fehlen.
Weiter stellte das Tiefbaureferat der Gemeinde zu bestehenden Polleranlagen fest:
"Die in der Gemeinderatssitzung vom 8.5.2018 angesprochenen Poller in Rothenburg und Bamberg können mit der Verkehrssituation in Veitshöchheim nicht verglichen werden. In Rothenburg wird eine kleine Fußgängergasse mittels Zeitschaltuhr für den Lieferverkehr bis 11.00 Uhr freigegeben. In Bamberg sind die Poller aufgrund von vielerlei Problemen nach einer relativ kurzen Betriebszeit nicht mehr in Betrieb. „Spontane Durchfahrten“ sind bzw. waren in beiden Städten nicht möglich. Auch die Poller der WVV in Würzburg (Festung und neben der Residenz) sind wieder außer Betrieb bzw. machen ständig Probleme. Am Radweg neben der Residenz musste bereits ein Poller nach ca. 10 Jahren Betrieb ausgetauscht werden."
So fasste denn das Gremium einstimmig den Beschluss: "Für den Ausbau der Kirchstraße wurde der Einbau von versenkbaren Pollern geprüft. Aufgrund der zu vielen erforderlichen Durchfahrtsberechtigungen (Leitstelle), der schlechten Erfahrungen in Bamberg und Würzburg und der fehlenden Wende- bzw. Abbiegemöglichkeit im Bereich der Oberen Maingasse wird der Einbau von absenkbaren Pollern nicht weiterverfolgt."
Auch die SPD-Fraktion, die nach den Worten ihrer Sprecherin Marlene Goßmann vor zehn Jahren für absenkbare Poller in der Kirchstraße zumindest an den Wochenenden plädiert hatte, hielt aufgrund der laut Goßmann "sehr guten Recherchen der Verwaltung" den Einbau von absenkbaren Pollern momentan nicht für realisierbar.
Grünensprecherin Christina Feiler sagte, ihre Fraktion sei zwar dafür den Altort für mehr Lebensqualität zu beruhigen. Aber auch ihre Fraktion habe sich nun von absenkbaren Pollern verabschiedet, da diese Lösung nicht richtig funktionieren könne und sich als nicht durchführbar herausgestellt habe. Sie brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass durch die beim Ausbau vorgesehenen baulichen Veränderungen den Verkehr etwas aus der Kirchstraße herausbringen zu können.
Straßenbeleuchtung
Bezüglich der Straßenbeleuchtung beschloss der Gemeinderat einstimmig die Weiterverwendung der bestehenden Beleuchtung und Ergänzung in Teilbereichen. Es werde die bestehenden Wandausleger beibehalten und die bestehenden Mastlampen versetzt bzw. durch Wandausleger ersetzt. Um die Beleuchtungs- und die Verkehrssituation zu verbessern, werden an neun Stellen neue Wandausleger montiert.
Diese Lösung habe den Vorteil, dass es künftig keine störenden Masten am Fahrbahnrand mehr gibt und die
historische Altortbeleuchtung wie in den angrenzenden Bereichen (Rathausinnenhof, Bahnhofstraße, Untere und Obere Maingasse, Würzburger Straße bis Parkstraße, Mainlände usw.) aus einem Guß ist.
Laut Tiefbaureferat habe man mit der bestehenden Beleuchtung gute Erfahrungen gemacht. Es zudem die günstigste Lösung mit Kosten von 26.000 Euro für die neuen Wandausleger.
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Als Alternativen standen diese zuvor vom Gremium besichtigten, in der Klaranläge installierten Musterleuchten zur Diskussion mit Kosten je nach Fabrikat von 32.000 bis 48.000 Euro.