Kultur und Genuss – ein Ausflug der Deutsch-Französischen Gesellschaft Würzburg nach Veitshöchheim
Die Deutsch-Französische Gesellschaft Würzburg e.V. verband diesmal ihr jährliches geselliges Martinsgans-Essen im Veitshöchheimer Ratskeller mit einem Besuch der ältesten Kapelle des Landkreises, St. Martin in Veitshöchheim. Der Ortschronist und Landschaftarchitekt Thomas Struchholz öffnete persönlich den Mitgliedern und Gästen die beschauliche romanische Saalkirche, deren Entstehung auf das 12. Jahrhundert zurückgeht.
1591 wurde sie durch den Domprobst Reichard von der Kehre neu eingeweiht. Aus dieser Zeit stammt auch das Triptychon mit einer seltenen reliefartigen Darstellung der heiligen Dreifaltigkeit auf der Mitteltafel. Schließt man die Außentafeln so wird links St. Martin sichtbar und rechts St. Kilian. St. Martin von Tour, der am Stadttor von Amiens auf einen unbekleideten Bettler trifft und seinen Mantel mit ihm teilt, ist ebenso wie St. Kilian als Schutzheiliger der Franken bekannt. Auf die in Paris aufbewahrte Mantelreliquie des hl. Martin (Mantel = lat. cappa) ist der Begriff „Kapelle“ zurückzuführen. Bereits die Palastkirchen der fränkischen Merowinger und Karolinger nannte man „Kapelle“. Weniger bekannt ist Martins Attribut der Gans, die sein Versteck verraten haben soll, als er sich der Wahl zum Bischof entziehen wollte.
Die Veitshöchheimer Martinskapelle wurde in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts durch eine private Initiative renoviert. Die barocke Kreuzigungsgruppe im Innenraum wird Johann Peter Wagner zugeschrieben und wurde im Sommer für eine Sonderausstellung nach Aschaffenburg entliehen. Mit einem Obolus am Türstock und einem Geschenk in Form eines Oberdürrbacher Bocksbeutels bedankte sich die 1. Vorsitzende Studiendirektorin Britta Habersack (Bildmitte vorne) beim Referenten (hintere Reihe, 2.v.r.).
Nach einem Spaziergang durch den Altort stand noch ein Besuch im neu konzipierten Jüdischen Kulturmuseum an. Beate Weinhold führte in das zeitgenössische Museum ein und zeigte die Räume. Die Grundlage der Ausstellung bilden Texte aus der Genisa, die vorwiegend aus dem 17.-19. Jahrhundert stammen. Dabei geht die neu gestaltete Ausstellung sehr behutsam mit den kleinen Räumen um. Die Geschichten und Exponate werden wie in einem Magazin präsentiert. Spannende Bildarrangements, akzentuierte Begriffe und Einzelexponate prägen das Erscheinungsbild. Dabei wurde sehr großer Wert auf kurze Erklärtexte und den lokalen Bezug gelegt. Besonders in der liturgiefähigen Synagoge betrauern die Gäste, dass es keine jüdische Gemeinde mehr in Veitshöchheim gibt.
Der interessante Nachmittag klang beim gemeinsamen Abendessen an einer langen Tafel im Ratskeller aus.
Text: Britta Habersack - Fotos (c) Dieter Gürz