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Infogang der Gemeinde Veitshöchheim 2019 - Teil 2 Bundeswehrwohnanlage

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Nach der insgesamt 6,0 Mio. Euro teuren Erschließung des Baugebietes „Sandäcker“ durch die Firma Konrad Bau ist die energetische Sanierung der 54 Wohnungen der 1965 in L-Form auf einer Fläche von 8.000 Quadratmeter gebauten, jetzt in Gemeindebesitz befindlichen Bundeswehr-Wohnanlage Heidenfelder Straße 20 – 28 und Wolfstalstraße 30 – 34 (Foto oben) mit Gesamtkosten von 4,8 Mio. Euro das zweite derzeit laufende Mammutprojekt der Gemeinde, das der Bürgermeister beim Informationsgang am letzen Samstag den 120 Teilnehmern vorstellte.

Nach den Mainfrankensälen, Ratskeller und Mittelbau im Rathaushof ist es eine weitere Immobile der Gemeinde, die sie im Vollzug des 2011 erstellten Klimaschutzkonzeptes (Energieleitplan) energetisch saniert.

Die etwa zu 90 Prozent von derzeitigen und ehemaligen Bundeswehrangehörigen bewohnte Anlage mit 42 Drei-Zimmer-Wohnungen und je sechs Zwei- und Vierzimmerwohnungen wird als KfW-Effizienzhaus 85 saniert, mit der Folge, dass die Gemeinde die gesamte Investition mit einem  KfW-Förderdarlehen mit 17,5 Prozent Tilgungszuschuss bei einer Laufzeit von 20 Jahren mit einem effektiven Jahreszins von minus 1,41 Prozent rentierlich ohne zusätzliche Haushaltsbelastung finanzieren kann.        

Die Baumaßnahme umfasst, die Fassade neu zu dämmen, die Dächer zu sanieren und in diesem Zusammenhang auch die oberste Geschoßdecke und die Kellerdecken zu dämmen, die ungenützten Kamine und die alten Balkone abzubrechen und gegen vor die Fassade gestellte Stahlkonstruktionen zu ersetzen, die Terrassen zu erneuern sowie die zentrale Heizanlage auszutauschen gegen effiziente Gasthermen mit Erneuerung der Warmwasserversorgung und Installation von Solarthermie auf den Dächern.

Den meisten Teilnehmern am Infogang nicht bekannt, war die Funktion des schon im April 2019  von der Gemeinde für 5.500 Euro errichteten zehn Meter hohen Holzturmes auf der Grünfläche neben der Wohnanlage in der Wolfstalstraße.

Es war dies eine für das Bauvorhaben notwendige naturschutzrechtliche Ausgleichsmaßnahme. Die gesamte Wohnanlage hat nämlich den Status eines "Schwalbenfreundlichen Hauses". Im Rahmen der Voruntersuchungen wurden in den Traufgesimsen 24 bewohnte Schwalbennester entdeckt, mit der Folge, dass die in Veitshöchheim ansässige Bezirksgeschäftsstelle des Landesbundes für Vogelschutz Bayern (LbV) aufgrund der Vorschriften des § 44 Bundesnaturschutzgesetz die Fassadensanierung ökologisch zu begleiten hat.

Als Lösung, damit die Mehlschwalben nach der Maßnahme das Gebäude als Brutplatz wieder annehmen können, ergab sich, in der Nähe der Gebäude in einem Holzturm 30 Kunstnester in Höhe der alten Nester vorzuhalten.  Der Turm wird nach Beendigung der Fassadensanierung wieder abgebaut und die Kunstnester an die alten Stellen im Dachgesims verlegt. Darunter sollen dann jedoch Kotbretter installiert werden.

Wie die bei der Gemeinde angestellte Architektin erläuterte, erfolgt die Ausführung sukzessive in drei Bauabschnitten. Die fmit den Rohbau‐ und Maurerarbeiten beauftragte Firma Florian Wallrapp GmbH, Theilheim dämmt so als erstes die Fassade des Wohnblocks Heidenfelder Straße 20-22 (auf dem Foto im Hintergrund), dann als zweiten Bauabschnitt Heidenfelder Straße 23-28 und als dritten Abschnitt Wolfstalstraße 30-34. Überlappend betragen so die Bauzeiten für den 1. BA ein halbes Jahr mit Fertigstellung noch 2019, für den 2. BA ein drei Viertel Jahr und für den 3. BA ein ganzes Jahr. Die Fertigstellung des letzten der drei Bauabschnitte ist so für Sommer 2021 eingetaktet. Es sind  25 verschiedene Gewerke an der Baustelle beteiligt.

Erstmalig im Umkreis von Würzburg verwendet das Architekturbüro Ruhl+Albert als Dämmmaterial für die Fassade umweltschonende Poroton-Ziegel WDF, die unter anderem bessere Brandschutzeigenschaften, bessere Oberflächeneigenschaften gegen Spechtschäden und Veralgung sowie längere Streich-Intervalle  als Kunststoff-Dämmung haben und zudem voll recycelbar als Bauschutt sind. 

Diese Wärmedämmfassade ist eine 18 Zentimeter dicke massive Hohl-Ziegelwand, die gefüllt mit dem natürlichen Dämmstoff Perlit vor der Fassade auf einem im Sockelbereich rundum das Haus errichteten Betonbalken vor der Fassade in die Höhe gemauert wird.

Die alten Balkone auf der Südseite des Wohnblocks Heidenfelderstraße 20-22 mussten wegen der Kältebrücken abgebrochen werden. Sie wrden ddurch vor die Fassade gestellte Stahlkonstruktionen ersetzt.

Die alten Fenster wurden durch neue Kunststofffenster mit Dreifach-Verglasung ersetzt.

Für jedes Fenster wird eine dezentrale kontrollierte Lüftungsanlage eingebaut. Dazu werden die Außenwände des Hauses mit einem Kernlochbohrer ausgehöhlt und die Durchlässe mit einem Durchmesser von 18 Zentimeter mit einer Wandeinbauhülse versehen, in die die Lüftungsanlage eingesetzt wird. Nach außen hin wird die Hülse mit einer Wetterschutzhaube versiegelt, nach innen mit einer Innenblende.

Saniert werden auch die Dächer und in diesem Zusammenhang auch die oberste Geschoßdecke und die Kellerdecken gedämmt.

Die  zentrale Heizanlage wird ausgetauscht gegen effiziente Gasthermen mit Brennwerttechnik in jedem Wohnblock mit Erneuerung der Warmwasserversorgung, weitgehend betrieben von bis zu 18 Quadratmeter großen Solarthermie-Anlagen auf den Dächern. 

Um die Belastungen der 54 Mieter so gering wie möglich zu halten, muss mit jedem einzelnen in Absprache mit Fenster-, Lüftungs- und Heizungsmonteuren, Elektrikern, Verputzern und Malern ein Termin vereinbart werden, dass die notwendigen Arbeiten in einer Wohnung möglichst an einem Tag über die Bühne gehen können.

An der Stirnwand des Hausteiles Wolfstalstraße 30 wurde bauzeitlich eine ca. 8 m x 3 m große Kunstinstallation mit übereinander fliegenden Vögeln angebracht. Die Drahtplastik mit ursprünglich glänzenden Metallplatten und dahinterliegenden dunklen Putzflächen wurde bei Dämmarbeiten 1982 leicht verändert und soll nun wieder in seinen Herstellungs-Zustand versetzt werden.

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