Frankonia Schokoladenwerke in Veitshöchheim expandiert im 150. Jubiläumsjahr und stellt sich großen Herausforderungen hinsichtlich Markt, Digitalisierung und Nachhaltigkeit
Die seit 1982 auf einer Fläche von 43.000 Quadratmeter im Veitshöchheimer Gewerbegebiet ansässige Frankonia Schokoladenwerke GmbH verführt derzeit weltweit in 32 Ländern rund um den Globus mit besonderen laktosefreien, veganen und zuckerfreien Schokoladenprodukten, Waffelschnitten und Energie- und Eiweißriegeln. Die Produktionskapazität liegt bei insgesamt 15 Millionen Kilogramm.
Das innovative und serviceorientierte mittelständische Unternehmen feierte am Samstag, sich auf einem Höhepunkt in der durch zahlreiche Höhen und Tiefen gekennzeichneten Firmengeschichte befindend, mit einem Betriebsfest im großen Stil mit den 240 Mitarbeitern das 150jährige Bestehen (siehe nachstehender Link auf Bericht auf Veitshöchheim News).
Nach Jahren der Stagnation befindet sich die seit 1977 dem französischen Konzern CEMOI S.A in Perginan angehörige Frankonia Schokoladenwerke im Aufwind, wie die Umsatzzahlen offenbaren, die Geschäftsführer Hüseyin Alkan bei einer Betriebsführung mit Blick hinter die Kulissen des Unternehmens erläuterte (im Bild verweist er auf die Behälter mit Flüssigkomponenten, die über Rohrverbindungen mittels moderner IT-Technik automatisch den Knetanlagen der Schokoladenmasse zugeführt werden).
Produzierte Frankonia im Jahr 2003 bei der Firmen-Besichtigungstour des ehemaligen Landrats Waldemar Zorn bei einem Umsatzvolumen von über 40 Mio. Euro nahezu alle Schokoladen-Marken, die im Rahmen der Diätverordnung hergestellt wurden, so erforderte der Wegfall der Diät-Verordnung im Jahr 2011 tiefgreifende Änderungen im Produktfolio der Firma. Die im Jahr 2010 sich noch bei 40,8 Mio. Euro befindlichen Umsätze gingen so zwangsläufig zurück auf 36,5 im Jahr 2014, um dann wieder auf 42,8 Mio. Euro im Jahr 2017 und zuletzt auf 46,7 Mio. Euro im Jahr 2018 zu steigern.
Die Süßwarenbranche ist aber ein harter, konzentrierter Markt, so verdeutlichte der Frankonia-Geschäftsführer, auf dem man nur mit größter Sorgfalt und immer am Puls des Marktes hantierend, eine Chance hat, zu bestehen. Durch Flexibilität und Kontinuität im Produktsortiment und in der Produktionstechnologie sei es so der Geschäftsführung gelungen, in den letzten Jahren Lebensmittelketten und Industrieunternehmen im Rahmen von Business-to-Business als Kunden mit einem Umsatzanteil von 45 Prozent zu gewinnen.
Und zu 55 Prozent produziert Frankonia weiter eigene Marken mit besonderen Eigenschaften. Es sind dies, so Alkan, ganz spezielle Schokoladen bei denen außergewöhnlicher Genuss kombiniert mit höchster Produktqualität an erster Stelle steht, ohne Zuckerzusatz, laktosefrei, glutenfrei, vegan und Bio, mit hochwertigem Protein angereichert. Das Produktportfulio umfasst weiter knusprig gebackene Waffeln mit leckerer Füllung in den Geschmacksvarianten Haselnuss, Kakao und Keks und Kokos sowie Energie- und Fitnessriegel in vielen Rezepturvarianten und hohem Proteingehalt.
Voller Stolz kündigt Geschäftsführer Alkan eine neue Produktlinie seiner Firma an. Es ist dies von der Frankonia-Lebenstechnologin Lisa Kolmer entwickelte neue Rezeptur einer Proteinriegelmasse mit besonderen Nährwerteigenschaften.Kolmer leitet seit Februar 2018 die Produktentwicklung (im Bild links mit dem Süßwarentechnologen und gelerntem Bäckermeister Ludwig Schmer, der schon seit 38 Jahren für die Firma tätig ist). Sie begleiten kreativ, innovativ und flexibel die Erstproduktionen, damit diese wie im kleinen Maßstab auch im großen Maßstab funktionieren.
Demnächst in Produktion gehen können so diese drei neuen Riegel in den Geschmacksrichtungen Aprikose, Heidelbeere und Erdbeere, die alle fettarm und ballaststoffreich, ohne künstliche Farbstoffe und Süßungsmittel sind, mit einem Fettanteil von 2,6 Prozent, Zucker von 2,8 Prozent mit 283 Kalorien nur die Hälfte normaler Riegel aufweisend und 37 Gramm Eiweiß für den Erhalt und Aufbau von Muskeln enthaltend. Alkan: "Die Riegel wurden bereits von Nutri-Score mit der höchsten Stufe A grün bewertet."
Nicht nur der Markt, sondern auch der technische Fortschritt und die Digitalisierung stellen nach den Worten des Geschäftsführers Frankonia laufend vor große Herausforderungen. So wurde in den letzten beiden Jahren die Netzwerkinfrastruktur komplett ausgetauscht, 16 Kilometer Netzwerkkabel in neuen Kanälen zur Anbindung der verschiedenen Produktionsanlagen an die IT (vier Eintafel-Anlagen wie auf dem Foto unten, zwei Riegelanlagen, eine Waffelschnitten-Anlage auf dem Foto oben, weitere kleinere Sonderanlagen sowie der vorgelagerte Rohbetrieb mit Produktionsanlagen für Massen).
Als nächstes will Frankonia in Zusammenarbeit mit externen IT-Firmen die Software Industrie 4.0 einführen zur Überwachung der Prozesse mit ERP-System, zentraler Überwachung u.a. zur Aufzeigung von Störquellen.
Vollautomatisch geht der Gießvorgang von oben von flüssiger Schokolade in Formen vonstatten.
Die Herstellung der Schokoladenmasse erfolgt in mehreren Stufen. Zunächst werden alle Zutaten mit einem großen Kneter vermischt. Im gesamten Prozess sind Parameter wie Temperatur, Druck und Misch- bzw. Conchierzeiten von entscheidender Bedeutung. Geschäftsführer Alkan: "Nur wen alles passt, entsteht der unvergleichliche Geschmack, der Knack und der zarte Schmelz."
Im Kneter entsteht eine pastöse Masse mit einer Feinheit zwischen 800 bis 1.200 mµ. Da darin noch viele Bitterstoffe enthalten sind, die dem Gaumen gar nicht schmecken, geht die Schokoladenmasse weiter zur Feinwalze. Von hier wird dann das Walzgut in die Conchen weitertransportiert, wo die Massen je nach Rezeptur bis zu acht Stunden conchiert werden, bis das gewünschte Aromaprofil erreicht ist. Erst während des Conchierens wird daraus eine feine und homogene Schokolade, die den typischen Schokoladengeschmack hat und sich auf der Zunge wir Schokolade anfühlt. Der Schmelz wird durch die Hitze und die mechanische Bearbeitung fein, sodass sich beim Genießen ein wohliges Gefühl auf der Zunge ausbreitet.
In Handarbeit wird dagegen noch die proteinhaltige, im Kneter gemischte Riegelmasse geknetet in Karees umgefüllt, wo sie zur Reife zehn Tage verweilt.
Vollautomatisch werden dagegen anschließend zur Riegelherstellung zwei Schichten aufs Band extrudiert, unten die weiße Proteinmasse und oben die braune Karamellmasse.
Blick in den Karamell-Kneter.
Bei Frankonia sind laut Geschäftsführer 1.000 Rohstoffe und weit über 300 Rezepturen im Einsatz, können täglich im Zweischichtbetrieb in insgesamt 16 Stunden bis fünf zu Millionen Riegel und 160.000 Tafeln produziert werden. Schichtleiterin Susanne Hoppmann erstellt und überwacht als Schnittstelle zwischen Technik, Anlagenführer und Lager die Einsatzpläne für Vorbereitung und Produktion.
Im Interesse der Nachhaltigkeit achtet die Firma laut Geschäftsführung darauf, dass sie zu 100 Prozent des Kakaos aus nachhaltigen Quellen bezieht, dieser nachhaltig und umweltgerecht angebaut, geerntet, transportiert und weiterverarbeitet wird. Dazu zählen eine gute Agrarpraxis, gutes Farm-Management, sichere und gesunde Arbeitsbedingungen, keine Kinderarbeit und die Schonung der Umwelt. So hat sich das Unternehmen in verschiedenen Bereichen bei Fairtrade, UTZ (Gütesiegel für nachhaltigen Anbau) und Bio (nachhaltiger Landbau) zertifiziert und kann transparent die Lieferkette vom Anbau bis zur fertigen Schokolade nachweisen.
In der Elfenbeinküste eröffnete im Übrigen Frankonias Konzern CEMOI im Mai 2015 in der Industriezone von Yopougon, einem armen Stadtteil Abidjans, die erste Schokoladenfabrik der Côte d’Ivoire mit 400 Mitarbeitern für eine bis dahin bisher unerreichbare Ware für die meisten Einwohner des Landes mit einer Produktionskapazität von 10.000 Tonnen pro Jahr. Die Elfenbeinküste ist der größte Kakaolieferant der Welt. Jedes Jahr verlassen fast zwei Millionen Tonnen das Land, das sind 40 Prozent des weltweiten Anbaus (siehe dazu der nachstehende Link auf einen Artikel vom 20.1.2018).
Wieso wird Schokolade nicht dort in Tafeln gegossen, wo auch der Kakao angebaut wird? Autor Frank Brunner analysiert die brüchige Wertschöpfungskette der Branche von der Plantage bis in den ...
https://www.weltohnehunger.org/beitraege-ausgabe3/Bittere_Frucht.html
Aber nicht nur beim Bezug der Rohstoffe achtet die Firma auf Nachhaltigkeit. So hat sie vor fünf Jahren zur Energieeinsparung zwei Millionen Euro in eine neue moderne Klimatisierung und vor kurzem auch in eine neue Kompressoranlage mit Wärmerückgewinnung investiert, ist das zur Produktion notwendige Wasser in geschlossenen Kreisläufen unterwegs und ist die Firma seit vier Jahren zur Steigerung ihrer Energieeffizienz nach ISO 5001 Energy Management zertifiziert.
In der Frankonia unterliegen außerdem alle Rohstoffe und Endprodukte einer chemischen, physikalischen und mikrobiologischen Qualitätsprüfung durch das interne Labor. Im Bild oben misst die seit 25 Jahren in der Firma tätige Lebensmittelchemikerin Heidrun Dorn gerade mit einem Nahinfrarotspektrometer den Fettgehalt einer Schokoladenmasse. Das Lebensmittelrheologie-Messgerät links dient zur Ermittlung der Fließgrenze der Schokoladenmasse, misst also deren Rührwiderstand, die Viskoelastizität in der Dickflüssigkeit.
Besonders beeindruckt die Hygiene im Betrieb, wie pingelig genau die Qualitätssicherung und strenge Kontrolle des Betriebes gehandhabt wird. So untersucht die Chemikerin, wie hier im Bild zu sehen, Rohstoffe und Fertigprodukte mikrobiologisch auf Keime wie Hefe- und Schimmelpilze. Durchschnittlich einmal im Monat komme es vor dass, so Dorn, dass sie einen Rohstoff nicht freigibt und dieser wieder an den Lieferanten zurückgeht.
Einen Abklatsch mit Wattestäbchen zur mikrobiologischen macht Dorn auch vom Umfeld der Produktion wie Trinkwasser, von Händen, Spülmaschinen und auch von Fußböden. So müssen auch Besucher die hygienischen Anforderungen hinsichtlich Desinfektion der Hände, Schutzmantel, Schutzhauben für Haare und Bart beachten. Auch die Mitarbeiter schult Dorn regelmäßig in Sachen Hygiene.
Regelmäßig finden auch unangekündigte externe Audits statt. Außerdem ist eine Firma beauftragt, Ungeziefer zu jagen und für einen insektfreien Betrieb zu sorgen. So gibt der Betrieb Verbrauchern ein hohes Maß an Sicherheit.
Wenn die Endprodukte dann einer Endkontrolle unterzogen sind, schlägt die Stunde von Versandleiter Bruno Rüttger, ein gelernter Speditionskaufmann und seit 38 Jahren im Betrieb. Er verwaltet 4.000 Stellplätze für Euro-Paletten im Fertigwarenlager und managt den Versand in Kühl-LKWs der Fremdlogistik-Firmen. 30 Prozent der Endprodukte gehen mit einem ständig wachsenden Anteil in 32 Länder rund um den Globus, davon 26 in Europa und in Übersee von Rotterdam aus mit dem Schiff nach Kanada, USA und Australien, in fünf Staaten in Süd- und Mittelamerika oder aber per Luftfracht nach China und Südafrika.
Die süßen Produkte von Frankonia können donnerstags von 14 bis 18 Uhr auch im Fabrikladen direkt am Werk in der Daimlerstraße 9, 97209 Veitshöchheim - Eingang am Gebäude links - erstanden werden.
Genuss für alle
Frankonia liegt es besonders am Herzen, dass niemand auf den außergewöhnlichen Genuss einer guten Schokolade verzichten muss. So sind über die letzten Jahre hinweg ganz besondere Kreationen entstanden, welche insbesondere Schokoliebhaber mit speziellen Bedürfnissen ansprechen. Die Produktpalette umfasst Tafeln, Riegel, Waffeln und Pralinen in vielfältigen Variationen und ist dabei immer auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Wünsche der Kunden zugeschnitten. So lässt sich das Angebot in folgende Produktwelten unterteilen:
High Protein: Für Sportler und aktive Menschen optimierte Rezepturen
Kein Zuckerzusatz und ein hoher Proteingehalt – das sind die Haupteigenschaften dieser Schokolade. Letztere wird hierbei durch die Zugabe von hochwertigen Molkenproteinisolat- und Sojaprotein-Crispies gesichert. Statt Kristallzucker wird auch hier Maltit verwendet.
Schokolade ohne Zuckerzusatz (Low Carb) für ernährungsbewusste Kunden
Statt Kristallzucker wird Maltit zum Süßen verwendet. Maltit wird überwiegend aus Mais und / oder Weizen gewonnen und enthält im Vergleich zum Haushaltszucker rund 40 Prozent weniger Kalorien. Außerdem ist der Einfluss auf den Blutzuckerspiegel geringer. Das Süßeprofil ist jedoch dem des Zuckers sehr ähnlich.
Vegan und Bio – ohne Einsatz tierischer Rohstoffe
Statt Kuhmilch wird Reismilchpulver verwendet. Dies stellt vor allem bei der weißen Schokolade eine Herausforderung dar, da die Kuhmilch hier ein wesentlicher Geschmacksträger ist. Reismilchpulver ist dagegen eher geschmacksneutral.
Mit der Marke „CarpeBio by Frankonia“ bietet Frankonia vegane Schokoladenvariationen mit teilweise bestreuten Tafeln an, wobei die Zutaten ebenso aus ausschließlich ökologischer Landwirtschaft stammen und die Herstellung auf der Grundlage nachhaltiger und ökologischer Verfahren durch das BIO-Siegel bestätigt wird.
Laktosefreie (teilweise gesüßt mit Dextrose) und glutenfreie Produkte für Menschen mit Allergien
Die laktosefreie Produktpalette bietet Schokolade für alle, die keine Laktose (Milchzucker) und kein Gluten vertragen, aber dennoch nicht auf Schokolade verzichten wollen. Hierbei wird die Laktose durch ein natürliches Enzym (Laktase) in Glukose und Galaktose umgewandelt.