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Bund Naturschutz-Ortsgruppe Veitshöchheim blickte bei der Feier ihres 40jährigen Bestehens auf vielfältige Aktivitäten zurück

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Zu ihrem 40jährigen Bestehen hatte die 180 Mitglieder zählende Bund Naturschutz-Ortsgruppe Veitshöchheim zu einer Feierstunde in den Sebastian-Englert-Saal der LWG eingeladen. Im Bild erläutert 2. Vorsitzender Hans Bätz (Bildmitte) die von ihm und seiner Frau Helga organisierte Ausstellung "Nester und Federn heimischer Vögel", v.l.n.r.  Bürgermeister Jürgen Götz, Dr. Volker Glöckner (Stellvertretender Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Würzburg), Hans Bätz, Altbürgermeister und BN-Gründungsmitglied Rainer Kinzkofer und 1. BN-Vorsitzender Wolfgang Klopsch.

Im Foyer konnten sich Kinder an einem von Dr. Martina Alsheimer von der BN-Kreisgruppe betreuten Stand nachempfinden, dass Schmetterlinge große Verwandlungskünstler sind, wie sie sich aus den Eiern über die Raupe und die Puppe entwickeln und daraus dann der Falter schlüpft.

BN-Mitglied Bernhard von der Goltz umrahmte die Feier musikalisch mit Gitarrenmusik des Italieners Mauro Giuliani, dem brasilianischen Stück "Klang der Glocke" und mit dem Umweltsong des Volksmusikduos Schnappsack "Grüne Wiesen und blaue Berge" aus dem Jahr 1979 dem Gründungsjahr der BN-Ortsgruppe sprach er alle Naturschützern aus dem Herzen.

Vor 40 Jahren wurde von Kurt Dittrich die Bund-Naturschutz-Ortsgruppe gegründet. Dies nahmen die beiden BN-Vorsitzenden  zum Anlass, in der Feierstunde am letzten Samstagnachmittag, mit 70 Dias und 24 digitalen Fotos einmal zurückzublicken auf das, was in diesem Zeitraum, der die Zeitspanne von mehr als einer Generation umfasst, in der Ortsgruppe geschehen ist. Dabei erinnerten sie  auch an die Personen, die sich für den Naturschutz in der Gemeinde Veitshöchheim besonders engagiert haben (siehe Rückblick weiter unten). 

"Was sind eigentlich die Aufgaben einer BN-Ortsgruppe?" Darüber informierte zunächst 1. Vorsitzender Wolfgang Klopsch. Laut Satzung trage diese dazu bei, dass die Ziele des BN in ihrem örtlichen Bereich verwirklicht werden. Wie Klopsch sagte sei dies eine große Aufgabe, wobei sich in 40 Jahren natürlich auch Veränderungen ergeben haben und Schwerpunkte anders gesetzt werden.

Klopsch: "Neue Herausforderungen kommen auf uns zu, etwa durch den Verlust von Arten oder aber auch durch den Klimawandel."

Dazu komme auch ein Verlust der Arten-Kenntnis bei vielen Menschen, denn was mich nicht kenne, werde man auch kaum vermissen.

Mit ihren Exkursionen oder Ausstellungen wie heute Nachmitttag möchte die BN-Ortsgruppe dazu beitragen, die Artenkenntnis zu verbessern.

Seine Ortsgruppe habe sich auch in örtliche Gremien eingebracht wie im Agenda 21–Arbeitskreis oder sei auch ganz neu im Umweltbeirat der Gemeinde vertreten..

Bürgermeister Jürgen Götz hatte für das Jubiläum das obligatorische, von der Jubiläumszahl abhängige Geld-Geschenk der Gemeinde mitgebracht. So freut er sich, an den 1. Vorsitzenden 200 Euro übergeben zu können, die dieser in neue Nistkästen investieren will.

Das Ortsoberhaupt attestierte der Veitshöchheimer BN-Ortsgruppe, dass sie sich seit nunmehr 40 Jahren unermüdlich dafür einsetzt, die natürlichen Lebensgrundlagen für Menschen, Tiere und Pflanzen zu bewahren und die Landschaft zu schützen.

Wie auch die nachfolgenden Bilddokumente zeigen, habe sich die Ortsgruppe bei Landschaftspflegearbeiten in den Hofellern oder am Seelein engagiert, Schutzmaßnahmen zur Krötenwanderung durchgeführt, zu themenbezogenen Wanderungen in die Natur eingeladen, aktiven Vogelschutz durch das Aufhängen von Nistkästen betrieben, verschiedenste Vorträge zu Umwelt- und Natur relevanten Themen veranstaltet.

Die Ortsgruppe unterstütze weiter seit 25 Jahren die Gemeinde bei der Baumbeschau mit ihrer Fachkompetenz und Mitglieder bringen sich ein als Naturschutzwächter.

Der Bürgermeister brach auch eine Lanze für den Bund Naturschutz in Bayern, der lokal fest verankert, zu einem wahren Vorreiter für Umwelt- und Naturschutz wurde. Ohne sein Wirken und das vieler engagierter Natur- und Umweltschützer wie auch hier in Veitshöchheim, sähe unsere Heimat heute anders aus.

Und sie haben immer wieder darauf verwiesen, so Götz, dass unsere Umwelt nicht endlos belastbar ist und wir schonender mit unserer Umwelt umgehen müssen, um sie und damit unsere Lebensgrundlagen auch für unsere Lebensgrundlagen auch für unsere Kinder und Kindeskinder zu bewahren. So zweifele heute niemand mehr, dass Umweltschutz eine der großen Herausforderungen unserer Zeit darstellt, wenn nicht sogar die größte.

In diesem Sinne wünschte der Bürgermeister der Ortsgruppe weiterhin viele engagierte Mitglieder uns viele Erfolge.

Dr. Volker Glöckner (Stellvertretender Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Würzburg) konnte darauf verweisen, dass das Gründungsjahr der BN-Ortsgruppe gleichzeitig sein Geburtsjahr war und die Ortsgruppe in dieser langen Zeit nur drei Vorsitzende hatte, bis 1995 Kurt Dittrich, dann Hans Bätz und seit 2007 Wolfgang Klopsch.

Der BN-Kreisvertreter beklagte, dass die Artenkenntnis in der Bevölkerung immer weiter zurückgeht. Das Wissen, das die Ortsgruppe weitergibt, sei gelebte Umweltbildung. Den Aktivitäten im Umweltbeirat der Gemeinde maß er deshalb eine hohe Bedeutung zu.

Der Klimawandel, so Glöckner, der von Beruf Geologe ist, stelle auch den Raum Würzburg angesichts des schlechten Zustandes vieler Wälder im Kreisgebiet vor große Herausforderungen.

 

Rückblick auf 40 Jahre BN-Ortsgruppe Veitshöchheim

Die Ära Kurt Dittrich (1979 - 1995 1. Vorsitzender)

Eine Ära zu Ende ging bei der BN-Ortsgruppe Veitshöchheim im April 1995. Als Nachfolger des bisherigen ersten Vorsitzenden Kurt Dittrich wählte die Mitgliederversammlung Hans Bätz. Mit der Pflanzung eines Feldahorns, dem Baum des Jahres 1995, bedankte sich die neue Vorstandschaft bei Kurt Dittrich für seine seit der Gründung ehrenamtlich geleistete Naturschutz- und Vorstandsarbeit. „Möge er aufgehen wie die Ideen Kurt Dittrichs“, wünschte sich damals BN-Gründungs-Mitglied Bürgermeister Rainer Kinzkofer.

Seit 1970 offizieller Vertreter und Mitarbeiter im Bund Naturschutz, gründete Dittrich im Juli 1979 die BN-Ortsgruppe, die viertälteste Gruppe des Kreises. Von anfangs 25 Mitstreitern wuchs unter seiner langjährigen Führung die Mitgliederzahl auf 145 an. Schon seit Jahrzehnten betreute der engagierte Naturschützer Landschaftsschutzgebiete und Naturdenkmale.

Dittrichs Einsatz ist es zu verdanken, dass die Höhfeldplatte in Thüngersheim vor dem Steinabbau bewahrt und unter Schutz gestellt wurde.

Aus der Anfangszeit der Ortsgruppe stammt dieses Foto, als Kurt Dittrich beim Sommerfest im Naturfreundehaus Hubert Weinzierl mit Gattin begrüßt.

In Veitshöchheim setzte er erfolgreich die Unterschutzstellung der Hofellern, des „Seeleins“, des Birkental- und des Wolfstalgrabens durch. Er verhinderte das Roden etlicher Heckensäume und trug selbst zu Neupflanzungen mit seiner Ortsgruppe unter Leitung des Gartenspezialisten Hans Bätz, seinem Nachfolger maßgeblich bei. Kurt Dittrichs Engagement galt auch den Wäldern. Im Edelmannswald bürgerte er ausgestorbene Pflanzenarten wie Türkenbund und Nieswurz ein. Auch sorgte er für das Anbringen von Nistkästen, die er dann auch mit Bätz zusammen betreute.

Für den deutschen Wetterdienst macht er zusätzlich phänologische Beobachtungen. Daneben führte Dittrich auch viele Menschen durch Vorträge, Veröffentlichungen, Ausstellungen und Führungen an die Natur heran. Er verstand sich immer als Anwalt der Natur und mahnte zum sorgsamen Umgang mit ihr. Der damals 69jährige zog  sich jedoch nicht ganz zurück.

Als Beirat stand er auch weiterhin der neuen Vorstandschaft mit Rat und Tat zur Seite. Im Vorstand standen 1995 Bätz zur Seite Waltraud Kopf als zweite Vorsitzende, Gabriele Eichhorn als Schriftführerin, Konrad Distler als Kassier. Dem Beirat gehörten neben Dittrich an Josef Weber, Thomas Struchholz, Irmgard Brumm, Berthold Eichhorn, Bernhard von der Goltz und Markus Schech. Jugendvertreter war Matthias Eichhorn.

Text: Dieter Gürz - Foto BN 1997

Kurt Dittrich war Mitarbeiter der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Auch im Ruhestand war er lange als "Phänologe" tätig. Er notierte bei Spaziergängen und kleinen Wanderungen Pflanzenvorkommen, Austriebs- und Reifezeiten von Pflanzen und andere Naturbeobachtungen, die Aufschluss über jahreszeitliche Entwicklungen und Veränderungen geben.

Dieses im Edelmannswald stehende Schild wurde 1999 vom BN erneuert und an die BN-Hütte auf Thüngersheimer Gemarkung versetzt.

Diese Hütte der Ortsgruppe ist 2017 einer der zahlreichen Exkursionen, die sie alljährlich immer wieder durchführt, so 2016 zum Vogelschutzgebiet und Naturkundemuseum in Coburg, 2017 auch nach Klingenberg, 2018 in den Haiger-Grund und 2019 zu den Rhönschafen und Orchideen am Dünsberg.

Aus der Sicht des Artenschutzes besonders wertvoll als Amphibienlaichgewässer und wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen ist das schon seit 1965 als Naturdenkmal unter Schutz stehende „Seelein“. Dieses einzige natürliche Feuchtbiotop Veitshöchheims ist  in einer  etwa 300 Quadratmeter großen wasserundurchlässigen Geländemulde am Waldrand westlich des Steinernen Weges gelegen. Sehr gut entwickelt hat sich hier im Umfeld die 1993 von der Ortsgruppe auf zuvor landwirtschaftlich genutzten Flächen angelegte „Benjes-Hecke“. Im Schutz dieses in Reihen aufgeschichteten, langsam verrottenden Hecken- und Baumschnittmaterials wuchsen seitdem aus angetragenen Samen Heckenpflanzen wie Wildrosen, Schlehen, Weißdorn und Holunder auf.

Aktion Seelein 1984_ Die Feuerwehr führt Wasser zu.

Seelein -  Baggerarbeiten 1985: Ausräumen der Pflanzendecke

 Seelein - Baggerarbeiten im Jahr 2000

Seelein - Baggerarbeiten 2018

Seelein - Mulchen 1997

Seelein - Kampf dem Igelkolben 2019

Wie das "Seelein" ist auch der Erhalt des Naturdenkmals „Hofellern“ ein Herzensanliegen der Veitshöchheimer Bund Naturschutz-Ortsgruppe. Das 1980 unter Naturschutz gestellte über ein Hektar große Steppenheiderelikt, von drei Seiten von einer Bebauung eingeschlossen, droht immer wieder zu verbuschen. Alle drei bis vier Jahre führt deshalb die Ortsgruppe eine Pflegeaktion durch. Auf der nur wenige Zentimeter tiefen, pflanzentragenden Schicht wachsen seltene Pflanzen wie Küchenschelle, Große Anemone, Sonnenröschen, der Blutrote Storchschnabel, Thymian, Mauerpfeffer und viele andere Vertreter des Magerrasens. Allerlei Kleinlebewesen wie Spinnen, Käfer und Schmetterlinge sind auf diese Pflanzen als Nahrungsquelle angewiesen.

Pflegearbeiten "Hofellern" im Jahr 2014 mit Hilfe des Landschaftspflegeverbandes (Foto D. Gürz

Ein 300 Euro-Zuschuss der Gemeinde versetzte 20004 die Ortsgruppe in die Lage, 15 neue Nisthöhlen anzubringen. Dadurch konnte sie die Situation der kleinen Höhlenbrüter außer in den gemeindlichen Waldgebieten und dem „Seelein“ auch im Bereich der Naturschutzgebiete „Dorlesweg“ und „Hofellern“ verbessern. In den Bruthöhlen nisten sich Blau-, Kohl- Tannen- und Sumpfmeise, Kleiber, Trauerschnäpper und Feldsperling ein. Für die seltene, im Wald lebende Hohltaube hängten die Naturschützer einige besonders große Nisthöhlen auf (Foto D. Gürz).

Nistkastenkontrolle und Nistkastenpflege 2007 im Beisein der Mitglieder der Jugend-Rotkreuzgruppe (Foto D. Gürz).

Hans Bätz, stellvertretender Ortsvorsitzender, stimmte die Gruppe ein, indem er verschiedene Nester, besetzte Nistkästen und Baumaterial zeigte und erklärte. Erstaunlich war die Vielfalt der Objekte. Von Hornissen über verschiedene Vögel, Fledermäuse und Mäuse  konnte er vieles in den Nistkästen finden.

Von den insgesamt 122 Vogel- und Fledermauskästen des Ortsverbandes wurden zwar an diesem Vormittag nur etwa 30 Kästen gepflegt, doch bereits diese Anzahl brachte so einiges zu Tage. So fanden sich auch immer wieder Spuren von Meisen und Fledermäusen. Für eine besondere Überraschung sorgte in einem Nistkasten eine lebende Rötelmaus, diese versuchte sich vor den neugierigen Blicken zu verstecken. Meiseneier gaben Anlass zu Spekulationen über die Erbauer des Nestes. Auch für die Fachleute erstaunlich war ein vollständig mit Eicheln gefüllter Nistkasten, den vermutlich ein Eichelhäher als Winterdepot verwenden will.

Spektakulär die Anbringung eines Nist-Kastens für Turmfalken am Bahnhofsgebäude im Jahr 2015

2018: Fledermaus-Monitoring in Verbindung mit der Nistkastenreinigung und Anbringung von Eulennistkästen durch Hans Bätz (links).

Einen Schwerpunkt bildeten bei der BN-Ortsgruppe auch Baumpflanzungen so wie hier 1994 ein Nussbaum im BFW.

Eine Großaktion war die Heckenpflanzung entlang des Steinernen Weges, im Bild eine Begehung im Jahr 1984.

1992 erfolgte Teil 2 der Heckenpflanzung.

Und so hatte sich die Hecke bis zum 1999 entwickelt.

Ganz besonders freute ich Wolfgang Klopsch mit Gabi Eichhorn ein früheres aktives Mitglied der Ortsgruppe begrüßen zu können. Eichhorn lebt nun in Ummanz auf Rügen. Auf dem Foto links übernahm sie die Schulgartenbetreuung an der Eichendorffschule im Rahmen des Ferienprogramms 1993.

Zur 900-Jahrfeier der Gemeinde im Jahr 1997 hielt die Ortsgruppe in der Bücherei im Bahnhof mit der Ausstellung „Veitshöchheimer Fluren früher und heute“ anhand von vergleichenden Fotografien die zunehmende Veränderung, den Wandel unserer Kulturlandschaft fest, in dem  Ackerland, Streuobstwiesen und Gärten der Bebauung anheimfallen.

Infostand des BN am Kupschmarkt 1991 zum Volksbegehren Müllkonzept

Entrümpelung Birkental 1981

aktuelle Fotos Dieter Gürz - Fotos BN-Archiv - fotografiert von Dieter Gürz während des Lichtbildervortrags

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