24 Jahre Veitshöchheimer Partnerschaft mit Pont-l'Evêque förderte enge freundschaftliche Verbindungen
Für die Partnerschaft zwischen Pont-I'Evêque und Veitshöchheim viele weitere schöne, erlebnisreiche Jahre, dass sie blühe und gedeihe und immer dem Frieden und dem Fortschritt auf dem gemeinsamen europäischen Weg dienen möge, dies wünschten beim Abschlussabend im Vereinsraum des Feuerwehrhauses sich die Bürgermeister beider Kommunen Yves Deshayes und Jürgen Götz und die Mitglieder beider Partnerschaftskomitees mit den Partnerschaftsbeauftragten Philippe Carré und Eva Trampe an der Spitze.
Veitshöchheims Partnerschaftsbeauftragte Eva Trampe (re.) hatte zusammen mit ihrem Komitee v.l.n.r. Richard Landfried, Miriam Wiesner, Elisabeth Landfried, Annabell Kaiser, Doris Laug und Michaela Kaiser für die französischen Gäste ein touristisch ansprechendes Programm zusammengestellt, das gleichzeitig auch viele gesellige Momente ermöglichte. So verbrachten die Gäste nach der Ankunft am Donnerstagabend das Abendessen in den Gastfamilien.
Am Freitagmorgen hieß dann Bürgermeister Jürgen Götz die französische Delegation am nach dem Brexit künftigen EU-Mittelpunkt im Ortsteil Gadheim willkommen (siehe eigener Bericht - nachstehender Link). Den Nachmittag zur freien Verfügung nutzten dann viele Gastgeber mit ihren Gästen zu einer Schifffahrt nach Würzburg zur Besichtigung.
Ein besonderes Erlebnis war für die Gäste aus dem Calvados die von Marc Winter gedolmetschte Weinprobe am Abend im historischen Torhaus in Thüngersheim. Das dortige Weingut Gebrüder Geiger jun. kredenzte zu einer rustikalen Winzerplatte mit Hausmacher-Wurst und Obatzten den ansonsten Rotwein bevorzugenden Franzosen und ihren Gastgebern mainfränkische Qualitäts-Weißweine mit Prädikat neben den Rebsorten Müller-Thurgau, Silvaner, Kerner Bacchus als Höhepunkte eine Riesling Spätlese und eine Traminer Auslese. Die Weinprobe kam so gut an, dass einige Gäste sich mit Weinflaschen für zu Hause eindeckten.
Statt zur Weinprobe gingen Michaela Kaiser und Gisela Hohmann mit den vier Jugendlichen aus der französischen Partnerstadt zum Bowling in die Dürrbachau zusammen mit fünf deutschen Jugendlichen.
Nach soviel Weingenuss war dann für die Erwachsenen die viele frische Luft, die alle beim Ausflug am Samstag zum Naturlehrpfad "Schwarzes Moor" in der Rhön um die Nase hatten, genau das Richtige. Hier konnten sie eines der bedeutendsten Hochmoore Mitteleuropas erleben, das Bestandteil des europaweiten Schutzgebietsnetzes NATURA 2000 und Teil der Kernzonen im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön. In diesem Schaufenster der Natur ist eine Vielzahl an seltenen Tier- und Pflanzenarten beheimatet.
Wenige Gehminuten vom Parkplatz „Schwarzes Moor“ entfernt ging es dann zum Beobachtungsturm des ehemaligen DDR-Grenzsystems, unweit von Fladungen auf 796 Meter ü. NN.. Früher lief hier die DDR-Grenzmauer entlang, ein Teil des Metallgitterzaunes ist ebenso noch zu sehen ist, wie der Kolonnenweg, der den Grenztruppen zur Patrouille diente. Franzosen erlebten hier bei der emotionalen Führung durch eine Mitarbeiterin des Bezirks Unterfrankens ein Stück ihnen nur wenig bekannter deutscher Geschichte zum Anfassen. Sie konnten beim Blick in den nahen ehemaligen DDR-Ort Frankenheim erahnen, wie beklemmend diese deutsche Vergangenheit gewesen sein muss.
So hatten die französischen Gäste und ihre Gastgeber beim Abschlussabend nach der Begrüßung durch die Partnerschaftsbeauftragte Eva Trampe sich viel über das Erlebte zu erzählen.
So hatten die französischen Gäste und ihre Gastgeber beim Abschlussabend sich viel über das Erlebte zu erzählen. Sie konnten dabei ein delikates Menü genießen, dass der Caterer Albrecht´s Grill & Spanferkel Schmiede aus Erlabrunn servierte.
Für stimmungsvolle musikalische Unterhaltung sorgte das "Swing Sax Veitsbach-Quartett" mit v.l.n.r. Charly Neuland, Günther Hoier, Erhard Rada und Marc Winter.
Köstlich schmeckte allen zu vorgerückter Stunde das Calvados-Mixgetränk "Cat in Cat", das Olivier Louarn zu Hause angesetzt und mitgebracht hatte (Zusammensetzung: 44 Stück Würfelzucker, 44 Kaffeebohnen, 2 Vanilleschoten, 1 Orange, mit Calvados aufgegossen).
Wie bei solchen Anlässen üblich, steht auch der Austausch von Geschenken zwischen den Partnerschaftskomitees mit Spezialitäten der jeweiligen Region auf der Tagesordnung. Im Bild oben übergeben die Veitshöchheimer ihre Gastgeschenke an Philippe Carré und Francoise Nuhl und unten überreicht Olivier Louarn ein solches an Bürgermeister Jürgen Götz.
Der französische Partnerschaftsbeauftragte Philippe Carré bedankte sich auf deutsch (Francoise Nuhl übersetzte auf französisch) für den herzlichen Empfang und das angebotene Programm, dass sie sehr zu schätzen gewusst haben. Die von kulturellem und freundschaftlichen Austausch geprägte Partnerschaft sei bis jetzt ein Erfolg. Carré: "Jedes Jahr bringen wir einen neuen Ziegelstein zum Gefüge".
Und so lud er die Veitshöchheimer ein, nächstes Jahr in die Normandie zu kommen, um das 25jährige Jubiläum gebührend zu begehen.
Bereits seit 1991 strebten die Veitshöchheimer mit dem im Departement Calvodos unweit der berühmten Hafen- und Badestädte Deauville und Honfleur liegenden Ort Pont-l'Evêque eine Partnerschaft an. Die durch ihren Käse und ihren Apfelschnaps berühmte, auf halber Strecke zwischen Rouen und Caen liegende Stadt zählt zwar nur 3.700 Einwohner. Sie hat aber für 15 umliegende Gemeinden eine Mittelpunktfunktion. In die Partnerschaft wurden deshalb auch diese Gemeinden einbezogen.
Wie dieser von mir geschriebene Zeitungsartikel zeigt, begab sich dann im Mai 1993 eine neunköpfige Veitshöchheimer Delegation auf "Verlobungsreise" in Frankreich, bei der der damalige Bürgermeister Rainer Kinzkofer zum Ritter einer Käsebruderschaft geschlagen wurde.
Im Mai 1994 kam dann eine 43-köpfige Delegation aus Pont-l'Evêque mit Departementsrat Gérard Pruvost an der Spitze nach Veitshöchheim.
Am 25. Februar 1995 war es dann soweit, dass die Bürgermeister Michel Touchard für Pont-I'Eveque und Rainer Kinzkofer für Veitshöchheim mit ihrer Unterschrift den Vertrag besiegelten, worin als Ziel dieser Partnerschaft formuliert ist, im Geiste der Freiheit und Freundschaft gegenseitige, ständige Bande zu knüpfen, den Austausch der Einwohner, insbesondere der Jugend, zu unterstützen, ein besseres gegenseitiges Verständnis zu fördern, zur Sicherung einer glücklichen Zukunft in einem geeinten Europa beizutragen.
"Hier haben Käse und Wein zusammen gefunden", hatte damals Bezirkstagspräsident Raimund Schmitt befunden. Ein Zeichen dafür, dass im künftigen gemeinsamen Leben der Genuss eine Rolle spielen wird“, so hatte er damals mit launigen Worten bemerkt, was sich dann im Nachhinein bis heute auch voll bestätigte.
Wie der neuerliche Besuch der Franzosen zeigte, wurden die damals vereinbarten Ziele bisher während der vierundzwanzig Jahre von beiden Seiten nicht aus den Augen verloren. Jedes Jahr fanden wechselseitig Bürgerreisen mit stets abwechslungsreichem Programm und persönlichen Begegnungen statt.
Bei Jugendcamps kamen Jugendliche aus Veitshöchheim und Pont-I'Eveque zusammen. Musiker und Musikgruppen vermittelten die Musik von Land und Regionen bei zahlreichen öffentlichen Konzerten. Das Orchestre l'Harmonie Municipale pflegt seit 2008 intensive Kontakte mit der Veitshöchheimer B27 Bigband.
Sportlich erfolgte im Basketball ein Austausch, war der damals noch in Veitshöchheim in der Jugend der TGV spielende Maxi Kleber in Frankreich dabei, inzwischen ein Basketball-Weltstar bei den Dallas Mavericks,
ln Ausstellungen, Vorträgen und Kochkursen brachte man sich gegenseitig die Besonderheiten von Natur, Kultur und Kulinarik nahe.
Sogar zu Rittern von Pont-I'Eveque wurden einige Veitshöchheimer von der Bruderschaft Confrérie Chevaliers du Pont-L'Evêque geschlagen.
Beim jährlichen traditionellen Käsemarkt in Pont-I'Evêque präsentieren Veitshöchheimer Wein, Bier und Wurst, im Gegenzug können Käse- und Calvados-Produkte aus der Partnerstadt auf dem Veitshöchheimer Weihnachtsmarkt verkostet und gekauft werden.
Durch all diese Begegnungen ist weit mehr entstanden als 1963, zum Zeitpunkt des Elysee-Vertrags zwischen Charles de Gaulle und Konrad Adenauer, für möglich gehalten wurde. Man darf nicht vergessen, dass Europa noch bis vor acht Jahrzehnten geteilt war zwischen Nationen, die sich nicht nur feindlich gegenüber standen, sondern sich sogar in Kriegen gegenseitig zerstörten.
Motor der Partnerschaft war auf deutscher Seite von Beginn an Christel Teroerde, die ihr Amt als Partnerschaftsbeauftragte nach 20 Jahren unermüdlichen Wirkens voller Engagement im Mai 2015 mit Eva Trampe, der Tochter des Altbürgermeisters Rainer Kinzkofer, an eine junge adäquate Nachfolgerin mit Affinität zu Frankreich übergab. Die inzwischen 32jährige war bei vielen Bürgerreisen in die Partnergemeinde dabei und auch während ihres Studiums zu einem Austausch in Caen gewesen.
In den 24 Jahren des Bestehens der Partnerschaft von Veitshöchheim mit dem Pays de Pont-l‘Evêque wurden viele neue Freundschaften geschlossen und die Verbundenheit der beiden Gemeinden vertieft. So waren dieses Mal viele "alte Hasen" und neben den vier Jugendlichen nur drei neue Gesichter unter den französischen Besuchern.
Enge freundschaftliche Verbindungen
So pflegen Peter und Christine Mager seit Beginn der Partnerschaft intensive Kontakte mit Philipp und Nadine Lecesne, die in ihrer Heimat eine Calvados-Brennerei betreiben und auf dem Käse-Markt präsent sind. Zusammen entwickelten die beiden Paare eine Konfitüre aus Apfel und Cidre. Nun schon zum elften Male waren die Franzosen bei den Magers zu Besuch. Beim Festumzug zur 900-Jahr-Feier der Gemeinde 1997 machte das Ehepaar Lecesne zusammen mit einer Gruppe in normannischer Tracht mit.
Enge freundschaftliche Beziehungen pflegt auch die Veitshöchheimer Familie von Katja und Werner Vogeltanz mit der Familie von Nelly Gerard. Nutznießer war so schon die Vogeltanz-Tochter Iris, die in französischen Partnerstadt ein Französisch-Praktikum absolvieren konnte und dann in Frankreich auch einige Zeit lang studierte.
Richard Landfried und seine Frau Elisabeth sind seit fünf Jahren an der Jumelage beteiligt. Sie hatten in dieser Zeit zwei Ehepaare und zwei junge Mädchen zu Gast. Sie selbst wohnten jeweils bei den Ehepaaren.
In den letzten Jahren arbeiteten beide aktiv bei der Gestaltung des Austausches mit. Wie Landfried sagt, geht Französisch sprechen leidlich. Da dies keine optimale Voraussetzung sei, schließen sie sich mit ein oder zwei anderen Familien zusammen. Gemeinsam komme dann doch eine ordentliche Kommunikation zusammen. Dieses Mal betreuten so fünf Deutsche sechs Personen aus Frankreich.
Nachstehend fasst Richard Landfried seine hierbei gemachten persönlichen Erfahrungen mit den französischen Gästen zusammen:
"Alle Franzosen haben von allen Speisen probiert, Erfahrungen bei der Zubereitung wurden ausgetauscht.
Es wurde überwiegend Weisswein getrunken, Roter war weniger angesagt. Nicht weil die Franken hier Defizite hätten, nein, der Weisse hat den Gästen gut gemundet.
Nicht alle Franzosen verurteilen die Gelb-Westen. Auf dem Land erfahren diese viel Zuspruch. Macron war für alle die bessere Lösung als Marine Le Pen, wenngleich ... Erstaunlich: Weder Meuthen noch Gauland waren den Gästen bekannt!
Auch die Flüchtlingskrise wurde angesprochen. Doch hier war die Verständigung schwierig, da die Begrifflichkeiten auf beiden Seiten fehlten. Hinzu kam, dass unsere Länder ganz unterschiedliche Bedingungen, Voraussetzungen haben. In Frankreich kommen viele Flüchtlinge aus ehemaligen Kolonien. Eigene Erfahrungen mit Flüchtlingen hatten unsere Gäste kaum, sie leben halt im Norden und auf dem Land.
Das Schwarze Moor war für alle interessant. Ganz in der Nähe des Zentrums gibt es eine Dokumentation zur innerdeutschen Grenze. Hier wurde klar, dass die Mauer in Berlin für die Trennung in Deutschland stand, die ca. 1400 km lange stark geschützte Grenze war nicht im Bewusstsein unserer Franzosen.
Neben Gesprächen über die Familien rückten wir die Ausbildung in den Focus. Offensichtlich gibt es jetzt auch in Frankreich ein Duales Bildungssystem, wenn wir dies richtig verstanden haben. Die Ausbildung basiert wie bei uns auf einer Teilung System zwischen theoretischem Lernen in der Berufsschule (den sog. centres de formation d’apprentis CFA ?) und dem praktischen Lernen im Unternehmen. Genaueres konnten wir nicht herausarbeiten.
Bei dem Thema Rente konnte auch keine Klarheit geschaffen werden. Ich glaube nicht, dass die beiden Systeme so ohne weiteres vergleichbar sind. Dennoch stand am Schluss im Raum, es gibt kaum Unterschiede. Das ist das Problem der sprachlichen Unzulänglichkeit.
Natürlich ist es schade, wenn Sprache sich als Barriere erweist. Trotzdem halten wir eine Städtepartnerschaft für eine gute Sache. Auf alle Fälle wird Verständnis für den Anderen gefördert, eine wichtige Voraussetzung für ein sinnvoles Zusammenleben. Solche Begegnungen sind oft voller Überraschungen, die den Aufwand, den man als Gastgeber treibt (treiben muss), vergessen machen."