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Das war wirklich Kunst - Für die 900 Zuhörer war die Carmina Burana in den Mainfrankensälen zum 40jährigen Musikschul-Jubiläum ein unvergessliches Erlebnis

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Wie bei der 900-Jahr-Feier Veitshöchheims vor 22 Jahren führte am Sonntagnachmittag die Sing- und Musikschule Veitshöchheim anlässlich ihres 40jährigen Jubiläums "Carmina Burana - Weltliche Gesänge für Soli, Chor, zwei Klaviere und Schlagwerk" von Carl Orff auf, wie schon damals unter der musikalischen Leitung von Dorothea Völker. Schauplatz war dieses Mal der große Saal der Mainfrankensäle. Damit die fast 170 Mitwirkenden auf der Bühne Platz unterkamen, hatte der Bauhof eigens für die Aufführung die Bühne nach vorne vergrößert.

Wie bei der 900-Jahr-Feier Veitshöchheims vor 22 Jahren führte am Sonntagnachmittag die Sing- und Musikschule Veitshöchheim anlässlich ihres 40jährigen Jubiläums "Carmina Burana - Weltliche Gesänge für Soli, Chor, zwei Klaviere und Schlagwerk" von Carl Orff auf, wie schon damals unter der musikalischen Leitung von Dorothea Völker. Schauplatz war dieses Mal der große Saal der Mainfrankensäle. Damit die fast 170 Mitwirkenden auf der Bühne Platz unterkamen, hatte der Bauhof eigens für die Aufführung die Bühne nach vorne vergrößert.

Groß war am Ende die Freude der 90 Mitglieder des Projektchors, der 66 Chorkinder, der drei Solisten und der sieben Instrumentalisten, als Bürgermeister Jürgen Götz das Dargebotene mit den Worten "genial, unglaublich, phantastisch, phänomenal" würdigte und der Dirigentin Dorothea Völker mit einem Blumenstraß gratulierte, während Musikschullleiterin Christina Stibi (rechts) vor lauter Euphorie die Hüfte schwang. Auf dem Foto links die Solisten Jin-Ho Seo (Bariton), Christian Heidecker (Tenor) und Anna Nesyba (Sopran) und links von Stibi Daniel Delgado (beide Klavier).

Die 900 Zuhörer  im überfüllten Saal honorierten das unvergessliche Erlebnis dieser 70minütigen grandiosen Darbietung von Carl Orffs gewaltigem und anspruchsvollem Chorwerk durch die Sänger und Musiker stehend mit minutenlangem Applaus.

In drei Teilen schildert das Werk eine Frühlingsfeier (Primo vere. Ûf dem anger), das Lob des Essens und Trinkens (In taberna) und ein ritterliches Liebesfest (Cour d’amour). Mal zart und kokett, mal übermütig tänzerisch, mal wild und ekstatisch ist die Musik, die Orff für Solisten, Chor und zwei Klavieren und umfangreichem Schlagwerk schrieb. Die meisten der Texte stammen aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Sie zeigen einen bunten Querschnitt durch die Vielfalt mittelalterlicher Poesie, von der Wechselhaftigkeit von Glück und Wohlstand, die Flüchtigkeit des Lebens, die Freude über die Rückkehr des Frühlings sowie die Genüsse und Gefahren von Trinken, Völlerei, Glücksspiel und Wollust.

Mit beispielhaftem Können, großem Einfühlungsvermögen, Engagement und sorgsamer Zielstrebigkeit gelang es Dorothea Völker, im 40. Jubiläumsjahr der SMSV ein Glanzlicht zu setzen, das bei allen Beteiligten noch lange nachwirken wird. Sie arbeitete in den Stimmgruppen die einzelnen Charaktere gut heraus, die so einen homogenen Klang ergaben, der besonders in den leiseren Passagen zum Tragen kam.

Die voller Leidenschaft und Temperament agierenden Dirigentin  löste auch bravourös die Herausforderung, die 66 Chorkinder aus den ersten bis vierten Klassen der Grundschule in den Erwachsenen-Chor  zu integrieren. Diese hatten bei drei der 24 hauptsächlich in Latein verfassten Orffschen Texte ihren Lied- Einsatz. Diesen hatten sie mit Musiklehrer Christian Stappf seit November 2018 fleißig geübt.

 

Besonders Gefallen hatten die Kids beim ins Ohr gehenden Lied Nr. 22 "Tempus es iocundum", wo sie im Wechsel mit Sopran- und Bariton-Solo sowie Projektchor ihren Part lautstark wiedergaben.

Mit v.r.n.l.n Anna Nesyba (Sopran), Christian Heidecker (Tenor) und Jin-Ho Seo (Bariton), der kurzfristig für den erkrankten Oliver Munique einsprang, gelang es Völker, die drei Soloparts exzellent mit Profikünstlern zu besetzen.

Am meisten abverlangt wird Jin-Ho Seo in seinen fünf Bariton-Solos, die er stimmgewaltig intoniert, ob als Abt, Saufbrüder, Fresser oder unglücklicher Verliebter. Der Südkoreaner ist Absolvent der Musikhochschule im Operngesang Meisterklasse.

 

Der Tenor Christian Heidinger  (Kirchenmusikdirektor der Pfarrei St. Stephan Würzburg) gibt den Schwan, der im Zusammenspiel mit dem Männerchor beim Lied 12 "Olim lacus coluream" nicht im See sitzt, sondern rollenadäquat darstellerisch gequält in der Schüssel.

 

 

Mehr gefordert war dagegen war dagegen die Sängerin Anna Nesyba bei den zwei Soloparts "Stetit puella" und "In trutina" sowie beim "Tempus est jocundum", die sie alle voller Hingabe sang. Ihr Sopran erklang wunderschön rein und glockenklar, fast mühelos erklomm sie die höchsten Höhen.  Aus dem "Dulcissime" macht sie am Ende des  ritterliches Liebesfestes eine Art musikalische Erregung.

Die vielseitige Lübecker Sopranistin studierte an der Hochschule für Musik Würzburg  hat einen Schwerpunkt in der Historischen Aufführungspraxis Alter Musik. Sie unterrichtet seit dem Sommersemester 2014 als festangestellte Dozentin für Gesang am Institut für Musik der Universität Kassel.

Enorm gefordert waren am Klavier Musikschullehrer Daniel Delgado und Christina Stibi, die vor 22 Jahren ebenfalls schon Klavier spielend dabei war.

Die Instrumentalisten beeindruckten immer wieder,  wie in "Veris leta facies", als zwei Flügel, Schlagzeug und  Xylofon eine exotische Klangwelt herauf beschwörten.

 

 

 Am Schlagwerk agierten voller Temperament Musikschullehrer Achim van Bassen (wie schon vor 22 Jahren), Gergana Fasseva-Verna, Markus Verna, Maximilian Mertens und Evgeniya Kavaldzhieva.

Der Projekt-Chor brillierte mit klarem, kräftigem und sauberem Klang und sicherer Rhythmik.

Am Ende nimmt der Jubel im Saal kein Ende.

Bürgermeister Jürgen Götz hatte zu Beginn des Konzertereignisses an die Anfänge, als die Elternbeiräte von Grund- und Mittelschule die Weichen stellten, dass die gemeindliche Musikschule am 1.11.1978 ihren Betrieb mit 14 Musiklehrern aufnehmen konnte. Sie ist nach wie vor neben Rottendorf die einzige kommunale Einrichtung dieser Art im Landkreis. Ab Frühjahr 1979 von Barbara Metzger, ab Oktober  1984 von Dorothea Völker und seit Juli 2017 von Christina Stibi geleitet, habe die SMSV in all den Jahren nicht nur das Gemeindeleben durch Kinder- und Jugendkonzerte sowie die Aufführung von Musicals, Märchenopern und  größeren Werken der Chorliteratur das Gemeindeleben bereichert, sondern auch den Ort über die Gemeinde- und Landkreisgrenzen hinaus bei Gastauftritten und Konzertreisen in Partner- und zahlreiche andere Städte vertreten.

Die erheblichen finanziellen gemeindlichen Aufwendungen, die von etwa 20.000 Mark im Gründungsjahr auf inzwischen 170.000 Euro im Jahr ohne Staatszuschuss und ohne Betriebskosten angestiegen sind, sehe der Gemeinderat als gewichtige Zukunftsinvestition an, da der durch die Musikschule geförderte Bildungsprozess wissenschaftlich nachgewiesen bleibende positive Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung, Intelligenz, Konzentrations- und Kommunikationsfähigkeit, Phantasie und vor allem auf das soziale Verhalten und die Teamfähigkeit der Kinder und Jugendlichen mit sich bringe.

Der Dank des Bürgermeisters galten neben Schulleitung und Lehrerkollegium auch Elternbeirat und dem Förderkreis, der in den letzten 13 Jahren Impulse gesetzt und die SMSV finanziell und ideell unterstützt habe, sowie dem Landkreis und dem Freistaat Bayern als Zuschussgeber.

Nichts an Attraktivität verloren hat nach seinen Worten der vor 22 Jahre mit der Carmina Burana ins Leben gerufene hervorragende Projektchor, der sich seitdem an große Chorwerke herangewagt habe. Götz: "Es erfüllt mich mit Stolz, ein solch kulturelles Aushängeschild in unserer Gemeinde zu haben."

Erinnerungsfoto

Erinnerungsfoto

Der pensionierte Veitshöchheimer Mittelschullehrer Günther Stadtmüller hat zur Aufführung folgendes Gedicht verfasst:

So was ist nicht oft der Fall,
der geräumige Mainfrankensaal
schien aus den Fugen zu geraten,
die Bevölkerung war eingeladen.


Und diese drängte in die Halle,
beschlagnahmte die Plätze, alle.
Manchem blieb da nur zu stehen
oder wieder heim zu gehen.

Die, die da war‘ n aus dem Dorf,
wollten hör‘n, was einst Carl Orff
an Musik hat komponiert
und der Projektchor einstudiert.

Um siebzehn Uhr da ging es los.
Ein Klangkörper unendlich groß
ergoss sich plötzlich auf die Bühne,
feierlich, mit ernster Miene.


Er war auch sehr schnell aufgereiht
In weißem Hemd und schwarzem Kleid.
Als dann noch die Solisten kamen
ein paar Herren und auch Damen,
dachte man im Publikum,
die Zeit des Wartens ist jetzt um.


Frau Völker war ja auch schon da,
folglich war es jedem klar,
jetzt braucht es nur noch ein Signal
und die Musik strömt in den Saal.

Doch das Konzert ließ auf sich warten,
von wegen, dass die Sänger starten.
Zunächst gab es nur Dankesworte,
altbewährte von der Sorte,
wie man sie schon öfters hörte,
was den Ablauf etwas störte.


An jeden wurde da gedacht,
der irgendwie und was gemacht.
Der Bauhof, der Klaviere schleppte,
die Bühne obendrein aufpeppte,
denn die Sänger groß und klein,
sollten ja zu sehen sein.


Dazu bräuchte es Podeste,
keine leichten, sondern feste,
damit sie auch die Sänger packen
die später dann mit vollen Backen
die Carmina Burana sangen.

Damit die Töne auch gelangen,
schwang Frau Völker wild die Arme.
Ich dachte so für mich: Die Arme,
wenn Sie aufwacht nächsten Morgen
bereiten die Gelenke Sorgen.

Doch sie wirkte unverdrossen,
der ganze Saal hat es genossen.
Was da auf die Ohren traf,
war nicht bieder oder brav.
Im Gegenteil, der Chorgesang
präzise und begeisternd klang.

Manchmal wird ja was verhunzt,
aber das war wirklich Kunst.
Das empfanden alle Leute.
Was den Chor besonders freute:
Der Applaus von vielen Händen
wollte überhaupt nicht enden.

Der Bürgermeister hier vor Ort
ergriff noch einmal dann das Wort:
Er empfinde großen Stolz,
denn von ganz besond‘rem Holz,
sei ein Chor, der so was schon schafft
mit so viel Herz und Leidenschaft.


Für ihn, da singe er nicht nur,
nein, er sei Träger der Kultur.
Und er sage es noch einmal,,
er sei für ihn phänomenal.

Punktgenau auch die Gedanken,
geäußert von so manchem Franken,
der hinterher noch draußen stand
und zu diesen Worten fand:
Es war schö....ich sag dir was,
des Konzert, des kannst gelass.

 

G.S.

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