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Faschingsbeerdigung der Veitshöchheimer Schlappsäu

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Lautes Wehklagen und Jaulen einer großen Schar  maskierter Lumpengestalten und Marschmusik schreckten am Faschings-Dienstagabend letzter Woche kurz vor Mitternacht die Anlieger aus den Betten. Die Originialgestalten der Veitshöchheimer Fasenacht marschierten vom Schützenheim in der Thüngersheimer Straße, wo sie zu später Stunde eingefallen waren, über die Kirchstraße zum Rathausinnenhof, von Schlappsau-Dudlern des Musikvereins in Schritt gehalten.

Sie waren zusammengekommen, um ihre geliebte Fasenacht, die seit dem 11.11. in Veitshöchheim ihr Unwesen trieb, um Mitternacht zu Grabe zu tragen. Vorbei waren nun die tollen Feste, vorbei die schöne Zeit der Narretei.

Als Beerdiger der Veitshöchheimer Fasenacht fungierte Udo Backmund in Mönchskutte, der auf der Treppe des Mittelbaus im Rathaushof im Namen des "Dreigestirns, des Freibiers, des Hütle und des Heiligen Silvaner"  alle verluderten Saufbrüder, edlen Schlappsäu und alles was sonst noch "kreucht und fleucht" herzlich willkommen hieß und traditionsgemäß die Fürbitten der Narrenschar zu Gehör brachte:

  • Dass mir net widder 172 Tache brauche bis mir in Deutschland regierungsfähig sinn.
  • Dass mir bei der nächsten WM ausschließlich in whats-app les könne: ….. „Deutschland hat die Gruppe verlassen!“
  • Dass der Manuel, unser designierte Sitzungspräsident, an seiner neuen Aufgaben net resigniert und uns weiterhin so phänomenal gute Prunksitzungen bringt wie der Erhard – Danke Erhard.
  • Dass sich die jungen Familien, die ma mit dem Neubaugebiet nach Veitshöche lock gewöllt hat, sich den sozial gerechte Kaufpreis ahh leist könne.
  • Dass die Conny, unsre neue Clubpräsidentin, den VCC ahh weiterhin so gut auf Kurs hält wie der Elmar – Danke Elmar!
  • Dass der Weiberfasching ahh weiterhin so gut läfft, die Stimmung passt und wir bald in a größere Location feier könne – vielleicht in der Vitusturnhalle wie in alten Zeiten?
  • Dass unser Elferrat von sämtliche Kniekrankheite, Bandscheibevorfäll, Krankehausbesuche und Rotzglocke net mer so dahingerafft wird wie in diesem Jahr!
  • Dass unser schönner Altort net mit ah Straßebeleuchtung verschandelt wird, die an Stahlseile kreuz und quer über die ganze Strass nü hängt – ahh wenns no so praktisch is.
  • Dass beim Trump bald widder was im Bett geht und somit sei Notstand behobe is.
  • Dass die Zieglers Sylvia net widder von ihrer Schlappsau-Kamerade im Stich gelasse wird, ganz a lehh hinnerm Hauptman Küppers uff die Bühne rennt und selbst garnix davo mitkriegt!
  • Dass es in Veitshöche bald widder en frühern Gottesdienst gibt und die Kirchgänger nimmer nach Kloster Oberzell flücht müsse. Sauerbrate und Klös müsse ja ahh irgendwann zubereit wär.
  • Dass die neue Ampel am Geisberg net widder von nem radikale Ampelhasser einfach umgeniet wird.
  • Dass der Markus, der Söder, wieder sei Faschingsklamotte find.
  • Dass unsre Freunde, die Briten, vielleicht doch noch zur Besinnung komme und den Exit vom Brexit beschließe!
  • Dass den Schlappsäu in Zukunft net die Häuser ausgehn.

Nun kommt für alle Säufer die Fastenzeit, in der, wie es sich gehört, alle wieder zu Kräften kommen können, bis dann wieder die fünfte Jahreszeit eingeläutet wird und alle wieder in einem Jahr so schön kostümiert hier stehen können.

 

Eine alte Tradtition, das Treiben der Veitshöchheimer Schlappsäu am Faschingsdienstag

Wer als Narr etwas auf sich hält in Veitshöchheim, geht an diesem Tag aus Tradition als Schlappsau. Eine Schlappsau, darunter versteht man eigentlich einen nachlässig gekleideten Menschen. In Veitshöchheim ist dieser Ausdruck am Faschingsdienstag eher ein Kompliment.

Die Veitshöchheimer Schlappsäue sind nämlich ein Stück Kultur: Wer eine richtige Schlappsau sein will, braucht dazu einen Lampenschirm als Kopfbedeckung und einen Vorhang als Umhang. Und erkennen soll man die Schlappsau auch nicht. Also gehört auch eine Maske dazu und sie verstellt ihre Stimme. Ein Brauch, der sonst nirgendwo noch zu finden ist.

Während die Lumpengestalten früher noch auf der Straße ihr Unwesen trieben, sind sie, nun in Gruppen auftretend, bei vielen Veitshöchheimern gern gesehene Gäste. Keine Frage, dass sie auf ihrer stundenlangen Tour von Haus zu Haus schon allerhand Stehvermögen haben müssen. Überall wartet nämlich auf sie reichlich Speis und Trank. Tolle Stimmung bringt natürlich eine Gruppe, wenn sie auch noch Instrumente dabei hat, wie die Schlappsäu vom Musikverein.

Fotos : Carmen Kneitz (mit dem Handy, deshalb lässt die Schärfe der Abbildung zu wünschen übrig)

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