Erster Spatenstich für 4,3 Millionen Euro teure Schallschutzwände entlang der Bahnlinie in Veitshöchheim getätigt - Bauzeit bis Ende 2021 terminiert
Einen Riesenspaß hatten heute Vormittag v.l.n.r. der neue FDP-Landtagsabgeordnete Dr. Helmut Kaltenhauser aus Hörstein, der CSU-Bundestagsabgeordnete Paul Lehrieder, Dandan Su (Projektleiterin Lärmsanierung der DB Netz AG für Bayern), Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz und sein Vorgänger Altbürgermeister Rainer Kinzkofer, als sie symbolisch den ersten Spatenstich für die Errichtung von vier Schallschutzwänden in Veitshöchheim, in einer Höhe von drei Mieter über Schienenoberkante, mit einer Gesamtlänge von 1,5 Kilometer tätigten und dabei versuchten, die lose Erde möglichst hoch in die Luft zu befördern.
Bald ist der Bahnlärm weniger zu hören
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Die 165 Meter lange Schallschutzwand 3 zwischen Bahn und B 27 an der Nord-Abfahrt der B 27 steht schon weitgehend. Die Gemeinde hatte der Farbgebung für die Wandelemente bereits im August entscheidungsschnell zugestimmt.
Wie von Anwohnern an der Steige zu hören war, habe sich der Bahnlärm seit der Errichtung erheblich reduziert. Sie seien daher sehr zufrieden.
Gleichwohl hatte nun die für die Lärmsanierung von Bahnlinien in Bayern zuständige DB Netz AG in München am Dienstagvormittag öffentlichkeitswirksam zum symbolischen Spatenstich als Auftakt der weiteren Arbeiten eingeladen.
Neben Vertretern des Gemeinderates, der Deutschen Bundesbahn, von Behörden und der bauausführenden Firmen und Ingenieurbüros waren auch zahlreiche Anwohner gekommen, um sich über den Ablauf der Baumaßnahme zu informieren.
Bauzeit bis Ende 2021
Obwohl also die LSW 3 bereits weitgehend errichtet ist, hat die DB die Bauzeit von Oktober 2018 bis Ende 2021 terminiert. Denn wie Clemens Kabis, Bauleiter der bauausführenden Josef Pfaffinger-Bauunternehmung GmbH in Passau auf Nachfrage erläuterte, kann aufgrund der örtlichen Gegebenheiten der Bau der Schallschutzwände 1, 2 und 4 nur vom Gleis aus unter Sperrung der Gleise tagsüber und auch in der Nacht über die Bühne gehen.
Kabis ist aber zuversichtlich bis 6. Dezember 2018 die 116 Meter lange LSW 1 in der Echterstraße von der Seinsheimstraße bis zum Beginn der Hofgartenmauer bis auf notwendige Sonderbauwerke fertigstellen zu können. Im Jahr 2019 werde dann nicht so viel passieren, denn hier seien der Baufirma Sperrpausen nur an zwei Wochenenden durchgehend eingeräumt worden. Ob diese Zeit reicht, die 350 Meter lange LSW 4 zwischen Bahn und B 27 im Bereich der Zieblandstraße fertigzustellen, ließ Kabis offen. Im Jahr 2020 sehe die Lage hinsichtlich der Sperrpausen besser aus. Der Bauleiter hofft deshalb, die gesamte Baumaßnahme, also auch die 866 Meter lange LSW 2 von der Herrnstraße bis zur Thüngersheimer Straße bis Ende 2020 abwickeln zu können.
Die Veitshöchheimer haben dabei noch das Glück, dass die von der DB angekündigte Erneuerung der 27 Jahre alten Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg mit monatelangen Vollsperrungen von ICE-Routen nicht in die Quere kommt. Denn die Trasse Fulda–Würzburg steht laut DB erst im Jahr 2022 an, während bereits 2019 der Abschnitt Hannover–Göttingen sechs Monate gesperrt wird.
„Die Schallschutzmaßnahmen entlasten zahlreiche Wohneinheiten entlang der Eisenbahnstrecke erheblich von Lärmeinwirkungen. Sie sind Teil unserer Qualitätsoffensive Zukunft Bahn", erklärte Dandan Su, Projektleiterin Lärmsanierung der DB NetzAG für Bayern .
Für den Bau der Wände werden nach den Worten von Su moderne lärmgedämpfte Arbeitsgeräte eingesetzt. Trotzdem ließen sich Belästigungen durch Lärm und Staub auch nachts und an den Wochenenden leider nicht ganz vermeiden. Die Deutsche Bahn bittet alle Betroffenen um Verständnis für die mit diesen Arbeiten verbundenen Unannehmlichkeiten. Nach den Feststellungen des in der Nähe des Schneckenhauses wohnenden Anwohners Eberhard Riermeier würde man die Gründungsarbeiten, die am lautesten sind, für die alle fünf Meter zu errichtenden Stützen kaum hören, sondern nur leichte Vibrationen vernehmen
Passiver Schallschutz.
Gefördert werden neben Schallschutzwänden auch schalldichte Fenster und Lüfter an circa 356 Wohneinheiten. Hierfür werden nach ihren Worten rund 120.000 Euro vom Bund zur Verfügung gestellt. Allerdings müssen die Anwohner warten, bis die Lärmschutzwände errichtet sind. Dann werde, wie aus einer Broschüre der DB zu entnehmen ist, jedes Gebäude entlang der Bahnstrecke schalltechnisch erfasst. Förderfähig sind passive Schallschutzmaßnahmen an Wohngebäuden dort, wo die Grenzwerte überschritten werden, insbesondere wenn wie im Bereich der Schönstraße Lärmschutzwände aus topografischen Gründen nichts bringen. Die Bahn werde dann die Eigentümer schriftlich über die Fördermöglichkeiten informieren und ein Antragsformular zusenden. Nach Eingang bei der Bahn würden dann Gutachter von der Bahn entsandt, die vor Ort Fenster zur Berechnung des Schalldämmmaßes überprüfen. Entscheidet sich der Eigentümer für einen Vorschlag des Gutachters, holt dieser drei Angebote ein. Der Eigentümer unterzeichnet eine Abtretungserklärung und nach Umsetzung vergütet die Bahn die entstandenen förderfähigen Kosten der Fachfirma anteilig.
Freiwillige Leistung
Wie die Projektleiterin sagte, haben Bund und Bahn seit 1999 über 1,3 Milliarden Euro in die Lärmsanierung von rund 1.700 Kilometer Schienenstrecke und 58.400 Wohneinheiten investiert. Über 700 Kilometer Schallschutzwände wurden bereits errichtet. Dabei ließ sie nicht unerwähnt, dass es sich bei der Lärmsanierung um eine freiwillige Leistung des Bundes handelt und kein Rechtsanspruch auf die Durchführung bestehe.
"Was lange währt, wird endlich gut. Nach zwölf Jahren intensiven Bemühens durch die Verantwortlichen der Gemeinde stehen wir also heute hier zum Spatenstich" sagte Bürgermeister Jürgen Götz, nach so einer Zeitspanne noch einmal einige Eckpunkte herausstellend (siehe Chronologie unten). Wie daraus hervorgehe, sei in diesen zwölf Jahren einiges passiert, hätten die Verantwortlichen einiges versucht und unternommen, um die Maßnahme zu beschleunigen
Der verbesserte Schallschutz bedeutet nach seinen Ausführungen künftig mehr Lebensqualität für viele Bürger von Veitshöchheim. Er äußerte sich optimistisch, dass mit den jetzt zu errichtenden Lärmschutzwänden der Geräuschpegel und damit die Belastung unserer Anwohner weiter reduziert werden kann und so ein positiver Einfluss auf die Gesundheit. Deshalb dankte er allen, die sich für dieses Projekt stark gemacht und sich für seine schnelle Umsetzung eingesetzt haben.
Trotz aller Vorfreude auf die nun startende Lärmsanierung verwies das Ortsoberhaupt auf zwei bestehende Wehrmutstropfen, sprich zwei Einwände der Gemeinde, die im Verfahren unberücksichtigt blieben.
Zum einen verwies er auf den Bereich zwischen Bahnhofstraße 10 und dem Bahnhof. Dieser werde durch die Bahntrasse erheblich belastet. Die Gemeinde Veitshöchheim hatte deshalb gefordert, beginnend ab der Bushaltestelle „Bilhildisstraße" bis zur Gebäudekante Bücherei eine Ergänzung der bestehenden Schallschutzwand zu errichten. Hier bestehe zumindest die Hoffnung, dass der Einwand der Gemeinde Veitshöchheim in einem separaten Verfahren geprüft werde, da der geänderte Immissionsgrenzwert zum 01.Januar 2016 um 3 dBA gesenkt wurde, dies jedoch im laufenden Verfahren nicht berücksichtigt werden konnte.
Der zweite Wehrmutstroffen betrifft laut Götz den Bereich Bahnunterführung Würzburger Straße bis zur Gemarkungsgrenze nach dem Feuerwehrhaus. Die hier von der Gemeinde geforderte Verlängerung der Lärmschutzwand ist jedoch nach Auffassung der Bahn nicht förderfähig.
Verfahrenschronologie - Rückblick des Bürgermeisters
Aufgrund von Schallpegelmessungen im Jahr 2006, bei welchen an drei Messpunkten ein Mittelwert 83dB(A) und ein Höchstwert von 93 db(A) gemessen wurde (damals galt nach einem Urteil aus dem Jahr 1993 ein Lärmpegel von 67dB(A) als Zumutungsgrenze in der Nacht), forderte eine Gruppe von Bürgern unter Führung ihres Sprechers Werner Götz in der Bürgerversammlung 2006 eine Lärmsanierung der alten Bahnstrecke. Die Zahl der Güterzüge war damals binnen kurzer Zeit von 180 auf 480 pro Tag gestiegen.
Der damalige Bürgermeister Rainer Kinzkofer hat die Forderung im Dezember 2006 und anschließend wiederholt an die Deutsche Bahn weitergereicht und die Umsetzung aktiver und passiver Lärmsanierungsmaßnahmen bei der DB moniert. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen schaltete er auch die beiden damaligen Bundestagsabgeordneten Walter Kolbow und Paul Lehrieder ein und bat um Unterstützung.
Walter Kolbow hat darauf hin im Februar 2007 die damalige parlamentarische Staatssekretärin im Verkehrsministerium Karin Roth gebeten, einen schnellen Planungs- und Baubeginn zu erreichen.
Paul Lehrieder hatte sich kurz darauf direkt an den damaligen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG, Hartmut Mehdorn gewandt und ihn gebeten, den Planungsbeginn für die Lärmsanierung in Veitshöchheim vorzuziehen.
Bei einem Termin in Ochsenfurt im Januar 2008 hatte Staatssekretärin Roth zugesagt, den bisherigen Zeitplan zu überprüfen und Veitshöchheim vorzuziehen. Damals war der Baubeginn noch für 2016 vorgesehen.
Im September 2008 Titelte die Mainpost „Signal für grünes Licht, in Sachen Lärmschutz tut sich etwas". Hintergrund war ein Besuch von Staatssekretärin Roth in Veitshöchheim, bei dem sie verkündete „Es sieht gut aus für die lärmgeplagten Anwohner".
Zwischenzeitlich war Veitshöchheim als Härtefall eingestuft worden und befand sich auf einer speziellen Liste mit 188 Fällen auf Platz 27.
Nach weiterer Intervention von Altbürgermeister Kinzkofer waren dann 2010 die für die Lärmsanierung notwendigen schalltechnischen Untersuchungen für den Streckenabschnitt Veitshöchheim abgeschlossen.
So erfolgte am 22.07.2010 in den Mainfrankensälen im Rahmen einer Info-Veranstaltung durch die zuständige DBProjektBau GmbH unter der Leitung des beim Spatenstich anwesenden Franz Poschenrieder die Vorstellung der Ergebnisse.
Durch regelmäßige Nachfragen zur Terminierung des Planfeststellungsverfahrens (ab August 2011) sowie die Abstimmungen mit weiteren Behörden konnte eine abschließende Vorstellung der Planungen des Lärmsanierungskonzeptes unter Beteiligung der Bevölkerung am 25.11.2013 im Haus der Begegnung stattfinden.
Die damalige Zusage, die Planfeststellungsunterlagen bis spätestens Mitte 2014 der Regierung von Unterfranken vorzulegen, haben sich durch Prüfungen beim Eisenbahnbundesamt, bis Dezember 2014 verzögert. Die Planungen zum Bau der Lärmschutzwände waren zu diesem Zeitpunkt eigentlich abgeschlossen.
Am 08.12.14 wurden vom Eisenbahnbundesamt die Pläne für die „Lärmsanierung - Ortsdurchfahrt Veitshöchheim" der Regierung von Unterfranken vorgelegt. Die Unterlagen wurden von der Regierung jedoch zurückgegeben. Grund hierfür war die Feststellung der Regierung, dass sich die schalltechnischen Untersuchungen aus den Jahren 2012 bis 2013 nicht auf die aktuelle Förderrichtlinie beziehen, sondern auf die Richtlinie vom März 2005, die nur bis zum 31.12.2014 Anwendung fand. Die Regierung hat trotz Vorlage der Unterlagen im Dezember 2014 auf die Anwendung· der ab 01 .01.2015 geltenden Rechtslage bestanden, da das Planfeststellungsverfahren von der Regierung nicht bis zum 31.12.2014 eröffnet wurde.
Die zugesagte und erhoffte Einleitung des Planfeststellungsverfahrens für 2015 war trotz aller Bemühungen durch die Gemeinde, leider nicht möglich.
Auf Grund dieses Sachverhaltes wurden anschließend von Planerseite die Neuberechnungen unter Berücksichtigung der seit Januar 2015 geltenden Richtlinie vorgenommen. Die Neuberechnung hatte dann zur Folge, dass auf Grund der neuen Richtlinie 2015 mehr Gebäude bzw. Streckenabschnitte in den Genuss von Lärmsanierungsmaßnahmen kommen werden.
Nachdem für das Jahr 2016 ein Bauverbot für die Strecke Würzburg - Karlstadt bestand, wollte die DB Projektbau die Zeit nutzen um das Planfeststellungsverfahren und die damit verbundene Schaffung der Baureife herbeizuführen. Nach Einleitung des Planfeststellungsverfahrens erfolgte die Auslegung der Unterlagen vom 17.01.-17.02.2017 im Rathaus Veitshöchheim.
Die Gemeinde, sowie einige Bürger auch der Sprecher der Initiative Bahnlärm Werner Götz, brachten ihre Einwände gegen die vorgelegte Planung mit ein. Beim Erörterungstermin am 24.07.17 im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens bei der Regierung von Unterfranken wurden die Einwendungen der Gemeinde Veitshöchheim nochmals vorgetragen.
Am 14.03.2018 wurde dann der lang ersehnte Planfeststellungsbeschluss des Eisenbahn-Bundesamtes gefasst.
Fotos (c) Dieter Gürz