Was wird aus Veitshöchheimer Gemeindehaus Würzburger Straße 58: Wohnraum für Flüchtlinge oder nach Abriss Neubau mit Sozialwohnungen?
Nach mehr als einem Jahrzehnt Leerstand des gemeindlichen Mietshauses Würzburger Straße 58 mit einer Grundstücksfläche von 993 Quadratmeter machte sich der Gemeinderat in seiner heutigen Sitzung wieder einmal Gedanken über dessen künftige Verwendung.
Auf der Tagesordnung stand der von Bürgermeister Jürgen Götz verlesene gemeinsame Antrag der Fraktionen UWG, Bündnis 90/Die Grünen und der SPD, das Gebäude nach dem Bayerischen Förderprogramm "Leerstand nutzen - Lebensraum schaffen" zu sanieren. Bei der Sanierung sollten nur notwendige Maßnahmen durchgeführt werden, um Flüchtlingsfamilien, die schon in Veitshöchheim ansässig sind, menschenwürdigen Wohnraum zu bieten. Anschließend müssen die nach den Förderbedingungen weitere 18 Jahre nach den Bedingungen des Sozialen Wohnungsbaus zur Verfügung genutzt werden. Mit einem Fördersatz von bis zu 90 Prozent der förderfähigen Kosten ist der finanzielle Beitrag des Staates in diesem Programm außerordentlich hoch..
Die Bedarfsmitteilung der Gemeinde für dieses Förderprogramm muss, so die Antragsteller, bis zum 1. November bei der Regierung von Unterfranken sein. Da auch die Planungskosten zu 90 Prozent förderfähig sind, schlagen sie vor, ein Planungsbüro mit der Maßnahme zur Entlastung der gemeindlichen Bauamtes zu beauftragen. Mit der Förderstelle sollte auch abgeklärt werden, inwieweit die Option einer weiteren Bebauung auf dem Grundstück Berücksichtigung finden kann.
Angedacht wurde, so 2. Bürgermeister Winfried Knötgen, bereits bei der letzten Haushaltsberatung, die Neu-Installation beziehungsweise Austausch von Heizanlage, Kanal- und Wasserleitungen, Sanierung der Bäder, Fenster und Dämmung der obersten Geschossdecke bzw. der Kellerdecke, Überholung der Wände, Decken und Böden und hierfür für 2018 50.000 Euro und für 2019 250.000 Euro in den Haushalt eingestellt für den Fall, dass wie jetzt eingetreten, mögliche Investoren für die Bebauung des benachbarten ehemaligen REWE-Geländes kein Interesse am Erwerb des Anwesens Würzburger Str. 58 haben.
"Wir können bei dem Antrag der drei Fraktionen insoweit mitgehen, dass man bei der Regierung zur Fristwahrung mal den Bedarf grundsätzlich anmeldet," sagte CSU-Sprecher Marc Zenner. Der Antrag sei jedoch aus der Sicht seiner Fraktion viel zu kurz gedacht und er tue sich aufgrund des maroden Gebäudezustands schwer, auch nur rudimentär das Gebäude mit erheblichen öffentlichen Mittel für nur zwei Wohnungen herzurichten. Wegen der 25jährigen Zweckbindung sah Zenner die Gefahr, dass die Fördermittel wieder zurückgezahlt werden müssen, wenn etwa nach 15 Jahren man zu dem Schluss komme, da die vorgenommene Billigsanierung nicht tragfähig sei, das Gebäude wegzuschieben, mit der Folge, dass dann die Fördermittel zurückzuzahlen wären. Das wäre laut Zenner eine Verschwendung öffentlicher Gelder.
Seine Fraktion sei deshalb der Auffassung, schon jetzt die Chance zu ergreifen, in einer Vorprüfung abzuklären, das ganze Grundstück nach Abbruch des Altgebäudes mit öffentlich geförderten Sozialwohnungen zu bebauen. Dann habe man auch die 25jährige Bindung, aber das Grundstück sinnvoller genutzt, in dem man mehr Familien, unabhängig ob Flüchtlinge oder andere Bedürftige, unterbringen könne.
Einhellige Zustimmung fand schließlich bei der Abstimmung Zenners erweiterter Antrag, die Verwaltung zu beauftragen, zusätzlich zur Bedarfsanmeldung nach dem Städtebauförderprogramm auch die Machbarkeit einer Neubebauung des Grundstückes mit Sozialwohnungen nach Abriss entweder in Trägerschaft der Gemeinde oder eines Investors unter Ausnutzung von Fördergeldern abzuklären.
Vorgeschichte
Außen hui, innen pfui, dies trifft wohl auf das seit über einem Jahrzehnt leerstehende Gemeindeanwesen Würzburger Straße 58 zu. Das gemeindliche Mietshaus gehörte früher einer der Gemeinde überlassenen Stiftung. Diese wurde beim Bau des Altenheimes St. Hedwig vor über 25 Jahren aufgelöst und das Stiftungsvermögen für den Neubau des Altenheimes zur Verfügung gestellt.
Ein Blick ins Pressearchiv ergab, dass der Frankfurter Architekt Fritz Küstner, der in Veitshöchheim verschiedene Bauprojekte wie das Bilhildisparkdeck oder die Eigentumswohnanlage an der Bahnhofstraße/Bilhildisstraße mit Bacchuskeller plante, im Februar 2008 bei einer Infoveranstaltung im Sitzungssaal der Gemeinde ein Projekt vorgestellt hatte, das Anwesen zugunsten einer Altenwohngemeinschaft umzubauen.
Seine Planung sah einen Bestandsumbau mit Anbau und Erweiterung und einen Neubau im Freibereich zur Straße hin vor. In seinen ersten Projektskizzen ging der Architekt von 600 Quadratmeter aufzuteilender Wohnfläche aus. Möglich wären so acht Wohneinheiten bestehend aus 1-2 Zimmerwohnungen zwischen 50 und 60 Quadratmeter, 100 Quadratmeter Gemeinschaftsräume, im Dachgeschoss zwei Gästezimmer mit jeweils 50 Quadratmeter sowie Arbeitsräume zur freien Gestaltung mit zusammen 50 Quadratmeter gewesen.
Wie aus der Jahreschronik 2008/2009 hervorgeht, hatte der Gemeinderat im Dezember 2008 das Konzept gutgeheißen und zugestimmt, das Anwesen mit einem Wertansatz von 182.000 Euro als Eigenanteil in eine noch zu gründende Stiftung bzw. GbR für den Betrieb der Alten-WG einzubringen. Bis zum Ablauf der Optionsfrist Ende 2009 fand der Architekt aber nicht die erhoffte Resonanz bei Kaufinteressenten. 2010, so hieß es damals, werde sich der Gemeinderat über die weitere Verwendung des Anwesens neue Gedanken machen.
Nachdem jedoch zu dieser Zeit das Gelände des benachbarten verwaisten REWE-Markt zur Disposition stand (die Gemeinde erwarb dieses 2012 für eine halbe Million Euro), wurde die Entscheidung über die weitere Verwendung der Würzburger Straße 58 von Jahr zu Jahr verschoben, in der Hoffnung, dieses Grundstück gemeinsam mit dem REWE- Grundstück vermarkten zu können.
Diese Hoffnung starb dann endgültig in der letzten Sitzung des Gemeinderates Ende September 2018, als die Caritas-Einrichtungen gGmbH (CEG) bekundete, für ihr auf dem alten Rewe-Markt-Gelände geplantes Seniorenzentrum mit Tagespflege, ambulant betreuter Wohngruppe und Betreutes Wohnen das Anwesen Würzburger Straße 58 nicht zu benötigen.