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Kabarettist und Theater-Regisseur Günther Stadtmüller präsentiert am 18. September in der Bücherei im Bahnhof einen Roman mit verwandschaftlichen Bezügen

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

"Zuletzt stirbt die Hoffnung" heißt der Roman, den der Veitshöchheimer Günther Stadtmüller am Dienstag, 18. September 2018, um 19.00 Uhr in der Bücherei im Bahnhof  im Rahmen einer Autorenlesung der Öffentlichkeit präsentiert. Die Geschichte erzählt von Joseph Müller, dem Großvater seiner Frau Maria Anna, der 1929 aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage in Deutschland nach Amerika auswanderte und 1945 freiwillig aus dem Leben schied.

In dem vorliegenden Buch erzählt Stadtmüller  die Geschichte des Joseph Müller, der im Jahre 1929 nach Amerika ging. Er, der Großvater seiner Frau, wollte dort wirtschaftlich erfolgreich sein, sodass er später seine Familie, seine Familie, vier Töchter und einen Sohn, nachkommen zu lassen.

Wie im Buch beschrieben, schienen sich die Dinge in den Vereinigten Staaten zunächst positiv zu entwickeln. Nach anfänglichen Schwierigkeiten in der neuen Welt kann Joseph  in einer Firma einsteigen, die sehr erfolgreich in der Schuhproduktion arbeitet. Joseph schickt regelmäßig Geld an seine Familie in Deutschland, sodass deren Auskommen einigermaßen gesichert war. Er fordert schließlich seine Familie auf, ihm nach Übersee zu folgen. Seine Frau zögert allerdings aus unterschiedlichen Gründen, was Joseph nicht verstehen kann. Er wiederum hat kein Interesse nach Deutschland zurückzukehren, da sich dort die politischen Verhältnisse dramatisch verändert haben.

Mitte der Dreißigerjahre brach dann plötzlich der Kontakt ab und die Familie erfuhr nie mehr etwas von Joseph. Seine Frau Maria ließ ihn nach dem Krieg für tot erklären.

Ein weitläufiger Verwandter in Amerika, Kevin Kramer, machte sich in den Achtzigerjahren die Mühe und verfasste ein Buch über die verschiedenen Müller-Linien, die es in Amerika gibt. Es handelt sich dabei um drei Onkel von Joseph Müller, um deren Familien und Nachkommen. Bei seinen Recherchen stieß Kevin Kramer auch auf Joseph Müller, den Protagonisten des Buches.

Kramers Nachforschungen ergaben, dass Joseph im Frühjahr 1945 freiwillig aus dem Leben geschieden war. Es hieß, er habe sich in den Mississippi gestürzt. Sein Suizid wurde auch amtlich bestätigt.

Wie Stadtmüller sagt, hat ihn persönlich das, was er über Joseph Müller erfuhr, sehr bewegt und motiviert, dieses Buch zu schreiben. Er wusste zuvor nur von seiner Auswanderung und seinem ungeklärten Schicksal.

Dank der Aufzeichnungen von Kevin Kramer erfuhr er, dass Joseph Müller in Amerika noch einmal geheiratet hat. Joseph lernt in seiner neuen Heimat Helen kennen und verliebt sich in sie. Die beiden heiraten und bekommen auch einen Sohn. Joseph fühlt sich in der neuen Ehe sehr wohl. Dann findet Helen aber heraus, dass Joseph in Deutschland bereits eine Familie hat. Sie ist zutiefst enttäuscht und lässt ihre Ehe annullieren. Die unversöhnliche Haltung Helens wirft Joseph aus der Bahn. Das Scheitern in der neuen Heimat nimmt seinen Lauf.

All diese Ereignisse werden von Stadtmüller im vorliegenden Buch geschildert, natürlich nur so, wie sie sich in seiner Fantasie abgespielt haben. Stadtmüller: „Neben den bekannten Fakten sind die anderen Details reine Fiktion, weil es keine weiteren Quellen gab.“

Für den Autoren stellten sich die spannenden Fragen: „Warum nimmt sich jemand selbst das Leben? Warum scheitert letztlich jemand, der mit so viel Mut, Entschlossenheit, wahrscheinlich auch Optimismus gestartet ist? Und warum gab es kein Zurück mehr?“

All diese Fragen hätten ihn sehr beschäftigt und zur Niederschrift des Buches veranlasst. Dies sei auch angesichts der augenblicklichen Flüchtlingssituation geschehen, wo sich bestimmt ähnliche Schicksale erzählen ließen.

Stadtmüllers Frau Maria Anna war über Umwege an das Buch von Kevin Kramer gekommen, weil wiederum eine Verwandte von ihm bei den US-Streitkräften in Ramstein stationiert war. Der Stützpunkt Ramstein liegt ganz in der Nähe von Obermohr, von wo aus Joseph losgezogen war. Kevin hatte diese Verwandte gebeten, herauszufinden, ob es noch irgendwelche Verwandte der Müllers in Deutschland gäbe. So gelangten Kramers Aufzeichnungen in die Hände der drei damalsnoch lebenden Töchter von Joseph Müller.

Nachdem Maria Anna aus Kramers Buch erfuhr, dass Joseph einen Sohn in Amerika habe, unternahm sie ihrerseits sofort entsprechende Nachforschungen, um herauszufinden, ob dieser Sohn noch lebt. An Weihnachten 1992 machte sie ihn mithilfe der Auslandsauskunft ausfindig. Im folgenden Jahr fand die erste Begegnung mit ihm, mit John Mueller und seiner Frau Corinne hier in Deutschland statt und gegenseitige Besuche sollten in den Jahren danach folgen. Die Stadtmüllers lernten auch Josephs ehemalige Frau Helen kennen. Auch sie besuchte in hohem Alter noch einmal ihre ursprüngliche Heimat. Über ihre Ehe mit Joseph wurde allerdings nicht gesprochen. Leider seien diese drei Personen mittlerweile verstorben, aber der Kontakt zu deren Nachkommen bestehe weiterhin.

Der Autor Günther Stadtmüller, Jahrgang 1947, hat schon immer viel geschrieben. Aufsätze für seine Schüler, denen er als Lehrer mit gutem Beispiel vorangehen wollte, Texte für Kabarett und Theater, Gedichte und kleinere Abhandlungen zu den unterschiedlichsten Anlässen. Was ihm nach eigenem Bekunden noch fehlte, war ein abgeschlossener Roman. Mit „Zuletzt stirbt die Hoffnung" hat er ein lang gehegtes Ansinnen verwirklicht.

Augenblicklich arbeitet er an einem Gedichtband: „Ein Literaturgreis reimt sich was zusammen" und an den Erinnerungen an sein Leben: „Wie ich wurde, was ich nie sein wollte?“

Stadtmüller unterrichtete in Veitshöchheim  als Hauptschullehrer seit 1978 bis zu seiner Pensionierung im Juli 2011 vor allem in Abschlussklassen und brachte den Schülern das Rüstzeug in allen Hauptfächern bei. Ab 1980 leitete er die Theatergruppe an der Eichendorff-Schule mit jährlichen Aufführungen zu Weihnachten und zum Abschluss des Schuljahres.

Aber auch außerhalb der Schule zählt Stadtmüller auf kulturellem Gebiet seit Jahrzehnten zu den Aktivposten Veitshöchheims. So wurden beim Neujahrsempfang der Gemeinde im Januar 2015 seine kulturellen Verdienste für das Gemeinwohl öffentlich herausgestellt.

Günther Stadtmüller war so von 1980 bis 1984 beim VCC als Büttenredner aktiv. Innerhalb dieses Vereines hatte er damals auch eine Theaterabteilung ins Leben gerufen, die sich dann später als „Theater am Hofgarten“ selbstständig machte. Er zeichnete von 1984 – 1989 für die Inszenierung der ersten fünf Stücke verantwortlich, die alle mit großem Erfolg in den Mainfrankensälen und in anderen Städten (z.B. Aschaffenburg, Selb, Bad Mergentheim) aufgeführt wurden.

Anlässlich der Unterfränkischen Kulturtage 1990 in Veitshöchheim gründete er das Kabarett „Frei&Frank“. Insgesamt gab es bis 2014 15 verschiedene Programme und diverse Programmverschnitte für Auftritte außerhalb Veitshöchheims. Für Frei & Frank stand Stadtmüller ca. 250 mal auf der Bühne.

Von 1992 bis 2016 oblag ihm außerdem die Leitung der Theatergruppe in der Landesanstalt. Hier gab es 23 verschiedene Inszenierungen d.h. praktisch jedes Jahr eine Neuinszenierung.

Und im Jahre 2009 hatte er sich über den Main nach Erlabrunn geschwungen, um dort mit ca. 100 Akteuren das Historienspiel „Gebrochene Schwingen“ auf die Bühne zu bringen.

Stadtmüller tritt auch immer wieder bei den unterschiedlichsten Gruppierungen und Vereinen im Ort auf,  um verschiedenste Veranstaltungen kabarettistisch aufzulockern, so zuletzt im April 2018 die Auftaktveranstaltung des ZweiUferlandes in den Mainfrankensälen. Seit 2014 ist er auch für die Gestaltung der Seniorennachmittage in der Sozialstation verantwortlich.

Fotos: Dieter Gürz

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