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NaturFreunde bringen Wanderwege im Edelmannswald auf Vordermann - Blick hinter die Kulissen beim Tag der Offenen Tür

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Ein lohnenswertes Ausflugsziel war am Sonntag bei optimalen Wetterbedingungen das  Veitshöchheimer Naturfreundehaus im Sendelbachtal. Zwar ist die Einrichtung offiziell erst ab 1.  Mai wieder am Wochenende geöffnet. Aber bereits vor der Saisoneröffnung nutzten viele Interessen die Gelegenheit, zum Tag der Offenen Tür hinter die Kulissen des Hauses zu schauen und sich ein Bild über die Übernachtungsmöglichkeiten und einen Eindruck über das vorbildliche Engagement des mit 230 Mitglieder eher kleinen Vereins zu schaffen, in gemütlicher Runde Kaffee zu trinken und sich mit Mitgliedern über die Aktivitäten des Vereins und künftige Vorhaben zu unterhalten.

Wie Vorsitzender Jürgen Schrader berichtete, bewirtschaften die NaturFreunde an den Wochenenden von Mai bis Oktober das NaturFreunde-Haus als Ausflugsgaststätte, betreiben das ganze Jahr über eine Art Jugendherberge, pflegen und erhalten die Liegenschaften, markieren Wanderwege, beteiligen sich mit Geld und aktiver Arbeit beim Bau des Großen Baikal-Wanderweges in Sibirien rund um den Baikalsee, veranstalten Fahrten und Wanderungen, Feste, Kinderprogramme auch in den Ferien und politische Veranstaltungen.

Ideal für Familien: der angrenzende Spielplatz

Viele Familien kennen das: Einen guten Spielplatz zu finden, ist schon nicht leicht. Aber hat man erst mal einen gefunden, kommt das viel größere Problem: wohin mit Vater oder Mutter? Sie sind altersgemäß einfach nicht in der Lage, über längere Zeit ihr Kind spielen zu lassen, ohne dazwischen zu quengeln. Ideal ist deshalb, dass neben dem Spielplatz das NaturFreundehaus liegt: Dort gibt es im Sommerhalbjahr ab dem 1 Mai jeden Sonntag von 11:00 – 18:00 Café-Betrieb, außerdem gibt es eine Brotzeit und die üblichen Getränke. Dies gilt auch für den 1.Mai und viele andere Feiertage. Jeden Samstag ist von 15:00 – 19:00 geöffnet. Die Spielgeräte sind normal gut, aber richtig cool ist, dass der Platz im Wald ist, und einfach in den Wald übergeht.

 

Geschichtlicher Rückblick auf 97 Jahre NaturFreundehaus Veitshöchheim

Die Fertigstellung des NaturFreundehauses im Jahr 1921 war ein Meilenstein in der Geschichte der Arbeiterbewegung in Würzburg und zugleich ein Mosaiksteinchen im großartigen, einmaligen Häuserwerk der Naturfreunde mit heute international über tausend Häuser und Hütten.

Wie in der Chronik des Vereins zu lesen ist, waren es für die arbeitenden Menschen Ende des 19. Jahrhunderts unsäglich schwere Zeiten gewesen, in denen die Naturfreunde in der Arbeiterbewegung vor allem auch darum kämpften, den ihnen versperrten Zugang zur Natur zu öffnen. Da oft auch die Bewirtung ein Problem war und es „Off limits für Arbeiter, Wanderer und Proleten“ an den Türen der Gasthäuser hieß, mussten eigene Häuser her. Als 1907 das erste Naturfreundehaus am Padasterjoch in den Stubaier Alpen eingeweiht wurde, ging es dann Schlag auf Schlag, bis der erste Weltkrieg diese stürmische Entwicklung bremste. So hatte auch die 1913 gegründete Würzburger Ortsgruppe der Naturfreunde schon im ersten Jahr den Bau einer Hütte ins Auge gefasst, aber erst im September 1920 erfolgte die Grundsteinlegung und am 5. Juni 1921 wurde das Haus „Am Kalten Brunnen“ eingeweiht.

Es war eine enorme Leistung der arbeitsfähigen Mitglieder. So wurden beispielsweise die Steine für die gesamten Grundmauern aus Steinbrüchen der Umgebung gebrochen und herbeigeschleppt. Wer weiß heute schon, dass er beim Aufsuchen des gastlichen Hauses geheiligten Boden betritt.

Der Holzboden des Gastraumes stammt nämlich aus der Sankt-Adalbero-Kirche. Die Erbauer verwendeten für den Zugang zum Dachgeschoss gar eine Wendeltreppe von einem im ersten Weltkrieg zerstörten U-Boot und der Dachstuhl stammt von einer Offiziersbaracke eines Gefangenenlagers am Galgenberg.

Nach der Zerstörung Würzburgs im Jahr 1945 konnten viele Mitglieder in dem 1933 von den Nazis enteigneten Haus Unterschlupf finden und es wieder in Besitz nehmen. 1948 gruben Mitglieder die Löcher für die Masten, die endlich eine Stromversorgung über Gadheim ermöglichten. Es wurde damals auch eine Wasserleitung verlegt.

Im Laufe der Jahre wurde dann aus der „Hütte“ in mehreren Bauabschnitten ein attraktives Lokal mit Übernachtungsmöglichkeiten.

Geschaffen wurde im rückwärtigen Bereich ein Gästehaus mit 37 Betten (im OG acht Schlafräume acht Schlafräume mit 2 x 2 Betten, 2 x 3, 3 x 4 und 1 x 5 Betten und im DG ein zur Zeit nicht genutztes Matratzenlager mit zehn Schlafgelegenheiten), einem Aufenthaltsraum für 45 Leute und zwei Selbstkocher-Küchen.

Der Verein hat schließlich in der ersten Dekade dieses Jahrhunderts über 100.000 Euro in das Hinterhaus gesteckt und die sanitären Anlagen völlig neu gemacht.

Das Naturfreundehaus wurde so auch ein Segen für die Bürger Veitshöchheims und für die örtlichen Gruppierungen. Im Ort gibt es für die Vereine keinen schöneren Platz für eine Grillfete. Das Haus bietet alljährlich in den Sommerferien auch ein ideales Umfeld für die Jugendlichen, die aus ganz Europa, aber auch aus Partnerstädten an Ferienfreizeiten der Gemeinde im Rahmen eines Workcamps der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste teilnehmen. Die Gemeinde unterstützt deshalb diese Einrichtung und hat beispielsweise auch die Pflege des angrenzenden Spielplatzes übernommen.

Übernachtungsmöglichkeiten

Speise- und Aufenthaltsraum für 45 Leute

mit zwei Selbstversorgerküchen

Die Zimmer sind relativ einfach eingerichtet, dafür aber sehr preiswert pro Person 7 bis 15 Euro. Es kann zum Pauschalpreis beispielsweise für Familien- oder Vereinsfeiern das ganze Gästehaus pauschal für 450 Euro gemietet werden.

So sah am 23.4. der Belegungsplan für dieses Jahr aus: https://www.gruppenhaus.de/naturfreundehaus-am-kalten-brunnen-veitshoechheim-hs4132.html#belegungsanfrage

Aktuell ist 2. Vorsitzender Gunnar Lorenz dabei, die Beschilderung von vier Rundwanderwege im an das Naturfreundehaus angrenzenden Edelmannswald auf Vordermann zu bringen und dazu eine aktualisierte gps-fähige Wanderkarte zu erstellen.

 

Anforderungen des Brandschutzes und der Energieeinsparung machen umfangreiche Baumaßnahmen nötig. Im Dachgeschoss erläuterte 1. Vorsitzender Jürgen Schrader die von ihm gefertigte Entwurfsskizze. So plant der Verein an der Nord-Ost-Seite des Gästehauses zum Spielplatz hin einen Anbau für einen 112 m² großen Veranstaltungs- und Seminarraum mit 100 Sitzplätzen bei Reihenbestuhlung.

Der Verbindungsgang zwischen beiden Häusern soll überdacht werden, um so auch Rettungs-Ausgänge aus den Zimmern zu schaffen. Der Speiseraum soll eine Terrasse erhalten. Aus Gründen der Sicherheit (Baumfallgefahr) muss der Dachstuhl komplett erneuert und verstärkt werden. Ziel ist, 40 Betten zu schaffen. Der Architekt ist nun in ehrenamtlicher Arbeit dabei, die Kosten zu ermitteln, um die Wirtschaftlichkeit prüfen zu können.

 

Blick von der Veranda in den Biergarten

Bestuhlung in der zweiten unteren Ebene

Parkartigen Charakter hat das Gelände zur Sendelbachstraße hin.

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