Veitshöchheimer Ferienprogramm: Kinder lernten bei den NaturFreunden richtigen Umgang mit ASB-Rettungshunden und was diese alles können
"Man muss erst Herrchen oder Frauchen fragen, ob man einen Hund streicheln darf und wenn ja, wo am liebsten, wenn nein muss man langsam weggehen." Der sechsjährige Laurin hatte genau aufgepasst, was Jessica Roger zuvor erzählt hatte. Der Junge, der nach den Sommerferien in die Schule kommt, gehörte zu den 13 Kindern im Alter von sechs bis 13 Jahren, die am Montagmorgen das Ferienprogramm-Angebot der NaturFreunde "Wie lerne ich den richtigen Umgang mit einem Hund" wahrnahmen. Zusammen mit zwei Mädchen, durfte er dann das Gehörte in die Tat umsetzen und die ältere Hundedame Lilly streicheln.
Es ging uns darum, so der stellvertretende NaturFreunde-Vorsitzende Sigi Hofmann, bei Kindern die Angst vor fremden Hunden abzubauen, wenn man ihnen auf der Straße begegnet und wie man sich dabei richtig verhält. Gleichzeitig sollten die Kinder bei dem Workshop aber auch erfahren, welch wertvolle Dienste Hunde bei der Rettung von Menschenleben leisten können.
Dazu war Jessica, die nicht nur Mitglied bei den NaturFreunden, sondern auch Hundeführerin der für die Region Würzburg einschließlich der Landkreise Kitzingen und Mainspessart zuständigen Rettungshundestaffel des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) ist, zusammen mit Staffelleiter Carsten Kohls aus Lohr am Main auf den Spielplatz am Naturfreundehaus gekommen.
Aufmerksam lauschten die Kinder den Ausführungen von Jessica über das Wesen von Hunden, wie sie miteinander kommunizieren und zeigen, wen sie mögen und um wen sie einen Bogen machen. Die Kinder erfuhren so von ihr auch einige Regeln im Umgang mit Hunden und von Warnsignalen, die von Hunden ausgehen, wenn sie etwa beim Bellen knurren, ihr Fell nach oben stellen, die Lefzen hochziehen und ihre Zähne fletschen oder auch ihre Ohren nach hinten ziehen. Dann sollte man möglichst einen Bogen um einen so entgegenkommenden Hund machen. Wenn Hunde ihren Schwanz zwischen den Hinterpfoten einzwängen, dann sei dies ein Zeichen von Angst. Auch hier sollte man Abstand halten. Auf keinen Fall dürfe man mit der Hand dazwischen gehen, wenn sich zwei Hunde streiten, sonst laufe man Gefahr gebissen zu werden. Nicht ratsam sei es weiter, in der Nähe von Hunden plötzliche Bewegungen auszuführen oder schreiend wegzurennen. Denn dann würde man den Jagdinstinkt des Hundes wecken, mit der Folge dass er hinterher rennt. In Ruhe lassen sollte man auch Hunde, während sie fressen.Dass Hunde in der Regel auch sehr lieb sein können, konnten alle selbst erfahren, als die Streicheleinheit anstand. Aber auch hier, so Jessica, gelte es einige Regeln zu beachten. So solle man dazu nicht frontal und auch nicht von hinten, sondern von der Seite auf einen Hund zu gehen. Mit dem nötigen Respekt verteilten dann die Kinder sehr zaghaft ihre Streicheleinheiten an die vier anwesenden Hunde.
Die Kinder erfuhren dann im zweiten Teil, dass die vier mitgebrachten Hunde noch einen besonderen Job machen, dass sie nämlich zur Suche vermisster Personen eingesetzt werden. Dazu tragen die Hunde ein besonderes Tragegestell, eine Kenndecke mit Glocke und Licht, damit sie beim Einsatz in der Dunkelheit von ihrem Hundeführer erkannt werden können.

Wie der Würzburger ASB-Geschäftsführer Martin Klug, der aus Veitshöchheim stammt, erzählte, gibt es im ASB bundesweit mehr als 40 Rettungshundestaffeln in denen rund 700 ehrenamtlich Rettungshundeführerinnen und Rettungshundeführer aktiv sind.Sie seien nach Alarmierung durch die Polizei mit ihren Rettungshunden mit ihrem gut ausgeprägten Gehör- und Geruchssinn bei der Suche nach Vermissten oder verunglückten Menschen unersetzlich. Aufgrund des gut ausgeprägten Geruchssinns der Rettungshunde können große und unwegsame Gebiete in relativ kurzer Zeit abgesucht werden. Sie spüren Menschen in bis zu 500 Metern Entfernung auf, verschüttete Personen wittern sie noch bis zu einer Tiefe von fünf Metern.
Für die Kinder war es dann ein tolles Erlebnis, als Carsten Kohls seine Blue losschickte, im Wald zusammen mit Jessica versteckte Kinder ausfindig zu machen. Als ausgebildeter Flächensuchhund sucht Blue generell nach dem Geruch von lebenden Menschen.
Als trainierte Zurückverweiserin machte sich die Hündin nach dem Auffinden der im Wald versteckten Gruppe sogleich wieder auf den Weg zurück, um ihren Hundeführer zu holen. Da sie diese Aufgabe gut meisterte, gab es natürlich von Jessica am Fundort eine Belohnung. "Blue hat uns wieder aus dem Wald zurückgebracht" sagte voller Begeisterung ein Mädchen zu ihrer Freundin.
Wie Staffelleiter Kohls informierte, haben die 29 aktiven Mitglieder seiner in Lohr am Main ansässigen Staffel 23 Hunde im Einsatz, sehr häufig in der Weihnachtszeit oder nach Familienfesten, wenn dann demenzleidende oder suizidgefährdete Senioren Quatsch im Kopf haben und einfach abhauen und dann gesucht werden.
Weitere Fälle seien, dass ein Autofahrer unter Schock eine Unfallstelle verlässt oder ein Kind vom Spielen nicht zurückkomme. Diese Personen mit Hilfe ihrer Hunde ausfindig zu machen, hätten sich die Rettungshundeführer der ASB und ihre Helfer zur Aufgabe gemacht. Ihre Hunde seien schnell und wendig und können auch in unwegsamen Gelände und vor allem in der Nacht eingesetzt werden. Bis zu 25 solcher Einsätze habe seine Staffel im Jahr zu bestreiten.
Je nach Einsatzlage werden dann speziell ausgebildete Rettungshunde-Teams vor Ort gschickt, so Flächensuchhunde vorwiegend bei einer Vermisstensuche im Wald, Trümmerhunde beispielsweise nach einer Gasexplosion und Mantrailer (Personenspürhunde) in der Regel bei der Suche in der Stadt oder in Gebäuden.
Dabei werden Flächen- und Trümmerhunde entweder als Rückverweiser oder als Verbeller trainiert, menschlichen Geruch generell in Wäldern oder Trümmern anzuzeigen. Der ausgebildete Mantrailer ist dagegen in der Lage, einen bestimmten, individuellen Geruch zu verfolgen. Hierzu wird dem Hund eine Tüte mit dem Geruchsgegenstand wie ein T-Shirt der vermissten Person unter die Nase gehalten, so dass er der individuellen Geruchsspur folgen kann.
Denn alle Hunde verfügen über einen besonders sensiblen Geruchssinn. Ein Mensch hat ca. fünf Millionen Riechzellen. Ein Schäferhund verfügt im Vergleich dazu über 220 Millionen Riechzellen.
Die Ausbildung eines Rettungshundeteams (Hundeführer/in und Hund) der ASB nimmt circa eineinhalb bis zwei Jahre in Anspruch und findet vor Ort in der Rettungshundestaffel in Lohr am Main statt. In Lohr steht Kohls für die zwei Mal wöchentlich stattfindende Ausbildung von etwa sieben Stunden ein 33.000 Quadratmeter großes Suchgebiet zur Verfügung.
Neben Erste Hilfe am Mensch und am Hund umfasst das Training auch fachspezifisches Wissen um Einsatztaktik, Orientierung im Gelände und Sprechfunk. Am Ende der Ausbildung steht eine Prüfung zur Erlangung der Einsatzfähigkeit, die alle 18 Monate wiederholt wird.