Klimaschutz: Veitshöchheimer setzten sich mit Vor- und Nachteilen der Elektromobilität auseinander
Die Gemeinde Veitshöchheim beabsichtigt die Errichtung einer Ladesäule für Elektrofahrzeuge auf diesem Parkplatz an der Zufahrt zum Bahnhof.
Wird Elektromobilität ein Megatrend?
Wenn es nach Dr. Guido Weißmann vom bayerischem Zentrum für Technologie-Transfer „Bayern Innovativ“ geht, ist diese Frage mit einem klaren Ja zu beantworten. Am Montagabend diskutierte er mit rund 20 Veitshöchheimern im Sitzungssaal des Rathauses über die Zukunft der Elektrofahrzeuge. Die Gemeinde stellte wiederum ihre Pläne vor.
„Als wir alle noch fleißig Kassetten verwendet haben, hat zunächst niemand die völlig neue CD für markttauglich gehalten – heute sind wir da alle schlauer“, machte Weißmann auf ein grundlegendes Problem der Elektromobilität aufmerksam: Viele wissen zu wenig darüber und stehen bedingt durch Vorurteilen dieser umweltfreundlichen Fortbewegung ehr skeptisch gegenüber. „Mit diesen Vorurteilen möchte ich aufräumen“ kündigte der Experte gleich zu Beginn seines Vortrags an.
„Kritikpunkt Nummer eins am E-Auto ist oftmals die fehlende Reichweite“, ist sich Weißmann sicher. Dabei würden die gegenwärtig erzielten Reichweiten von ca. 150 (e-UP) bis ca. 500 (Tesla-S) Kilometer bei vielen schon ausreichen, um alle im Alltag zurückgelegten Kilometer locker abzudecken. „Man fährt nicht mehr mit leerem Tank an die Tankstelle und wartet bis es voll ist – man lädt einfach daheim oder auf der Arbeit nebenbei. Bei der Waschmaschine oder dem Handy setzen Sie sich auch nicht davor und warten bis die Ladung fertig ist“, schilderte der Diplom-Physiker das nötige Umdenken.
Wenig Verständnis zeigte der Referent für die Werbung eines Automobilherstellers, die mit 1.000 Kilometer Reichweite für seinen Diesel warb. „Fahren Sie das mal mit Ihren Kindern am Stück – die werden sich freuen. Unser Körper macht das nicht mit!“ Elektroautos werden dank Schnellladesäulen auch auf Langstrecken erfolgreich sein und „sorgen dank Rastzeiten für ein sicheres und entspanntes Ankommen“, findet Weißmann.
„Elektroautos sind in der Anschaffung noch zu teuer – das höre ich häufig“ berichtete der Referent. Dies sei jedoch zu kurzfristig gedacht: „Beim Verbrenner sind nicht nur die Fixkosten höher, sondern der ganze laufende Betrieb bis hin zum Kraftstoff“. Langfristig schneidet das E-Auto deshalb besser ab, auch im Hinblick auf den Wiederverkaufswert. Beim Verbrenner fallen durch Erdöl-Erzeugung und Transport, durch Abgase/Feinstaub bedingte Krankheiten und Schäden auch versteckte Kosten und Probleme an, die viele großzügig ignorieren.
„Wir geben horrende Preise für SUV aus, mit denen wir in keiner Stadt und keinem Parkhaus Spaß haben und schimpfen über zu hohe Preise für E-Autos. Das ist Paradox!“ schlussfolgerte Weißmann. In seinen Augen wird die Elektromobilität in den nächsten Jahren eine extreme Dynamik erfahren und an ihr auch kein Weg vorbeigehen: „Wasserstoff oder Biodiesel sind nun mal keine Alternativen“.
Die Gemeinde Veitshöchheim möchte ihren Beitrag für eine gute Ladeinfrastruktur schaffen.
„Wir denken dabei sowohl an die E-Bike-Fahrer, als auch an die Elektroautos“ sagte der gemeindliche Klimaschutzmanager Jan Speth, der sich für die Organisation der Veranstaltung verantwortlich zeichnete.
So plant die Gemeinde die Errichtung einer Ladesäule für Elektrofahrzeuge am Bahnhofsparkplatz. Auch der örtliche Energieversorger wird in der Sendelbachstraße eine öffentlich zugängliche Ladesäule stellen. „Ergänzt um ein privates Angebot in Gadheim haben wir dann mehr Stromtankstellen als normale Tankstellen“ freut sich Speth.
Für E-Bike-Fahrer plant die Gemeinde ein flächendeckendes Versorgungsnetz: „Wir erarbeiten derzeit eine Übersicht mit Hotel-, Einzelhandels- und Gastronomiebetrieben, die neben diversen öffentlichen Einrichtungen ihre Steckdosen für E-Biker zur Verfügung stellen. Der Ortsplan erscheint dann online und als Faltblatt“ kündigte der Klimaschutzmanager an.
Unterstützer können sich aktuell noch bei der Gemeinde melden. Nutzen können das Angebot Einheimische wie Touristen, vor Ort sind die „Stromtankstellen“ dann anhand von gut sichtbar angebrachten Aufklebern erkennbar. Ob das Angebot auch um einen 24 Stunden zugänglichen Ladeschrank im Rathausinnenhof ergänzt wird, sei noch von der Entscheidung des Gemeinderats abhängig.
Bei der abschließenden Diskussionsrunde meldete sich auch ein Elektroauto-Fahrer zu Wort. „Meine Frau und ich sind absolut zufrieden, das Auto ist absolut alltagstauglich und der Fahrspaß groß“, berichtete der Veitshöchheimer und erhielt dafür Beifall.