Veitshöchheimer Maler Helmut Booz spendet Erich Kästner-Portrait der Bücherei im Bahnhof
Erich-Kästner-Portraitübergabe in der Veitshöchheimer Bücherei im Bahnhof v.l.n.r. Maler Helmut Booz, Altbürgermeister Rainer Kinzkofer, Bürgermeister Jürgen Götz und Büchereileiter Martin Wehner
Unter den 8.000 Medieneinheiten der Kinderbibliothek der Veitshöchheimer Bücherei im Bahnhof sind die Kinderbücher des deutschen Schriftstellers und Publizisten Erich Kästner (*23. Februar 1899 in Dresden; † 29. Juli 1974 in München) nach wie vor ein großer Klassiker, sind seine bekanntesten Werke "Emil und die Detektive", "Das doppelte Lottchen" und "Das fliegende Klassenzimmer" nach den Feststellungen von Büchereileiter Martin Wehner zeitlos und fast ständig in der Ausleihe.
Seit Kästners 118. Geburtstag ist der berühmte Kinderbuchautor, von dem der Satz stammt "Die Kindheit ist unser Leuchtturm", nun auch bildhaft in der Bücherei vertreten.
Möglich machte dies der seit 1995 in Veitshöchheim lebende namhafte Maler und Grafiker Helmut Booz. Er widmete der Gemeindebücherei eine von ihm 2015 in Gouache und Acryl erstellte Portraitstudie von Erich Kästner, die der beruflich zuletzt von 1983 bis 1995 an der Uni Würzburg lehrende Kunstdidaktiker nach seinen um das Jahr 1968 erstellten Skizzen fertigte.
Wie Booz bei der Übergabe sagte, habe er einen besonderen Bezug zur Bücherei als ständiger Nutzer seit vielen Jahren und hier war er 2001 erfolgreich mit einer Einzelausstellung seiner Werke präsent (siehe nebenstehendes Foto von D.G.). Der Büchereileiter konnte das Kästnerportrait bei einem Besuch im Booz-Atelier im Birkental selbst aussuchen.
Über die noble Geste des Künstlers freuten sich neben Wehner auch Bürgermeister Jürgen Götz und sein Vorgänger Altbürgermeister Rainer Kinzkofer.
Wie der Bürgermeister sagte, werde das Kunstwerk nun die Kinderbibliothek an einem attraktiven Platz schmücken.
Wenn man die Biografien des Kinderbuchautors mit denen des seit 1995 in Veitshöchheim als freischaffender Künstler lebenden Helmut Booz vergleicht, ergeben sich einige Parallelen. So lebte Kästner von 1927 bis 1945 in Berlin und dann bis zu seinem Tod 1974 in München. Booz, im Juni 1933 in Renchen/Baden geboren, verbrachte seine Kindheit und Jugend in Berlin von 1936 bis 1952 und lebte dann von 1954 bis 1960 in München, wo er an der Akademie der Bildenden Künste mit Schwerpunkt Grafik, Malerei und Glasmalerei studierte und sein 1. und 2. Staatsexamen absolvierte.
Während seiner Akademie-Zeit in München, so erzählt er, habe er Erich Kästner persönlich erlebt. So musste er in den Jahren 1955 - 1956 bei jeder Gelegenheit im Münchener Alltag Skizzen anfertigen und seinem Akademieprofessor zur Korrektor vorlegen. Von seiner Wohnung in Schwabing sei er auf seinem täglichen Fußweg auch am Café-Restaurant "Münchener Freiheit" vorbeigekommen, wo er sich desöfteren ein Bierchen genehmigte. Booz: "Dabei begegnete ich desöfteren Kästner beim Weizen sitzend und rauchend, sich etwas notierend und Zeitung lesend." Da der Maler den Autoren von Pressefotos her gekannt habe, seien sein Zeichenstift und sein Skizzenblock bereit zu einer Portraitskizze gewesen. Ihre Blicke hätten sich begegnet, er ernst geblieben, aber durchaus wohlwollend.
Einige Zeit später hatte Booz nach seinen Worten in der Adventszeit die Aufgabe, in der internationalen Kinderbibliothek in München die Weihnachtspräsentation der Kinderbücher zu gestalten. Da sei er erneut Kästner begegnet, der zur Eröffnung aus seinen bekannten Kinderbüchern gelesen habe. Diese Begegnung, so Booz, habe ihn noch Jahre später beflügelt.
So malte der 83jährige Künstler anlässlich eines Portraitwettbewerbs der Akademie der Schönen Künste 1964 ein Portrait von ihm und beteiligte sich ebenso 1968 bei der Großen Kunstausstellung im Haus der Kunst mit dem Ölbild "Zeitkritiker Erich Kästner". Beide Arbeiten wurden, so Booz, nicht nur ausgestellt, sondern auch verkauft. Zu diesen großen Arbeiten seien viele Entwürfe und vorbereitende Zeichnungen entstanden. Auch heute noch sei Kästners Gedicht "Maskenball im Hochgebirge" Anregung für seine künstlerische Arbeit.
Wie Booz weiter erzählte, habe er 2011 anlässlich der Seligsprechung von Georg Häfner im Dom zu Würzburg ein Großportrait des Geistlichen gefertigt. Bei der Beschäftigung mit dem Leben des Geistlichen, habe er auch dessen Wirkungsstätte in Oberschwarzach besucht und bei dieser Gelegenheit das Erich Kästner-Kinderdorf entdeckt. In diesem werde nach dem Wunsch Erich Kästners seit Anfang der 1990er Jahre sein Nachlass, darunter 8200 Bücher aus seiner Privatbibliothek und zahlreiche Gegenstände aus seinem Alltag bewahrt. Die Bibliothek sei so eingerichtet, als käme Kästner jeden Moment rein.
Booz schenkte im Juli 2015 auch dem Kinderdorf eines seiner grafischen Kästner-Portraits.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zog Kästner nach München, wo er bis 1948 das Feuilleton der Neuen Zeitung leitete und die Kinder- und Jugendzeitschrift „Pinguin“ herausgab. Gleichzeitig widmete sich Kästner in München verstärkt dem literarischen Kabarett. So arbeitete er für Die Schaubude (1945–1948) sowie Die Kleine Freiheit (ab 1951) und für den Hörfunk. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Nummern, Lieder, Hörspiele, Reden und Aufsätze, die sich mit dem Nationalsozialismus, dem Krieg und der Realität im zerstörten Deutschland auseinandersetzten, u. a. das Marschlied 1945, das Deutsche Ringelspiel und das Kinderbuch Die Konferenz der Tiere.
Quelle: Wikipedia