Ein Erfolgsmodell: Berufsübergang-Managerin Theresia Öchsner vermittelt nun schon im zehnten Jahr Veitshöchheimer Mittelschüler
Übergangsmanagerin Theresia Öchsner, die am 1. Dezemer ihr zehntes Dienstjahr an der Mittelschule Veitshöchheim beginnt, macht die Schüler fit für den Beruf.
Zusätzlich zur Berufs(wahl)begleitung des Elternhauses und der Agentur für Arbeit bietet die Mittelschule Veitshöchheim das Modell der „Vertieften Berufsorientierung" (=VBO) an. Theresia Öchsner kümmert sich mit dem Projekt „Kompetenz-Werkstatt" ab 1. Dezember nun schon im zehnten Jahr ausschließlich um den Übergang von Schule in den Beruf.
Ziele sind u.a. die Unterstützung bei der fundierten Berufsfindung, Verbesserung der Wettbewerbsvoraussetzungen bei der Ausbildungsplatzsuche, möglichst nahtloser, direkter Übergang von der schulischen Bildung in die berufliche Erstausbildung – unterstützt durch praxisnahe Kooperation von Jugendlichen, Elternhaus, Schule, Förderverein, Gemeinde Veitshöchheim, Agentur für Arbeit, Berufsfachschulen, regionale Betriebe und der Handwerkskammer-Service GmbH.
Das „betreute Praktikum" hat bei der Berufs(wahl)vorbereitung einen besonders hohen Stellenwert. Dabei können die Schüler Erfahrungen sammeln, Anforderungen der Praxis kennenlernen, sich als interessierte, anpackende, zukünftige Auszubildende zeigen; die Arbeitgeber können gleichzeitig Talente testen. Zusätzlich wird der (vor-/nachbereitende) Schulunterricht stärker an den Anforderungen des Berufsalltags orientiert und organisiert damit Erfolge an der Mittelschule.
So begann alles
Ihr neues Aufgabengebiet „KompetenzWerkstatt der Hauptschule Veitshöchheim“ stellte im Dezember 2007 Theresia Öchsner an ihrem neuen Arbeitsplatz in der Hauptschule Rektor Otto Eisner (sitzend) und v.r.n.l. Konrektor Jörg Nellen, Gerold Stühler-Lenhard, Geschäftsführer der HWK Service GmbH und Bürgermeister Rainer Kinzkofer vor.
Die Entlass-Schüler auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz nicht im Regen stehen lassen wollte damals der Förderverein der Hauptschule Veitshöchheim. Nicht als Lehrkraft, sondern halbtags als Sozialpädagogin war deshalb Theresia Öchsner seit Anfang Dezember an der Veitshöchheimer Hauptschule (im September 2010 umbenannt in Mittelschule) tätig. Angestellt bei der Service GmbH der Handwerkskammer für Unterfranken kannte sie die Ausbildungssituation in Stadt und Landkreis Würzburg. Sie sollte die Entlass-Schüler ab jetzt bei der beruflichen Orientierung und bei der Berufswahlentscheidung unterstützen und in enger Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit Würzburg und dem Beratungs- und Eingliederungszentrum (BEA) im Landkreis Würzburg helfen, damit sie möglichst am Ende des Schuljahres einen Ausbildungsplatz finden oder zumindest in eine qualifizierte berufliche Maßnahme übergeleitet werden können.
Es habe sich nämlich gezeigt, so begründete damals Rektor Otto Eisner diese von der Agentur für Arbeit großteils geförderte Maßnahme, dass viele Eltern überfordert sind, ihren Nachwuchs beim Übergang von der Schule in eine Ausbildung mit Erfolg zu begleiten.
„Alleine schaffen wir das aber auch nicht“ sagte Eisner. Deshalb habe der Förderverein, dessen Vorstand der Schulleiter kraft Amtes angehört, die netzwerkartige Verknüpfung mit der Agentur für Arbeit und der HWK-Service-GmbH in die Wege geleitet.
Für den Schulleiter war dieses unter dem Titel „KompetenzWerkstatt der Hauptschule Veitshöchheim“ in Trägerschaft des Fördervereins laufende Projekt ein weiterer Puzzle-Stein in dem Bestreben nach mehr Berufsorientierung seiner Schule.
Bei der Einführung von Theresia Öchsner an ihrem neuen Arbeitsplatz in der Hauptschule konnte Bürgermeister Rainer Kinzkofer dem Schulleiter mitteilen, dass die Gemeinde als Schulaufwandsträger neben den Sach- und Raumkosten auch noch mit 1650 Euro zur Finanzierung der restlichen Personalkosten beiträgt. Je 625 Euro beisteuern wollten der Förderverein und der Elternbeirat.
Wie Sozialpädagogin Öchsner damals sagte, wollte sie sich vor allem um abschlussgefährdete Risiko-Schüler aus den achten und neunten Klassen kümmern, die aus sozial benachteiligten Familien stammen, in schwierigen Familienverhältnissen leben, vielfach schulmüde sind und in ihrem Sozialverhalten Defizite aufweisen.
Gute Nachricht dann bei einem Pressetermin im Oktober 2008: Barbara Stamm, damals erste Vizepräsidentin des Bayerischen Landtages und der Landtagshaushaltsexperte Manfred Ach waren zusammen mit Landrat Eberhard Nuß, Eugen Hain, dem Leiter der Agentur für Arbeit Würzburg und dessen Berufsberatungsberatungsleiter Josef Wilhelm, sowie Schulrat Erwin Pfeuffer und HWK Service GmbH-Geschäftsführer Gerold Stühler-Lenhard gekommen, um Bürgermeister Rainer Kinzkofer, Schulleiter Otto Eisner, Fördervereinsvorsitzender Sigi Hofmann und der Sozialpädagogin Theresia Öchsnerdie freudige Nachricht zu überbringen, dass nun neben der Agentur für Arbeit auch der Freistaat die vertiefte Berufsorientierung an den damals noch Hauptschulen fördert. Damit konnte Öchsner auch im neuen Schuljahr wieder an die 80 Hauptschüler gezielt auf ihre Berufswahl und den beruflichen Einstieg vorbereiten und durch ihre nunmehrige Vollbeschäftigung sogar noch wesentlich umfangreicher tätig werden. Die Hälfte der Kosten trug auch weiterhin die Arbeitsagentur aus Bundesmitteln. Die andere Hälfte mussten zuvor die Kooperationspartner der Schule, der Förderverein der Schule und die Gemeinde alleine tragen. Die nach Ausweitung des Angebots entstehende Finanzierungslücke von 8.000 Euro war nun nicht zuletzt durch die tatkräftige Unterstützung der hiesigen Parlamentarier durch das Kultusministerium gesichert.
Heutiges Fazit der Übergangsmanagerin
"Meine KompetenzWERKSTATT habe ich immer als ZUKUNFTSwerkstatt (ressourcenorientiert, niederschwellig mit Steigerungsmöglichkeit) verstanden und dabei alltägliche Nachhaltigkeit gelebt. In meiner langjährige Arbeit konnte ich den Jugendlichen statt Orientierungslosigkeit, Praxiskompetenz, statt Schwellenangst Motivationsschub, statt Wankelmütigkeit Zuversicht und Kontinuität statt heißer Luft und eine geduldige Wegbegleitung als Übergangsmanagerin vermitteln. DARÜBER HINAUS konne ich das regionale Netzwerk der Betriebe/Dienstleister erweitern und auch verzweifelte Eltern ermutigend unterstützen."
Als die letzte verbliebene Pionierin der VBO (Handwerkskammer Service GmbH) im Landkreis Würzburg ist sie Veitshöchheim treu geblieben. Dies sieht sie u. a. als Vorteil für ihre Arbeit in der ländlichen Region Familienverbände kennen zu lernen. So amortisiere sich ihre Arbeit dynamisch-niederschwelliger quer durch Geschwisterreihen.
Und ihre Erfolgsstatistik ist einmalig und spricht für sie:
"Seit meiner Tätigkeit an der Mittelschule Veitshöchheim zeigt die jährliche "Verbleibstatistik" unserer Abgangs-Schüler/innen, dass außer einem beratungsresistenten Schüler im Schuljahr 2014/15 alle Schüler den nächsten Schritt nach der Schule erfolgreich entwickeln konnten und gingen."
Seit Ende September ist Theresia Öchsner nun auch an der Mittelschule Margetshöchheim wegen sinkender Schülerzahlen im Schulverbund quasi in Personalunion tätig mit 30 Prozent ihrer Arbeitszeit.
Ein wunder Punkt:
Was sie ärgert und sehr schmerzt ist ihr prekäres, nach wie vor von Jahr zu Jahr befristetes Arbeitsverhältnis, das immer wieder unterbrochen werde von Sommerferien-Arbeitslosigkeit.
FSJ und Bundesfreiwilligendienste.
Zunehmend von Interesse sind für die Absolventen der Mittelschule inzwischen auch diese "alternativen Angebote".
So waren es laut Öchsner 2015/16 vier Jungs (zwei Regel- und zwei M-Schüler), die jetzt ein Jahr als Bildungs- oder Wartejahr bzw. Vor-Praktikumszeit für die Ausbildung nutzen, drei davon beim Bayerischen Roten Kreuz).
Deshalb wird nun auf Einladung der Übergangsmanagerin erstmals Patrick Krämer, Mitglied der Jugendrotkreuz-Lehrgruppe zum Fachgespräch am 13. Dezember mit ehemaligen Schülern in die diesjährigen Abgangsklassen kommen.
Krämer hält dann einen 45-minütigen Fachvortrag über die „Jugendfreiwilligendienste“
- Freiwilliges Soziales Jahr
- Freiwilliges Jahr im Sport
- Freiwilliges Ökologisches Jahr
- Freiwilliges Jahr im Denkmalschutz
- Freiwilliges Jahr in der Kultur
- Freiwilliges Jahr im politischen Leben
und „Bundesfreiwilligendienste“ und gibt allgemeine Denkanstöße und Motivation in Sachen Beruf/Ausbildung.