Würzburg liest „Der Aufruhr um den Junker Ernst“ - Auch die Veitshöchheimer Bücherei im Bahnhof macht mit am 15. April
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Jakob Wassermanns Novelle „Der Aufruhr um den Junker Ernst“ wird
in der Bücherei im Bahnhof in Veitshöchheim am
Freitag, 15. April um 19.30 Uhr
frei erzählt von Martin Hanns
Ein Buch über einen Erzähler und die Macht des Erzählens – was böte sich mehr an, als diese Geschichte von einem Geschichtenerzähler vortragen zu lassen. Nicht vorgelesen, nicht auswendig rezitiert, sondern aus dem Moment frei nacherzählt kann der Zuschauer hier an einem Abend die Geschichte von Junker Ernst miterleben.
Martin Hanns: "Die uralte Kunst des Erzählens lernte ich während meiner Studienzeit in Berlin bei Kristin Wardetzky kennen. Ein Freund guter Geschichten war ich auch vorher schon, doch schnell reizte mich die reduzierte Form, die mit so wenig Mitteln so intensive Erlebnisse vermitteln kann. Ein NaFöG Studium der Stadt Berlin erlaubte es mir, mich mit vielen wichtigen europäischen Erzählern, darunter u. a. auch Martin Ellrpodt und Ben Haggarty, auseinanderzusetzen."
Eintritt: 6,00 € / Vorverkauf unter 0931 98 00 825.
„Der Junker Ernst ist – obwohl 1926 geschrieben – eine Erzählung für unsere Zeit“, sagt K&N-Verleger Dr. Thomas Neumann.
Held der Handlung ist ein junger Mann, der zur Zeit der Hexenverfolgung durch seine Fabulierkunst die einfachen Leute in den Bann schlägt und schließlich auch das Herz des Würzburger Fürstbischofs, seines Onkels Philipp von Ehrenberg, gewinnt. Das ruft Neider auf den Plan, der Junker zieht den Hass der Hexenpeiniger auf sich und wird gefangen gesetzt. Doch seine Anhänger wehren sich.
„Der Aufruhr um den Junker Ernst“ kann heute, da sich wieder Wutbürger wie Pegida auf die Straße wagen, als Parabel der Überwindung von wahnhaftem Nationalismus und Rassismus durch versöhnendes Zuhören und Verstehen verstanden werden.
Link auf 19seitiges Programmheft
Geleitwort von Würzburgs OB Christian Schuchardt im Programmnheft - Auszug:
"Zum zweiten Mal findet heuer die Stadtleseaktion „Würzburg liest ein Buch“ statt, in der ein Buch und das Lesen im Mittelpunkt stehen.
Diesmal haben die Veranstalter von Würzburg liest e.V. mit der Novelle "Der Aufruhr um den Junker Ernst" von Jakob Wassermann ein Buch ausgewählt, das zur Zeit der Hexenverfolgung in Würzburg spielt.
Der Titelheld begeistert durch seine Erzählkunst nicht nur die einfachen Leute, sondern auch seinen Onkel, den Würzburger Fürstbischof Philipp von Ehrenberg. Dies hat zur Folge, dass Neider und Hexenpeiniger auf den Plan treten und den Junker Ernst gefangen nehmen. Seine Anhänger begehren dagegen auf und können ihn schließlich befreien.
In einer gesellschaftlichen Situation, in der eine demokratische Stadtgesellschaft sich wieder gegen erstarkten Nationalismus und religiösen Fanatismus positionieren muss, ist die Erzählung von Jakob Wassermann von bemerkenswerter Aktualität. Auch wenn das Ende der Erzählung märchenhafte Züge trägt, macht sie uns doch Mut, zum Zuhören, zum gegenseitigen Verstehen, und zum sich Wehren.
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Auch der Blick in die Biografie des Autors konfrontiert uns mit Rassismus und Ausgrenzung.
Jakob Wassermann (1873 –1934) wurde in Fürth geboren und hat in Würzburg seine Militärzeit verbracht. Antisemitische Anfeindungen hat er selbst erlebt, und sein Selbstverständnis als Jude und Deutscher hat er in seinem Werk vielfach reflektiert. Er war einer der bekanntesten und meistgelesenen Autoren seiner Zeit, bis seine Bücher von den Nationalsozialisten verboten wurden.
Dass sich jetzt eine ganze Stadt mit seiner Erzählung an vielen unterschiedlichen Orten und auf vielfältige Weise beschäftigt – lesend, fragend, zuhörend, nachdenkend, spielend, schreibend – zeigt, wie bedeutsam der Stoff heute ist, und wie viele kreative Bezüge sich dazu herstellen lassen. Natürlich machen auch die fränkische Landschaft und die Würzburger Geschichte den Stoff besonders interessant."