Veitshöchheimer Kuratiegemeinde feiert am 6. März 50 Jahre Weihe der Kuratiekirche
Markant wirkt die Kuratiekirche durch ihren verkupferten Glockenturm, der einer Harfe nachempfunden ist. Er ist weithin sichtbar und ragt über die Häuser der Gartensiedlung. Der rote Bundsandstein lässt die Kirche mit den übrigen Gebäuden des Gemeindezentrums zu einer Einheit verschmelzen und betont die Besonderheit dieses Ortes. Seit Mitte Juli 1981 erklingen neue Glocken der Glockengießerei Perner in Passau.
Nach dem 25jährigen Priesterjubiläum des Ortspfarrers Robert Borawski am letzten Wochenende hat die Kuratiegemeinde Heilige Dreifaltigkeit eine Woche später am 6. März 2016 schon wieder allen Grund zum Feiern. Genau 50 Jahre zuvor hatte Weihbischof Alfons Kempf das neue Gotteshaus in der Veitshöchheimer Gartensiedlung eingeweiht.
Den Jubiläumsgottesdienst zelebriert um 10 Uhr Domdekan Prälat Günter Putz. Diesen gestaltet musikalisch der Projektchor der Sing- und Musikschule unter der Leitung von Dorothea Völker. Anschließend lädt die Pfarrei zur Begegnung in den Pfarrsaal ein.
History
Zur Behebung der Wohnungsnot nach dem Krieg hatte der Veitshöchheimer Gemeinderat unter Führung von Bürgermeister August Heidenfelder am 5. Oktober 1948 beschlossen, die Gemeindefelder auf der Hochebene über dem Ort zur Erbauung einer 47 Hektar großen Siedlung, der heutigen Gartensiedlung, mit etwa 500 Häusern als Bauland auszuweisen und zum Quadratmeter Preis von 0,40 Euro zur Verfügung zu stellen. Als 1951 die ersten 32 Siedler ihre Häuser in der Jahn-, Frühling- und Blumenstraße bezogen, wollten sie als religiösen Mittelpunkt auch bald eine Kirche haben. Als Bischof Julius Döpfner im Juni 1953 Veitshöchheim besuchte, segnete er die Siedlungshäuser und machte den Katholiken Hoffnung auf eine eigene Kirche.
Es dauerte aber neun Jahre, bis Döpfners Nachfolger, der Würzburger Bischof Josef Stangl mit Urkunde vom 17. Juni 1962 die Kuratie als bislang letzte Pfarrei der Diözese als zweiten Veitshöchheimer Seelsorger-Bezirk errichtete. Zwar hatte die politische Gemeinde bereits im Januar 1957 ein 1775 Quadratmeter großes Grundstück als Baukostenzuschuss zur Verfügung. Doch bald entstand der Plan, die neue Kirche dort zu errichten, wo die Gemeinde ein neues Zentrum mit Schule, Rathaus und Kirche plante. Deshalb erwarb die Kirchengemeinde Sankt Vitus ein 4.490 Quadratmeter großes Grundstück, wo jetzt die Eichendorffschule steht.
Dies verhinderte jedoch ein aktive Gruppe, die für den Kirchenbau in der Gartensiedlung war, mit einer Eingabe an Kardinal Döpfner in Berlin und Bischof Dr. Josef Stangl in Würzburg. Nach Ortseinsicht durch Generalvikar Wittig und Domkapitular Dr. Schömig lautete die Entscheidung: "Die Kirche mit Gemeindezentrum kommt in die Siedlung."
Ende September 1961 gründeten daraufhin Frauen und Männer den "Verein zum Bau einer Kirche in der Gartensiedlung." Daneben wurde Anfang Februar 1962 in der Pfarrgemeinde Sankt Vitus ein Ausschuss gegründet, dem zur Hälfte acht Siedler angehörten. Oberbaurat Hubert Groß übernahm die Planung, als Name für Kirche und Gemeinde wurde "Heilige Dreifaltigkeit" vorgeschlagen. Am 8. Juni 1962 beschloss die Kirchenverwaltung Sankt Vitus, eine Tochterkirchengemeinde in der Gartensiedlung zu bilden. Gleichzeitig legte er als Einzugsbereich Gartensiedlung, Gewerbegbiet, Lindental, Teile des Speckerts und den damals noch zu Oberdürrbach gehörenden Weiler Gadheim fest.
Bischof Stangl setzte Mitte Juli 1962 den bisherigen Kaplan von Sankt Adalbero in Würzburg Erwin Kuhn, als ersten Kuratus ein. Dieser übte dieses Amt elf Jahre bis 1973 aus und war von 1965 bis 1967 auch nebenamtlicher Militärseelsorger für die Balthasar-Neumann-Kaserne.
Mit großem Eifer ging der Kuratus ans Werk. Nach langwierigen Verhandlungen vergrößerte die Gemeinde im September 1962 das Baugelände um 3.031 Quadratmeter zum Preis von 8,50 Euro pro Quadratmeter einschließlich Erschließungskosten, die das Bischöfliche Ordinariat übernahm.
Ein Urgestein der Kuratie ist die 76jährige Elisabeth Selinger, die sich an diese Zeit des Aufbruchs noch genau erinnert (siehe Beitrag unten). Bereits am 31. März 1963 konnte Kuratus Kuhn den Ersten Spatenstich für das Gemeindezentrum tätigen. Die Feier gestaltete der neugegründete Kirchenchor.
Der erste Bauabschnitt umfasste den Bau von Kindergarten, Pfarrsaal mit Wohnung und Jugendräume.
Der pensionierte Hauptschulrektor Erwin Oppl wohnte dem ersten Spatenstich für den Neubau des Pfarrzentrums (im Hintergrund) als Vertreter der Volksschule bei. Später wurde er, als Pfarrer Neeser 1973 kam, für acht Jahre Pfarrgemeinderat und sang bis 2005 im Kirchenchor. Der gebürtige Egerländer wurde 1957 an die Volksschule Veitshöchheim versetzt, wo er bis zu seiner Pensionierung 1988 lehrte, die letzten zehn Jahre als Rektor der Hauptschule. Im Jahr 1960 hatte er auf einem der Siedlungsbauplätze sein Familienheim errichtet und bekam so das Entstehen der Neugründung der Pfarrei hautnah mit. Er erinnert sich noch genau an den 6. Oktober 1963, als der gerade im Rohbau fertige Saalbau (im Hintergrund) des neuen Gemeindezentrums als Notkirche genutzt und der erste Gottesdienst gefeiert wurde. Oppl: "Wie haben wir gefroren." Der Bau hatte nämlich damals noch keine Fenster, keine Türen, kein Fußboden, kein Dach und es war ein kalter, regennasser Herbsttag. Der Wind brauste durch die Fensteröffnungen und schlug den Regen in den Innenraum. Zunächst waren nur Klappstühle der Bürgerbräu im Raum.
Anfangs 1964 gründeten 40 Männer und Frauen den Kindergartenverein Heilige Dreifaltigkeit. Bereits am 24. August 1964 konnten die ersten Kinder den neuen Kuratekindergarten beziehen.
Sie waren Zeitzeugen und Beteiligte an der Grundsteinlegung der Kuratiekirche durch Dekan Hans Carl am 13. August 1964: Elisabeth Selinger als Mitglied des Pfarrausschusses und Oswald Bamberger als Ministrant. Der 64jährige seit 37 Jahren im Gemeinderat und achtzehn Jahre bis 2014 zweiter Bürgermeister, war damals gerade 13 Jahre alt geworden. Da sein Elternhaus in der Gartensiedlung stand, hatte ihn Kuratus Kuhn von Sankt Vitus als Ministrant abgeworben. Den Grundstein fertigte Bildhauer Franz Pechwitz mit dem Wappen von Bischof Stangl und der Inschrift "Am Tage vor Kreuzerhöhung A.D. 1964". In der eingemauerten Kapsel unter dem Grundstein befinden sich Tageszeitungen und die damals gültigen Münzen.
Nach der Feier der Grundsteinlegung weihte Dekan Carl den Kindergarten und die Jugendräume unter dem Pfarrsaal ein.
Am 6. März 1966 konnte dann als letzter Akt Weihbischof Alfons Kempf die Pfarrkirche einweihen und ein Pfarrhaus errichtet werden. Das Gemeindezentrum wurde seitdem zum geistigen Zentrum und Anlaufstelle für die heute 1950 Gläubigen der Kuratiegemeinde.
1970 konnte dann auch eine Orgel des Retzbacher Orgelbauers Norbert Krieger mit zwei Manualen mit eingebautem Schwellwerk und 20 klingenden Registern mit je 56 Pfeifen eingeweiht werden.
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Bei der Einweihungsfeier der Kirche am 6.3.1966 war die heute 80jährige Renate Bayerlein aktiv als Mitglied der TGV-Sängerriege (ging 1995 als Gemischter Chor zum Männergesangverein) dabei, die die Feier mit anschließendem Gartenfest gesanglich umrahmte. Es spielte damals auch das Musikkorps der 12. Panzerdivision unter Leitung von Major Schwander auf.
Zweiter Kuratus wurde im September 1973 Pfarrer Herbert Neeser. Er prägte, führte und leitete 30 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung 2004 entscheidend die Kuratie, ab 1985 auch als Pfarrer für ganz Veitshöchheim. Von ihm wurde zum 25jährigen Bestehen der Kuratiegemeinde 1987 auch eine Festschrift erstellt, aus der die wesentlichen Fakten dieses Artikels stammen.
1983 kam kirchlich der Ortsteil Gadheim mit der Markuskapelle dazu. 1991 wurde am Danziger Platz ein neuer Kindergarten gebaut. Seitdem können die alten Räume für die Arbeit der kirchlichen Gruppen genutzt werden.
Nach einjähriger Vakanz hatten die Veitshöchheimer Katholiken wieder einen Ortspfarrer. Robert Borawski wurde am 30. Oktober 2005 in der Vituskirche als Nachfolger von Herbert Neeser offiziell in sein Amt eingeführt.
Immer wieder betonten die Kuratiepfarrer, dass es nicht auf die Steine, aus der die 1966 eingeweihte Kirche gebaut ist, sondern auf die Menschen ankomme, die hier wohnen und leben. Ein jeder müsse die Gemeinschaft leben und pflegen und das Gefühl haben, dass er dazugehöre, man mit ihm rechne.
Seit 1974 feiert die Kuratie im Innenhof ihr Pfarr-Gartenfest mit Kinderprogramm.
Beschreibung des Innenraums
Der Innenraum der Kirche, der bereits alle Merkmale der Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils aufgreift, schafft durch die halbkreisförmig um den Altar angeordneten Bänke eine besondere Atmosphäre. Diese wird besonders gerne auch für Konzerte, auch des Heeresmusikkorps genutzt, da die Kirche auch Garnisonskirche ist.
Dem Besucher bietet sich auf rechteckigem Grundriss ein klar überschaubarer, saalartiger Raum. Die Bänke reihen sich um den zentralen Punkt, den Altar aus rotem Sandstein vom Untermain. Priestersitz und kleine Kanzel sind ebenso wie die Altarinsel aus Eibelstädter Muschelkalk. Der Tabernakel steht in einer, sich über die volle Stirnseite des Kirchenraumes erstreckenden Nische, an beherrschendem Platz im Blickfeld des Kirchenbesuchers. Von beiden Seiten fällt das Licht ungebrochen in diesen hohen Baldachin, der mit Marmor verkleidet, sich sowohl in der Farbe wie auch im Material gut von dem warmtonigen Klinker der übrigen Innenwände abhebt. Gekrönt wird der Altarraum von einem Kreuz, über dem sich freischwebend, ein zweites Kruzifix, eine Schöpfung aus Gold und Glas erhebt. Zu beiden Seiten wurden dicht gedrängt die zwölf Apostelkreuze installiert.
Mitte Februar 2007 musste Kuratus und Gemeindepfarrer Robert Borawski für zehn Wochen die Kirche bis Ende April schließen. Der Grund waren umfangreiche Renovierungsarbeiten infolge eines Brandschadens in der Decke, ausgelöst durch eine explodierende Leuchte.
160.000 Euro investierte die Kirchenstiftung. Die Beleuchtung der Kirche wurde so verändert, dass jetzt nur noch schlichte Pendelleuchten von der Decke herabhängen. Ein über dem Altar aufgehängter Radleuchter, der einen Durchmesser von 6,50 Meter aufweist, gibt seitdem dem Kirchenraum eine neue Mitte und beleuchtet diesen Teil gezielt. Verbessert wurde auch die liturgische Ausstattung wie beispielsweise der Ambo.
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Elisabeth Selingers über 50jähriges segensreiches Wirken für Kuratiepfarrgemeinde
Man kann gar nicht mehr alle aufzählen, wer im Laufe der Zeit Spuren hinterlassen und die Kuratie-Pfarrgemeinde mitgestaltet hat. Ohne diese Vielen wäre die bisherige Kuratie-Erfolgstory nicht möglich gewesen.
Eine, die sich besonders hervortat, und das schon von Beginn der Pfarrgründung an, ist Elisabeth Selinger. Kuratus Kuhn hatte die damals gerade volljährig gewordene junge Frau sogleich in den Pfarrausschuss (ab 1968 Pfarrgemeinderat) berufen, dem sie bis 2008 angehörte, davon ab 1971 sehr viele Jahre als Schriftführerin. Die gebürtige Veitshöchheimerin engagierte sich bei der Gründung des Kuratie-Kindergartens im Jahr 1964. Seit dieser Zeit ist sie im Vorstand des Kindergartens.
18 Jahre war sie bis 2015 auch Mitglied der Kirchenverwaltung der Kuratie, davon die letzten zwölf Jahre die Kirchenpflegerin. Seit 1984 ist sie Lektorin, später auch Kommunionhelferin und Krankenkommunionspenderin bei älteren Gemeindemitgliedern und erstellte die Lektoren- und Kommunionhelferpläne.
Schon in jüngeren Jahren war sie sehr der Seniorenarbeit zugetan. So organisiert sie in den Sommermonaten die Ausflüge des Seniorenkreises der Kuratie, übernimmt Besuchsdienste bei runden Geburtstagen und Ehejubiläen.
Nach einer Ausbildung zur Seniorentanzleiterin gründete sie 1997 den Kuratie-Tanzkreis und veranstaltete seitdem wöchentlich Treffen zum gemeinsamen Tanzen. Erst im Oktober 2011 gab sie diese Tätigkeit an eine Nachfolgerin ab.
2003 erfolgte der Abschuss zur Ausbildung als Gedächtnistrainerin und so bietet sie seitdem verschiedene Kurse und Spielenachmittage an.