Mainfrankensäle - Vorzeigeprojekt in Sachen Energieeffizienz
Großen Wert legte die Gemeinde darauf, das bestehende Gebäude energieeffizient zu modernisieren und auch den Neubau in einem Niedrigst-Energie-Standard zu errichten. Durch eine phantastische Dämmung auch im Fensterbereich hat man die Werte eines Passivhauses erreicht. Ziel war es, die CO2-Emmisionen für das Bestandsgebäude um 80 Prozent zu reduzieren. Das veraltete Lüftung-, Heizungs- und Beleuchtungssystem wurde so von Grund auf erneuert und dem heutigen Stand der Technik angepasst. Grundwasser wird zur Gebäudekühlung genutzt..
Sämtliche Außenwände erhalten eine 20 Zentimeter starke Außendämmung als Wärmeverbundsystem. Sämtliche Fenster werden gegen dreifach verglaste Holz-Aluminium-Fenster ersetzt. Für die notwendigen Verschattungen kommt ein 2+1 Verbundfenster zum Einsatz, welches die Verschattung wärmebrückenfrei integriert.
Die nötige Warmwasserbereitung für die Gastronomie erfolgt durch ein Blockheizkraftwerk, das außerdem eine gewisse Eigenstromproduktion ermöglicht. Auch die Beleuchtungsituation soll mit LEDs erheblich die Betriebs- und Wartungskosten vermindern. Durch die baukonstruktiven Dämm-Maßnahmen verbunden mit einer hohen Wärmerückgewinnung sollen die Mainfrankensäle in einen Niedrigstenergiehaus-Standard versetzt werden.
Auf dem Dach des Erweiterungsbaus wurde auf einer Fläche von 400 Quadratmeter eine Photovoltaik-Anlage (PVA) mit 230 Modulen und einer Gesamtnennleistung von 55 Kwp installiert. Die 82.000 Euro brutto teure Anlage soll sich bei einem geschätzten Eigenverbrauch von nur zehn Prozent nach elf Jahren amortiseren.
Aufgrund des deutlich erhöhten Wärmebedarfs im Winter und sehr geringen Wärmebedarfs im Sommer wird das BHKW hauptsächlich in der kalten Jahreszeit laufen. Entsprechend ist die Deckung des Stromverbrauchs vor allem in dieser Zeit gewährleistet. Die PVA hat dagegen die größten Erträge im Sommerhalbjahr, gerade dann, wenn das BHKW wenig oder gar nicht läuft, so dass sie dieses gut ergänzt.
Melanie Huml: Besonders innovatives und ambitioniertes Vorhaben
"Die energetische Sanierung der Mainfrankensäle ragt als besonders innovatives und ambitioniertes Vorhaben heraus." Dies stellte Melanie Huml im April 2013 noch als Umwelt-Staatssekretärin fest, als sie nach Veitshöchheim kam, um 400.000 Euro Fördermittel aus dem CO2-Minderungsprogramm des Freistaates Bayern zu übergeben. Huml: "Die Förderung ist hier bestens investiert, denn Veitshöchheim leistet einen guten Beitrag zum Klimaschutz und zu unserer bayerischen Energiewende. Die energetisch sanierten "Mainfrankensäle" werden ein Gebäude mit Vorbildcharakter." Sie sei sich sicher, dass die Erkenntnisse, die bei diesem einzigartigen Projekt gewonnen werden, späteren Bauvorhaben zugute kommen und über die Grenzen des Freistaates hinaus zahlreiche Nachahmer finden werden. Dies rechtfertige auch die Rekord-Fördersumme von 400.000 Euro.
Rückblick: Schwieriger Abbruch durch problematische Schadstoffbelastung im Innenraum
Was von außen niemand vermutete: Bei den Abbrucharbeiten wurde sechs Wochen nach Baubeginn im April 2013 eine höchst problematische Schadstoffbelastung im Innenraum festgestellt, die hohe Kosten verursachte
An drei Stellen war der Zugang während der Abbrucharbeiten teilweise nur über Vier-Kammer-Sicherheitsschleusen möglich. Es musste für den Saal ein eigenes Lüftungssystem betrieben werden.
Bei den Abbrucharbeiten hatte sich für die beauftragte Firma AKSU Group aus Kelsterbach als großes unerwartetes Problem herausgestellt, dass hinter vielen Verkleidungen und Abhängungen meist Schadstoffe verbaut wurden.
- So waren die Akustik Wilhelmi Deckenplatten im Saalbereich mit PCB (Polychlorierte Biphenyle) belastet.
- Hinter den Wandverkleidungen kamen Lüftungskanäle zum Vorschein, die asbesthaltig verkleidet wurden. Ebenso wurden in Kamintüren asbesthaltige Dichtschnüre vorgefunden. Eingebaute PVC Platten wurden mit asbesthaltigem Kleber verklebt.
- Weiter fand man KMF–Mineralfaser-Dämmungen der Rohrleitungen, die krebserregende Faserstäube freisetzen.
- Beläge in der Kegelbahn sowie die Abdichtungsbahnen erwiesen sich als PAK-haltig (Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe).
Solche Schadstoffe fanden bis in die 80er Jahre in Baumaterialien üblicherweise Verwendung. Seit 1993 ist Asbest in Deutschland verboten. Der Grund: Die eingeatmeten Fasern können Lungenkrebs verursachen. Die Fasern sind nur solange sicher im Zementmaterial gebunden, wie die Produkte unzerstört bleiben.
Alle aufgeführten Schadstoffe konnten nur unter Berücksichtigung der Sicherheitsbestimmungen ausgebaut und entsorgt werden.
Als besonders problematisch erwies sich die Beseitigung beim Estrich. Hier machte es keinen Sinn, den asbesthaltigen Kleber aufwändig abzukratzen. Es war deshalb der Komplettausbruch des Estrichs notwendig, auch dort, wo die starkverklebten Linoböden nur mit einer einer Hilti gelöst werden konnten. Da der Estrich aber überwiegend mit drei Lagen Estrichmatten, sogenannten „Angsteisen“ versehen war, ließ er sich nur mit erhöhtem Aufwand ausbauen.
Bauzeitenplan war nicht in Gefahr, jedoch beträchtliche Kostenmehrung
Die iso-zertifizierte Firma AKSU baruacht nur drei Wochen länger für die für 130.000 Euro in Auftrag gegebenen Abbrucharbeiten, obgleich sie für die zusätzlichen Arbeiten ihre Mannschaftsstärke von zehn auf 18 Mann erhöhen musste. Zusätzlich kostete der Gemeinde der Schadstoffausbau nebst Entsorgung an die 200.000 Euro, die Ersatzkonstruktionen nach Rückbau nochmals 40.000 Euro.