Zäsur bei der Herzsportgruppe der Turngemeinde Veitshöchheim
Bei der Herzsportgruppe der Turngemeinde Veitshöchheim 1877 e.V. (TGV) trat eine Zäsur ein.
In einer Feierstunde in der Rudolf-Sebold-Halle hatte die Sportvorsitzende Ruth Lehrieder gleich alle drei Personen zu verabschieden, die die Gruppe sportlich, ärztlich und verwaltungstechnisch, teilweise seit der Gründung vor 23 Jahren betreut hatten. (auf dem Foto vorne v.l. Dr. Wolfgang Bergmann, Andrea Becker, Dr. Bernd Wießmann, Hermann Muth, Hilde Kraus. Professor Dr. Peter Schanzenbächer und Ruth Lehrieder)
Dass Sport und Gesundheit seit dem Beginn der Sportbewegung untrennbar miteinander verbunden und auch für Menschen geeignet sind , die gesundheitsbedingt nur eingeschränkt belastbar sind, stand für den Internisten und Kardiologen Dr. Bernd Wießmann schon vorher fest, als er sich 1981 von einer Uniklinik kommend, in Veitshöchheim als frei praktizierender Sportarzt niederließ. Zwei Jahre später scheiterte aber noch mangels Interesse der im Umkreis praktizierenden Allgemeinmediziner sein Versuch, in Veitshöchheim einen eingetragenen Verein zu gründen, um die von Ärzten und Sportwissenschaftlern speziell entwickelten Übungsprogramme mit dem Ziel anbieten zu können, Herzkranke nach Operationen rascher zu rehabilitieren oder um gefährdete Herzpatienten durch gezielte Vorbeugung besser zu schützen.
1988 konnte er dann aber den damaligen TGV-Vorsitzenden Hermann Muth aufschließen, einen solchen durch Teilnehmerbeiträge und Zuschüsse der Krankenkassen finanzierten Sportbetrieb ins Programm der TGV aufzunehmen. Innerhalb kürzester Zeit gelang es, die Voraussetzungen wie Übungsleiter mit Herzsportlizenz, Beschaffung der aufwendigen Notfallausrüstung und geeigneter Sportgeräte zu schaffen, um die behördliche Anerkennung als Herzsportgruppe zu erhalten. Damals konnte Muth das Geld für einen ersten Defibrillator größtenteils durch Spenden aufbringen. In der Sporthalle musste seinerzeit eigens eine Telefonleitung in die Umkleide verlegt werden, um im Notfall eine schnelle Verbindung zu haben. Der bis heute die Aktion koordinierende Dr Wießmann konnte seine Kollegen in Veitshöchheim und Umgebung von der Notwendigkeit des Herzsports überzeugen und erreichen, dass sie abwechselnd die medizinische Betreuung der Übungsstunden übernahmen.
1994 hatte Andrea Becker ihre Herzsport-Übungsleiter-Ausbildung gemacht und damals den aus gesundheitlichen Gründen ausscheidenden Übungsleiter Ralf Knorr ersetzt. In Anwesenheit eines Arztes trainiert sie seitdem bis heute jeden Donnerstag ab 18.30 Uhr bei fetziger Musik mit den Herzsportlern, hält diese nach der Erwärmung mit Gymnastik und Stretching fit, wobei stets auch die Koordination und Geschicklichkeit nicht zu kurz kommt. Danach geht es mit Geräten, Bällen, Reifen, Tennisringe, Herzkissen oder mit Zirkelparcour weiter. Aber das Wichtigste ist ihr immer die gute Laune ihrer Sportler und viel Spaß. Mit mehr oder weniger Ernst ist die Gruppe dann wieder beim Ausdauertraining bei der Sache, jeder so wie er kann und Lust hat. Zwischendurch heißt es immer wieder „Achtung !!! - Wir pulsen.... !!!!“ Die wohlverdiente Entspannung ist der Abschluss eines jeden Trainings. 17 Jahre lang verlief so oder ähnlich jede Übungsstunde bei ihr, waren die Herzsportler mit Begeisterung bei der Sache, so wie die 74jährige Marlene Knoll und die 75jährige Rita Schwab, die schon dabei waren, als Becker das Training übernahm. Sehr wohl fühlt sich und nicht missen möchte die wöchentliche Sportstunde auch der mit 83 Jahren älteste Teilnehmer Heinz Hußlein, der seit 2003 dabei ist, nachdem er drei Bypass-Operationen hinter sich hatte.
Nun ist jedoch zum Jahresende Schluss bei Becker. Nachfolgerin von ihr wird ihre bisherige Vertreterin, die TGV-Übungsleiterin Hilde Kraus. Eine weitere Interessentin für die Herzsport-Übungsleiterausbildung steht laut Lehrieder in den Startlöchern. Bis dahin würde auch Andrea Becker im Notfall einspringen.
Zur Ruhe setzt sich nun auch Dr. Wießmann, der 23 Jahre lang ehrenamtlich den Ärzte-Einsatzplan der Herzsportgruppe, nach seinen Worten "sein Kind", koordinierte und oft auch die Vertretung übernahm, wenn ein Kollege ausfiel. Bereits vor zehn Jahren hatte er seine Praxis an den Internisten Dr. Wolfgang Bergmann übergeben, der nun ab 2012 auch bei der Herzsportgruppe in die Fußstapfen seines Vorgängers tritt und die Koordinierung der bisherigen Betreuungsärzte Dres. Ruthard Baudach, Matthias Heckel (Margetshöchheim), Christian Hirtl, Thomas Kühnert (Thüngersheim), Johannes Schauber und Gundekar Wirth übernimmt. Neu hinzu gesellt sich Professor Dr. Peter Schanzenbächer, Facharzt für Innere Medizin und für Kardiologie an der Universitätsklinik Würzburg.
Der dritte im Bunde, der heutige TGV-Ehrenvorsitzende Hermann Muth, der von Anfang an bis heute die Abrechnungen mit den Krankenkassen vornahm,überträgt nun seine Abrechnungs-Tätigkeit auf die neue Teilzeitkraft, die im Januar in der TGV-Geschäftsstelle ihren Dienst antritt.
Die TGV-Sportvorsitzende Lehrieder freute sich trotz aller Wehmut über das Ausscheiden der langjährigen, verdienstvollen Betreuer, dass der Trainingsbetrieb für die derzeit 35 Mitglieder der Herzsportgruppe, zu denen regelmäßig auch noch welche durch ärztliche Verordnung stoßen, auch weiterhin sicher gestellt werden konnte. Es sei sogar das Ziel der TGV, so Lehrieder, den Präventionssport weiter auszubauen. Es würden Überlegungen für eine eigene Präventionssport-Abteilung angestellt.