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Veitshöchheimer Hausärzte der Mainpraxis eröffnen am 1. April im Kloster Oberzell eine Zweigniederlassung mit therapeutischer Unterverpachtung -

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

"In Zell a. Main gibt es drei Zahnärzte, aber derzeit leider keinen praktischen Arzt" verkündet die Homepage der Marktgemeinde. Die seit Jahren im Ort bestehende Versorgungslücke im hausärztlichen Bereich schließen nun zum 1. April die Fachärzte für Allgemeinmedizin Christoph Habermeyer (Jahrgang 1967) und Dr. Kilian Fuchs (Jahrgang 1986), die gemeinsam seit  01. April 2020 „Die Mainpraxis“ in der Tiergartenstraße im Veitshöchheimer Altort in der Nähe des Hofgartens betreiben. Genau fünf Jahre später expandieren die Allgemeinmediziner und eröffnen  im wunderschönen Kloster Oberzell eine zweite Niederlassung.

Wie beide sagen, starten sie am 1. April in ein aufregendes, neues Kapitel. Denn es ist nicht nugr eine Arztpraxis, sondern ein Praxishaus, das die Ärzte zweigeschossig im Gebäudekomplex im Hintergrund mit einer Nutzfläche von 500 Quadratmeter vno den Oberzeller Franziskanerinnen langfristig gepachtet haben, einschließlich acht Patientenparkplätzen. Etwa ein Drittel der Fläche haben sie im rechten Teil des Gebäudes mit eigenem Eingang an drei Psycho-Therapeutinnen und eine Heilpraktikerin unterverpachtet. Dazu richtete die von ihnenbeschäftigte Praxismanagerin Lise Gold eine übergeordnete, noch freizuschaltende Homepage "Das Praxishaus" ein, die zur Mainpraxis und den unterverpachteten Bereichen verlinkt. Gold sorgt seit der Gründung der Mainpraxis dafür, dass hinter den Kulissen alles reibungslos läuft – von Organisation und Abrechnung bis zur Homepage.

Was hat die beiden  Hausärzte zur einer neuen Niederlassung veranlasst?

Während landauf, landab hausärztliche Praxen vermehrt schließen, wagen es die beiden Hausärzte mit der Eröffnung der Zweigniederlassung zu expandieren. Gründe für die Schließungen sind Budgetierung, zunehmende Bürokratisierung, eine schwache Infrastruktur auf dem Land und dass wie in Zell am Main viele ältere Hausärzte in den Ruhestand gehen und es kaum Nachwuchs gibt.  Eine drohende Unterversorgung im westlichen Landkreis Würzburg konnte im Oktober 2023 mit dem neuen hausärztlichen Medizinischen Versorgungszentrum Waldbrunn, getragen vom Kommunalunternehmens des Landkreises Würzburg, abgewendet werden. 

Wie die Veitshöchheimer Ärzte die Eröffnung der Zweigniederlassung begründen, ist ihr Team im letzten Jahr deutlich gewachsen. Sie konnten sich sehr über viele tolle Mitarbeiter und Azubis, über Medizinstudenten und Ärzte freuen, die sich ihnen anschließen. Gebraucht würden alle, denn auch ihr Patientenstamm werde von Jahr zu Jahr größer. Nur ein Problem gab es da. Sie hatten irgendwann keinen Platz mehr für alle.

Viele Veitshöchheimer hatten deshalb bereits von möglichen Umzugsplänen und Bauvorhaben gehört und tatsächlich waren sie lange vergeblich auf der Suche nach geeigneten Praxisräumen in Veitshöchheim. Per Zufall stießen sie dann im Sommer letzten Jahres auf eine Anzeige der Immobilienverwaltung des Klosters. Diese bot die nach Umzug der Zentralverwaltung ins Mutterhaus im Portierhaus freigewordenen Räumlichkeiten zur Pacht an.

Wie der Kloster-Homepage zu entnehmen ist, haben die Oberzeller Franziskanerinnen,  seit einigen Jahren mit der eigenen Zukunft  – auch aufgrund einer immer geringer werdenden Anzahl von Schwestern – einen Transformationsprozess für das Kloster gestartet, auf dessen Gelände sich Konvente der Schwestern, das Alten- und Pflegeheim Antoniushaus, das Bildungs- und Tagungshaus Klara, die barocke Klosterkirche St. Michael, die Nutzgärten sowie der überregional bekannte Kräutergarten befinden. So haben jüngst Architekturstudierende der Hochschule Frankfurt im Rahmen eines Ideenwettbewerbs Konzepte entwickelt, die das historische Gelände für neue Nutzergruppen öffnen und gleichzeitig die Werte der Oberzeller Franziskanerinnen bewahren sollen. Seit der Adventszeit 2024 wird bereits auch die Klosterkirche von der Pfarrgemeinde Zell mit ihrem neuen Pfarrer Andras Kneitz für gemeinsame Gottesdienste genutzt, nachdem die Zeller Laurenziuskirche zu den 82 Kirchen des Bistums gehört, für deren notwendigen Sanierungsmaßnahmen keinerlei Zuschüsse seitens des Bistums mehr erfolgen.

Die gesundheitlichen Aspekte der Mainpraxis vereinbaren sich, so die beiden Hausärzte, hervorragend mit der Spiritualität der Franziskanerinnen. Fuchs: "Wir hatten von Anfang das Gefühl, wir sind hier gewollt." Die Gespräche mit der Generaloberin Sr. Katharina Ganz, die ihr Kloster wie vorstehend beschrieben öffnen möchte, seien von Anfang an sehr offen gewesen.  Es habe ihnen viel Spaß bereitet, mit ihr das Konzept des Praxishaus zu entwickeln, dass sie nun mit Leib und Seele umsetzen möchten.

Die Zweigniederlassung der Mainpraxis hat einen eigenen Zugang und ist im Gegensatz zur Praxis in Veitshöchheim barrierefrei mit Aufzug in das Obergeschoss erreichbar. Die Patienten haben ab dem 1. April 2025 die Wahl: Ihnen stehen beide Standorte der Praxis zur Verfügung. Habermeyer: "Unser gesamtes Team wird nach dem Rotationsprinzip an beiden Standorten arbeiten. Sie müssen also auf niemanden verzichten." Und mit der Eröffnung der neuen Praxis steht in Veitshöchheim wieder mehr Raum zur Verfügung.

Die Renovierung der Pachträume im Kloster ist weitgehend abgeschlossen. Es wird zur Zeit  noch das Mobiliar wie im Bild oben im Empfangsraum der Arztpraxis und im Bild unten in einem der beiden Arztzimmern eingebaut und vervollständigt.

Im Kloster Oberzell wurden so die Räume umgebaut und für eine bestmögliche ärztliche Betreuung ausgestattet. Dazu waren auch technische Umrüstungen wie Elektro- und Wasseranschlüsse in jedem Raum nötig, um die Patienten gut und sicher ärztlich versorgen zu können.

Im Erdgeschoss haben die Allgemeinärzte neben der Verwaltung auch einen großzügigen gemeinschaftlich nutzbaren Sozialraum eingerichtet, von denen sie sich einen Austausch auf kollegialer Ebene mit den Therapeutinnen von nebenan erhoffen. Es soll ein offenes Konzept werden, jedoch mit klarer Zuordnung und getrennten Eingängen für die Patienten.

 

 

 

 

Von diesen vier selbständigen Therapeutinnen kommen zwei in Teilzeit an zwei Tagen in der Woche. Zwei Räume sind noch vermietbar.

Die Mainpraxis in Veitshöchheim

Die von Gundekar Wirth im April 2020 übernommene Hausarztpraxis in der Tiergartenstraße in Veitshöchheim wird von beiden Ärzten im bisherigen Umfang weitergeführt.

Habermeyer betrieb hier zuvor schon seit 2004 mit Wirth eine Gemeinschaftspraxis und Fuchs wurde  im  Februar 2018 als Assistenzarzt Teil des Teams der Mainpraxis. Seine Facharztausbildung zum Allgemeinmediziner konnte Fuchs mit Erfolg im Oktober 2019 abschließen. Habermeyers Schwerpunkte sind Präventivmedizin, Betreuung chronisch Kranker, kleine Chirurgie und Wundversorgung, Psychotherapie und Palliativmedizin und Manuelle Medizin (Chirotherapie).Fuchs, der in seiner Doktorarbeit ein innovatives MRT-Verfahren zur Untersuchung von Herz-Durchblutungsstörungen erforschte, ist stolz, seinen Patienten seit kurzem auch Akupunktur anbieten zu können. Als seine größten Stärken nennt er Struktur, Empathie und Offenheit.

Prävention und Aufklärung stehen für beide an erster Stelle. Im Krankheitsfall setzen sie auf sorgfältige Diagnostik, transparente Beratung und individuelle Behandlung – immer mit dem Ziel, die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.

Über Fuchs schreibt auf Instagramm seine Patientin schreibt Hella Schmidt: "Er ist der beste Arzt, den man sich wünschen kann. Er hat immer ein offenes Ohr, er nimmt sich Zeit, er ist sehr empathisch und sehr sympathisch zugleich, er geht den Dingen auf den Grund, motiviert einen, er übt mit ganz Herzen ❤️ seinen Beruf aus. Ich bin sehr glücklich, dass es ihn gibt. Es müsste mehr Ärzte von seiner "Sorte" geben."

Zum 1. April sind  Teil des Praxisteams durch einen Anstellungsvertrag als Fachärztin für Allgemeinmedizin Dr. Teresa Popp (im Bild) und Dr. Barbara Kraus. Popp ist bereits seit November 2022 in der Mainpraxis. Geboren in Würzburg, führte sie ihr Weg über Regensburg zurück in die Heimat – von der Inneren Medizin bis zur Neurologie im Juliusspital.  Kraus begann ihre ärztliche Laufbahn 2007 in der Inneren Medizin in Rothenburg ob der Tauber. Nach einer administrativen Tätigkeit kehrt sie nun mit großer Freude in die direkte Patientenversorgung zurück.

Den beiden Hausarzt-Praxisinhabern liegt die Ausbildung von Medizinstudierenden und von medizinischen Fachangestellten am Herzen. Fuchs: "Durch Forschung, Lehre und kontinuierliche Weiterentwicklung bleiben wir stets auf dem neuesten Stand der Allgemeinmedizin – für eine moderne, patientennahe und einfühlsame Versorgung." Im Team der Mainpraxis tätig sind so seit November/Dezember letzten Jahres als Assistenzärztinnen Dr. Sonja Stehle und Johanna Megow während ihrer Facharzt-Ausbildung.

Seit 2020 haben die Mediziner bereits acht Medizinische Fachangestellte (MFA) selber ausgebildet, von denen noch drei in der Praxis sind, sodass sie bislang  noch keine Probleme mit dem sonst auch in der Medizinbranche üblichen Fachkräftemangel hatten. Und ab September 2025 wirbt die Mainpraxis bereits wieder  für zwei Ausbildungsplätze mit der Aussage: "Du liebst den Kontakt mit Menschen, hast ein Herz für Medizin und möchtest jeden Tag etwas bewegen? Dann bist du bei uns genau richtig! "

Eines haben Habermeyer und Fuchs aber mit allen Arztpraxen gemeinsam, nämlich den wirtschaftlichen Druck. So haben auch sie mit gestiegenen Kosten zu kämpfen, die sie allerdings nicht an die Patienten weitergeben können. So seien die Kosten in den vergangenen fünf Jahren um 20 Prozent gestiegen. Zur gleichen Zeit seien die Honorare aber nur um zehn Prozent gestiegen. Diese Erhöhung decke "nicht einmal die gestiegenen Gesamtkosten ab", so die Hausärzte.

Gleichwohl ist es nicht ihr Bestreben, möglichst viele Patienten durchzuschleusen. Prävention und Aufklärung, das Gespräch stehen für sie an erster Stelle. Sie setzen so auf sorgfältige Diagnostik, transparente Beratung und individuelle Behandlung – immer mit dem Ziel, die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.

Fotos: Dieter Gürz

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