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Der Probe-Aufbau des neuen mobilen Hochwasserschutz-Systems aus Schläuchen in der Veitshöchheimer Mainlände auf einer Länge von 132 Meter hat super geklappt

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

In der Mainlände wurde heute im Bereich der Anwesen 2 bis 7 beidseits der Unteren Maingasse das von der Gemeinde von der Firma Mobildeich GmbH in Hamburg für  160.000 Euro beschaffte neue mobile Hochwasserschutz-System auf einer Länge von 132 Meter probeweise von 15 Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr, fünf Bauhofmitarbeitern und zwei Klärwärtern aufgebaut.

Anlieger Josef Hohmann, Mainlände 2 a freut sich, dass das neue System einen um 20 Zentimeter höheren Schutz für sein Anwesen als die bisherige ein Meter hohe Holzpolderwand  bringt. Der Mobildeich kann sogar noch durch das Unterlegen von Behältnissen wie Biertischen oder Rohren unter der Dichtungsplane erhöht werden. Deutlich sichtbar ist die Beschwerungskette, die werkseitig in den Saum der Dichtungsplane eingelegt und auf der Unterseite mit einem durchgehenden Klettverschluss sicher befestigt ist.

Rückblick

Die seit Mitte der 90er Jahre im Bereich der beiden Maingassen vorhandene mobile Hochwasserschutzwand mit einer baulichen Höhe von ca. 1,0 Meter hatte sich in den letzten Jahrzehnten bewährt. Es ist bereits über 14 Jahre her, dass Veitshöchheim von einem gravierenden Hochwasser des Mains heimgesucht wurde. Zum Schutz der direkt an der Mainlände liegenden Gaststätten und der Anlieger in den beiden Maingassen errichteten Feuerwehr und Bauhof am 9.1.2011 sehr zeitaufwändig eine ein Meter hohe Polderwand, die bis zu einem Pegelstand von 6,40 Meter die Anwesen an der Mainlände von der Gaststätte Sonnenschein bis zum Anwesen 2 a und in den beiden Maingassen schützte.

Am 17. Januar 2011 erreichte das Main-Hochwasser früh um 5.00 Uhr in Veitshöchheim die Höchstmarke von 6,42 Meter, lag also in der Unteren Maingasse um zwei Zentimeter über der ein Meter hohen Polderwand. Den Feuerwehrleuten  und Bauhofmitarbeitern gelang es gerade noch mit Sandsäcken auf der Polderwand ein Überlaufen zu verhindern.

Nachdem jedoch eine statische Zulassung für diese Wand nur bis zu einer Einstauhöhe von 60 cm bestand, hat die Gemeinde das Ingenieurbüro Hoßfeld & Fischer in Bad Kissingen mit einer Überprüfung beauftragt, bis zu welchem Wasserstand tatsächlich eine Sicherheit besteht.

Die Ergebnisse des Prüfingenieurs ergaben, dass laut Prüfstatik die Verankerung der Träger der im Pflaster eingelassenen Bodenhülsen bei einer Wasserhöhe von einem Meter tatsächlich nicht den statischen Anforderungen entspricht. Es besteht hier die Gefahr des Grundbruchs. Um die Schutzwandhöhe von 1,0 Meter mit dem bisherigen System auch zukünftig beibehalten zu können, wären große Eingriffe in den Untergrund und Eingriffe an privaten Gebäuden notwendig gewesen.

Deshalb und auch aus wirtschaftlichen Gründen hatte der Gemeinderat am 8. Oktober 2024 beschlossen, anstelle dessen zunächst für den 7.0 Meter breiten Bereich der Oberen Maingasse ersatzweise das mobile Schlauchsystem der Firma Mobildeich mit Kosten von schätzungsweise 18.000 Euro anzuschaffen.

Es bestand damit Einverständnis, dass nach dem erfolgreichem Probeaufbau in der Oberen Maingasse Mitte Januar 2025  dieses System nun auch für den 133 Meter langen Bereich Schutzbereich in der Mainlände vor den Gaststätten und der Unteren Maingasse beschafft wird.

 Impressionen Probeaufbau in der Mainlände

Dr. Ing. Walter Wagenhuber, Geschäftsführer der Mobildeich GmbH in Hamburg, prüft durch Wippen auf den beiden Schläuchen, ob sie genügend mit Wasser aus dem Hydranten gefüllt sind, in Gegenwart der örtlichen Katastrophenschutz-Protagonisten, links Klärwerksleiter Johannes Röhm und Bauhofleiter Thomas Remling und rechts der gemeindliche Tiefbauingenieur Jürgen Hardecker und Feuerwehrkommandant Forian Fischer.

Die Mobildeichrolle besteht aus zwei robusten Schläuchen aus PVC-beschichtetem Polyestergewebe, die nur die Aufgabe haben, den Wasserdruck zu halten, eingeflochten in einer stabilen Netzummantelung aus Polyester-Seil  und einer  reißfesten Dichtungsplane aus PVC-beschichtetem Polyestergewebe, dies sich bis  zu zwei Meter vor den Schläuchen ausbreitet und durch die integrierte Beschwerungskette am Rande wie eine Dichtlippe auf dem Boden liegt. Die Beschwerungskette ist werkseitig in den Saum der Dichtungsplane eingelegt und mit einem durchgehenden Klettverschluss sicher befestigt.

"Der Aufbau hat super geklappt" freute sich denn auch Bürgermeister Jürgen Götz (links) mit dem Mobildeich-Geschäftsführer und den Mitgliedern seines örtlichen Katastrophenstabes. Als das Wasser bereits zur Hälfte wieder aus den Schlauchmodulen geflossen war, machte es sich ein Feuerwehrkamerad auf der weichen Unterlage zum Sonnen bequem.

Wagenhuber fand es sehr positiv, dass bei allen Beteiligten  Interesse da ist und sie Lust dazu haben. Für den Aufbau wurden drei Stunden benötigt. Es wurde dabei aufgrund der ständig gestellten Fragen sehr viel geredet. Nach seiner Meinung ist der Aufbau auch in eineinhalb Stunden durch vier Kräfte machbar. Das neue System ist also wesentlich schneller und weniger personalintensiv als der Aufbau der bisherigen Polderwand. Die Hamburger Firma hat in den letzten 20 Jahren deutschlandweit bereits 50 solcher Hochwasser-Systeme ausgeliefert, zu 95 Porzent an Kommunen.

Aufgebaut wurden vier 33 Meter lange Module mit einer Gesamtlänge von 132 Meter.

Das Ausrollen der Schlauchmodule mit Dichtungsplane erleichtert wesentlich dieser Handrollwagen mit Haspelrad.

Verbinden einzelner Module zum Befüllen.

An den Nahtstellen der Module werden die Netze mit Seilen verknüpft und die Dichtungsplanen mit Klettband verbunden.

Nach dem Ausrollen erfolgte die Befüllung der Schläuche mit Wasser aus einem Unterflurhydranten in der Unteren Maingasse.  Der Wasserdruck reichte ohne Pumpe aus.

 

Verlegung des Deiches nach dem Anwesen "Sonnenschein" in den rückwärtigen Bereich.

 Abbau = umgekehrte Reihenfolge wie Aufbau

Abläufe öffnen und das Wasser ausströmen lassen

 

Das Modul mit Plane wieder einrollen

Dabei wird mithilfe der Haspelräder beim Aufrollen das restliche Wasser automatisch aus den Schläuchen heraus gedrückt. Zwei Personen drehen an den Handrädern zum Einrollen und 2 Personen bremsen leicht, damit das Modul stramm aufgerollt wird.

Fotos Dieter Gürz (außer Obere Maingasse = Gemeinde)

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