Tanz, Musik, Gänsehautmomente, großes Kino, einfach genial: Theater am Hofgarten begeisterte 850 Kinder und Erwachsene in den Mainfrankensälen mit "Annie - Weihnachten einer Waise"
"Hervorragende schauspielerische Darbietung in allen Rollen, perfekte Besetzung auch in den Nebenrollen," dieses Kompliment war nach den beiden Aufführungen "Annie - Weihnachten einer Waise" in den Mainfrankensälen am 4. Adventssonntag reihum unter der insgesamt 850 Kinder und Erwachsene zählenden Zuhörerschaft zu hören.
Es war ein herzerwärmendes vorweihnachtliches Bühnenstück, das Regisseur Dr. Matthias Brunzel auf der Grundlage des 1977 in New York uraufgeführten Musicals von Charles Strouse ausgearbeitet hat: Die 28. märchenhafte Inszenierung des Veitshöchheimer Laientheaters kurz vor Weihnachten und nun schon die sechste Aufführung unter der Regie des Urologen nach dem "Zauberer von Oz" 2018, "Die Schöne und das Biest" 2019, "Alice im Wunderland" wegen Corona ersatzweise im Mai 2022, "Mary Poppins" im Dezember 2022 und „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ im Vorjahr.
Bei der sehr gelungenen, gefühlvollen Bühnenshow, angereichert mit Tanz und Gesang und emotionaler Stimmung, klappte exzellent das Zusammenspiel der elf erwachsenen Akteure mit den sieben Kindern und Jugendlichen, die zusammen seit Schulbeginn im September zweimal wöchentlich eifrig geprobt hatten.
Die rührende Geschichte eines tapferen Waisenkinds lief als Musical bereits 3200 mal am Broadway, wurde mehrfach verfilmt. Es ist eine Geschichte, in der zwei Leben aufeinanderstoßen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können: Ein Mann, der auf der Sonnenseite steht und beim Leben auf der Überholspur nur von seiner Einsamkeit eingeholt wird, sowie ein Mädchen, das mit großer Entschlossenheit nach seinem Glück greift, als sich auch nur die geringste Chance bietet, ihrer Notlage zu entkommen.
Bernd Schäfer (re.) erster Vorstand des am 5. Juni 1987 in das Vereinsregister eingetragene Theater am Hofgarten Veitshöchheim freute sich zu Beginn der ersten Aufführung mit seiner Schatzmeisterin Sabine Werner und dem Regisseur Dr. Matthias Brunzel über die tolle Resonanz. Es mussten sogar aus Brandschutzgründen einige Besucher abgewiesen werden. Tradition hat, so Bernd Schäfer, seit 2012 erster Vorsitzender, dass das Theater am Hofgarten alljährlich für soziale Zwecke spendet. Bislang sind es schon über 16.000 Euro die an diverse Organisationen für einen karitativen Zweck flossen., so an die Aktion Patenkind der Mainpost, an den Verein „Fortschritt“, an örtliche Kindergärten, an den Verein Greifvogelhilfe e.V., an die Würzburger Kindertafel e.V. , an "Würzburg zeigt Herz e.V.", den Förderverein der Mittelschule flossen. Dieses Mal kam Veitshöchheims Jugendzentrum in den Genuss einer 500 Euro-Spende, die im Bild hocherfreut der Leonhard Blank (2.v.l.), 1. Vorstand des Jugendbahnhof e.V. in Empfang nehmen konnte. Wie er sagte, steht im JUZ die Reparatur des Dart-Apparats an. Da die 500 Euro nicht ausreichen, signalisierte 1. Bürgermeister Jürgen Götz die fehlenden Mittel beizusteuern.
In ein New Yorker Waisenhaus im Jahr 1933 während der Weltwirtschaftskrise versetzte als Erzählerin die Souffleuse Jasmin Reimann.
Die elfjährige Annie (Mina Würzburg) lebt, seit sie denken kann zusammen den vier anderen Waisen Molly (Greta Hornung), Kate (Lena Kauppert), Juli (Theresa Werner) und Tessie (Emely Werner) freudlos in einem Waisenhaus, das von Miss Agatha Hannigan mit eiserner Hand geführt wird, eine Paraderolle für die Frau des Regisseurs Charmaine Brunzel. Im Bild haben die vier Waisen Grund zur Freude, denn Annie ist wieder einmal die Flucht gelungen.
Sie hat schon mehrmals versucht, der tristen Umgebung zu entfliehen, denn sie glaubt fest daran, dass ihre Eltern, von denen ihr nur die Hälfte eines kleinen Medaillons geblieben ist, noch leben und es Gründe dafür gibt, dass sie sie bisher noch nicht abgeholt haben.
Die strenge Heimleiterin lässt die Kinder für sich arbeiten und auch schon mal hungern, wenn sie der Meinung ist, sie hätten kein Essen verdient.
Mit Hilfe Mr. Bundles (Doppelrolle: Volker Graf) gelingt Annie wieder einmal die Flucht im großen Altkleider-Wäschekorb.
Auf ihrem Weg durch die Straßen von New York trifft sie eine Maisverkäuferin (Marie Schädel), die ihr jedoch bei der Suche nach ihren Eltern nicht behilflich sein kann.
Annie gerät schließlich in die Fänge eines Polizisten (Matthias Mader), der sie schnurstracks wieder sehr zur Freude der Heimleiterin ins Waisenhaus zurückbringt.
Den Waisenkindern macht es eine Freude, die schreckliche Heimleiterin zu ärgern, auch wenn sie dann immer wieder bestraft werden und im Haus mit einer Zahnbürste reinigen müssen.
Da kommt einer Tages Grace Farrell (Carina Wohlfart in einer weiteren tragenden Rolle des Stücks), die Assistentin des Milliardärs Oliver Warbucks, ins Waisenhaus, der sich wünscht, dass ein Waisenkind bei ihm zu Hause das Weihnachtsfest verbringt.
Sie wählt Annie aus, die sich darüber mit den anderen Mädchen sehr freut.
Das Markenzeichen von Matthias Brunzel als Regisseur sind auch heuer wieder, jeweils passend zu den Spielszenen, zehn auf eine große Leinwand projizierte sehr farbenfrohe Bilder, die Ensemblemitglied Petra Schwitkowski grafisch sehr aufwändig kreiert hat, so wie hier, als Annie's Reise sie vom grausamen Waisenhaus über die kalten Straßen New Yorks in das luxuriöse schlossähnliche Heim des Milliardärs führt.
Annie genießt schon bald das luxuriöse Leben bei den Warbucks, interessiert sich für die Geschäfte des Milliardärs, der am Telefon gerade Präsident Roosevelt zum Weihnachtsfest in sein Haus einlädt.
Neben Grace lieben auch alle anderen Bediensteten (im Bild oben Hausbotin Josephine (Marie Düll) und Butler Drake (Volker Graf) das Kind, das nur Freude verbreitet.
Durch gemeinsame Unternehmungen wie hier in der Stadt mit dem Lied "Du New York" nähern sie sich immer mehr an. Durch Geschenke versucht Warbucks Annie für sich zu gewinnen.
Als Mr. Warbucks Annie den Vorschlag macht, sie adoptieren zu wollen, ist Annie die Freude darüber zwar anzusehen, gleichzeitig teilt sie ihm aber mit, dass sie auf der Suche nach ihren richtigen Eltern sei, deren Hälfte eines Medaillons sie immer um den Hals trägt. Annie sucht jedoch nach wie vor nach ihren Eltern. Warbucks verspricht ihr, sie dabei zu unterstützen. Er setzt eine Belohnung in Höhe von 50.000 Dollar aus, wenn die Eltern sich melden und nachweisen können, dass Annie ihre Tochter sei. Das zieht natürlich viele Scharlatane an, die an das ausgesetzte Geld kommen möchten.
So auch die arglistige Heimleiterin, die mit Hilfe zweier Komplizen und einem hinterhältigen Trick versucht, durch Annie reich zu werden. Dabei wollen ihr exzellent schauspielernd ihr gerade aus dem Gefängnis entlassener Bruder Mr. Rooster (Manuel Seemann) und dessen Geliebte Lily (Anina Hornung) helfen.
Mit der Gesangs- und Musikeinlage der ursprünglichen Musical-Fassung "Schnelles Geld" verdeutlicht das Trio sein Ansinnen.
Überhaupt ist es ein Anliegen von Matthias Brunzel Anliegen die Botschaft des Stückes Widerstandskraft gegenüber Widrigkeiten und den Idealismus rüberzubringen, der besagt: „Die Sonne wird hervorkommen“. So legen auch die vier im Waisenhaus verbliebenen Kinder einen Tanz aufs Parkett.
Szenenwechsel: Da die Suche nach Annies Eltern erfolglos bleibt, willigt Annie ein, von Warbucks adoptiert zu werden.
Gerade als die entsprechenden Formalitäten durchgeführt werden sollen, erscheint ein Ehepaar (die Heimleiterin und ihr Bruder), das behauptet, Annie sei ihre Tochter. Sie erzählen eine rührende Geschichte, warum sie ihr Kind weggeben mussten.
Sie legen dann Annies Geburtsurkunde zum Beweis vor, zudem holen sie die zweite Hälfte von Annies Medaillon aus einer Tasche hervor, die hier links im Bild Richter Brandeis (Michael Gartner) prüft, aber nichts zu beanstanden hat.
Das Gaunerpaar will die Kleine gleich mitnehmen, werden daran aber von Warbucks gehindert, der mit Annie den Weihnachtsfesttag begehen will.
Doch Annie ist das Feiern vergangen. Sie ist alles andere als glücklich darüber, in diesen Leuten ihre Eltern sehen zu sollen. Hier wird sie von Grace getröstet.
Warbucks stimmt zum Fest die wunderschöne, gefühlvolle Interpretation von "Tomorrow" aus dem ursprünglichen Musical an.
Anderentags hat Annie ihre Sachen gepackt und wartet auf ihre Eltern.
Als sie erscheinen, haben sie es ziemlich eilig, mit Annie und vor allem dem Scheck zu verschwinden.
Im Waisenhaus verplappert Lily sich zu dieser Zeit gegenüber den Mädchen, dass die Heimleiterin, die Annie ihr Glück keinen Augenblick gegönnt hat, einen Plan entwickelt hat, wie man an die Belohnung kommen könnte.
Gerade wil das Gaunerpaar mit der darüber unwilligen Annie Warbucks Anwesen verlassen.
Doch da taucht überraschend Lily mit den Waisenkindern auf. Diese haben ihr weisgemacht, dass sie ihren Anteil aus der Belohnung nicht erhalten werde.
Die Scharade fliegt auf und Miss Hannigan und ihr vielfach gesuchter Bruder werden festgenommen. Der Präsident der Vereinigten Staaten Franklin D. Roosevelt (Bildmitte - Uwe Werner) höchstpersönlich hat dafür gesorgt.
Der Präsident teilt Annie auch mit, dass ihre Eltern leider tot seien.
Den Waisenkindern verspricht der Präsident, dass er sich selbst darum kümmern werde, dass jedes von ihnen ein schönes Zuhause bekomme.
Und Annie ist glücklich, dass sie nun Warbucks Tochter wird und mit Grace wohl auch ihre Adoptivmutter wird.
Zum Schluss interpretierten alle bis auf die Heimleiterin und ihren Bruder mit Geliebter tänzerisch und gesanglich auch "Zusammen zum Glück".
Weiter gehörten dem Ensemble an Valentina Reimann (Hausdame Olivia) und Michael Lightbeer (Kurzeinblendung als Radiosprecher Mr. Healey).