Veitshöchheimer und Gadheimer Feldgeschworene verfügen nun über ein 10.000 Euro teures GPS-Messgerät zum leichteren Auffinden von Grenzsteinen
Die Feldgeschworenen aus Veitshöchheim und Gadheim freuen sich über ein neues GPS-Gerät, das sich die Gemeinde knapp 10.000 Euro kosten ließ. Es erleichtert wesentlich ihre Aufgaben, wenn sie ...
Link auf Mainpost-Online vom 27.11.2024
Die Veitshöchheimer und Gadheimer Feldgeschworenen freuen sich über das neue GPS-Gerät, das sich die Gemeinde knapp 10.000 Euro kosten ließ. Es erleichtert wesentlich ihre Aufgaben beim Auffinden und Setzen von Grenzsteinen. Bei der Auslieferung und Einweisung in das Gerät durch einen Vertreter der Lieferfirma GeoInform im Bauhof waren anwesend v.l.n.r. Michael Köhler, Johannes Dieck, Hans Nieberler, Hilmar Laug, Bürgermeister Jürgen Götz, Johannes Römert, David Salaws (GeoInform Würzburg), Bauhofleiter Thomas Remling, Franz-Josef Weißenberger und Karl Wolf.
Seit Sommer 2022 darf sich Veitshöchheim "Digitales Amt" nennen und nimmt seitdem in Sachen Digitalisierung der Verwaltungen eine Vorreiterrolle bei den „kleinen“ Kommunen in Bayern ein. Nach den Worten von Bürgermeister Jürgen Götz schreitet die Digitalisierung bei der Gemeinde immer mehr voran und bezieht nun auch die Aufgaben der Feldgeschworenen mit ein. Hier setzte die Technik inzwischen auf GPS in Verbindung mit einem Satelliten und Online-Austausch mit dem Vermessungsamt. Die Firma GeoInform in Würzburg lieferte dafür nun die kommunale GNSS-Komplettlösung mit einem 10" Windows-Panasonic-Tablet mit 8GB RAM und < 500 Betriebsstunden. Der GNSS-Receiver berechnet eine cm-genaue Position und zeigt den Standpunkt direkt auf Basis der ALKIS (Amtliches Liegenschaftskataster-Informationssystem) in Kominfo.mobile an. Es sind Schrägmessungen bis zu 60 Grad möglich.
Der erste Einsatz
Die Siebener von Gadheim waren gleich am nächsten Tag mit dem neuen GPS-Gerät zur Überprüfung der Grenzen auf dem Weg am Wald der Gemarkungsgrenze Gadheim-Würzburg unterwegs. Wie Obmann Johannes Römert berichtet, "hat das Gerät bei der Suche nach den Grenzsteinen unsere Erwartungen zu 100 Prozent erfüllt und uns zentimetergenau die Standorte der Grenzsteine angezeigt." Die Feldgeschworenen konnten mit dem Gerät alle Grenzsteine, trotz der Baumaßnahmen im Zuge des Ausbaus WÜ 3, finden. Sie waren durch Auffüllmaßnahmen bis zu 50 Zentimeter tief verschüttet. Auch mit der Bedienung und Handhabung des Gerätes habe es beim ersten Einsatz keine Probleme gegeben. Es sei sehr bedienerfreundlich. Römert: "Wir sind sehr froh, dass wir fünf Jahre nach unserem ersten Antrag endlich dieses moderne Hilfsmittel zur Verfügung haben."
Aufgaben der Feldgeschworenen in Bayern
Feldgeschworene kümmern sich um den Bestand und Erhalt der Grenzzeichen und unterstützen die Ämter für Digitalisierung, Breitband und Vermessung. Dabei üben sie seit 500 Jahren das älteste kommunale Ehrenamt in Bayern aus. Die Feldgeschworenen sind zur gewissenhaften und unparteiischen Tätigkeit sowie zur Verschwiegenheit und Bewahrung des Siebenergeheimnisses durch Eidesform auf Lebenszeit verpflichtet.
Die Abmarkung macht die Eigentumsgrenzen allgemein sichtbar und dient so der optimalen Bodennutzung und dem Grenzfrieden. Die Siebener übernehmen zudem eine wichtige Mittlerfunktion zwischen Bürger und Vermessungsamt und tragen durch ihr Ansehen und örtliches Engagement zum nachbarschaftlichen Frieden bei. Als ortskundige und anerkannte Vertrauenspersonen sind sie unersetzbar.
Das "Feldgeschworenenwesen in Bayern" wurde als lebendige und traditionsreiche Kulturform im Dezember 2016 in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Die Abmarkung wird grundsätzlich von den staatlichen Vermessungsbehörden vollzogen. Die Feldgeschworenen wirken hierbei mit. Durch gemeindliche Satzung kann bestimmt werden, dass bei den behördlichen Vermessungen das Setzen und Entfernen von Grenzsteinen den Feldgeschworenen vorbehalten ist. Die Feldgeschworenen können dabei ihr geheimes Zeichen (Siebenergeheimnis) einbringen. Das für die Abmarkung zuständige Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung wird dadurch nicht von der Verantwortung für den richtigen und sachgemäßen Steinsatz befreit.
Selbstständige Arbeiten der Feldgeschworenen
Feldgeschworene dürfen einmal gesetzte Grenzzeichen suchen und aufdecken, wenn ein Grundstückseigentümer dies beantragt. Ferner dürfen Feldgeschworene innerhalb eines engen gesetzlichen Rahmens Abmarkungshandlungen in eigener Zuständigkeit und Verantwortlichkeit vornehmen.