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Bürgerreise nach Greve in Chianti: Wunderschöne Erinnerungen und die Vorfreude auf die nächste Begegnung

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Am Himmelfahrtstag machte sich eine Gruppe von 36 Bürgern zu sehr früher Stunde voller Vorfreude auf die 956km lange Reise in die toskanische Partnergemeinde; die letzte Bürgerreise hatte im Oktober 2019 stattgefunden, danach vereitelte das Corona-Virus alle weiteren Pläne.

Für manche war es die erste Reise nach Greve, manch andere waren schon mehrmals da, darunter einige sogar schon vor 31 Jahren, vor der Besiegelung der Partnerschaft vor 30 Jahren, als man sich im Rahmen einer einwöchigen Toskana-Reise auf die Suche nach einer geeigneten Partnerstadt gemacht hatte.

In all diesen Jahren wurden Kontakte auf vielen Ebenen gepflegt; zwischen Jägern, dem Musikverein und der Banda von Panzano; Ensembles der Musikschule, der Kinder-, Jugend- und Projektchor gastierten vor Ort und das Chianti-Jugendorchester machte sich auf den Weg zu uns, um gemeinsam mit der Big Band der Musikschule gemeinsam zu musizieren und Konzerte zu geben.

Es fanden auch mehrere Künstler-Workshops statt. Vor allem aber pflegen die Mittelschulen beider Gemeinden seit mehr als 10 Jahren einen sehr erfolgreichen Austausch.

Greve (links das Rathaus) hat heute etwas mehr Einwohner als Veitshöchheim, gehört aber flächenmäßig zu den größten Gemeinden Italiens. Eingebettet in eine der schönsten Kulturlandschaften der Welt, in der der liebe Gott alles wachsen lässt, was gut ist, hat es sich zu einem Touristenmagnet entwickelt – jedoch der „entschleunigten, nachhaltigeren Art“, im Sinne der „Città Slow“, einer Bewegung, die vor 25 Jahren vom damaligen Bürgermeister Paolo Saturnini initiiert worden war und zu deren ersten Mitglieder Greve, Positano, Orvieto und Bra im Piemont gehörten.

Mittlerweile umfasst die Bewegung mehr als 70 Orte in Italien und über 300 weltweit. Regionalität, kurze Wege für biologisch angebaute Produkte, ein möglichst geringer Fußabdruck, Respekt vor der Natur und dem Gast, soziales Miteinander stehen im Mittelpunkt.

Wer die Piazza betritt, egal zu welcher Tageszeit, dem geht das Herz auf. Am Wochenende unseres Besuchs feierte man 25jähriges Jubiläum, das bedeutete für uns aber auch, dass wir nicht die einzige oder Hauptattraktion waren. Zudem befindet sich der Bürgermeister im Wahlkampf, mit der berechtigten Hoffnung, ein drittes Mal gewählt zu werden.

Am ersten Abend lud uns die Gemeinde Greve in eine typisch toskanische Trattoria zu einem mehrgängigen leckeren Essen ein, bei bester Stimmung.

Die beiden Bürgermeister begrüßten einander herzlich und richteten Grußadressen an die Versammelten, die von der Partnerschaftsbeauftragten, Sieglinde Winter-Denk, übersetzt wurden.

Jürgen Götz gab einen kurzen Rückblick auf die Entwicklung der Partnerschaft und merkte, wie Paolo Sottani, an, dass der Austausch der beiden Mittelschulen mittlerweile eine tragende Säule der Partnerschaft geworden sei.

Auf dem Papier unterhält Greve 13 Partnerschaften; diejenige mit Veitshöchheim und einem Ort in Delaware funktionieren jedoch mit Abstand am besten. Paolo versprach, unabhängig vom Ausgang der Kommunalwahlen im Juni, ob nun als Bürgermeister oder als einfacher Bürger, mit einer Delegation, und auch Musikern der Banda, zum Weinfest nach Veitshöchheim zu kommen.

Am Freitag, den 10. Mai, wurden wir vom sympathischen und kompetenten Busfahrer Andreas in ca. 90 Minuten nach Arezzo gebracht, einer wunderschönen Stadt, die vor den Römern von den Etruskern besiedelt worden war.  Seinen Höhepunkt hatte Arezzo zwischen dem Mittelalter und der Renaissance. Davon zeugt die Stadt noch heute mit ihren Kirchen, Palästen, Denkmälern und Museen, die außergewöhnliche Kunstwerke beherbergen.

Eine sehr versierte deutschsprachige Reiseführerin brachte uns in einer mehrstündigen Führung einige dieser Kunstwerke, darunter den weltberühmten Freskenzyklus von Piero della Francesca, auf beeindruckende Weise nah.

Der Tag klang in der besten Pizzeria Greves, Da Alessandro, zur Zufriedenheit aller aus; wir wurden mit zweierlei Vorspeisen und einer beeindruckenden Pizza-Variation, toskanischen Weinen, sowie Vin Santo und Cantuccini zum Abschluss verwöhnt.

Am dritten Tag der Reise ging es in knapp einstündiger Fahrt nach San Gimignano, dem sogenannten Manhattan des Mittelalters; die Kleinstadt ist von Mauern aus dem 13. Jahrhundert umgeben, eingebettet in eine herrliche Hügellandschaft. Ein jeder hatte genügend Zeit, die vielen schönen Ecken San Gimignanos, das nach Siena, Pisa und Florenz die meistbesuchte Stadt der Toskana ist, für sich zu entdecken.

Nach unserer Rückkehr war auf der Piazza von Greve das Jubiläum von Città Slow bei prallem Sonnenschein voll im Gange; musikalisch bereichert wurde es erst von eine lokalen Street Band „Gli AMICI di’CHIANTI“, anschließend vom Veitshöchheimer Saxophonquartett unter der Leitung von Erhard Rada und Mitwirkung von unserem Bürgermeister, Günter Hoier und Marc Winter; mit einem einstündigen, sehr abwechslungsreichen Programm sorgte das Quartett für viel Begeisterung, vor allem als auch noch das Veitshöchheim Lied angestimmt wurde.

Der wunderschöne Tag klang stimmungsvoll bei einem typisch toskanischen Essen (Pappardelle mit Wildschweinragout, zweierlei Braten, Rosmarinkartoffeln und Kuchen) im Lokal Casa del Popolo aus.

Gerne wäre man noch geblieben; bereichert von vielen schönen gemeinsamen Erlebnissen in so kurzer Zeit, in einer äußerst harmonischen Gruppe, mussten wir uns jedoch am Sonntag, den 12. Mai, auf den langen Weg nach Hause machen – mit viel Stau zwischen Gardasee und Innsbruck.

Es bleiben wunderschöne Erinnerungen und die Vorfreude auf die nächste Begegnung mit unseren italienischen Freunden.

A presto, cari amici!

Text: Sieglinde Winter-Denk, Partnerschaftsbeauftragte

Fotos von ihr und Reinhold Schöberl

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