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Landkreis-Ferienprogramm: Über 200 Kinder, davon auch viele aus Veitshöchheim, betätigten sich als Imker im Aussiedlerhof Konrad in Rimpar

Veröffentlicht am von Dieter Gürz

Keine Angst mit einem Bienenschwarm in Tuchfühlung zu gehen, hatten diese Kinder aus Veitshöchheim, die heute morgen von zehn bis 13 Uhr im Rahmen des Landkreis-Ferienprogramms in die Erlebnisimkerei von Josef und Christina Konrad auf ihrem Aussiedlerhof in Rimpar kamen.

„Das Spannendste für die Kinder war natürlich der Besuch der Bienenstöcke“, stellte Josef Konrad fest. Zuerst hätten einige Kinder schon ein mulmiges Gefühl gehabt, als sich die Gruppe dem summenden Gewimmel näherte.

Für die Kinder hieß es zunächst Imker-Hut mit Schleier und Schutzjacke überziehen. Dies tat furchtlos auch die 23 Monate alte Nela.

Bevor der Imkermeister einen Wabenrahmen aus einem Holz-Bienenkasten nahm und ihn an den ganz tapferen Simon überreichte, betätigte seine Tocher Lea (ohne Schutzschleier) einen Smoker. „Mit dem Rauch signalisieren wir den Bienen, dass der Imker nun da ist“, so der Experte.

Und wo ist die Königin?“, wollten die Kinder wissen. Der Imker blieb die Antwort nicht lange schuldig. Er prüfte die einzelnen Waben des Bienenstocks. Als das von ihm schon im Vorfeld mit einem gelben Punkt versehene Objekt der Begierde schließlich aus dem Getümmel hervorstach, war die Begeisterung bei den Kindern groß. Ihre anfängliche Angst vor den Bienen war endgültig verschwunden.

 

Der Imker holte sie dann aus der Wabe und zeigte sie zwischen Daumen und Finger eingeklemmt den Kindern, ehe er sie wieder in die Wabe zurücksetzte.

Zuvor schon hatte er den Kindern erläutert, dass Bienen zu den „Staaten bildenden Insekten“ gehören, das heißt dass ein Bienenvolk in eine hervorragend organisierte Sozialgemeinschaft zusammenlebt. Zu einem Bienenvolk gehören eine Königin, mehrere Hundert Drohnen (männliche Bienen) und 45.000 bis 60.000 Arbeiterinnen. Die Arbeiterinnen haben im Laufe ihres Lebens immer neue Aufgaben: Zunächst sind sie Putzbienen, dann Ammen für die Bienenlarven und dann Baumeister der Waben. Sie bereiten den begehrten Honig, verarbeiten den eingetragenen Blütenstaub (Pollen) und bilden den königlichen Futtersaft. Schließlich fliegen sie aus, um Vorräte zu sammeln. Mit 180 bis 250 Flügelschlägen pro Sekunde erreichen die Bienen eine Fluggeschwindigkeit von bis zu 30 km/h. Honigbienen müssen allein 120.000 km zurücklegen, um Nektar für nur ein Glas Honig zu sammeln.

Wie Konrad erzählte, hat er 150 Bienenvölker unter seinen Fittichen, von denen 40 in Kästen auf seinem Hof und die anderen in Zell, Thüngersheim, Veitshöchheim und auch noch in Rimpar verteilt stehen, umgeben von insgesamt sechs Hektar Blühwiesen. Die Ertragslage war nach seinen Worten in diesem Jahr hervorragend. Insgesamt hat er 2,7 Tonnen Honig geschleudert. Die Trockenheit seit Mitte Juli hatte keinen Einfluss mehr auf dieses tolle Ergebnis. Auf die Blühwiese am Rande des Hofes hat er im Spätsommer nun seine Esel und Kühe drauf gelassen, damit alles seinen natürlichen Prozess geht.

Was Josef und Christina Konrad aus dem Honig ihrer Bienenvölker alles selbst machen, konnten am Ende die Kinder und deren Eltern beim Abholen im Hofladen sehen, so neben verschiedenen Honigsorten,  Brotaufstriche mit Honig, Propolis, Bienenwachskerzen, Pflegeprodukte, Met/Honigwein und Pollen.

Insgesamt sind es zehn Kurse mit 20 mit 28 Kindern, die die 32 Jahre alten Eheleute seit dem 3. August abhalten, die letzten beiden am 6. und 10. September.

Zu Beginn erfahren die Teilnehmer im Kreis von Christina Konrad allerlei theoretisches Wissen rund um das Leben der Biene, wie z. B. den Lebenszyklus und Körperbau einer Biene, wie die Biene ihre Waben baut und wie der Honig von der Blüte bis ins Glas kommt.

Sie stellt dabei auch immer wieder Fragen in die Runde, was die Kinder denn schon alles wissen. Wie sie erläuterte, sind Bienen nicht nur wertvoller Honiglieferant, sondern aufgrund ihrer Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen für den Menschen überlebenswichtig. Durch intensive Landwirtschaft, Klimaveränderungen, Globalisierung und Bienensterben sind die kleinen Helfer jedoch gefährdet. Die Zahl der Bienenvölker ist stark rückgängig und es gibt immer weniger Imker.

Neben der Erkundung, wie eine Biene im Bienenstock lebt, war für die Kinder das Schleudern des Honig ein weiteres Highlight. Selbst die noch nicht mal zweijährige Nela war ganz erpicht, die Kurbel der Schleuder mit ihrer Hand zu drehen.

In der Schleuder sorgt die Fliehkraft dafür, dass der zähflüssige Honig beim Rotieren aus den Zellen „geschleudert“ und aufgefangen wird.

Und natürlich wollte die Kleine auch ein eigenes Gläschen mit Honig füllen und wie alle anderen Kinder auch mit nach Hause nehmen, nach dem es Christinas Tochter Lea beschriftet hatte, ebenso auch ein jeder die von selbst gefertigte Wachskerze.

Mit Feuereifer dabei waren die Kleinen auch bei der Herstellung der Waben und von Formen. So wurde das aus Blöcken verflüssigte Wachs in die Form für die Mittelwände gegossen.

Das ganze wird zusammengedrückt und nach dem Erkalten die Presse geöffnet.

 Die Mittelwände werden dann durch Erhitzen mit einem Elektrostift in die Rahmen geschweißt.

 Mit viel Fleiß und Bienenwachs entstanden umgeben von einem Holzrahmen die charakteristischen sechseckigen Zellen, die entweder mit der Brut oder Honig gefüllt werden. Diesen Ablauf machten die Kinder von vorne bis hinten.  Bis zu 2,5 Kilogramm bringt dabei eine gut befüllte Honigwabe auf die Waage.

So waren alle Kinder hautnah dabei und konnten eine tolle Erfahrung fürs Leben machen.

Fotos Dieter Gürz

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